[Spaltenumbruch]
verstehen woltest; so hast du doch leicht abzunehmen, was dir derselbe fürtragen kan, weil du dich solcher hohen Jagd dei- nem Lehn-Brief zuwider, und unwissend unserer Vorfahren, und unser unbefug- ter weise unternommen hast. Datum Dreßden, den letzten Martii anno 1559.
Ein gleichmäßiges Rescript ist auch ertheilet worden an W. von L. den äl- tern zu P. unterm dato Dr. den letz- ten Martii 1559. und an D. von S. un- term dato Dreßden den 18. Martii an. 1559.
Die Beantwortung derDubiorum.
Auff das (1.) da heutiges Tages die Jagd-Gerechtigkeit nach der Meynung vieler Rechts-Lehrer denen Regalien beygezehlet wird, Heig. p. 1. qu. 15. und zwar unter der allgemeinen Jagd-Con- cession nur das Nieder Weydewerck ver- standen wird, die hohen Jagden aber besonders ausgedrucket, und vergünsti- get werden müssen, Knichen de vestit. pact. Part. 2. c. 2. n. 34. So erkennt man, daß dasjenige nicht transferiret werde, was ein Fürst kaum besonders ei- nem zu concediren pflegt. Denn, wo eine Special-Verordnung erfordert wird, ist eine generale nicht gnung; Es wäre höchst ungereimt, wenn man dergleichen Lehr- Sätze auff das wenige, was den Fürst- lichen Regalien beyzuzehlen, appliciren wolte. Daher sagt Jason, daß man auch bey einer reichen Gnaden-Be- zeigung nicht vermuthet, daß der Fürst dasjenige concediren wollen, was sonst nur mit grosser Schwierigkeit erhalten wird. Es ist auch nicht im Wege, daß die Fürstli- chen Wohlthaten in sehr weitläufftigen Verstande zu erklähren L. penult. ff. de Constit. Princip. Denn dieses hat nur statt, wenn die von einem Fürsten geschehene Concession der Wohlthaten, dunckel, un- [Spaltenumbruch]
gewiß und zweiffelhafft ist. Sonsten wenn seine Intention anderwerts deut- lich erhellet, hat die Erklährung nicht statt. Und also ist gewiß, wenn ein Fürst einen mit den Jagd-Rechten belehnet, daß die Nieder-Jagd, und nicht die Ho- he Jagd darunter verstanden werde. Jnsonderheit findet eine sehr weitläuff- tige Erleuterung nicht Platz, wenn des einen Recht verringert wird.
Auff das (2) so ist eine Possess, ohne daß man erweisen könne, auf was Art man dazu gekommen, nicht genungsam. Denn da eine Possess, die einen unrecht- mässigen Ursprung hat, hernach aber ju- stificirt worden, dennoch mangelhafft ist; So macht noch viel mehr derjenige, so gar nicht anzuzeigen vermag, auf was redliche Art er darzu gekommen, seine Possess verdächtig, zumahl, wenn sich der Besitzer der Dienstbarkeit zu eines an- dern Nachtheil bedienet: Denn alsdenn hilfft es ihm nichts, daß er in der Quasi Possess derjenigen Rechte ist, wenn er nicht auf den Verneinungs-Fall seinen Titul beweist, vornehmlich, wenn mit dem Herrn eine Streitigkeit entstanden, Mascard. Vol. 3. Concl. 1190. num. 45. ibi: Klagt einer wider den Herrn, so muß er al- lerdings den Titul beweisen: Dann wann der Herr von dem Vasallen for- dert, daß er den Titul seiner Possess an- zeigen solle, ist er solches zu thun gehal- ten, Rol. a Valle Consil. 89. n 21. 24. 26. lib. 2. Welches auch geschehen muß, wann von dem Titul hauptsächlich vor Gerichte ge- handelt wird, Masc. d. vol. 3. Cons. 1194. n. 71. 72. oder von denen Regalien: Dann diese, weil sie dem Landes-Herrn allein zustehen, ein anderer ohne Titul nicht ha- ben kan, Tusch. Pract. Conclus. lit. T. Concl. 310. n. 11.
CARPZOVII Part. II. Decis. CIX.
Jnhalt.
Obgleich der allgemeine Nießbrauch eines Gutes verstattet worden; So schei- net doch nicht die Jagd-Befugniß mit übergeben zu seyn, dafern der- selben nicht ausdrückliche Meldung geschehen.
[Spaltenumbruch]
Es hatte einer, um die Execution des Raths der Stadt B. von sich abzu- wenden, seinem Creditori ein Dorf W. übergeben, mit allen Einkünfften, und [Spaltenumbruch]
dem völligen Nießbrauche, nur die Ober- Gerichte und das jus patronatus ausge- nommen, es war auch deswegen ein In- strument und Vergleich aufgerichtet wor-
den.
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zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
[Spaltenumbruch]
verſtehen wolteſt; ſo haſt du doch leicht abzunehmen, was dir derſelbe fuͤrtragen kan, weil du dich ſolcher hohen Jagd dei- nem Lehn-Brief zuwider, und unwiſſend unſerer Vorfahren, und unſer unbefug- ter weiſe unternommen haſt. Datum Dreßden, den letzten Martii anno 1559.
Ein gleichmaͤßiges Reſcript iſt auch ertheilet worden an W. von L. den aͤl- tern zu P. unterm dato Dr. den letz- ten Martii 1559. und an D. von S. un- term dato Dreßden den 18. Martii an. 1559.
Die Beantwortung derDubiorum.
Auff das (1.) da heutiges Tages die Jagd-Gerechtigkeit nach der Meynung vieler Rechts-Lehrer denen Regalien beygezehlet wird, Heig. p. 1. qu. 15. und zwar unter der allgemeinen Jagd-Con- ceſſion nur das Nieder Weydewerck ver- ſtanden wird, die hohen Jagden aber beſonders ausgedrucket, und verguͤnſti- get werden muͤſſen, Knichen de veſtit. pact. Part. 2. c. 2. n. 34. So erkennt man, daß dasjenige nicht transferiret werde, was ein Fuͤrſt kaum beſonders ei- nem zu concediren pflegt. Denn, wo eine Special-Verordnung erfordert wird, iſt eine generale nicht gnung; Es waͤre hoͤchſt ungereimt, wenn man dergleichen Lehr- Saͤtze auff das wenige, was den Fuͤrſt- lichen Regalien beyzuzehlen, appliciren wolte. Daher ſagt Jaſon, daß man auch bey einer reichen Gnaden-Be- zeigung nicht vermuthet, daß der Fuͤrſt dasjenige concediren wollẽ, was ſonſt nur mit groſſer Schwierigkeit erhalten wird. Es iſt auch nicht im Wege, daß die Fuͤrſtli- chen Wohlthaten in ſehr weitlaͤufftigen Verſtande zu erklaͤhren L. penult. ff. de Conſtit. Princip. Denn dieſes hat nur ſtatt, wenn die von einem Fuͤrſten geſchehene Concesſion der Wohlthaten, dunckel, un- [Spaltenumbruch]
gewiß und zweiffelhafft iſt. Sonſten wenn ſeine Intention anderwerts deut- lich erhellet, hat die Erklaͤhrung nicht ſtatt. Und alſo iſt gewiß, wenn ein Fuͤrſt einen mit den Jagd-Rechten belehnet, daß die Nieder-Jagd, und nicht die Ho- he Jagd darunter verſtanden werde. Jnſonderheit findet eine ſehr weitlaͤuff- tige Erleuterung nicht Platz, wenn des einen Recht verringert wird.
Auff das (2) ſo iſt eine Poſſeſſ, ohne daß man erweiſen koͤnne, auf was Art man dazu gekommen, nicht genungſam. Denn da eine Poſſeſſ, die einen unrecht- maͤſſigen Urſprung hat, hernach aber ju- ſtificirt worden, dennoch mangelhafft iſt; So macht noch viel mehr derjenige, ſo gar nicht anzuzeigen vermag, auf was redliche Art er darzu gekommen, ſeine Poſſeſſ verdaͤchtig, zumahl, wenn ſich der Beſitzer der Dienſtbarkeit zu eines an- dern Nachtheil bedienet: Denn alsdenn hilfft es ihm nichts, daß er in der Quaſi Poſſeſſ derjenigen Rechte iſt, wenn er nicht auf den Verneinungs-Fall ſeinen Titul beweiſt, vornehmlich, wenn mit dem Herrn eine Streitigkeit entſtanden, Maſcard. Vol. 3. Concl. 1190. num. 45. ibi: Klagt einer wider den Herrn, ſo muß er al- lerdings den Titul beweiſen: Dann wann der Herr von dem Vaſallen for- dert, daß er den Titul ſeiner Poſſeſſ an- zeigen ſolle, iſt er ſolches zu thun gehal- ten, Rol. a Valle Conſil. 89. n 21. 24. 26. lib. 2. Welches auch geſchehen muß, wann von dem Titul hauptſaͤchlich vor Gerichte ge- handelt wird, Maſc. d. vol. 3. Conſ. 1194. n. 71. 72. oder von denen Regalien: Dann dieſe, weil ſie dem Landes-Herrn allein zuſtehen, ein anderer ohne Titul nicht ha- ben kan, Tuſch. Pract. Concluſ. lit. T. Concl. 310. n. 11.
CARPZOVII Part. II. Deciſ. CIX.
Jnhalt.
Obgleich der allgemeine Nießbrauch eines Gutes verſtattet worden; So ſchei- net doch nicht die Jagd-Befugniß mit uͤbergeben zu ſeyn, dafern der- ſelben nicht ausdruͤckliche Meldung geſchehen.
[Spaltenumbruch]
Es hatte einer, um die Execution des Raths der Stadt B. von ſich abzu- wenden, ſeinem Creditori ein Dorf W. uͤbergeben, mit allen Einkuͤnfften, und [Spaltenumbruch]
dem voͤlligen Nießbrauche, nur die Ober- Gerichte und das jus patronatus ausge- nommen, es war auch deswegen ein In- ſtrument und Vergleich aufgerichtet wor-
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[85/0659]
zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
verſtehen wolteſt; ſo haſt du doch leicht
abzunehmen, was dir derſelbe fuͤrtragen
kan, weil du dich ſolcher hohen Jagd dei-
nem Lehn-Brief zuwider, und unwiſſend
unſerer Vorfahren, und unſer unbefug-
ter weiſe unternommen haſt. Datum
Dreßden, den letzten Martii anno 1559.
Ein gleichmaͤßiges Reſcript iſt auch
ertheilet worden an W. von L. den aͤl-
tern zu P. unterm dato Dr. den letz-
ten Martii 1559. und an D. von S. un-
term dato Dreßden den 18. Martii an.
1559.
Die Beantwortung der Dubiorum.
Auff das (1.) da heutiges Tages die
Jagd-Gerechtigkeit nach der Meynung
vieler Rechts-Lehrer denen Regalien
beygezehlet wird, Heig. p. 1. qu. 15. und
zwar unter der allgemeinen Jagd-Con-
ceſſion nur das Nieder Weydewerck ver-
ſtanden wird, die hohen Jagden aber
beſonders ausgedrucket, und verguͤnſti-
get werden muͤſſen, Knichen de veſtit.
pact. Part. 2. c. 2. n. 34. So erkennt
man, daß dasjenige nicht transferiret
werde, was ein Fuͤrſt kaum beſonders ei-
nem zu concediren pflegt. Denn, wo eine
Special-Verordnung erfordert wird, iſt
eine generale nicht gnung; Es waͤre hoͤchſt
ungereimt, wenn man dergleichen Lehr-
Saͤtze auff das wenige, was den Fuͤrſt-
lichen Regalien beyzuzehlen, appliciren
wolte. Daher ſagt Jaſon, daß man
auch bey einer reichen Gnaden-Be-
zeigung nicht vermuthet, daß der Fuͤrſt
dasjenige concediren wollẽ, was ſonſt nur
mit groſſer Schwierigkeit erhalten wird.
Es iſt auch nicht im Wege, daß die Fuͤrſtli-
chen Wohlthaten in ſehr weitlaͤufftigen
Verſtande zu erklaͤhren L. penult. ff. de
Conſtit. Princip. Denn dieſes hat nur ſtatt,
wenn die von einem Fuͤrſten geſchehene
Concesſion der Wohlthaten, dunckel, un-
gewiß und zweiffelhafft iſt. Sonſten
wenn ſeine Intention anderwerts deut-
lich erhellet, hat die Erklaͤhrung nicht
ſtatt. Und alſo iſt gewiß, wenn ein Fuͤrſt
einen mit den Jagd-Rechten belehnet,
daß die Nieder-Jagd, und nicht die Ho-
he Jagd darunter verſtanden werde.
Jnſonderheit findet eine ſehr weitlaͤuff-
tige Erleuterung nicht Platz, wenn des
einen Recht verringert wird.
Auff das (2) ſo iſt eine Poſſeſſ, ohne
daß man erweiſen koͤnne, auf was Art
man dazu gekommen, nicht genungſam.
Denn da eine Poſſeſſ, die einen unrecht-
maͤſſigen Urſprung hat, hernach aber ju-
ſtificirt worden, dennoch mangelhafft iſt;
So macht noch viel mehr derjenige, ſo
gar nicht anzuzeigen vermag, auf was
redliche Art er darzu gekommen, ſeine
Poſſeſſ verdaͤchtig, zumahl, wenn ſich der
Beſitzer der Dienſtbarkeit zu eines an-
dern Nachtheil bedienet: Denn alsdenn
hilfft es ihm nichts, daß er in der Quaſi
Poſſeſſ derjenigen Rechte iſt, wenn er
nicht auf den Verneinungs-Fall ſeinen
Titul beweiſt, vornehmlich, wenn mit
dem Herrn eine Streitigkeit entſtanden,
Maſcard. Vol. 3. Concl. 1190. num. 45. ibi: Klagt
einer wider den Herrn, ſo muß er al-
lerdings den Titul beweiſen: Dann
wann der Herr von dem Vaſallen for-
dert, daß er den Titul ſeiner Poſſeſſ an-
zeigen ſolle, iſt er ſolches zu thun gehal-
ten, Rol. a Valle Conſil. 89. n 21. 24. 26. lib. 2.
Welches auch geſchehen muß, wann von
dem Titul hauptſaͤchlich vor Gerichte ge-
handelt wird, Maſc. d. vol. 3. Conſ. 1194.
n. 71. 72. oder von denen Regalien: Dann
dieſe, weil ſie dem Landes-Herrn allein
zuſtehen, ein anderer ohne Titul nicht ha-
ben kan, Tuſch. Pract. Concluſ. lit. T. Concl.
310. n. 11.
CARPZOVII
Part. II. Deciſ. CIX.
Jnhalt.
Obgleich der allgemeine Nießbrauch eines Gutes verſtattet worden; So ſchei-
net doch nicht die Jagd-Befugniß mit uͤbergeben zu ſeyn, dafern der-
ſelben nicht ausdruͤckliche Meldung geſchehen.
Es hatte einer, um die Execution des
Raths der Stadt B. von ſich abzu-
wenden, ſeinem Creditori ein Dorf W.
uͤbergeben, mit allen Einkuͤnfften, und
dem voͤlligen Nießbrauche, nur die Ober-
Gerichte und das jus patronatus ausge-
nommen, es war auch deswegen ein In-
ſtrument und Vergleich aufgerichtet wor-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/659>, abgerufen am 29.12.2024.
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