Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite
Anhang unterschiedener nützlicher
STRYKII
Consilium LXXXVII.
Jnhalt.
Von der Ober-Jagd, die aus sehr alten Lehn-Brieffen und der undencklichen
Possess wider den Landes-Herrn geschützt worden.
[Spaltenumbruch]

DEmnach über die zwischen dem Hrn.
G. R. V. B. und dem Hoch-Fürstli-
chen Forst-Amt zu D. in puncto der O-
ber-Jagden ergangene Acta mein in Rech-
ten gegründetes Bedencken verlangt wor-
den; So habe ich die von beyden Thei-
len übergebene Schrifften, Acta und auf-
genommene Attestata mit Fleiß verlesen,
und befinde, daß das Momentum cau-
sae
und die davon dependirende Decision
laut Hoch-Fürstlichen Rescripti vom 30.
Nov. Anno 1696. hierauff beruhe:

Ob nicht wohlgedachter Herr G. R.
V. B.
so viel ausgeführet, daß der-
selbe in denen 3. Dörffern quae-
stionis
und darzu gehörigen Feld-
Marcken und Holtzungen die ho-
hen Jagden hergebracht und zu ex-
ercir
en befugt sey.

Wenn nun die Acta mit Fleiß er-
wogen werden, so befindet sich hier ein
weit mehres, als ein blosses Herbringen,
indem diß Wort zum höchsten ein meh-
rers nicht, als eine Observanz oder biß-
herigen Gebrauch mit sich führet. Denn
die Observanz erfordert noch weniger,
als die Gewohnheit, weil sie mehr im
Thun bestehet, und aus einer lang fort-
gesetzten Observanz erwächset die Ge-
wohnheit.

Sondern es kommen hier zusam-
men die Vermuthung eines gemeinen
Rechts, die mit denen Jagden in generel-
l
en Worten eingerichtete Investitur und
eine auff mehr als 100. Jahr beständige
Possession, daher der künfftige Judex die-
se Sache nicht aus einem oder andern
Principio, so lange nach der alten Inve-
stitur
erstlich von denen neuern Docto-
ribus
gemachet und von dem Forst-Amt
zu D. hauptsächlich urgiret worden, con-
siderir
en, sondern in diesem Wercke, wo-
von denen durch einen alten Edelmann
dieser Familie zustehenden Rechten dispu-
tirt
wird, auf die vor Alters übliche Rech-
te und damahls gewöhnlichen Stylum
der Lehn-Brieffe sein Absehen nehmen,
und folgends den darauff folgenden Ge-
[Spaltenumbruch] brauch und Ubung dieses Rechts damit
conferiren muß, alsdann aus dieser Zu-
sammenhaltung derer Rechte und Zeiten,
der Ausschlag nicht anders als vor die
gerechte Jagddianische und jetzo Berns-
dorffianische Sache fallen kan.

Solches aber desto klährer vor Au-
gen zu legen, dienet zum General-Fun-
dament

1) Die natürliche Freyheit auff ei-
genem Grund und Boden allerhand
Wildpräth, groß und klein, nach Belie-
ben zu fangen, welche durch den Bey-
stand des im Reiche angenommenen ge-
meinen Rechts dergestalt bestättiget ist,
daß von etlichen Seculis die Besitzer der
Güther eine gegründete Meynung des
Rechtes nach Belieben Wild zu fangen
vor sich haben, per §. Ferae igitur bestiae.
12. Inst. de Rer. Div.

Und zwar nicht alleine zu der Zeit,
da in der Römischen Republic das ge-
meine Volck das Regiment hatte, son-
dern auch, da es unter der Monarchie
gestanden, wie solcher Monarchischer Sta-
tus
zu Zeiten des Justiniani unstreitig ge-
wesen, und ist solche Freyheit auf seinem
Boden zu jagen, durch das gemeine Gese-
tze niemahls geändert, noch auch das Wie-
der-Spiel in allen teutschen Provintzien
durch eine gleichförmige Gewohnheit diß-
falls eingeführt worden.

Weil aber leicht abzusehen, daß wi-
der dieses Fundament die gemeine Mey-
nung derer Doctoren angeführet wer-
den dürffte, daß das bürgerliche Recht in
diesem Fall durch die Gewohnheit wäre
abgeschaffet worden, oder auch niemahls
zur Observanz gekommen wäre, so kan
doch

2) Nicht ausser Augen gesetzet wer-
den, daß die itzige Frage vom Jagd-Recht,
insonderheit derer hohen Jagden im
Nieder-Sächsischen Creyse sich enthal-
te, woselbst vor 200. Jahren, da die al-
ten Lehn-Briefe ausgegeben, ohnstrei-
tig das gemeine Sächsische Recht in völ-
liger Observanz gewesen, weil das bür-

gerliche
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
STRYKII
Conſilium LXXXVII.
Jnhalt.
Von der Ober-Jagd, die aus ſehr alten Lehn-Brieffen und der undencklichen
Poſſeſs wider den Landes-Herrn geſchuͤtzt worden.
[Spaltenumbruch]

DEmnach uͤber die zwiſchen dem Hrn.
G. R. V. B. und dem Hoch-Fuͤrſtli-
chen Forſt-Amt zu D. in puncto der O-
ber-Jagden ergangene Acta mein in Rech-
ten gegruͤndetes Bedenckẽ verlangt wor-
den; So habe ich die von beyden Thei-
len uͤbergebene Schrifften, Acta und auf-
genommene Atteſtata mit Fleiß verleſen,
und befinde, daß das Momentum cau-
ſæ
und die davon dependirende Deciſion
laut Hoch-Fuͤrſtlichen Reſcripti vom 30.
Nov. Anno 1696. hierauff beruhe:

Ob nicht wohlgedachter Herr G. R.
V. B.
ſo viel ausgefuͤhret, daß der-
ſelbe in denen 3. Doͤrffern quæ-
ſtionis
und darzu gehoͤrigen Feld-
Marcken und Holtzungen die ho-
hen Jagden hergebracht und zu ex-
ercir
en befugt ſey.

Wenn nun die Acta mit Fleiß er-
wogen werden, ſo befindet ſich hier ein
weit mehres, als ein bloſſes Herbringen,
indem diß Wort zum hoͤchſten ein meh-
rers nicht, als eine Obſervanz oder biß-
herigen Gebrauch mit ſich fuͤhret. Denn
die Obſervanz erfordert noch weniger,
als die Gewohnheit, weil ſie mehr im
Thun beſtehet, und aus einer lang fort-
geſetzten Obſervanz erwaͤchſet die Ge-
wohnheit.

Sondern es kommen hier zuſam-
men die Vermuthung eines gemeinen
Rechts, die mit denen Jagden in generel-
l
en Worten eingerichtete Inveſtitur und
eine auff mehr als 100. Jahr beſtaͤndige
Poſſesſion, daher der kuͤnfftige Judex die-
ſe Sache nicht aus einem oder andern
Principio, ſo lange nach der alten Inve-
ſtitur
erſtlich von denen neuern Docto-
ribus
gemachet und von dem Forſt-Amt
zu D. hauptſaͤchlich urgiret worden, con-
ſiderir
en, ſondern in dieſem Wercke, wo-
von denen durch einen alten Edelmann
dieſer Familie zuſtehenden Rechten diſpu-
tirt
wird, auf die vor Alters uͤbliche Rech-
te und damahls gewoͤhnlichen Stylum
der Lehn-Brieffe ſein Abſehen nehmen,
und folgends den darauff folgenden Ge-
[Spaltenumbruch] brauch und Ubung dieſes Rechts damit
conferiren muß, alsdann aus dieſer Zu-
ſammenhaltung derer Rechte und Zeiten,
der Ausſchlag nicht anders als vor die
gerechte Jagddianiſche und jetzo Berns-
dorffianiſche Sache fallen kan.

Solches aber deſto klaͤhrer vor Au-
gen zu legen, dienet zum General-Fun-
dament

1) Die natuͤrliche Freyheit auff ei-
genem Grund und Boden allerhand
Wildpraͤth, groß und klein, nach Belie-
ben zu fangen, welche durch den Bey-
ſtand des im Reiche angenommenen ge-
meinen Rechts dergeſtalt beſtaͤttiget iſt,
daß von etlichen Seculis die Beſitzer der
Guͤther eine gegruͤndete Meynung des
Rechtes nach Belieben Wild zu fangen
vor ſich haben, per §. Feræ igitur beſtiæ.
12. Inſt. de Rer. Div.

Und zwar nicht alleine zu der Zeit,
da in der Roͤmiſchen Republic das ge-
meine Volck das Regiment hatte, ſon-
dern auch, da es unter der Monarchie
geſtanden, wie ſolcher Monarchiſcher Sta-
tus
zu Zeiten des Juſtiniani unſtreitig ge-
weſen, und iſt ſolche Freyheit auf ſeinem
Boden zu jagen, durch das gemeine Geſe-
tze niemahls geaͤndert, noch auch das Wie-
der-Spiel in allen teutſchen Provintzien
durch eine gleichfoͤrmige Gewohnheit diß-
falls eingefuͤhrt worden.

Weil aber leicht abzuſehen, daß wi-
der dieſes Fundament die gemeine Mey-
nung derer Doctoren angefuͤhret wer-
den duͤrffte, daß das buͤrgerliche Recht in
dieſem Fall durch die Gewohnheit waͤre
abgeſchaffet worden, oder auch niemahls
zur Obſervanz gekommen waͤre, ſo kan
doch

2) Nicht auſſer Augen geſetzet wer-
den, daß die itzige Frage vom Jagd-Recht,
inſonderheit derer hohen Jagden im
Nieder-Saͤchſiſchen Creyſe ſich enthal-
te, woſelbſt vor 200. Jahren, da die al-
ten Lehn-Briefe ausgegeben, ohnſtrei-
tig das gemeine Saͤchſiſche Recht in voͤl-
liger Obſervanz geweſen, weil das buͤr-

gerliche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0642" n="68"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Anhang unter&#x017F;chiedener nu&#x0364;tzlicher</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">STRYKII</hi><lb/>
Con&#x017F;ilium LXXXVII.</hi> </hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Jnhalt.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item> <hi rendition="#fr">Von der Ober-Jagd, die aus &#x017F;ehr alten Lehn-Brieffen und der undencklichen</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;s</hi> <hi rendition="#fr">wider den Landes-Herrn ge&#x017F;chu&#x0364;tzt worden.</hi> </item>
              </list><lb/>
              <cb/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Emnach u&#x0364;ber die zwi&#x017F;chen dem Hrn.<lb/><hi rendition="#aq">G. R. V. B.</hi> und dem Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tli-<lb/>
chen For&#x017F;t-Amt zu <hi rendition="#aq">D. in puncto</hi> der O-<lb/>
ber-Jagden ergangene <hi rendition="#aq">Acta</hi> mein in Rech-<lb/>
ten gegru&#x0364;ndetes Bedencke&#x0303; verlangt wor-<lb/>
den; So habe ich die von beyden Thei-<lb/>
len u&#x0364;bergebene Schrifften, <hi rendition="#aq">Acta</hi> und auf-<lb/>
genommene <hi rendition="#aq">Atte&#x017F;tata</hi> mit Fleiß verle&#x017F;en,<lb/>
und befinde, daß das <hi rendition="#aq">Momentum cau-<lb/>
&#x017F;æ</hi> und die davon <hi rendition="#aq">dependir</hi>ende <hi rendition="#aq">Deci&#x017F;ion</hi><lb/>
laut Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen <hi rendition="#aq">Re&#x017F;cripti</hi> vom 30.<lb/><hi rendition="#aq">Nov. Anno</hi> 1696. hierauff beruhe:</p><lb/>
              <list>
                <item>Ob nicht wohlgedachter Herr <hi rendition="#aq">G. R.<lb/>
V. B.</hi> &#x017F;o viel ausgefu&#x0364;hret, daß der-<lb/>
&#x017F;elbe in denen 3. Do&#x0364;rffern <hi rendition="#aq">quæ-<lb/>
&#x017F;tionis</hi> und darzu geho&#x0364;rigen Feld-<lb/>
Marcken und Holtzungen die ho-<lb/>
hen Jagden hergebracht und zu <hi rendition="#aq">ex-<lb/>
ercir</hi>en befugt &#x017F;ey.</item>
              </list><lb/>
              <p>Wenn nun die <hi rendition="#aq">Acta</hi> mit Fleiß er-<lb/>
wogen werden, &#x017F;o befindet &#x017F;ich hier ein<lb/>
weit mehres, als ein blo&#x017F;&#x017F;es Herbringen,<lb/>
indem diß Wort zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten ein meh-<lb/>
rers nicht, als eine <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervanz</hi> oder biß-<lb/>
herigen Gebrauch mit &#x017F;ich fu&#x0364;hret. Denn<lb/>
die <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervanz</hi> erfordert noch weniger,<lb/>
als die Gewohnheit, weil &#x017F;ie mehr im<lb/>
Thun be&#x017F;tehet, und aus einer lang fort-<lb/>
ge&#x017F;etzten <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervanz</hi> erwa&#x0364;ch&#x017F;et die Ge-<lb/>
wohnheit.</p><lb/>
              <p>Sondern es kommen hier zu&#x017F;am-<lb/>
men die Vermuthung eines gemeinen<lb/>
Rechts, die mit denen Jagden <hi rendition="#aq">in generel-<lb/>
l</hi>en Worten eingerichtete <hi rendition="#aq">Inve&#x017F;titur</hi> und<lb/>
eine auff mehr als 100. Jahr be&#x017F;ta&#x0364;ndige<lb/><hi rendition="#aq">Po&#x017F;&#x017F;es&#x017F;ion,</hi> daher der ku&#x0364;nfftige <hi rendition="#aq">Judex</hi> die-<lb/>
&#x017F;e Sache nicht aus einem oder andern<lb/><hi rendition="#aq">Principio,</hi> &#x017F;o lange nach der alten <hi rendition="#aq">Inve-<lb/>
&#x017F;titur</hi> er&#x017F;tlich von denen neuern <hi rendition="#aq">Docto-<lb/>
ribus</hi> gemachet und von dem For&#x017F;t-Amt<lb/>
zu <hi rendition="#aq">D.</hi> haupt&#x017F;a&#x0364;chlich <hi rendition="#aq">urgir</hi>et worden, <hi rendition="#aq">con-<lb/>
&#x017F;iderir</hi>en, &#x017F;ondern in die&#x017F;em Wercke, wo-<lb/>
von denen durch einen alten Edelmann<lb/>
die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Famili</hi>e zu&#x017F;tehenden Rechten <hi rendition="#aq">di&#x017F;pu-<lb/>
tirt</hi> wird, auf die vor Alters u&#x0364;bliche Rech-<lb/>
te und damahls gewo&#x0364;hnlichen <hi rendition="#aq">Stylum</hi><lb/>
der Lehn-Brieffe &#x017F;ein Ab&#x017F;ehen nehmen,<lb/>
und folgends den darauff folgenden Ge-<lb/><cb/>
brauch und Ubung die&#x017F;es Rechts damit<lb/><hi rendition="#aq">conferir</hi>en muß, alsdann aus die&#x017F;er Zu-<lb/>
&#x017F;ammenhaltung derer Rechte und Zeiten,<lb/>
der Aus&#x017F;chlag nicht anders als vor die<lb/>
gerechte Jagddiani&#x017F;che und jetzo Berns-<lb/>
dorffiani&#x017F;che Sache fallen kan.</p><lb/>
              <p>Solches aber de&#x017F;to kla&#x0364;hrer vor Au-<lb/>
gen zu legen, dienet zum <hi rendition="#aq">General-Fun-<lb/>
dament</hi></p><lb/>
              <p>1) Die natu&#x0364;rliche Freyheit auff ei-<lb/>
genem Grund und Boden allerhand<lb/>
Wildpra&#x0364;th, groß und klein, nach Belie-<lb/>
ben zu fangen, welche durch den Bey-<lb/>
&#x017F;tand des im Reiche angenommenen ge-<lb/>
meinen Rechts derge&#x017F;talt be&#x017F;ta&#x0364;ttiget i&#x017F;t,<lb/>
daß von etlichen <hi rendition="#aq">Seculis</hi> die Be&#x017F;itzer der<lb/>
Gu&#x0364;ther eine gegru&#x0364;ndete Meynung des<lb/>
Rechtes nach Belieben Wild zu fangen<lb/>
vor &#x017F;ich haben, <hi rendition="#aq">per §. <hi rendition="#i">Feræ igitur be&#x017F;tiæ.<lb/>
12. In&#x017F;t. de Rer. Div.</hi></hi></p><lb/>
              <p>Und zwar nicht alleine zu der Zeit,<lb/>
da in der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Republic</hi> das ge-<lb/>
meine Volck das Regiment hatte, &#x017F;on-<lb/>
dern auch, da es unter der <hi rendition="#aq">Monarchie</hi><lb/>
ge&#x017F;tanden, wie &#x017F;olcher Monarchi&#x017F;cher <hi rendition="#aq">Sta-<lb/>
tus</hi> zu Zeiten des <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;tiniani</hi> un&#x017F;treitig ge-<lb/>
we&#x017F;en, und i&#x017F;t &#x017F;olche Freyheit auf &#x017F;einem<lb/>
Boden zu jagen, durch das gemeine Ge&#x017F;e-<lb/>
tze niemahls gea&#x0364;ndert, noch auch das Wie-<lb/>
der-Spiel in allen teut&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Provin</hi>tzien<lb/>
durch eine gleichfo&#x0364;rmige Gewohnheit diß-<lb/>
falls eingefu&#x0364;hrt worden.</p><lb/>
              <p>Weil aber leicht abzu&#x017F;ehen, daß wi-<lb/>
der die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Fundament</hi> die gemeine Mey-<lb/>
nung derer <hi rendition="#aq">Doctor</hi>en angefu&#x0364;hret wer-<lb/>
den du&#x0364;rffte, daß das bu&#x0364;rgerliche Recht in<lb/>
die&#x017F;em Fall durch die Gewohnheit wa&#x0364;re<lb/>
abge&#x017F;chaffet worden, oder auch niemahls<lb/>
zur <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervanz</hi> gekommen wa&#x0364;re, &#x017F;o kan<lb/>
doch</p><lb/>
              <p>2) Nicht au&#x017F;&#x017F;er Augen ge&#x017F;etzet wer-<lb/>
den, daß die itzige Frage vom Jagd-Recht,<lb/>
in&#x017F;onderheit derer hohen Jagden im<lb/>
Nieder-Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Crey&#x017F;e &#x017F;ich enthal-<lb/>
te, wo&#x017F;elb&#x017F;t vor 200. Jahren, da die al-<lb/>
ten Lehn-Briefe ausgegeben, ohn&#x017F;trei-<lb/>
tig das gemeine Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che Recht in vo&#x0364;l-<lb/>
liger <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervanz</hi> gewe&#x017F;en, weil das bu&#x0364;r-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gerliche</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0642] Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher STRYKII Conſilium LXXXVII. Jnhalt. Von der Ober-Jagd, die aus ſehr alten Lehn-Brieffen und der undencklichen Poſſeſs wider den Landes-Herrn geſchuͤtzt worden. DEmnach uͤber die zwiſchen dem Hrn. G. R. V. B. und dem Hoch-Fuͤrſtli- chen Forſt-Amt zu D. in puncto der O- ber-Jagden ergangene Acta mein in Rech- ten gegruͤndetes Bedenckẽ verlangt wor- den; So habe ich die von beyden Thei- len uͤbergebene Schrifften, Acta und auf- genommene Atteſtata mit Fleiß verleſen, und befinde, daß das Momentum cau- ſæ und die davon dependirende Deciſion laut Hoch-Fuͤrſtlichen Reſcripti vom 30. Nov. Anno 1696. hierauff beruhe: Ob nicht wohlgedachter Herr G. R. V. B. ſo viel ausgefuͤhret, daß der- ſelbe in denen 3. Doͤrffern quæ- ſtionis und darzu gehoͤrigen Feld- Marcken und Holtzungen die ho- hen Jagden hergebracht und zu ex- erciren befugt ſey. Wenn nun die Acta mit Fleiß er- wogen werden, ſo befindet ſich hier ein weit mehres, als ein bloſſes Herbringen, indem diß Wort zum hoͤchſten ein meh- rers nicht, als eine Obſervanz oder biß- herigen Gebrauch mit ſich fuͤhret. Denn die Obſervanz erfordert noch weniger, als die Gewohnheit, weil ſie mehr im Thun beſtehet, und aus einer lang fort- geſetzten Obſervanz erwaͤchſet die Ge- wohnheit. Sondern es kommen hier zuſam- men die Vermuthung eines gemeinen Rechts, die mit denen Jagden in generel- len Worten eingerichtete Inveſtitur und eine auff mehr als 100. Jahr beſtaͤndige Poſſesſion, daher der kuͤnfftige Judex die- ſe Sache nicht aus einem oder andern Principio, ſo lange nach der alten Inve- ſtitur erſtlich von denen neuern Docto- ribus gemachet und von dem Forſt-Amt zu D. hauptſaͤchlich urgiret worden, con- ſideriren, ſondern in dieſem Wercke, wo- von denen durch einen alten Edelmann dieſer Familie zuſtehenden Rechten diſpu- tirt wird, auf die vor Alters uͤbliche Rech- te und damahls gewoͤhnlichen Stylum der Lehn-Brieffe ſein Abſehen nehmen, und folgends den darauff folgenden Ge- brauch und Ubung dieſes Rechts damit conferiren muß, alsdann aus dieſer Zu- ſammenhaltung derer Rechte und Zeiten, der Ausſchlag nicht anders als vor die gerechte Jagddianiſche und jetzo Berns- dorffianiſche Sache fallen kan. Solches aber deſto klaͤhrer vor Au- gen zu legen, dienet zum General-Fun- dament 1) Die natuͤrliche Freyheit auff ei- genem Grund und Boden allerhand Wildpraͤth, groß und klein, nach Belie- ben zu fangen, welche durch den Bey- ſtand des im Reiche angenommenen ge- meinen Rechts dergeſtalt beſtaͤttiget iſt, daß von etlichen Seculis die Beſitzer der Guͤther eine gegruͤndete Meynung des Rechtes nach Belieben Wild zu fangen vor ſich haben, per §. Feræ igitur beſtiæ. 12. Inſt. de Rer. Div. Und zwar nicht alleine zu der Zeit, da in der Roͤmiſchen Republic das ge- meine Volck das Regiment hatte, ſon- dern auch, da es unter der Monarchie geſtanden, wie ſolcher Monarchiſcher Sta- tus zu Zeiten des Juſtiniani unſtreitig ge- weſen, und iſt ſolche Freyheit auf ſeinem Boden zu jagen, durch das gemeine Geſe- tze niemahls geaͤndert, noch auch das Wie- der-Spiel in allen teutſchen Provintzien durch eine gleichfoͤrmige Gewohnheit diß- falls eingefuͤhrt worden. Weil aber leicht abzuſehen, daß wi- der dieſes Fundament die gemeine Mey- nung derer Doctoren angefuͤhret wer- den duͤrffte, daß das buͤrgerliche Recht in dieſem Fall durch die Gewohnheit waͤre abgeſchaffet worden, oder auch niemahls zur Obſervanz gekommen waͤre, ſo kan doch 2) Nicht auſſer Augen geſetzet wer- den, daß die itzige Frage vom Jagd-Recht, inſonderheit derer hohen Jagden im Nieder-Saͤchſiſchen Creyſe ſich enthal- te, woſelbſt vor 200. Jahren, da die al- ten Lehn-Briefe ausgegeben, ohnſtrei- tig das gemeine Saͤchſiſche Recht in voͤl- liger Obſervanz geweſen, weil das buͤr- gerliche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/642
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/642>, abgerufen am 03.12.2024.