Dennoch aber und dieweil (1) höchst- erwehnte Jhre Chur-Fürstl. Durchl. vermöge des Instrumenti Pacis nur al- lein auf das Ertzstifft auf den Fall seiner Erledigung eine Expectanz gehabt, nehmlich mit dem Recht die vacante Pos- sess zu ergreiffen, und mit dem Eventu- al-Jurament der Treue und Unterthä- nigkeit von den Vasallen, Bedienten und Unterthanen, d. Art. XI. §. 6. Jm übrigen aber des Herrn Administra- toris Hoch-Fürstl. Durchl. die Alienatio- nen und Verminderungen vom Ertzstifft, vermöge eines Vergleichs, und öffentli- chen Gesetzes verbothen worden; So kön- nen so wenig Jhre Chur-Fürstliche Durchl. zu Brandenburg voriger Zeit für einen Eigenthums-Herrn, als in An- sehung derselben des Herrn Administra- toris Durchl. vor einen solchen, der es nur bloß zu nutzen und zu gebrauchen hat, ausgegeben werden. Ob es wohl in Ansehung des Capituls dißfalls eine andere Gelegenheit, mit dessen Zuzie- hung sonst der Herr Administrator eini- ger Alienation sich wohl unterstehen kön- nen, C. fin. & t. t. de Reb. Eccl. non alien. C. pen. X. de Fidejuss. wenn nicht darüber in dem Friedens-In- strument Versehung geschehen wäre, weil ein Praelate doch allerdings vor ei- nen, der gleichsam ein Herr des Stiffts ist, mit zu halten.
Ziegler ad Lance ll. Lib. III. Tit. 2. §. 1.
Daß nun (2) bey des Herrn Admi- nistratoris Regierung die Mast und andere der Stadt Acken angefochtene Gerechtigkeiten von dem Ertzstifft durch eine Verjährung abgebracht worden seyn; solches wird von der Stadt nicht behauptet, noch auf die Verjährung sich beruffen, hat auch die Stadt so gestal- ten Sachen nach, und da sie in der Pos- sess einer undencklichen Zeit versirt, we- der die Verjährung, noch sonst einig recht- mäßiges Mittel anzuziehen vonnöthen; Und also wird von Seiten des Amts Calbe vergebens disputirt, ob die Ver- jährung wider den Durchlauchtigsten Chur-Fürsten zu Brandenburg statt habe, da es doch noch zur Zeit nicht er- wiesen, daß dergleichen Rechte dem Ertz- stifft voriger Zeit jemahls zugehörig ge- wesen. Wenn nun den Fürsten gar kein Recht zukommen, wie kan man wohl [Spaltenumbruch]
fragen, ob er davon wieder abgebracht werden können; Surdus Cons. 377. n. 24.
So kan auch (3) wo man wegen der Possess einer undencklichen Zeit kein Pe- titorium anstellen kan, kein gegenseitiges Recht statt finden. Jnsonderheit da (4) zu vermuthen, daß die Beamten zu Cal- be dergleichen Jura dergestalt von dem Amte bevorab zu Calbe einiger Zeit die Ertz-Bischöffliche Residentz gewesen, nicht würden haben abkommen lassen, indem man von einem Jeden, der in einem Am- te stehet, die Vermuthung hat, daß er fleißig, und seines Amtes eingedenck ge- wesen, C. 11. X. de Praesumpt. Marpurg. IV. Cons. 34. n. 10. & 123. Menoch. V. praesumpt. 1. Und hierüber nach erfolgtem Instrumen- to Pacis alle des Ertzstiffts Beamten und Unterthanen allbereit nicht weniger in Chur-Brandenburgischen Eventual- Pflichten gestanden. Wie dann (5) wenn ein Regiment vorhero, unter ei- ner Verwaltung geführet worden, der Nachfolger, was solche Zeit über gethan und vorgangen, genehm zu halten ver- bunden ist; denn was einer als ein Reichs- Administrator tractiret, so ist der Succes- sor zu dessen Haltung verbunden, ob er gleich nicht Erbe wird; Mager d. Advocat. armat. c. 16. n. 821. Argentorat. II. cons. 24. n. 25. seqv. Zumahl da keine Fußstapffen einiger Schuld und Versäumniß weder von ihm, noch von seinen Ministris angetroffen wer- den mögen, sondern vielmehr die Acta vorhanden, daß von solcher Mastung zu- vorher auch gehandelt worden. Viel- weniger würden Jhre Chur-Fürstliche Durchl. in dieser Sache, wenn auch schon durch die Verjährung (wie doch nicht,) et- was dem Ertzstifft, und dessen Einkünff- ten entgangen seyn solte, wider den Zu- stand, worinnen sie dieselben gefunden, etwas ändern, und wider aufreissen können; Sintemahl nur allein in Instru- mento Pacis die würcklichen Handlun- gen und vorsetzlichen Vereusserungen ver- bothen, gar nicht aber andere Bewegungs- Ursachen und Mittel, wodurch sich eini- ge Aenderung erheben mögen, aufgeho- ben sind, und hingegen die Erbesserun- gen ebenfalls mit angenommen werden. Denn es mögen allerdings auch die Kir- chen-Sachen, ob sie gleich nicht vereus- sert werden können, verjähret werden.
Und
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
[Spaltenumbruch]
Rationes Decidendi.
Dennoch aber und dieweil (1) hoͤchſt- erwehnte Jhre Chur-Fuͤrſtl. Durchl. vermoͤge des Inſtrumenti Pacis nur al- lein auf das Ertzſtifft auf den Fall ſeiner Erledigung eine Expectanz gehabt, nehmlich mit dem Recht die vacante Pos- ſeſſ zu ergreiffen, und mit dem Eventu- al-Jurament der Treue und Unterthaͤ- nigkeit von den Vaſallen, Bedienten und Unterthanen, d. Art. XI. §. 6. Jm uͤbrigen aber des Herrn Adminiſtra- toris Hoch-Fuͤrſtl. Durchl. die Alienatio- nen und Verminderungen vom Ertzſtifft, vermoͤge eines Vergleichs, und oͤffentli- chen Geſetzes verbothen worden; So koͤn- nen ſo wenig Jhre Chur-Fuͤrſtliche Durchl. zu Brandenburg voriger Zeit fuͤr einen Eigenthums-Herrn, als in An- ſehung derſelben des Herrn Adminiſtra- toris Durchl. vor einen ſolchen, der es nur bloß zu nutzen und zu gebrauchen hat, ausgegeben werden. Ob es wohl in Anſehung des Capituls dißfalls eine andere Gelegenheit, mit deſſen Zuzie- hung ſonſt der Herr Adminiſtrator eini- ger Alienation ſich wohl unterſtehen koͤn- nen, C. fin. & t. t. de Reb. Eccl. non alien. C. pen. X. de Fidejuſſ. wenn nicht daruͤber in dem Friedens-In- ſtrument Verſehung geſchehen waͤre, weil ein Prælate doch allerdings vor ei- nen, der gleichſam ein Herr des Stiffts iſt, mit zu halten.
Ziegler ad Lance ll. Lib. III. Tit. 2. §. 1.
Daß nun (2) bey des Herrn Admi- niſtratoris Regierung die Maſt und andere der Stadt Acken angefochtene Gerechtigkeiten von dem Ertzſtifft durch eine Verjaͤhrung abgebracht worden ſeyn; ſolches wird von der Stadt nicht behauptet, noch auf die Verjaͤhrung ſich beruffen, hat auch die Stadt ſo geſtal- ten Sachen nach, und da ſie in der Pos- ſeſſ einer undencklichen Zeit verſirt, we- der die Verjaͤhrung, noch ſonſt einig recht- maͤßiges Mittel anzuziehen vonnoͤthen; Und alſo wird von Seiten des Amts Calbe vergebens diſputirt, ob die Ver- jaͤhrung wider den Durchlauchtigſten Chur-Fuͤrſten zu Brandenburg ſtatt habe, da es doch noch zur Zeit nicht er- wieſen, daß dergleichen Rechte dem Ertz- ſtifft voriger Zeit jemahls zugehoͤrig ge- weſen. Wenn nun den Fuͤrſten gar kein Recht zukommen, wie kan man wohl [Spaltenumbruch]
fragen, ob er davon wieder abgebracht werden koͤnnen; Surdus Conſ. 377. n. 24.
So kan auch (3) wo man wegen der Poſſeſſ einer undencklichen Zeit kein Pe- titorium anſtellen kan, kein gegenſeitiges Recht ſtatt finden. Jnſonderheit da (4) zu vermuthen, daß die Beamten zu Cal- be dergleichen Jura dergeſtalt von dem Amte bevorab zu Calbe einiger Zeit die Ertz-Biſchoͤffliche Reſidentz geweſen, nicht wuͤrden haben abkommen laſſen, indem man von einem Jeden, der in einem Am- te ſtehet, die Vermuthung hat, daß er fleißig, und ſeines Amtes eingedenck ge- weſen, C. 11. X. de Præſumpt. Marpurg. IV. Conſ. 34. n. 10. & 123. Menoch. V. præſumpt. 1. Und hieruͤber nach erfolgtem Inſtrumen- to Pacis alle des Ertzſtiffts Beamten und Unterthanen allbereit nicht weniger in Chur-Brandenburgiſchen Eventual- Pflichten geſtanden. Wie dann (5) wenn ein Regiment vorhero, unter ei- ner Verwaltung gefuͤhret worden, der Nachfolger, was ſolche Zeit uͤber gethan und vorgangen, genehm zu halten ver- bunden iſt; denn was einer als ein Reichs- Adminiſtrator tractiret, ſo iſt der Succeſ- ſor zu deſſen Haltung verbunden, ob er gleich nicht Erbe wird; Mager d. Advocat. armat. c. 16. n. 821. Argentorat. II. conſ. 24. n. 25. ſeqv. Zumahl da keine Fußſtapffen einiger Schuld und Verſaͤumniß weder von ihm, noch von ſeinen Miniſtris angetroffen wer- den moͤgen, ſondern vielmehr die Acta vorhanden, daß von ſolcher Maſtung zu- vorher auch gehandelt worden. Viel- weniger wuͤrden Jhre Chur-Fuͤrſtliche Durchl. in dieſer Sache, wenn auch ſchon durch die Verjaͤhrung (wie doch nicht,) et- was dem Ertzſtifft, und deſſen Einkuͤnff- ten entgangen ſeyn ſolte, wider den Zu- ſtand, worinnen ſie dieſelben gefunden, etwas aͤndern, und wider aufreiſſen koͤnnen; Sintemahl nur allein in Inſtru- mento Pacis die wuͤrcklichen Handlun- gen und vorſetzlichen Vereuſſerungen ver- bothen, gar nicht aber andeꝛe Bewegungs- Urſachen und Mittel, wodurch ſich eini- ge Aenderung erheben moͤgen, aufgeho- ben ſind, und hingegen die Erbeſſerun- gen ebenfalls mit angenommen werden. Denn es moͤgen allerdings auch die Kir- chen-Sachen, ob ſie gleich nicht vereuſ- ſert werden koͤnnen, verjaͤhret werden.
Und
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[28/0602]
Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
Rationes Decidendi.
Dennoch aber und dieweil (1) hoͤchſt-
erwehnte Jhre Chur-Fuͤrſtl. Durchl.
vermoͤge des Inſtrumenti Pacis nur al-
lein auf das Ertzſtifft auf den Fall ſeiner
Erledigung eine Expectanz gehabt,
nehmlich mit dem Recht die vacante Pos-
ſeſſ zu ergreiffen, und mit dem Eventu-
al-Jurament der Treue und Unterthaͤ-
nigkeit von den Vaſallen, Bedienten und
Unterthanen,
d. Art. XI. §. 6.
Jm uͤbrigen aber des Herrn Adminiſtra-
toris Hoch-Fuͤrſtl. Durchl. die Alienatio-
nen und Verminderungen vom Ertzſtifft,
vermoͤge eines Vergleichs, und oͤffentli-
chen Geſetzes verbothen worden; So koͤn-
nen ſo wenig Jhre Chur-Fuͤrſtliche
Durchl. zu Brandenburg voriger Zeit
fuͤr einen Eigenthums-Herrn, als in An-
ſehung derſelben des Herrn Adminiſtra-
toris Durchl. vor einen ſolchen, der es
nur bloß zu nutzen und zu gebrauchen
hat, ausgegeben werden. Ob es wohl
in Anſehung des Capituls dißfalls eine
andere Gelegenheit, mit deſſen Zuzie-
hung ſonſt der Herr Adminiſtrator eini-
ger Alienation ſich wohl unterſtehen koͤn-
nen,
C. fin. & t. t. de Reb. Eccl. non alien.
C. pen. X. de Fidejuſſ.
wenn nicht daruͤber in dem Friedens-In-
ſtrument Verſehung geſchehen waͤre,
weil ein Prælate doch allerdings vor ei-
nen, der gleichſam ein Herr des Stiffts
iſt, mit zu halten.
Ziegler ad Lance ll. Lib. III. Tit. 2. §. 1.
Daß nun (2) bey des Herrn Admi-
niſtratoris Regierung die Maſt und
andere der Stadt Acken angefochtene
Gerechtigkeiten von dem Ertzſtifft durch
eine Verjaͤhrung abgebracht worden
ſeyn; ſolches wird von der Stadt nicht
behauptet, noch auf die Verjaͤhrung ſich
beruffen, hat auch die Stadt ſo geſtal-
ten Sachen nach, und da ſie in der Pos-
ſeſſ einer undencklichen Zeit verſirt, we-
der die Verjaͤhrung, noch ſonſt einig recht-
maͤßiges Mittel anzuziehen vonnoͤthen;
Und alſo wird von Seiten des Amts
Calbe vergebens diſputirt, ob die Ver-
jaͤhrung wider den Durchlauchtigſten
Chur-Fuͤrſten zu Brandenburg ſtatt
habe, da es doch noch zur Zeit nicht er-
wieſen, daß dergleichen Rechte dem Ertz-
ſtifft voriger Zeit jemahls zugehoͤrig ge-
weſen. Wenn nun den Fuͤrſten gar
kein Recht zukommen, wie kan man wohl
fragen, ob er davon wieder abgebracht
werden koͤnnen;
Surdus Conſ. 377. n. 24.
So kan auch (3) wo man wegen der
Poſſeſſ einer undencklichen Zeit kein Pe-
titorium anſtellen kan, kein gegenſeitiges
Recht ſtatt finden. Jnſonderheit da (4)
zu vermuthen, daß die Beamten zu Cal-
be dergleichen Jura dergeſtalt von dem
Amte bevorab zu Calbe einiger Zeit die
Ertz-Biſchoͤffliche Reſidentz geweſen, nicht
wuͤrden haben abkommen laſſen, indem
man von einem Jeden, der in einem Am-
te ſtehet, die Vermuthung hat, daß er
fleißig, und ſeines Amtes eingedenck ge-
weſen,
C. 11. X. de Præſumpt.
Marpurg. IV. Conſ. 34. n. 10. & 123.
Menoch. V. præſumpt. 1.
Und hieruͤber nach erfolgtem Inſtrumen-
to Pacis alle des Ertzſtiffts Beamten und
Unterthanen allbereit nicht weniger in
Chur-Brandenburgiſchen Eventual-
Pflichten geſtanden. Wie dann (5)
wenn ein Regiment vorhero, unter ei-
ner Verwaltung gefuͤhret worden, der
Nachfolger, was ſolche Zeit uͤber gethan
und vorgangen, genehm zu halten ver-
bunden iſt; denn was einer als ein Reichs-
Adminiſtrator tractiret, ſo iſt der Succeſ-
ſor zu deſſen Haltung verbunden, ob er
gleich nicht Erbe wird;
Mager d. Advocat. armat. c. 16. n. 821.
Argentorat. II. conſ. 24. n. 25. ſeqv.
Zumahl da keine Fußſtapffen einiger
Schuld und Verſaͤumniß weder von ihm,
noch von ſeinen Miniſtris angetroffen wer-
den moͤgen, ſondern vielmehr die Acta
vorhanden, daß von ſolcher Maſtung zu-
vorher auch gehandelt worden. Viel-
weniger wuͤrden Jhre Chur-Fuͤrſtliche
Durchl. in dieſer Sache, wenn auch ſchon
durch die Verjaͤhrung (wie doch nicht,) et-
was dem Ertzſtifft, und deſſen Einkuͤnff-
ten entgangen ſeyn ſolte, wider den Zu-
ſtand, worinnen ſie dieſelben gefunden,
etwas aͤndern, und wider aufreiſſen
koͤnnen; Sintemahl nur allein in Inſtru-
mento Pacis die wuͤrcklichen Handlun-
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bothen, gar nicht aber andeꝛe Bewegungs-
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ben ſind, und hingegen die Erbeſſerun-
gen ebenfalls mit angenommen werden.
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chen-Sachen, ob ſie gleich nicht vereuſ-
ſert werden koͤnnen, verjaͤhret werden.
Und
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/602>, abgerufen am 22.11.2024.
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