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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Augustus.
[Spaltenumbruch] gröste Hitze. Jetzo fänget man die Sper-
ber-Baitze an, item werden die Reb-Hüh-
ner mit dem Treibe-Zeug und hohen Ne-
tzen gefangen, wiewohl sie noch ziemlich
klein sind; Man sammlet Eberisch-Beere
zum Vogel-Fang, Thonen und Heerde
ein. Richtet den Heerd in Zeiten zu, und
gebrauchet Tränck-Heerde bey der Hitze.
[Spaltenumbruch] Nach Bartholomaei gehet der Vogel-
Fang an, und höhret das Holtz auf fer-
ner zu wachsen. Nun wird der Flachs
und Hanff in Pfützen und Wasser-Tüm-
peln geröstet, und mit Holtz und Stein
beschweret, biß er genungsam zum fer-
nern Gebrauch und Arbeit tüchtig ist.

SEPTEMBER.
[Spaltenumbruch]
Vermuthliche Witterung.

Nun tritt die Sonne schon niedriger
in das Himmlische Zeichen der Wage;
Es continuiret zwar jetzo noch ein liebli-
ches und warmes Wetter, doch ist es
nicht mehr so heiß, indem schon öffters
kühle Winde gehen, auch Regen und
Sonnen-Schein abwechseln; Ja es pfle-
gen auch wohl kalte Nebel und starcke
Reife zu fallen.

VEGETATIO der Erden.
Kräuter/ und Bäume.

Nunmehro haben die lieben Kräuter
meistens ihren Abschied genommen, ih-
rem Schöpffer aber das hinterbliebene
entseelte Cörperlein, als das Würtzlein,
in dem Schooß der Erden aufzuheben an-
vertrauet, biß sie künfftigen Frühling
renasciren, und sich erneuern. Die Was-
ser sind jetzo alle vermischet, und unge-
sund.

Vom Tangel-Holtz.

Die Zapffen dieses Tangel-Holtzes
werden je länger je grösser, doch eine Art
von zeitigerem Saamen, als die andere,
wiewohl sie noch biß dato zu keiner Voll-
kommenheit gelanget: dasjenige Tangel-
Zweiglein, welches dieses Jahr gewach-
sen, hat nunmehr seine natürliche Farbe
vollkommlich erreichet: Dahingegen die
alten Nadeln immer eintzeln abfallen.

Vom Laub-Holtz.

Die Bircke beginnet, da sie so zeitlich
ausgeschlagen, nunmehro schon gelbe
Blätter zu gewinnen; So werden auch
zu Ende dieses Monats der roth-Buche
Blätter gleichfalls gelb. Auf der Eiche,
welche noch immer grün bleibet, siehet
man schon die kleinen Eckern, als Erb-
sen, an denen Zweigen, welche aber noch
lange nicht zu ihrer Vollkommenheit ge-
langen.

[Spaltenumbruch]
Von Kräutern.

Obwohl jetzo der Allmachtige Schöpf-
fer sein Kräuter-Buch uns Menschen
gleichsam zuschliesset; So hat er dennoch
aus Mitleiden denen unvernünfftigen
Creaturen vieles zur Nahrung reservi-
r
et, nemlich vorjetzo blühet das Heyde-
Kraut oder Erica, das dem Wild viel
Kräffte mittheilet, item Pültze und Mor-
geln, Fungi, Farren-Kraut, Filix,
Mooß an den Bäumen, Muscus, Preus-
sel- und Heydel-Beer-Kraut.

Tags und Nachts Länge.

Nun gehet die Sonne umb 5. Uhr,
52. Minuten auf, hingegen umb 6. Uhr,
8. Minuten unter, und bleibet der Tag
12. Stunden, 12. Minuten, die Nacht a-
ber 11. Stunden, 48. Minuten fast gleich
lang. Da man nach der Arbeit schon
ausruhen kan.

Von unterirdischen Berg-
Dünsten.

Nachdem unsere unterirdische mi-
nerali
sche Dünste denen Vegetabilibus zu
wachsen behülfflich gewesen, haben die-
selben nunmehro sich wieder nach ihrer
Wohnung begeben, und sind, weil o-
ben strenge Fröste und Reife bey langen
Nächten ankommen, schon häuffig zu
spühren.

Von Thieren und Vögeln.
Der Bär.

Die jungen Bäre werden nunmeh-
ro immer stärcker, und lernen denen Al-
ten das Handwerck ziemlich nachmachen,
wo sie nur Ziegen oder Kälber in Wäl-
dern antreffen können, auch führen die
Alten diese junge Panquerte in die
Schaff-Horden des Nachts aus, wo es
aber mißlinget, müssen sie sich mit Lu-
der behelffen, und ihre Jungen erneh-
ren, oder andere Nahrung, als Obst,

Kraut,
C c c 2

Auguſtus.
[Spaltenumbruch] groͤſte Hitze. Jetzo faͤnget man die Sper-
ber-Baitze an, item werden die Reb-Huͤh-
ner mit dem Treibe-Zeug und hohen Ne-
tzen gefangen, wiewohl ſie noch ziemlich
klein ſind; Man ſam̃let Eberiſch-Beere
zum Vogel-Fang, Thonen und Heerde
ein. Richtet den Heerd in Zeiten zu, und
gebrauchet Traͤnck-Heerde bey der Hitze.
[Spaltenumbruch] Nach Bartholomæi gehet der Vogel-
Fang an, und hoͤhret das Holtz auf fer-
ner zu wachſen. Nun wird der Flachs
und Hanff in Pfuͤtzen und Waſſer-Tuͤm-
peln geroͤſtet, und mit Holtz und Stein
beſchweret, biß er genungſam zum fer-
nern Gebrauch und Arbeit tuͤchtig iſt.

SEPTEMBER.
[Spaltenumbruch]
Vermuthliche Witterung.

Nun tritt die Sonne ſchon niedriger
in das Himmliſche Zeichen der Wage;
Es continuiret zwar jetzo noch ein liebli-
ches und warmes Wetter, doch iſt es
nicht mehr ſo heiß, indem ſchon oͤffters
kuͤhle Winde gehen, auch Regen und
Sonnen-Schein abwechſeln; Ja es pfle-
gen auch wohl kalte Nebel und ſtarcke
Reife zu fallen.

VEGETATIO der Erden.
Kraͤuter/ und Baͤume.

Nunmehro haben die lieben Kraͤuter
meiſtens ihren Abſchied genommen, ih-
rem Schoͤpffer aber das hinterbliebene
entſeelte Coͤrperlein, als das Wuͤrtzlein,
in dem Schooß der Erden aufzuheben an-
vertrauet, biß ſie kuͤnfftigen Fruͤhling
renaſciren, und ſich erneuern. Die Waſ-
ſer ſind jetzo alle vermiſchet, und unge-
ſund.

Vom Tangel-Holtz.

Die Zapffen dieſes Tangel-Holtzes
werden je laͤnger je groͤſſer, doch eine Art
von zeitigerem Saamen, als die andere,
wiewohl ſie noch biß dato zu keiner Voll-
kommenheit gelanget: dasjenige Tangel-
Zweiglein, welches dieſes Jahr gewach-
ſen, hat nunmehr ſeine natuͤrliche Farbe
vollkommlich erreichet: Dahingegen die
alten Nadeln immer eintzeln abfallen.

Vom Laub-Holtz.

Die Bircke beginnet, da ſie ſo zeitlich
ausgeſchlagen, nunmehro ſchon gelbe
Blaͤtter zu gewinnen; So werden auch
zu Ende dieſes Monats der roth-Buche
Blaͤtter gleichfalls gelb. Auf der Eiche,
welche noch immer gruͤn bleibet, ſiehet
man ſchon die kleinen Eckern, als Erb-
ſen, an denen Zweigen, welche aber noch
lange nicht zu ihrer Vollkommenheit ge-
langen.

[Spaltenumbruch]
Von Kraͤutern.

Obwohl jetzo der Allmåchtige Schoͤpf-
fer ſein Kraͤuter-Buch uns Menſchen
gleichſam zuſchlieſſet; So hat er dennoch
aus Mitleiden denen unvernuͤnfftigen
Creaturen vieles zur Nahrung reſervi-
r
et, nemlich vorjetzo bluͤhet das Heyde-
Kraut oder Erica, das dem Wild viel
Kraͤffte mittheilet, item Puͤltze und Mor-
geln, Fungi, Farren-Kraut, Filix,
Mooß an den Baͤumen, Muſcus, Preuſ-
ſel- und Heydel-Beer-Kraut.

Tags und Nachts Laͤnge.

Nun gehet die Sonne umb 5. Uhr,
52. Minuten auf, hingegen umb 6. Uhr,
8. Minuten unter, und bleibet der Tag
12. Stunden, 12. Minuten, die Nacht a-
ber 11. Stunden, 48. Minuten faſt gleich
lang. Da man nach der Arbeit ſchon
ausruhen kan.

Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

Nachdem unſere unterirdiſche mi-
nerali
ſche Duͤnſte denen Vegetabilibus zu
wachſen behuͤlfflich geweſen, haben die-
ſelben nunmehro ſich wieder nach ihrer
Wohnung begeben, und ſind, weil o-
ben ſtrenge Froͤſte und Reife bey langen
Naͤchten ankommen, ſchon haͤuffig zu
ſpuͤhren.

Von Thieren und Voͤgeln.
Der Baͤr.

Die jungen Baͤre werden nunmeh-
ro immer ſtaͤrcker, und lernen denen Al-
ten das Handwerck ziemlich nachmachen,
wo ſie nur Ziegen oder Kaͤlber in Waͤl-
dern antreffen koͤnnen, auch fuͤhren die
Alten dieſe junge Panquerte in die
Schaff-Horden des Nachts aus, wo es
aber mißlinget, muͤſſen ſie ſich mit Lu-
der behelffen, und ihre Jungen erneh-
ren, oder andere Nahrung, als Obſt,

Kraut,
C c c 2
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[387/0561] Auguſtus. groͤſte Hitze. Jetzo faͤnget man die Sper- ber-Baitze an, item werden die Reb-Huͤh- ner mit dem Treibe-Zeug und hohen Ne- tzen gefangen, wiewohl ſie noch ziemlich klein ſind; Man ſam̃let Eberiſch-Beere zum Vogel-Fang, Thonen und Heerde ein. Richtet den Heerd in Zeiten zu, und gebrauchet Traͤnck-Heerde bey der Hitze. Nach Bartholomæi gehet der Vogel- Fang an, und hoͤhret das Holtz auf fer- ner zu wachſen. Nun wird der Flachs und Hanff in Pfuͤtzen und Waſſer-Tuͤm- peln geroͤſtet, und mit Holtz und Stein beſchweret, biß er genungſam zum fer- nern Gebrauch und Arbeit tuͤchtig iſt. SEPTEMBER. Vermuthliche Witterung. Nun tritt die Sonne ſchon niedriger in das Himmliſche Zeichen der Wage; Es continuiret zwar jetzo noch ein liebli- ches und warmes Wetter, doch iſt es nicht mehr ſo heiß, indem ſchon oͤffters kuͤhle Winde gehen, auch Regen und Sonnen-Schein abwechſeln; Ja es pfle- gen auch wohl kalte Nebel und ſtarcke Reife zu fallen. VEGETATIO der Erden. Kraͤuter/ und Baͤume. Nunmehro haben die lieben Kraͤuter meiſtens ihren Abſchied genommen, ih- rem Schoͤpffer aber das hinterbliebene entſeelte Coͤrperlein, als das Wuͤrtzlein, in dem Schooß der Erden aufzuheben an- vertrauet, biß ſie kuͤnfftigen Fruͤhling renaſciren, und ſich erneuern. Die Waſ- ſer ſind jetzo alle vermiſchet, und unge- ſund. Vom Tangel-Holtz. Die Zapffen dieſes Tangel-Holtzes werden je laͤnger je groͤſſer, doch eine Art von zeitigerem Saamen, als die andere, wiewohl ſie noch biß dato zu keiner Voll- kommenheit gelanget: dasjenige Tangel- Zweiglein, welches dieſes Jahr gewach- ſen, hat nunmehr ſeine natuͤrliche Farbe vollkommlich erreichet: Dahingegen die alten Nadeln immer eintzeln abfallen. Vom Laub-Holtz. Die Bircke beginnet, da ſie ſo zeitlich ausgeſchlagen, nunmehro ſchon gelbe Blaͤtter zu gewinnen; So werden auch zu Ende dieſes Monats der roth-Buche Blaͤtter gleichfalls gelb. Auf der Eiche, welche noch immer gruͤn bleibet, ſiehet man ſchon die kleinen Eckern, als Erb- ſen, an denen Zweigen, welche aber noch lange nicht zu ihrer Vollkommenheit ge- langen. Von Kraͤutern. Obwohl jetzo der Allmåchtige Schoͤpf- fer ſein Kraͤuter-Buch uns Menſchen gleichſam zuſchlieſſet; So hat er dennoch aus Mitleiden denen unvernuͤnfftigen Creaturen vieles zur Nahrung reſervi- ret, nemlich vorjetzo bluͤhet das Heyde- Kraut oder Erica, das dem Wild viel Kraͤffte mittheilet, item Puͤltze und Mor- geln, Fungi, Farren-Kraut, Filix, Mooß an den Baͤumen, Muſcus, Preuſ- ſel- und Heydel-Beer-Kraut. Tags und Nachts Laͤnge. Nun gehet die Sonne umb 5. Uhr, 52. Minuten auf, hingegen umb 6. Uhr, 8. Minuten unter, und bleibet der Tag 12. Stunden, 12. Minuten, die Nacht a- ber 11. Stunden, 48. Minuten faſt gleich lang. Da man nach der Arbeit ſchon ausruhen kan. Von unterirdiſchen Berg- Duͤnſten. Nachdem unſere unterirdiſche mi- neraliſche Duͤnſte denen Vegetabilibus zu wachſen behuͤlfflich geweſen, haben die- ſelben nunmehro ſich wieder nach ihrer Wohnung begeben, und ſind, weil o- ben ſtrenge Froͤſte und Reife bey langen Naͤchten ankommen, ſchon haͤuffig zu ſpuͤhren. Von Thieren und Voͤgeln. Der Baͤr. Die jungen Baͤre werden nunmeh- ro immer ſtaͤrcker, und lernen denen Al- ten das Handwerck ziemlich nachmachen, wo ſie nur Ziegen oder Kaͤlber in Waͤl- dern antreffen koͤnnen, auch fuͤhren die Alten dieſe junge Panquerte in die Schaff-Horden des Nachts aus, wo es aber mißlinget, muͤſſen ſie ſich mit Lu- der behelffen, und ihre Jungen erneh- ren, oder andere Nahrung, als Obſt, Kraut, C c c 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/561>, abgerufen am 21.11.2024.