Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Majus. [Spaltenumbruch]
tiger zu vermercken. Das Wetter istAnfangs kühle, lufftig, mit Regen und Schlossen vermischet, trübe Wolcken und zuletzt Donner, wodurch die Erde frucht- bar wird, woferne nicht wiederumb der Frost Schaden thut. VEGETATIO der Erden. Kräuter/ und Bäume. Nunmehro zeigen sich die lieben Vom Tangel-Holtz. Vorjetzo wird das junge Tangel- Vom Laub-Holtze. Sobald die Knospen aufgebrochen, Von Kräutern. Vorjetzo ist der kräfftigste Anfang Tages und Nachts Länge. Jetzo gehet die liebe Sonne schon um Von unterirdischen Berg- Dünsten. Nun steigen die unterirdischen Hu- Von Thieren und Vögeln. Der Bär. Zu jetziger Zeit pflegen die jungen Der Hirsch. Jn diesem Monat purgiret sich der de A a a 3
Majus. [Spaltenumbruch]
tiger zu vermercken. Das Wetter iſtAnfangs kuͤhle, lufftig, mit Regen und Schloſſen vermiſchet, truͤbe Wolcken und zuletzt Donner, wodurch die Erde frucht- bar wird, woferne nicht wiederumb der Froſt Schaden thut. VEGETATIO der Erden. Kraͤuter/ und Baͤume. Nunmehro zeigen ſich die lieben Vom Tangel-Holtz. Vorjetzo wird das junge Tangel- Vom Laub-Holtze. Sobald die Knoſpen aufgebrochen, Von Kraͤutern. Vorjetzo iſt der kraͤfftigſte Anfang Tages und Nachts Laͤnge. Jetzo gehet die liebe Sonne ſchon um Von unterirdiſchen Berg- Duͤnſten. Nun ſteigen die unterirdiſchen Hu- Von Thieren und Voͤgeln. Der Baͤr. Zu jetziger Zeit pflegen die jungen Der Hirſch. Jn dieſem Monat purgiret ſich der de A a a 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0547" n="373"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Majus.</hi></fw><lb/><cb/> tiger zu vermercken. Das Wetter iſt<lb/> Anfangs kuͤhle, lufftig, mit Regen und<lb/> Schloſſen vermiſchet, truͤbe Wolcken und<lb/> zuletzt Donner, wodurch die Erde frucht-<lb/> bar wird, woferne nicht wiederumb der<lb/> Froſt Schaden thut.</p><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VEGETATIO</hi> der Erden.</hi> </head><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Kraͤuter/ und Baͤume.</hi> </head><lb/> <p>Nunmehro zeigen ſich die lieben<lb/> Kraͤuter allen lebendigen Creaturen<lb/> zu Dienſte, wiewohl dieſelben unterſchied-<lb/> lich, und einige ſchon ziemlich heraus, an-<lb/> dere dargegen noch klein ſind: Auch fan-<lb/> gen die Geſund-Qvellen und Waſſer-<lb/> Spruͤnge jetzo an, ſich zu reinigen, und<lb/> gleichſam das unreine Gebluͤt zu ſaͤu-<lb/> bern.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Vom Tangel-Holtz.</hi> </head><lb/> <p>Vorjetzo wird das junge Tangel-<lb/> Holtz an den aͤuſerſten Zweigen oder an-<lb/> genehmen Fruͤh-Jahr-Wachs ſchon ſteif-<lb/> fer und gruͤnlichter, der junge Anflug<lb/> auff der Erden zeiget ſich auch erfreulich<lb/> und wird, da er noch jung und zart, ob<lb/> er gleich bittern Geſchmacks, dannoch<lb/> von wilden und zahmen Thieren abge-<lb/> biſſen, welches ihn am kuͤnfftigen Wachs-<lb/> thum und daß er zu keiner Hoͤhe kom-<lb/> men kan, hindert.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Vom Laub-Holtze.</hi> </head><lb/> <p>Sobald die Knoſpen aufgebrochen,<lb/> zeigen ſich mit Freuden die lang verbor-<lb/> genen geweſenen angenehmen gruͤnen<lb/> Blaͤtter und ſchlagen vollkommen aus,<lb/> ſchmuͤcken ſich mit Laub und Bluͤthen,<lb/> daß alſo alles gruͤn, und angenehm mit<lb/> Luſt anzuſehen iſt; Jngleichen ſind auch<lb/> die jungen Som̃erlatten, oder der Wie-<lb/> derwachs recht erfreulich, wiewohl das<lb/> Wildpraͤth ihnen haͤuffigen Schaden<lb/> thut.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Von Kraͤutern.</hi> </head><lb/> <p>Vorjetzo iſt der kraͤfftigſte Anfang<lb/> aller Kraͤuter, welche denen lebendigen<lb/> Creaturen zur Geſundheit dienen, und<lb/> wachſen nunmehr die lieben Majen-<lb/> Bluͤmlein, <hi rendition="#aq">Lilium convallium,</hi> Baldri-<lb/> an, <hi rendition="#aq">Valeriana,</hi> weiſſer Diptam, <hi rendition="#aq">Fraxi-<lb/> nella,</hi> Je laͤnger, je lieber, <hi rendition="#aq">Matriſylva,</hi><lb/> Stechende Winde, <hi rendition="#aq">Smilax aſpera,</hi><lb/> Schaaffs-Garbe, <hi rendition="#aq">Millefolium,</hi> Schlan-<lb/> gen-Zuͤnglein, <hi rendition="#aq">Ophiogloſſum,</hi> Knaben-<lb/> Kraut, <hi rendition="#aq">Fabaria,</hi> Wegerich, <hi rendition="#aq">Plantago,</hi> Eim-<lb/><cb/> beer, <hi rendition="#aq">Herba Paris,</hi> Thorant, <hi rendition="#aq">Antirrhi-<lb/> num,</hi> Bethonien, <hi rendition="#aq">Betonica,</hi> Schlangen-<lb/> Kraut, <hi rendition="#aq">Biſtorta,</hi> See-Blumen, <hi rendition="#aq">Nym-<lb/> phæa.</hi></p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Tages und Nachts Laͤnge.</hi> </head><lb/> <p>Jetzo gehet die liebe Sonne ſchon um<lb/> 4. Uhr, 33. Min. auff; Hingegen Abends<lb/> umb 7. Uhr, 27. Minut nieder; Da-<lb/> hero alſo der Tag 14. Stunden, 55. Mi-<lb/> nuten lang geworden; Die Nacht aber<lb/> 9. Stunden, 9. Minuten verblieben.<lb/> Da heiſt es 7. Stunden Schlaff iſt am<lb/> geſuͤndſten, oder <hi rendition="#aq">ſeptem horas dormiſſe,<lb/> ſat eſt juvenique ſenique.</hi></p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Von unterirdiſchen Berg-<lb/> Duͤnſten.</hi> </head><lb/> <p>Nun ſteigen die unterirdiſchen <hi rendition="#aq">Hu-<lb/> mores</hi> und <hi rendition="#aq">Vapores</hi> mit Macht herauff,<lb/> ihres Schoͤpffers Befehl vollends zu be-<lb/> ſchleunigen, und denen bißherigen ent-<lb/> ſchlaffenen <hi rendition="#aq">Vegetabilibus</hi> neue Krafft zu<lb/> erwecken, da vereiniget ſich maͤhlich die<lb/> unterirdiſche Waͤrme, und bleibet <hi rendition="#aq">tempe-<lb/> rir</hi>et, des Nachts aber mercklich waͤr-<lb/> mer, als bey Tage, weiln die Sonne<lb/> entfernet, die kalte Nacht aber <hi rendition="#aq">per Re-<lb/> percusſionem</hi> nichts <hi rendition="#aq">exhalir</hi>en laͤſſet.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Von Thieren und Voͤgeln.</hi> </head><lb/> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">Der Baͤr.</hi> </head><lb/> <p>Zu jetziger Zeit pflegen die jungen<lb/> Baͤre ſchon etwas weiter auszugehen,<lb/> als in vorigtem Monat, was ſie von den<lb/> Alten bekommen, iſt doch noch zur Zeit<lb/> ihre beſte Nahrung, und nehmen alles,<lb/> was fleiſchich iſt, gerne an, dann verzeh-<lb/> ren ſie es alle zuſammen, weil ihr Fan-<lb/> gen noch nicht recht angehen will; Die<lb/> Alten <hi rendition="#aq">viſitir</hi>en indeſſen die wilden Bie-<lb/> nen in hohlen Baͤumen, oder die Hum-<lb/> mel-Neſter; Und weil ſie im Winter-<lb/> Lager vom dicken Gebluͤt faſt blind wor-<lb/> den, ſtechen ſie die Hummeln, daß es<lb/> ſchweiſſet, und ihnen hilfft; Zu Aus-<lb/> gang dieſes Monats lauffen die Baͤrin-<lb/> nen aus Geylheit, und treten in die<lb/> Brunfft, alsdann ſind ſie ſehr boͤſe.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">Der Hirſch.</hi> </head><lb/> <p>Jn dieſem Monat <hi rendition="#aq">purgir</hi>et ſich der<lb/> Hirſch ſowohl mit geſunden Kraͤutern,<lb/> als guten Qvellen, weil die Natur zu<lb/> dieſer Jahres-Zeit allen lebendigen und<lb/> lebloſen Creaturen eine gantz erneuern-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A a a 3</fw><fw place="bottom" type="catch">de</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [373/0547]
Majus.
tiger zu vermercken. Das Wetter iſt
Anfangs kuͤhle, lufftig, mit Regen und
Schloſſen vermiſchet, truͤbe Wolcken und
zuletzt Donner, wodurch die Erde frucht-
bar wird, woferne nicht wiederumb der
Froſt Schaden thut.
VEGETATIO der Erden.
Kraͤuter/ und Baͤume.
Nunmehro zeigen ſich die lieben
Kraͤuter allen lebendigen Creaturen
zu Dienſte, wiewohl dieſelben unterſchied-
lich, und einige ſchon ziemlich heraus, an-
dere dargegen noch klein ſind: Auch fan-
gen die Geſund-Qvellen und Waſſer-
Spruͤnge jetzo an, ſich zu reinigen, und
gleichſam das unreine Gebluͤt zu ſaͤu-
bern.
Vom Tangel-Holtz.
Vorjetzo wird das junge Tangel-
Holtz an den aͤuſerſten Zweigen oder an-
genehmen Fruͤh-Jahr-Wachs ſchon ſteif-
fer und gruͤnlichter, der junge Anflug
auff der Erden zeiget ſich auch erfreulich
und wird, da er noch jung und zart, ob
er gleich bittern Geſchmacks, dannoch
von wilden und zahmen Thieren abge-
biſſen, welches ihn am kuͤnfftigen Wachs-
thum und daß er zu keiner Hoͤhe kom-
men kan, hindert.
Vom Laub-Holtze.
Sobald die Knoſpen aufgebrochen,
zeigen ſich mit Freuden die lang verbor-
genen geweſenen angenehmen gruͤnen
Blaͤtter und ſchlagen vollkommen aus,
ſchmuͤcken ſich mit Laub und Bluͤthen,
daß alſo alles gruͤn, und angenehm mit
Luſt anzuſehen iſt; Jngleichen ſind auch
die jungen Som̃erlatten, oder der Wie-
derwachs recht erfreulich, wiewohl das
Wildpraͤth ihnen haͤuffigen Schaden
thut.
Von Kraͤutern.
Vorjetzo iſt der kraͤfftigſte Anfang
aller Kraͤuter, welche denen lebendigen
Creaturen zur Geſundheit dienen, und
wachſen nunmehr die lieben Majen-
Bluͤmlein, Lilium convallium, Baldri-
an, Valeriana, weiſſer Diptam, Fraxi-
nella, Je laͤnger, je lieber, Matriſylva,
Stechende Winde, Smilax aſpera,
Schaaffs-Garbe, Millefolium, Schlan-
gen-Zuͤnglein, Ophiogloſſum, Knaben-
Kraut, Fabaria, Wegerich, Plantago, Eim-
beer, Herba Paris, Thorant, Antirrhi-
num, Bethonien, Betonica, Schlangen-
Kraut, Biſtorta, See-Blumen, Nym-
phæa.
Tages und Nachts Laͤnge.
Jetzo gehet die liebe Sonne ſchon um
4. Uhr, 33. Min. auff; Hingegen Abends
umb 7. Uhr, 27. Minut nieder; Da-
hero alſo der Tag 14. Stunden, 55. Mi-
nuten lang geworden; Die Nacht aber
9. Stunden, 9. Minuten verblieben.
Da heiſt es 7. Stunden Schlaff iſt am
geſuͤndſten, oder ſeptem horas dormiſſe,
ſat eſt juvenique ſenique.
Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.
Nun ſteigen die unterirdiſchen Hu-
mores und Vapores mit Macht herauff,
ihres Schoͤpffers Befehl vollends zu be-
ſchleunigen, und denen bißherigen ent-
ſchlaffenen Vegetabilibus neue Krafft zu
erwecken, da vereiniget ſich maͤhlich die
unterirdiſche Waͤrme, und bleibet tempe-
riret, des Nachts aber mercklich waͤr-
mer, als bey Tage, weiln die Sonne
entfernet, die kalte Nacht aber per Re-
percusſionem nichts exhaliren laͤſſet.
Von Thieren und Voͤgeln.
Der Baͤr.
Zu jetziger Zeit pflegen die jungen
Baͤre ſchon etwas weiter auszugehen,
als in vorigtem Monat, was ſie von den
Alten bekommen, iſt doch noch zur Zeit
ihre beſte Nahrung, und nehmen alles,
was fleiſchich iſt, gerne an, dann verzeh-
ren ſie es alle zuſammen, weil ihr Fan-
gen noch nicht recht angehen will; Die
Alten viſitiren indeſſen die wilden Bie-
nen in hohlen Baͤumen, oder die Hum-
mel-Neſter; Und weil ſie im Winter-
Lager vom dicken Gebluͤt faſt blind wor-
den, ſtechen ſie die Hummeln, daß es
ſchweiſſet, und ihnen hilfft; Zu Aus-
gang dieſes Monats lauffen die Baͤrin-
nen aus Geylheit, und treten in die
Brunfft, alsdann ſind ſie ſehr boͤſe.
Der Hirſch.
Jn dieſem Monat purgiret ſich der
Hirſch ſowohl mit geſunden Kraͤutern,
als guten Qvellen, weil die Natur zu
dieſer Jahres-Zeit allen lebendigen und
lebloſen Creaturen eine gantz erneuern-
de
A a a 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |