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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Aprilis.
[Spaltenumbruch] und kleinen Hunden hefftig fliegen und
stossen.

Vom Raub-Beflügel/
Als dem Habicht und Sperber.

Nachdem sich die Raub-Vögel nun be-
gattet, haben sie Eyer, meistens 2. 3. biß 4.
welche sie in 14. Tagen sorgfältig ausbrü-
then, da eines das andere ablöset, das
ledige indessen nach dem Raub ausflie-
get.

Krähen und Aelstern.

Nach abgelegter Bruth, welche in
vorigtem Monat wechselsweise gesche-
hen, bringen sie meist 3. biß 4. Junge, wel-
che sie fleißig in acht nehmen. Diese Krä-
hen thun der Sommer-Saat Schaden.
Ebenfalls haben die Aelstern jetzo 3. biß 4.
Junge ausgebracht, hernach weniger.

Des Jägers nöthige Verrich-
tung in Jagd- und Forst-
Sachen/ auch mit Zeug und
Hunden.

Er muß fleißig antreiben, daß dieje-
nige Leinewand, welche zu Tücher-Lap-
pen gemachet wird, fein bald verfertiget
werde, damit sie künfftigen May zeit-
lich gebleichet werden kan; Die Pferde
und Hunde purgiren; Die Dächer aus-
bessern lassen, Truth- Hühner besetzen
und Phasian-Eyer unterlegen, auszu-
brüthen: Die Hecken ausbessern lassen,
wo etwas ausgangen seyn mögte, diesel-
be mit Mist-Pfützen-Wasser fleißig be-
giessen. Die Rauppen-Nester zu vertil-
gen bedacht seyn; Maulwürffe fangen
lassen, welche den Wiesen mit Auffwerf-
fen Schaden thun. Die Falcken, Ha-
bichte und Sperber nach vorbeschriebe-
ner Art wegfangen; Das Wildpräth
muß im Thier-Garthen beym Nach-
Winter zu füttern mit Fleiß besorget
werden, weiln das andere Wild in Wäl-
dern noch eher in seiner Freyheit was
finden kan, als das arme eingesperrte
[Spaltenumbruch] Wild. So bald man den Kuckuck höh-
ret, dürffen die Schaaffe nicht wieder in
die Wiesen kommen. Das junge Wild,
und Eyer ausnehmen soll bey scharffer
Straffe verbothen werden. Die Schä-
fer müssen die Hunde am Strick führen,
sonst fressen sie leicht junge Hasen und
Rehe, oder verstöhren die Vögel in der
Bruth, so sie rumb lauffen: Der Bau-
ren Hunde werden gekleppelt, sicherer
aber an der Kette angeleget. Denen
Hauß-Katzen, so im Felde zu maussen
gewohnet, schneidet man die Ohren ab,
so bleiben sie daheime und maussen desto
fleißiger im Hause, weil ihnen im Gra-
se der nasse Thau in die Ohren fället, wel-
ches sie nicht wohl leyden können. Der
saugenden Hündin, welche Jungen bekom-
men, müssen fleißig Milch-Suppen des
Tages drey biß viermahl gegeben wer-
den, weil die Jungen sie genung abzehren.
Die Gräntzen und Mahl-Haufen mit
der Nachbahrschafft sollen richtig verneu-
ert, und, wo Jrrungen verhanden, in
der Güthe beyzulegen gesuchet werden.
Wann das Laub ausgeschlagen, sind
die Saltz-Lecken anzurichten. Die Birck-
Hahn-Paltz währet nun am hefftigsten,
wann die Bircke das Laub wie ein
Sechspfenniger groß hat, alles andere
Wild aber und sämmtliches Geflügel
ist billig zu schonen, weil es sich vermeh-
ret, auch gantz mager ist. Die Tauben
werden noch eintzeln auff den Ruff ge-
schossen, ist aber Schade, weil sie sich paa-
ren, sind auch mager. So bald der Dorn-
Strauch grün worden, erscheinet die lie-
be Nachtigall, und lässet sich angenehm
hören. Bey veränderlichem Wetter will
der Kuckuck nicht recht dran, biß die Bir-
cke völlig grün, und der Haber aufge-
gangen. Die Phasan-Eyer werden durch
Truth-Hühner ausgebrütet, Aelstern
und Krähen fleißig geschossen, und ge-
fangen, auch ihre Nester zerstöhret, weil
sie die Eyer häuffig wegrauben. Die Kol-
ben-Hirsche werden zur Artzeney offt ge-
schossen, wo sie häuffig sind. Sonst ist
das Wild voll Enderlinge, und gar nichts
nütze zu geniessen.

MAJVS.
[Spaltenumbruch]

Vermuthliche Witterung.

Jn diesem Monat würcket die liebe
Sonne schon höher in dem himmli-
[Spaltenumbruch] schen Aspect der Zwillinge, da die Ve-
getatio
der Erden, Kräuter und Bäume
durch Influenz der Gestirne schon kräff-

tiger

Aprilis.
[Spaltenumbruch] und kleinen Hunden hefftig fliegen und
ſtoſſen.

Vom Raub-Befluͤgel/
Als dem Habicht und Sperber.

Nachdem ſich die Raub-Voͤgel nun be-
gattet, haben ſie Eyer, meiſtens 2. 3. biß 4.
welche ſie in 14. Tagen ſorgfaͤltig ausbruͤ-
then, da eines das andere abloͤſet, das
ledige indeſſen nach dem Raub ausflie-
get.

Kraͤhen und Aelſtern.

Nach abgelegter Bruth, welche in
vorigtem Monat wechſelsweiſe geſche-
hen, bringen ſie meiſt 3. biß 4. Junge, wel-
che ſie fleißig in acht nehmen. Dieſe Kraͤ-
hen thun der Sommer-Saat Schaden.
Ebenfalls haben die Aelſtern jetzo 3. biß 4.
Junge ausgebracht, hernach weniger.

Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug und
Hunden.

Er muß fleißig antreiben, daß dieje-
nige Leinewand, welche zu Tuͤcher-Lap-
pen gemachet wird, fein bald verfertiget
werde, damit ſie kuͤnfftigen May zeit-
lich gebleichet werden kan; Die Pferde
und Hunde purgiren; Die Daͤcher aus-
beſſern laſſen, Truth- Huͤhner beſetzen
und Phaſian-Eyer unterlegen, auszu-
bruͤthen: Die Hecken ausbeſſern laſſen,
wo etwas ausgangen ſeyn moͤgte, dieſel-
be mit Miſt-Pfuͤtzen-Waſſer fleißig be-
gieſſen. Die Rauppen-Neſter zu vertil-
gen bedacht ſeyn; Maulwuͤrffe fangen
laſſen, welche den Wieſen mit Auffwerf-
fen Schaden thun. Die Falcken, Ha-
bichte und Sperber nach vorbeſchriebe-
ner Art wegfangen; Das Wildpraͤth
muß im Thier-Garthen beym Nach-
Winter zu fuͤttern mit Fleiß beſorget
werden, weiln das andere Wild in Waͤl-
dern noch eher in ſeiner Freyheit was
finden kan, als das arme eingeſperrte
[Spaltenumbruch] Wild. So bald man den Kuckuck hoͤh-
ret, duͤrffen die Schaaffe nicht wieder in
die Wieſen kommen. Das junge Wild,
und Eyer ausnehmen ſoll bey ſcharffer
Straffe verbothen werden. Die Schaͤ-
fer muͤſſen die Hunde am Strick fuͤhren,
ſonſt freſſen ſie leicht junge Haſen und
Rehe, oder verſtoͤhren die Voͤgel in der
Bruth, ſo ſie rumb lauffen: Der Bau-
ren Hunde werden gekleppelt, ſicherer
aber an der Kette angeleget. Denen
Hauß-Katzen, ſo im Felde zu mauſſen
gewohnet, ſchneidet man die Ohren ab,
ſo bleiben ſie daheime und mauſſen deſto
fleißiger im Hauſe, weil ihnen im Gra-
ſe der naſſe Thau in die Ohren faͤllet, wel-
ches ſie nicht wohl leyden koͤnnen. Der
ſaugenden Huͤndin, welche Jungẽ bekom-
men, muͤſſen fleißig Milch-Suppen des
Tages drey biß viermahl gegeben wer-
den, weil die Jungen ſie genung abzehren.
Die Graͤntzen und Mahl-Haufen mit
der Nachbahrſchafft ſollen richtig verneu-
ert, und, wo Jrrungen verhanden, in
der Guͤthe beyzulegen geſuchet werden.
Wann das Laub ausgeſchlagen, ſind
die Saltz-Lecken anzurichten. Die Birck-
Hahn-Paltz waͤhret nun am hefftigſten,
wann die Bircke das Laub wie ein
Sechspfenniger groß hat, alles andere
Wild aber und ſaͤmmtliches Gefluͤgel
iſt billig zu ſchonen, weil es ſich vermeh-
ret, auch gantz mager iſt. Die Tauben
werden noch eintzeln auff den Ruff ge-
ſchoſſen, iſt aber Schade, weil ſie ſich paa-
ren, ſind auch mager. So bald der Dorn-
Strauch gruͤn worden, erſcheinet die lie-
be Nachtigall, und laͤſſet ſich angenehm
hoͤren. Bey veraͤnderlichem Wetter will
der Kuckuck nicht recht dran, biß die Bir-
cke voͤllig gruͤn, und der Haber aufge-
gangen. Die Phaſan-Eyer werden durch
Truth-Huͤhner ausgebruͤtet, Aelſtern
und Kraͤhen fleißig geſchoſſen, und ge-
fangen, auch ihre Neſter zerſtoͤhret, weil
ſie die Eyer haͤuffig wegrauben. Die Kol-
ben-Hirſche werden zur Artzeney offt ge-
ſchoſſen, wo ſie haͤuffig ſind. Sonſt iſt
das Wild voll Enderlinge, und gar nichts
nuͤtze zu genieſſen.

MAJVS.
[Spaltenumbruch]

Vermuthliche Witterung.

Jn dieſem Monat wuͤrcket die liebe
Sonne ſchon hoͤher in dem himmli-
[Spaltenumbruch] ſchen Aſpect der Zwillinge, da die Ve-
getatio
der Erden, Kraͤuter und Baͤume
durch Influenz der Geſtirne ſchon kraͤff-

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[372/0546] Aprilis. und kleinen Hunden hefftig fliegen und ſtoſſen. Vom Raub-Befluͤgel/ Als dem Habicht und Sperber. Nachdem ſich die Raub-Voͤgel nun be- gattet, haben ſie Eyer, meiſtens 2. 3. biß 4. welche ſie in 14. Tagen ſorgfaͤltig ausbruͤ- then, da eines das andere abloͤſet, das ledige indeſſen nach dem Raub ausflie- get. Kraͤhen und Aelſtern. Nach abgelegter Bruth, welche in vorigtem Monat wechſelsweiſe geſche- hen, bringen ſie meiſt 3. biß 4. Junge, wel- che ſie fleißig in acht nehmen. Dieſe Kraͤ- hen thun der Sommer-Saat Schaden. Ebenfalls haben die Aelſtern jetzo 3. biß 4. Junge ausgebracht, hernach weniger. Des Jaͤgers noͤthige Verrich- tung in Jagd- und Forſt- Sachen/ auch mit Zeug und Hunden. Er muß fleißig antreiben, daß dieje- nige Leinewand, welche zu Tuͤcher-Lap- pen gemachet wird, fein bald verfertiget werde, damit ſie kuͤnfftigen May zeit- lich gebleichet werden kan; Die Pferde und Hunde purgiren; Die Daͤcher aus- beſſern laſſen, Truth- Huͤhner beſetzen und Phaſian-Eyer unterlegen, auszu- bruͤthen: Die Hecken ausbeſſern laſſen, wo etwas ausgangen ſeyn moͤgte, dieſel- be mit Miſt-Pfuͤtzen-Waſſer fleißig be- gieſſen. Die Rauppen-Neſter zu vertil- gen bedacht ſeyn; Maulwuͤrffe fangen laſſen, welche den Wieſen mit Auffwerf- fen Schaden thun. Die Falcken, Ha- bichte und Sperber nach vorbeſchriebe- ner Art wegfangen; Das Wildpraͤth muß im Thier-Garthen beym Nach- Winter zu fuͤttern mit Fleiß beſorget werden, weiln das andere Wild in Waͤl- dern noch eher in ſeiner Freyheit was finden kan, als das arme eingeſperrte Wild. So bald man den Kuckuck hoͤh- ret, duͤrffen die Schaaffe nicht wieder in die Wieſen kommen. Das junge Wild, und Eyer ausnehmen ſoll bey ſcharffer Straffe verbothen werden. Die Schaͤ- fer muͤſſen die Hunde am Strick fuͤhren, ſonſt freſſen ſie leicht junge Haſen und Rehe, oder verſtoͤhren die Voͤgel in der Bruth, ſo ſie rumb lauffen: Der Bau- ren Hunde werden gekleppelt, ſicherer aber an der Kette angeleget. Denen Hauß-Katzen, ſo im Felde zu mauſſen gewohnet, ſchneidet man die Ohren ab, ſo bleiben ſie daheime und mauſſen deſto fleißiger im Hauſe, weil ihnen im Gra- ſe der naſſe Thau in die Ohren faͤllet, wel- ches ſie nicht wohl leyden koͤnnen. Der ſaugenden Huͤndin, welche Jungẽ bekom- men, muͤſſen fleißig Milch-Suppen des Tages drey biß viermahl gegeben wer- den, weil die Jungen ſie genung abzehren. Die Graͤntzen und Mahl-Haufen mit der Nachbahrſchafft ſollen richtig verneu- ert, und, wo Jrrungen verhanden, in der Guͤthe beyzulegen geſuchet werden. Wann das Laub ausgeſchlagen, ſind die Saltz-Lecken anzurichten. Die Birck- Hahn-Paltz waͤhret nun am hefftigſten, wann die Bircke das Laub wie ein Sechspfenniger groß hat, alles andere Wild aber und ſaͤmmtliches Gefluͤgel iſt billig zu ſchonen, weil es ſich vermeh- ret, auch gantz mager iſt. Die Tauben werden noch eintzeln auff den Ruff ge- ſchoſſen, iſt aber Schade, weil ſie ſich paa- ren, ſind auch mager. So bald der Dorn- Strauch gruͤn worden, erſcheinet die lie- be Nachtigall, und laͤſſet ſich angenehm hoͤren. Bey veraͤnderlichem Wetter will der Kuckuck nicht recht dran, biß die Bir- cke voͤllig gruͤn, und der Haber aufge- gangen. Die Phaſan-Eyer werden durch Truth-Huͤhner ausgebruͤtet, Aelſtern und Kraͤhen fleißig geſchoſſen, und ge- fangen, auch ihre Neſter zerſtoͤhret, weil ſie die Eyer haͤuffig wegrauben. Die Kol- ben-Hirſche werden zur Artzeney offt ge- ſchoſſen, wo ſie haͤuffig ſind. Sonſt iſt das Wild voll Enderlinge, und gar nichts nuͤtze zu genieſſen. MAJVS. Vermuthliche Witterung. Jn dieſem Monat wuͤrcket die liebe Sonne ſchon hoͤher in dem himmli- ſchen Aſpect der Zwillinge, da die Ve- getatio der Erden, Kraͤuter und Baͤume durch Influenz der Geſtirne ſchon kraͤff- tiger

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/546>, abgerufen am 24.11.2024.