[Spaltenumbruch]
und kleinen Hunden hefftig fliegen und stossen.
Vom Raub-Beflügel/
Als dem Habicht und Sperber.
Nachdem sich die Raub-Vögel nun be- gattet, haben sie Eyer, meistens 2. 3. biß 4. welche sie in 14. Tagen sorgfältig ausbrü- then, da eines das andere ablöset, das ledige indessen nach dem Raub ausflie- get.
Krähen und Aelstern.
Nach abgelegter Bruth, welche in vorigtem Monat wechselsweise gesche- hen, bringen sie meist 3. biß 4. Junge, wel- che sie fleißig in acht nehmen. Diese Krä- hen thun der Sommer-Saat Schaden. Ebenfalls haben die Aelstern jetzo 3. biß 4. Junge ausgebracht, hernach weniger.
Des Jägers nöthige Verrich- tung in Jagd- und Forst- Sachen/ auch mit Zeug und Hunden.
Er muß fleißig antreiben, daß dieje- nige Leinewand, welche zu Tücher-Lap- pen gemachet wird, fein bald verfertiget werde, damit sie künfftigen May zeit- lich gebleichet werden kan; Die Pferde und Hunde purgiren; Die Dächer aus- bessern lassen, Truth- Hühner besetzen und Phasian-Eyer unterlegen, auszu- brüthen: Die Hecken ausbessern lassen, wo etwas ausgangen seyn mögte, diesel- be mit Mist-Pfützen-Wasser fleißig be- giessen. Die Rauppen-Nester zu vertil- gen bedacht seyn; Maulwürffe fangen lassen, welche den Wiesen mit Auffwerf- fen Schaden thun. Die Falcken, Ha- bichte und Sperber nach vorbeschriebe- ner Art wegfangen; Das Wildpräth muß im Thier-Garthen beym Nach- Winter zu füttern mit Fleiß besorget werden, weiln das andere Wild in Wäl- dern noch eher in seiner Freyheit was finden kan, als das arme eingesperrte [Spaltenumbruch]
Wild. So bald man den Kuckuck höh- ret, dürffen die Schaaffe nicht wieder in die Wiesen kommen. Das junge Wild, und Eyer ausnehmen soll bey scharffer Straffe verbothen werden. Die Schä- fer müssen die Hunde am Strick führen, sonst fressen sie leicht junge Hasen und Rehe, oder verstöhren die Vögel in der Bruth, so sie rumb lauffen: Der Bau- ren Hunde werden gekleppelt, sicherer aber an der Kette angeleget. Denen Hauß-Katzen, so im Felde zu maussen gewohnet, schneidet man die Ohren ab, so bleiben sie daheime und maussen desto fleißiger im Hause, weil ihnen im Gra- se der nasse Thau in die Ohren fället, wel- ches sie nicht wohl leyden können. Der saugenden Hündin, welche Jungen bekom- men, müssen fleißig Milch-Suppen des Tages drey biß viermahl gegeben wer- den, weil die Jungen sie genung abzehren. Die Gräntzen und Mahl-Haufen mit der Nachbahrschafft sollen richtig verneu- ert, und, wo Jrrungen verhanden, in der Güthe beyzulegen gesuchet werden. Wann das Laub ausgeschlagen, sind die Saltz-Lecken anzurichten. Die Birck- Hahn-Paltz währet nun am hefftigsten, wann die Bircke das Laub wie ein Sechspfenniger groß hat, alles andere Wild aber und sämmtliches Geflügel ist billig zu schonen, weil es sich vermeh- ret, auch gantz mager ist. Die Tauben werden noch eintzeln auff den Ruff ge- schossen, ist aber Schade, weil sie sich paa- ren, sind auch mager. So bald der Dorn- Strauch grün worden, erscheinet die lie- be Nachtigall, und lässet sich angenehm hören. Bey veränderlichem Wetter will der Kuckuck nicht recht dran, biß die Bir- cke völlig grün, und der Haber aufge- gangen. Die Phasan-Eyer werden durch Truth-Hühner ausgebrütet, Aelstern und Krähen fleißig geschossen, und ge- fangen, auch ihre Nester zerstöhret, weil sie die Eyer häuffig wegrauben. Die Kol- ben-Hirsche werden zur Artzeney offt ge- schossen, wo sie häuffig sind. Sonst ist das Wild voll Enderlinge, und gar nichts nütze zu geniessen.
MAJVS.
[Spaltenumbruch]
Vermuthliche Witterung.
Jn diesem Monat würcket die liebe Sonne schon höher in dem himmli- [Spaltenumbruch]
schen Aspect der Zwillinge, da die Ve- getatio der Erden, Kräuter und Bäume durch Influenz der Gestirne schon kräff-
tiger
Aprilis.
[Spaltenumbruch]
und kleinen Hunden hefftig fliegen und ſtoſſen.
Vom Raub-Befluͤgel/
Als dem Habicht und Sperber.
Nachdem ſich die Raub-Voͤgel nun be- gattet, haben ſie Eyer, meiſtens 2. 3. biß 4. welche ſie in 14. Tagen ſorgfaͤltig ausbruͤ- then, da eines das andere abloͤſet, das ledige indeſſen nach dem Raub ausflie- get.
Kraͤhen und Aelſtern.
Nach abgelegter Bruth, welche in vorigtem Monat wechſelsweiſe geſche- hen, bringen ſie meiſt 3. biß 4. Junge, wel- che ſie fleißig in acht nehmen. Dieſe Kraͤ- hen thun der Sommer-Saat Schaden. Ebenfalls haben die Aelſtern jetzo 3. biß 4. Junge ausgebracht, hernach weniger.
Des Jaͤgers noͤthige Verrich- tung in Jagd- und Forſt- Sachen/ auch mit Zeug und Hunden.
Er muß fleißig antreiben, daß dieje- nige Leinewand, welche zu Tuͤcher-Lap- pen gemachet wird, fein bald verfertiget werde, damit ſie kuͤnfftigen May zeit- lich gebleichet werden kan; Die Pferde und Hunde purgiren; Die Daͤcher aus- beſſern laſſen, Truth- Huͤhner beſetzen und Phaſian-Eyer unterlegen, auszu- bruͤthen: Die Hecken ausbeſſern laſſen, wo etwas ausgangen ſeyn moͤgte, dieſel- be mit Miſt-Pfuͤtzen-Waſſer fleißig be- gieſſen. Die Rauppen-Neſter zu vertil- gen bedacht ſeyn; Maulwuͤrffe fangen laſſen, welche den Wieſen mit Auffwerf- fen Schaden thun. Die Falcken, Ha- bichte und Sperber nach vorbeſchriebe- ner Art wegfangen; Das Wildpraͤth muß im Thier-Garthen beym Nach- Winter zu fuͤttern mit Fleiß beſorget werden, weiln das andere Wild in Waͤl- dern noch eher in ſeiner Freyheit was finden kan, als das arme eingeſperrte [Spaltenumbruch]
Wild. So bald man den Kuckuck hoͤh- ret, duͤrffen die Schaaffe nicht wieder in die Wieſen kommen. Das junge Wild, und Eyer ausnehmen ſoll bey ſcharffer Straffe verbothen werden. Die Schaͤ- fer muͤſſen die Hunde am Strick fuͤhren, ſonſt freſſen ſie leicht junge Haſen und Rehe, oder verſtoͤhren die Voͤgel in der Bruth, ſo ſie rumb lauffen: Der Bau- ren Hunde werden gekleppelt, ſicherer aber an der Kette angeleget. Denen Hauß-Katzen, ſo im Felde zu mauſſen gewohnet, ſchneidet man die Ohren ab, ſo bleiben ſie daheime und mauſſen deſto fleißiger im Hauſe, weil ihnen im Gra- ſe der naſſe Thau in die Ohren faͤllet, wel- ches ſie nicht wohl leyden koͤnnen. Der ſaugenden Huͤndin, welche Jungẽ bekom- men, muͤſſen fleißig Milch-Suppen des Tages drey biß viermahl gegeben wer- den, weil die Jungen ſie genung abzehren. Die Graͤntzen und Mahl-Haufen mit der Nachbahrſchafft ſollen richtig verneu- ert, und, wo Jrrungen verhanden, in der Guͤthe beyzulegen geſuchet werden. Wann das Laub ausgeſchlagen, ſind die Saltz-Lecken anzurichten. Die Birck- Hahn-Paltz waͤhret nun am hefftigſten, wann die Bircke das Laub wie ein Sechspfenniger groß hat, alles andere Wild aber und ſaͤmmtliches Gefluͤgel iſt billig zu ſchonen, weil es ſich vermeh- ret, auch gantz mager iſt. Die Tauben werden noch eintzeln auff den Ruff ge- ſchoſſen, iſt aber Schade, weil ſie ſich paa- ren, ſind auch mager. So bald der Dorn- Strauch gruͤn worden, erſcheinet die lie- be Nachtigall, und laͤſſet ſich angenehm hoͤren. Bey veraͤnderlichem Wetter will der Kuckuck nicht recht dran, biß die Bir- cke voͤllig gruͤn, und der Haber aufge- gangen. Die Phaſan-Eyer werden durch Truth-Huͤhner ausgebruͤtet, Aelſtern und Kraͤhen fleißig geſchoſſen, und ge- fangen, auch ihre Neſter zerſtoͤhret, weil ſie die Eyer haͤuffig wegrauben. Die Kol- ben-Hirſche werden zur Artzeney offt ge- ſchoſſen, wo ſie haͤuffig ſind. Sonſt iſt das Wild voll Enderlinge, und gar nichts nuͤtze zu genieſſen.
MAJVS.
[Spaltenumbruch]
Vermuthliche Witterung.
Jn dieſem Monat wuͤrcket die liebe Sonne ſchon hoͤher in dem himmli- [Spaltenumbruch]
ſchen Aſpect der Zwillinge, da die Ve- getatio der Erden, Kraͤuter und Baͤume durch Influenz der Geſtirne ſchon kraͤff-
tiger
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[372/0546]
Aprilis.
und kleinen Hunden hefftig fliegen und
ſtoſſen.
Vom Raub-Befluͤgel/
Als dem Habicht und Sperber.
Nachdem ſich die Raub-Voͤgel nun be-
gattet, haben ſie Eyer, meiſtens 2. 3. biß 4.
welche ſie in 14. Tagen ſorgfaͤltig ausbruͤ-
then, da eines das andere abloͤſet, das
ledige indeſſen nach dem Raub ausflie-
get.
Kraͤhen und Aelſtern.
Nach abgelegter Bruth, welche in
vorigtem Monat wechſelsweiſe geſche-
hen, bringen ſie meiſt 3. biß 4. Junge, wel-
che ſie fleißig in acht nehmen. Dieſe Kraͤ-
hen thun der Sommer-Saat Schaden.
Ebenfalls haben die Aelſtern jetzo 3. biß 4.
Junge ausgebracht, hernach weniger.
Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug und
Hunden.
Er muß fleißig antreiben, daß dieje-
nige Leinewand, welche zu Tuͤcher-Lap-
pen gemachet wird, fein bald verfertiget
werde, damit ſie kuͤnfftigen May zeit-
lich gebleichet werden kan; Die Pferde
und Hunde purgiren; Die Daͤcher aus-
beſſern laſſen, Truth- Huͤhner beſetzen
und Phaſian-Eyer unterlegen, auszu-
bruͤthen: Die Hecken ausbeſſern laſſen,
wo etwas ausgangen ſeyn moͤgte, dieſel-
be mit Miſt-Pfuͤtzen-Waſſer fleißig be-
gieſſen. Die Rauppen-Neſter zu vertil-
gen bedacht ſeyn; Maulwuͤrffe fangen
laſſen, welche den Wieſen mit Auffwerf-
fen Schaden thun. Die Falcken, Ha-
bichte und Sperber nach vorbeſchriebe-
ner Art wegfangen; Das Wildpraͤth
muß im Thier-Garthen beym Nach-
Winter zu fuͤttern mit Fleiß beſorget
werden, weiln das andere Wild in Waͤl-
dern noch eher in ſeiner Freyheit was
finden kan, als das arme eingeſperrte
Wild. So bald man den Kuckuck hoͤh-
ret, duͤrffen die Schaaffe nicht wieder in
die Wieſen kommen. Das junge Wild,
und Eyer ausnehmen ſoll bey ſcharffer
Straffe verbothen werden. Die Schaͤ-
fer muͤſſen die Hunde am Strick fuͤhren,
ſonſt freſſen ſie leicht junge Haſen und
Rehe, oder verſtoͤhren die Voͤgel in der
Bruth, ſo ſie rumb lauffen: Der Bau-
ren Hunde werden gekleppelt, ſicherer
aber an der Kette angeleget. Denen
Hauß-Katzen, ſo im Felde zu mauſſen
gewohnet, ſchneidet man die Ohren ab,
ſo bleiben ſie daheime und mauſſen deſto
fleißiger im Hauſe, weil ihnen im Gra-
ſe der naſſe Thau in die Ohren faͤllet, wel-
ches ſie nicht wohl leyden koͤnnen. Der
ſaugenden Huͤndin, welche Jungẽ bekom-
men, muͤſſen fleißig Milch-Suppen des
Tages drey biß viermahl gegeben wer-
den, weil die Jungen ſie genung abzehren.
Die Graͤntzen und Mahl-Haufen mit
der Nachbahrſchafft ſollen richtig verneu-
ert, und, wo Jrrungen verhanden, in
der Guͤthe beyzulegen geſuchet werden.
Wann das Laub ausgeſchlagen, ſind
die Saltz-Lecken anzurichten. Die Birck-
Hahn-Paltz waͤhret nun am hefftigſten,
wann die Bircke das Laub wie ein
Sechspfenniger groß hat, alles andere
Wild aber und ſaͤmmtliches Gefluͤgel
iſt billig zu ſchonen, weil es ſich vermeh-
ret, auch gantz mager iſt. Die Tauben
werden noch eintzeln auff den Ruff ge-
ſchoſſen, iſt aber Schade, weil ſie ſich paa-
ren, ſind auch mager. So bald der Dorn-
Strauch gruͤn worden, erſcheinet die lie-
be Nachtigall, und laͤſſet ſich angenehm
hoͤren. Bey veraͤnderlichem Wetter will
der Kuckuck nicht recht dran, biß die Bir-
cke voͤllig gruͤn, und der Haber aufge-
gangen. Die Phaſan-Eyer werden durch
Truth-Huͤhner ausgebruͤtet, Aelſtern
und Kraͤhen fleißig geſchoſſen, und ge-
fangen, auch ihre Neſter zerſtoͤhret, weil
ſie die Eyer haͤuffig wegrauben. Die Kol-
ben-Hirſche werden zur Artzeney offt ge-
ſchoſſen, wo ſie haͤuffig ſind. Sonſt iſt
das Wild voll Enderlinge, und gar nichts
nuͤtze zu genieſſen.
MAJVS.
Vermuthliche Witterung.
Jn dieſem Monat wuͤrcket die liebe
Sonne ſchon hoͤher in dem himmli-
ſchen Aſpect der Zwillinge, da die Ve-
getatio der Erden, Kraͤuter und Baͤume
durch Influenz der Geſtirne ſchon kraͤff-
tiger
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/546>, abgerufen am 24.11.2024.
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