Sobalde die alten Bärinnen ihre kleine Jungen so weit gebracht, daß sie nunmehr sehen, und ihren Bietz, oder Zitzen selbst finden können, hat sie schon solche grosse Sorge nicht mehr, daß sie erdrücket werden mögten. Es spiehlen die Jungen, wann es ein wenig gelinde, beym Sonnen-Schein, und kriechen umb die alte herumb; Der Bär aber bleibet noch, sonderlich beym Schnee, in seinem Lager, und gebrauchet sich des Saugens an den Vorder-Tatzen, umb die Zeit zu vertreiben.
Der Hirsch.
Wann einiges Thau-Wetter einfäl- let, und der Schnee abgehet, ässet sich der Hirsch in gründen, wässerichten Oer- tern, unter denen Stämmen, von den Aussprößlingen derer Kräuter; Bey anhaltender Kälte aber ist die Nahrung meist in warmen Qvellen, woselbsten sie die Kresse und andere Kräuter suchen, wie auch die grünen Blätter von Brom- beer-Sträuchern, oder was sonst des Herbsts späthe abgefallen, und über Winter liegen blieben ist. Jn diesem Monat werffen die stärckesten, und be- sten Hirsche gemeiniglich das Gehörn ab; Wann es kalt ist, wärmen sie sich an der Sommer-Seiten, wo die Sonne anscheinet.
Das Schwein.
Jn diesem Monat hält sich das Schwein annoch auff trockener Heyde in grossem Dickigt auf, wo es einen gros- sen Ameiß-Hauffen gefunden, hebet offt den Rüssel heraus, und vernimmt den Wind sehr weit; Wann es Schnee spüh- ret, machet es sich nicht weit aus, es wer- de dann verstöhret, da es in einem Cours und in einem Trab 9. biß 10. Meilen fort- gehet, ehe es sich wieder anderwärts ins Lager begiebet. Die Sauen brechen bey dem Thau-Wetter in die Erde, und su- chen Erdmast, Farren-Kraut, und des- sen Wurtzeln, wo es aber zu hart gefro- ren, und sie hungern müssen, sterben sie dahin.
Das Reh.
Wo kein Gebürge verhanden, hal- ten sich die Rehe gerne in warmen Brü- chern, Dickigten und Morästen auf, wo Werfften, Bimsen und dergleichen Ge- [Spaltenumbruch]
hecke, in einander gewachsen; Nehren sich von den Knospen und Rinden des jungen Holtzes, scheelen solches, wie die Ziegen: Die Wölffe, Luxe, und Füchse trachten ihnen sehr nach im Schnee, weil sie matt, und krafftloß worden find.
Der Hase.
Vorjetzo rammlen die Hasen häuf- fig mit groster Begierde, und sind fast gantz blind hinter einer Häsin, wiewohl bey dem setzen die Jungen meist erfrie- ren; Sie geniessen den Mistel und Ken- ster von den Bäumen, so gefallet werden, am meisten aber der Bauern Obst-Bäu- me, Rinden und Kohl.
Der Wolff.
Jn diesem Monat vertheilen sich die Wölffe weitläufftiger von einander, doch rotten sie sich Parthey-weise zusammen, das angeschossene krancke magere Hirsch- Wildpräth oder Frischlinge in ihrem Stand, Behältnisse und Lager zu be- schleichen, und zu bespringen, weiln das zahme Vieh noch beym harten Frost und tieffem Schee in Ställen behalten wird, und jagen das Wild auffs Eyß, es desto besser zu fangen.
Der Fuchs.
Nunmehro rollen die Füchse, und haben anjetzo ihre Brunfft; Es lauffen ihrer viel einer läufischen Füchsin nach, sich zu vermischen, welche nach 9. Wo- chen, wie die Hunde, ihre Jungen wirf- fet. Man kan sie meisterlich zum Schuß betriegen, wann man wie ein Hase schrey- et, und locket, da er dann Beuthe zu er- wischen verhoffet, ihre Bälge sind zwar noch gut, aber sie sind vom Rollen ma- ger geworden.
Der Dachs.
Nunmehro gehet der Dachs praeci- se umb Lichtmesse, jedoch nach der alten Zeit, wiederumb aus seinem Bau, es mag auch das Wetter seyn, wie es wolle, umb seine Nahrung zu suchen, und zu brunfften.
Vom Marder und Otter/ Katz und Jltniß.
Von diesen Raub-Thieren ist bereits bey der Eigenschafft derselben das nöthige errinnert worden, und ist nichts mehr zu remarquiren übrig, als daß, wann
ihre
Z z 2
Februarius.
[Spaltenumbruch]
Von Thieren und Voͤgeln.
Der Baͤr.
Sobalde die alten Baͤrinnen ihre kleine Jungen ſo weit gebracht, daß ſie nunmehr ſehen, und ihren Bietz, oder Zitzen ſelbſt finden koͤnnen, hat ſie ſchon ſolche groſſe Sorge nicht mehr, daß ſie erdruͤcket werden moͤgten. Es ſpiehlen die Jungen, wann es ein wenig gelinde, beym Sonnen-Schein, und kriechen umb die alte herumb; Der Baͤr aber bleibet noch, ſonderlich beym Schnee, in ſeinem Lager, und gebrauchet ſich des Saugens an den Vorder-Tatzen, umb die Zeit zu vertreiben.
Der Hirſch.
Wann einiges Thau-Wetter einfaͤl- let, und der Schnee abgehet, aͤſſet ſich der Hirſch in gruͤnden, waͤſſerichten Oer- tern, unter denen Staͤmmen, von den Ausſproͤßlingen derer Kraͤuter; Bey anhaltender Kaͤlte aber iſt die Nahrung meiſt in warmen Qvellen, woſelbſten ſie die Kreſſe und andere Kraͤuter ſuchen, wie auch die gruͤnen Blaͤtter von Brom- beer-Straͤuchern, oder was ſonſt des Herbſts ſpaͤthe abgefallen, und uͤber Winter liegen blieben iſt. Jn dieſem Monat werffen die ſtaͤrckeſten, und be- ſten Hirſche gemeiniglich das Gehoͤrn ab; Wann es kalt iſt, waͤrmen ſie ſich an der Som̃er-Seiten, wo die Sonne anſcheinet.
Das Schwein.
Jn dieſem Monat haͤlt ſich das Schwein annoch auff trockener Heyde in groſſem Dickigt auf, wo es einen groſ- ſen Ameiß-Hauffen gefunden, hebet offt den Ruͤſſel heraus, und vernimmt den Wind ſehr weit; Wann es Schnee ſpuͤh- ret, machet es ſich nicht weit aus, es wer- de dann verſtoͤhret, da es in einem Cours und in einem Trab 9. biß 10. Meilen fort- gehet, ehe es ſich wieder anderwaͤrts ins Lager begiebet. Die Sauen brechen bey dem Thau-Wetter in die Erde, und ſu- chen Erdmaſt, Farren-Kraut, und deſ- ſen Wurtzeln, wo es aber zu hart gefro- ren, und ſie hungern muͤſſen, ſterben ſie dahin.
Das Reh.
Wo kein Gebuͤrge verhanden, hal- ten ſich die Rehe gerne in warmen Bruͤ- chern, Dickigten und Moraͤſten auf, wo Werfften, Bimſen und dergleichen Ge- [Spaltenumbruch]
hecke, in einander gewachſen; Nehren ſich von den Knoſpen und Rinden des jungen Holtzes, ſcheelen ſolches, wie die Ziegen: Die Woͤlffe, Luxe, und Fuͤchſe trachten ihnen ſehr nach im Schnee, weil ſie matt, und krafftloß worden find.
Der Haſe.
Vorjetzo rammlen die Haſen haͤuf- fig mit groſter Begierde, und ſind faſt gantz blind hinter einer Haͤſin, wiewohl bey dem ſetzen die Jungen meiſt erfrie- ren; Sie genieſſen den Miſtel und Ken- ſter von den Baͤumen, ſo gefallet werden, am meiſten aber der Bauern Obſt-Baͤu- me, Rinden und Kohl.
Der Wolff.
Jn dieſem Monat vertheilen ſich die Woͤlffe weitlaͤufftiger von einander, doch rotten ſie ſich Parthey-weiſe zuſammen, das angeſchoſſene krancke magere Hirſch- Wildpraͤth oder Friſchlinge in ihrem Stand, Behaͤltniſſe und Lager zu be- ſchleichen, und zu beſpringen, weiln das zahme Vieh noch beym harten Froſt und tieffem Schee in Staͤllen behalten wird, und jagen das Wild auffs Eyß, es deſto beſſer zu fangen.
Der Fuchs.
Nunmehro rollen die Fuͤchſe, und haben anjetzo ihre Brunfft; Es lauffen ihrer viel einer laͤufiſchen Fuͤchſin nach, ſich zu vermiſchen, welche nach 9. Wo- chen, wie die Hunde, ihre Jungen wirf- fet. Man kan ſie meiſterlich zum Schuß betriegen, wann man wie ein Haſe ſchrey- et, und locket, da er dann Beuthe zu er- wiſchen verhoffet, ihre Baͤlge ſind zwar noch gut, aber ſie ſind vom Rollen ma- ger geworden.
Der Dachs.
Nunmehro gehet der Dachs præci- ſe umb Lichtmeſſe, jedoch nach der alten Zeit, wiederumb aus ſeinem Bau, es mag auch das Wetter ſeyn, wie es wolle, umb ſeine Nahrung zu ſuchen, und zu brunfften.
Vom Marder und Otter/ Katz und Jltniß.
Von dieſen Raub-Thieren iſt bereits bey der Eigenſchafft derſelben das noͤthige errinnert worden, und iſt nichts mehr zu remarquiren uͤbrig, als daß, wann
ihre
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[363/0537]
Februarius.
Von Thieren und Voͤgeln.
Der Baͤr.
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kleine Jungen ſo weit gebracht, daß ſie
nunmehr ſehen, und ihren Bietz, oder
Zitzen ſelbſt finden koͤnnen, hat ſie ſchon
ſolche groſſe Sorge nicht mehr, daß ſie
erdruͤcket werden moͤgten. Es ſpiehlen
die Jungen, wann es ein wenig gelinde,
beym Sonnen-Schein, und kriechen umb
die alte herumb; Der Baͤr aber bleibet
noch, ſonderlich beym Schnee, in ſeinem
Lager, und gebrauchet ſich des Saugens
an den Vorder-Tatzen, umb die Zeit zu
vertreiben.
Der Hirſch.
Wann einiges Thau-Wetter einfaͤl-
let, und der Schnee abgehet, aͤſſet ſich der
Hirſch in gruͤnden, waͤſſerichten Oer-
tern, unter denen Staͤmmen, von den
Ausſproͤßlingen derer Kraͤuter; Bey
anhaltender Kaͤlte aber iſt die Nahrung
meiſt in warmen Qvellen, woſelbſten ſie
die Kreſſe und andere Kraͤuter ſuchen,
wie auch die gruͤnen Blaͤtter von Brom-
beer-Straͤuchern, oder was ſonſt des
Herbſts ſpaͤthe abgefallen, und uͤber
Winter liegen blieben iſt. Jn dieſem
Monat werffen die ſtaͤrckeſten, und be-
ſten Hirſche gemeiniglich das Gehoͤrn ab;
Wann es kalt iſt, waͤrmen ſie ſich an der
Som̃er-Seiten, wo die Sonne anſcheinet.
Das Schwein.
Jn dieſem Monat haͤlt ſich das
Schwein annoch auff trockener Heyde
in groſſem Dickigt auf, wo es einen groſ-
ſen Ameiß-Hauffen gefunden, hebet offt
den Ruͤſſel heraus, und vernimmt den
Wind ſehr weit; Wann es Schnee ſpuͤh-
ret, machet es ſich nicht weit aus, es wer-
de dann verſtoͤhret, da es in einem Cours
und in einem Trab 9. biß 10. Meilen fort-
gehet, ehe es ſich wieder anderwaͤrts ins
Lager begiebet. Die Sauen brechen bey
dem Thau-Wetter in die Erde, und ſu-
chen Erdmaſt, Farren-Kraut, und deſ-
ſen Wurtzeln, wo es aber zu hart gefro-
ren, und ſie hungern muͤſſen, ſterben ſie
dahin.
Das Reh.
Wo kein Gebuͤrge verhanden, hal-
ten ſich die Rehe gerne in warmen Bruͤ-
chern, Dickigten und Moraͤſten auf, wo
Werfften, Bimſen und dergleichen Ge-
hecke, in einander gewachſen; Nehren
ſich von den Knoſpen und Rinden des
jungen Holtzes, ſcheelen ſolches, wie die
Ziegen: Die Woͤlffe, Luxe, und Fuͤchſe
trachten ihnen ſehr nach im Schnee, weil
ſie matt, und krafftloß worden find.
Der Haſe.
Vorjetzo rammlen die Haſen haͤuf-
fig mit groſter Begierde, und ſind faſt
gantz blind hinter einer Haͤſin, wiewohl
bey dem ſetzen die Jungen meiſt erfrie-
ren; Sie genieſſen den Miſtel und Ken-
ſter von den Baͤumen, ſo gefallet werden,
am meiſten aber der Bauern Obſt-Baͤu-
me, Rinden und Kohl.
Der Wolff.
Jn dieſem Monat vertheilen ſich die
Woͤlffe weitlaͤufftiger von einander, doch
rotten ſie ſich Parthey-weiſe zuſammen,
das angeſchoſſene krancke magere Hirſch-
Wildpraͤth oder Friſchlinge in ihrem
Stand, Behaͤltniſſe und Lager zu be-
ſchleichen, und zu beſpringen, weiln das
zahme Vieh noch beym harten Froſt und
tieffem Schee in Staͤllen behalten wird,
und jagen das Wild auffs Eyß, es deſto
beſſer zu fangen.
Der Fuchs.
Nunmehro rollen die Fuͤchſe, und
haben anjetzo ihre Brunfft; Es lauffen
ihrer viel einer laͤufiſchen Fuͤchſin nach,
ſich zu vermiſchen, welche nach 9. Wo-
chen, wie die Hunde, ihre Jungen wirf-
fet. Man kan ſie meiſterlich zum Schuß
betriegen, wann man wie ein Haſe ſchrey-
et, und locket, da er dann Beuthe zu er-
wiſchen verhoffet, ihre Baͤlge ſind zwar
noch gut, aber ſie ſind vom Rollen ma-
ger geworden.
Der Dachs.
Nunmehro gehet der Dachs præci-
ſe umb Lichtmeſſe, jedoch nach der alten
Zeit, wiederumb aus ſeinem Bau, es
mag auch das Wetter ſeyn, wie es
wolle, umb ſeine Nahrung zu ſuchen, und
zu brunfften.
Vom Marder und Otter/ Katz
und Jltniß.
Von dieſen Raub-Thieren iſt bereits
bey der Eigenſchafft derſelben das noͤthige
errinnert worden, und iſt nichts mehr
zu remarquiren uͤbrig, als daß, wann
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/537>, abgerufen am 22.02.2025.
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