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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] wohl gewohnet seyn: Wann man ihnen
ihr Futter giebt, muß man pfeiffen, und
fein umb sich sehen, ob keine Enten in der
Lufft schweben, damit er sich verstecke; Die
Lock-Enten fallen schnell zum Teich hin-
ein, die wilden aber nehmen etliche mahl
einen Umbschweiff herumb, ehe sie sich
nieder geben wollen; Denn es ist ein wil-
der und schlauer Vogel. Die Lock-En-
ten müssen das erste Jahr eingesperret
werden, biß im Herbst der Enten-Zug
vorbey, und sie recht gewohnet sind, so
ziehen sie nicht leichtlich weg: Die Hunde
zu den Enten müssen erwehlet werden
kleine niedrige Bauer-Hündlein, hell-
roth, mit spietzigen steifen Ohren, einer
spitzigen Nase und Maul, der Schwantz
wird in der Jugend gestutzet, und von Ju-
gend auff durch Hunger und hernach
vorgeworffenem Brod zum springen ge-
wöhnet, wie auch zum Wasser-schwim-
men, gleichwie die Budel oder Wasser-
Hunde gewohnet werden. Wann sie ge-
brauchet werden, entweder die Enten an
sich zu locken, welche weit liegen, durch
vorspringen an dem Ufer, woselbst Brod
hin und wieder geworffen wird, wird ih-
nen ein Fuchs-Schwantz angebunden,
so meynen die Enten, es springe ein
Fuchs nach den Mäusen, und weil sie
ihm gehäßig, kommen sie dichte an ihn
und kan man sie also nahe locken: Sol-
len sie aber mit den Lock-Enten allge-
mach in die Schleussen, und ferner in
den Haamen getrieben werden, lässet man
sie im Teich schwimmen, so werden sich die
Enten nach den Winckeln und dem Schilf-
fe verstecken wollen, und immer enger
und näher nach dem Haamen getrieben
werden, der Hund aber schwimmet hin-
ter solchen gemählich, und machet Furcht,
daß sie nicht zurück kommen. Der En-
ten-Fänger schleicht hinter den Sträu-
chern herumb nach solchem Fang, was
er im Haamen findet, würget er, ausser
den gezeichneten Lock-Enten, und den
Hund füttert er, wie gewöhnlich. Es scheu-
en sich auch die zahmen Lock-Enten kei-
nes weges vor dem Hündlein, beym her-
umb springen, und werffen, weil sie des-
sen gewohnet; Die Wilden aber, welche
par Compagnie bereits in die Röhre ge-
rathen, separiren sich von den Lock-En-
ten und flattern vollends hinten nach dem
Zipffel, da sie gefangen werden. Jn
dem Torgauischen Enten-Fang war kein
Haamen, sondern statt dessen ein Fall-
Thürlein, welches die Ente auffstieß,
[Spaltenumbruch] und wiederum von selbsten zufiel, wel-
ches noch besser ist. Man kan solche fremb-
de Gäste bald wahrnehmen, dann sie
machen lange Hälse und helle Augen, se-
hen sich scheu umb, dann muß dem
Hündlein zum Aus- und Einkriechen
vorgeworffen werden, biß man mit Ge-
legenheit, und werffen des Habers, die
zahmen mit den wilden immer weiter
und enger in die Röhre genöthiget. Die-
se Röhren werden auf beyden Seiten,
eine jede mit zwölff Wänden von Rohr
oder Schilff bekleidet, deren eine jede drey
biß vier Ellen lang ist, darzwischen sind
Absätze, einer Ellen hoch, und andert-
halb Ellen lang, da unten Löcher gema-
chet sind, damit die Hunde durchkriechen
können, nach dem Graben zu gehöhret
ein Gang vor den Hund, damit der Hund
auswendig herumb lauffen könne, wel-
ches Löcher kriechen, und Umblauffen er
durch Zwang des Hungers, mit der Zeit
durch die Löcher aus und einzuschlieffen,
durch vorgeworffenes Brod, gar bald
gewohnen wird. Wann nun der Enten-
Fänger in der Strich-Zeit des Herbsts
die gezähmten Enten vorne zu Eingang
der Röhren gelocket und ihnen vorge-
streuet hat, und welche fremden ansichtig
wird, und durch die Stroh-Wände ver-
mercket, gehet er hinter sich, giebt dem
Hündlein ein Stücke Brods und lässet
es über den Damm, oder durch die Lö-
cher kriechen, wirfft den Haber frey hin-
ein, daß die Lock-Enten, die Wilden je
mehr aretiren, da dann das Vorwerf-
fen und Springen des Hündleins die
wilden ungewohnet, nicht leiden und
vollends nach dem Fang, wie gemeldet,
von sich selbst eylen, worzu das Klappern
der Werfften Bügel, so der Enten-Fän-
ger in etwas mit der Hand berühret,
meist hierzu contribuiret. Auff den Gän-
gen in dem verwachsenen Gesträuch habe
ich observiret, daß daselbst viele runde Ne-
ster, von Stroh bewunden in Grösse der
Bienen-Körbe, fast wie die Schnecken
Häuser gemacht, in die Höhe gehencket
waren, darinnen die Lock-Enten legen
und ausbrüthen kunten, weiln sie, wie
gewöhnlich die jungen, so bald sie auskom-
men, in ihrem breiten Schnabel beym
Halß herunter ins Wasser führen, und
sie zu wilder Natur gewöhnen würden,
wo dieselben nicht in zeiten durch zahme
Hühner auszubrüthen, besorget würden.
Es halten theils Herrschafften Schwah-
nen, damit im Winter das Wasser offen

blei-

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] wohl gewohnet ſeyn: Wann man ihnen
ihr Futter giebt, muß man pfeiffen, und
fein umb ſich ſehen, ob keine Enten in der
Lufft ſchweben, damit er ſich verſtecke; Die
Lock-Enten fallen ſchnell zum Teich hin-
ein, die wilden aber nehmen etliche mahl
einen Umbſchweiff herumb, ehe ſie ſich
nieder geben wollen; Denn es iſt ein wil-
der und ſchlauer Vogel. Die Lock-En-
ten muͤſſen das erſte Jahr eingeſperret
werden, biß im Herbſt der Enten-Zug
vorbey, und ſie recht gewohnet ſind, ſo
ziehen ſie nicht leichtlich weg: Die Hunde
zu den Enten muͤſſen erwehlet werden
kleine niedrige Bauer-Huͤndlein, hell-
roth, mit ſpietzigen ſteifen Ohren, einer
ſpitzigen Naſe und Maul, der Schwantz
wird in der Jugend geſtutzet, und von Ju-
gend auff durch Hunger und hernach
vorgeworffenem Brod zum ſpringen ge-
woͤhnet, wie auch zum Waſſer-ſchwim-
men, gleichwie die Budel oder Waſſer-
Hunde gewohnet werden. Wann ſie ge-
brauchet werden, entweder die Enten an
ſich zu locken, welche weit liegen, durch
vorſpringen an dem Ufer, woſelbſt Brod
hin und wieder geworffen wird, wird ih-
nen ein Fuchs-Schwantz angebunden,
ſo meynen die Enten, es ſpringe ein
Fuchs nach den Maͤuſen, und weil ſie
ihm gehaͤßig, kommen ſie dichte an ihn
und kan man ſie alſo nahe locken: Sol-
len ſie aber mit den Lock-Enten allge-
mach in die Schleuſſen, und ferner in
den Haamen getrieben werden, laͤſſet man
ſie im Teich ſchwimmen, ſo werden ſich die
Enten nach den Winckeln und dem Schilf-
fe verſtecken wollen, und immer enger
und naͤher nach dem Haamen getrieben
werden, der Hund aber ſchwimmet hin-
ter ſolchen gemaͤhlich, und machet Furcht,
daß ſie nicht zuruͤck kommen. Der En-
ten-Faͤnger ſchleicht hinter den Straͤu-
chern herumb nach ſolchem Fang, was
er im Haamen findet, wuͤrget er, auſſer
den gezeichneten Lock-Enten, und den
Hund fuͤtteꝛt er, wie gewoͤhnlich. Es ſcheu-
en ſich auch die zahmen Lock-Enten kei-
nes weges vor dem Huͤndlein, beym her-
umb ſpringen, und werffen, weil ſie deſ-
ſen gewohnet; Die Wilden aber, welche
par Compagnie bereits in die Roͤhre ge-
rathen, ſepariren ſich von den Lock-En-
ten und flatteꝛn vollends hinten nach dem
Zipffel, da ſie gefangen werden. Jn
dem Torgauiſchen Enten-Fang war kein
Haamen, ſondern ſtatt deſſen ein Fall-
Thuͤrlein, welches die Ente auffſtieß,
[Spaltenumbruch] und wiederum von ſelbſten zufiel, wel-
ches noch beſſer iſt. Man kan ſolche fremb-
de Gaͤſte bald wahrnehmen, dann ſie
machen lange Haͤlſe und helle Augen, ſe-
hen ſich ſcheu umb, dann muß dem
Huͤndlein zum Aus- und Einkriechen
vorgeworffen werden, biß man mit Ge-
legenheit, und werffen des Habers, die
zahmen mit den wilden immer weiter
und enger in die Roͤhre genoͤthiget. Die-
ſe Roͤhren werden auf beyden Seiten,
eine jede mit zwoͤlff Waͤnden von Rohr
oder Schilff bekleidet, deren eine jede drey
biß vier Ellen lang iſt, darzwiſchen ſind
Abſaͤtze, einer Ellen hoch, und andert-
halb Ellen lang, da unten Loͤcher gema-
chet ſind, damit die Hunde durchkriechen
koͤnnen, nach dem Graben zu gehoͤhret
ein Gang vor den Hund, damit der Hund
auswendig herumb lauffen koͤnne, wel-
ches Loͤcher kriechen, und Umblauffen er
durch Zwang des Hungers, mit der Zeit
durch die Loͤcher aus und einzuſchlieffen,
durch vorgeworffenes Brod, gar bald
gewohnen wird. Wann nun der Enten-
Faͤnger in der Strich-Zeit des Herbſts
die gezaͤhmten Enten vorne zu Eingang
der Roͤhren gelocket und ihnen vorge-
ſtreuet hat, und welche fremden anſichtig
wird, und durch die Stroh-Waͤnde ver-
mercket, gehet er hinter ſich, giebt dem
Huͤndlein ein Stuͤcke Brods und laͤſſet
es uͤber den Damm, oder durch die Loͤ-
cher kriechen, wirfft den Haber frey hin-
ein, daß die Lock-Enten, die Wilden je
mehr aretiren, da dann das Vorwerf-
fen und Springen des Huͤndleins die
wilden ungewohnet, nicht leiden und
vollends nach dem Fang, wie gemeldet,
von ſich ſelbſt eylen, worzu das Klappern
der Werfften Buͤgel, ſo der Enten-Faͤn-
ger in etwas mit der Hand beruͤhret,
meiſt hierzu contribuiret. Auff den Gaͤn-
gen in dem verwachſenen Geſtraͤuch habe
ich obſerviret, daß daſelbſt viele runde Ne-
ſter, von Stroh bewunden in Groͤſſe der
Bienen-Koͤrbe, faſt wie die Schnecken
Haͤuſer gemacht, in die Hoͤhe gehencket
waren, darinnen die Lock-Enten legen
und ausbruͤthen kunten, weiln ſie, wie
gewoͤhnlich die jungen, ſo bald ſie auskom-
men, in ihrem breiten Schnabel beym
Halß herunter ins Waſſer fuͤhren, und
ſie zu wilder Natur gewoͤhnen wuͤrden,
wo dieſelben nicht in zeiten durch zahme
Huͤhner auszubruͤthen, beſorget wuͤrden.
Es halten theils Herrſchafften Schwah-
nen, damit im Winter das Waſſer offen

blei-
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[330/0498] Fuͤnffter Theil/ wohl gewohnet ſeyn: Wann man ihnen ihr Futter giebt, muß man pfeiffen, und fein umb ſich ſehen, ob keine Enten in der Lufft ſchweben, damit er ſich verſtecke; Die Lock-Enten fallen ſchnell zum Teich hin- ein, die wilden aber nehmen etliche mahl einen Umbſchweiff herumb, ehe ſie ſich nieder geben wollen; Denn es iſt ein wil- der und ſchlauer Vogel. Die Lock-En- ten muͤſſen das erſte Jahr eingeſperret werden, biß im Herbſt der Enten-Zug vorbey, und ſie recht gewohnet ſind, ſo ziehen ſie nicht leichtlich weg: Die Hunde zu den Enten muͤſſen erwehlet werden kleine niedrige Bauer-Huͤndlein, hell- roth, mit ſpietzigen ſteifen Ohren, einer ſpitzigen Naſe und Maul, der Schwantz wird in der Jugend geſtutzet, und von Ju- gend auff durch Hunger und hernach vorgeworffenem Brod zum ſpringen ge- woͤhnet, wie auch zum Waſſer-ſchwim- men, gleichwie die Budel oder Waſſer- Hunde gewohnet werden. Wann ſie ge- brauchet werden, entweder die Enten an ſich zu locken, welche weit liegen, durch vorſpringen an dem Ufer, woſelbſt Brod hin und wieder geworffen wird, wird ih- nen ein Fuchs-Schwantz angebunden, ſo meynen die Enten, es ſpringe ein Fuchs nach den Maͤuſen, und weil ſie ihm gehaͤßig, kommen ſie dichte an ihn und kan man ſie alſo nahe locken: Sol- len ſie aber mit den Lock-Enten allge- mach in die Schleuſſen, und ferner in den Haamen getrieben werden, laͤſſet man ſie im Teich ſchwimmen, ſo werden ſich die Enten nach den Winckeln und dem Schilf- fe verſtecken wollen, und immer enger und naͤher nach dem Haamen getrieben werden, der Hund aber ſchwimmet hin- ter ſolchen gemaͤhlich, und machet Furcht, daß ſie nicht zuruͤck kommen. Der En- ten-Faͤnger ſchleicht hinter den Straͤu- chern herumb nach ſolchem Fang, was er im Haamen findet, wuͤrget er, auſſer den gezeichneten Lock-Enten, und den Hund fuͤtteꝛt er, wie gewoͤhnlich. Es ſcheu- en ſich auch die zahmen Lock-Enten kei- nes weges vor dem Huͤndlein, beym her- umb ſpringen, und werffen, weil ſie deſ- ſen gewohnet; Die Wilden aber, welche par Compagnie bereits in die Roͤhre ge- rathen, ſepariren ſich von den Lock-En- ten und flatteꝛn vollends hinten nach dem Zipffel, da ſie gefangen werden. Jn dem Torgauiſchen Enten-Fang war kein Haamen, ſondern ſtatt deſſen ein Fall- Thuͤrlein, welches die Ente auffſtieß, und wiederum von ſelbſten zufiel, wel- ches noch beſſer iſt. Man kan ſolche fremb- de Gaͤſte bald wahrnehmen, dann ſie machen lange Haͤlſe und helle Augen, ſe- hen ſich ſcheu umb, dann muß dem Huͤndlein zum Aus- und Einkriechen vorgeworffen werden, biß man mit Ge- legenheit, und werffen des Habers, die zahmen mit den wilden immer weiter und enger in die Roͤhre genoͤthiget. Die- ſe Roͤhren werden auf beyden Seiten, eine jede mit zwoͤlff Waͤnden von Rohr oder Schilff bekleidet, deren eine jede drey biß vier Ellen lang iſt, darzwiſchen ſind Abſaͤtze, einer Ellen hoch, und andert- halb Ellen lang, da unten Loͤcher gema- chet ſind, damit die Hunde durchkriechen koͤnnen, nach dem Graben zu gehoͤhret ein Gang vor den Hund, damit der Hund auswendig herumb lauffen koͤnne, wel- ches Loͤcher kriechen, und Umblauffen er durch Zwang des Hungers, mit der Zeit durch die Loͤcher aus und einzuſchlieffen, durch vorgeworffenes Brod, gar bald gewohnen wird. Wann nun der Enten- Faͤnger in der Strich-Zeit des Herbſts die gezaͤhmten Enten vorne zu Eingang der Roͤhren gelocket und ihnen vorge- ſtreuet hat, und welche fremden anſichtig wird, und durch die Stroh-Waͤnde ver- mercket, gehet er hinter ſich, giebt dem Huͤndlein ein Stuͤcke Brods und laͤſſet es uͤber den Damm, oder durch die Loͤ- cher kriechen, wirfft den Haber frey hin- ein, daß die Lock-Enten, die Wilden je mehr aretiren, da dann das Vorwerf- fen und Springen des Huͤndleins die wilden ungewohnet, nicht leiden und vollends nach dem Fang, wie gemeldet, von ſich ſelbſt eylen, worzu das Klappern der Werfften Buͤgel, ſo der Enten-Faͤn- ger in etwas mit der Hand beruͤhret, meiſt hierzu contribuiret. Auff den Gaͤn- gen in dem verwachſenen Geſtraͤuch habe ich obſerviret, daß daſelbſt viele runde Ne- ſter, von Stroh bewunden in Groͤſſe der Bienen-Koͤrbe, faſt wie die Schnecken Haͤuſer gemacht, in die Hoͤhe gehencket waren, darinnen die Lock-Enten legen und ausbruͤthen kunten, weiln ſie, wie gewoͤhnlich die jungen, ſo bald ſie auskom- men, in ihrem breiten Schnabel beym Halß herunter ins Waſſer fuͤhren, und ſie zu wilder Natur gewoͤhnen wuͤrden, wo dieſelben nicht in zeiten durch zahme Huͤhner auszubruͤthen, beſorget wuͤrden. Es halten theils Herrſchafften Schwah- nen, damit im Winter das Waſſer offen blei-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/498>, abgerufen am 22.11.2024.