Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. [Spaltenumbruch]
mit frischer Lufft und Sonne, als mitihrem benöthigten Bad ergetzen, und damit die Falcken oder Vögel gesund bleiben mögen, muß ihnen der Fraß nicht von grobem altstinckendem, sondern von weichem, zarthem und reinem Fleisch fein klar gehackt gegeben werden. Ein Falconierer soll ferner haben ein graues Kleid, ingleichen, damit er seinen verflo- genen Falcken eyligst wiederumb einhoh- len, und annehmen könne, ein flüchti- ges Pferd; Dann man nicht so ge- schwind einen Vogel sogleich wiederumb, ohne grosse Mühe, wie den vorigen ab- tragen oder gewöhnen kan, welches Pferd, soviel möglich, nicht scheu oder schnarchend, sondern grauer Farbe seyn soll, soll auch zur Abwechselung dessen ein Paar dergleichen halten; Und weil mit einem eintzigen Falcken, welcher leicht verflogen, oder verlohren, und ver- unglücket werden kan, nichts ausgerich- tet, muß er deren bereits abgetragenen wenigstens zwey biß dreye haben; Jn- gleichen auch zwey Hühner-Hunde, so vorständig, auch vier Stöber, mittel- mäßiger Art, einen Wasser-Budel zu Enten, und Gänsen, wie auch einen Strick-Wind-Hund zum allerwenig- sten zu einer moderirten Depence, und gehöhret ein Junge vor die Pferde, ein Junge vor die Falcken, dieselben stets auff der Faust zu tragen, und ein Jun- ge, die Hunde zu warthen. Worbey notorisch, daß er ja allerdings nicht des Winters beym Schnee, welcher den Vo- gel blendet, des Früh-Jahrs nicht zu früh im Thau oder Nebel den Vogel bei- tze, des Sommers nicht in grosser Hitze den Vogel allzuhoch nach frischer Lufft zu steigen, und des Herbsts, beym trü- ben feuchten Wetter oder Frost den Vo- gel zu beitzen, verdrießlich mache und ver- derbe, auch nicht alle Tage den Vogel ü- bermüde, und ferner zu fangen verdrieß- lich mache, sondern nur des Herbsts, bey klarem Wetter, dann und wann gebrau- che. Jn dem Königl. Pohlnischen, und Churfürstlichen Sächsischen Falcken- Hoffe zu Dreßden hatten sie zur rech- ten Hand eine feine grosse Kammer, all- wo unten auf dem Fußboden ein vier- eckigter Platz mit reinem Sande geschüt- tet war, daß der Falcken Koth sobald ohne fernern Gestanck gereiniget wer- den kunte, darauf stunden neun abge- schnittene eichene Klötzer eines Fusses hoch, schichtweise, drey und drey zusam- [Spaltenumbruch] men, wie man die Kegel setzet, doch jeder von dem andern weiter und fast 1. und eine halbe Ellen von einander, daß sie sich zusammen mit den Flügeln nicht rei- chen kunten; Auf diese Klötzer war grü- ner Rasen, darauf sassen die Vögel des Sommers-Zeits angefesselt, und ge- kappt, deren ich sieben Falcken, welche auf den Rücken Aschegrau, mit gelben Fängen, und zwey braune, in Grösse der Habichte gesehen, an den Ecken dieser Kammer waren Mannes hoch überzo- gene Stangen, worauf sie zur Winters- Zeit zu sitzen pflegten. Die Fenster die- ser Kammer waren groß, hell und wohl gebauet, und gegen die Mittags-Seite zugewendet, oben waren die Wild-Fän- ge, oder neue Vögel in finstern Kam- mern verwahret, unten in dem kleinen Stübgen gegen über hackte dazumahl der Falcken-Junge zu ihrem Fraß das rohe Fleisch gantz klahr. Und soviel ich abmerckete, muste solches vielleicht, we- gen ihrer Curen, umb die Medicin hier- innen einzugeben, nöthig seyn: Wie man denn insgemein viele unterschiedene Re- media bey vorfallenden Kranckheiten der Vögel adhibiren muß. Als zum Schnupf- fen das Hirn zu reinigen, Petonien, Manna, Wermuth, Salbey und derglei- chen, vor böse Augen, ein wenig Baum- wolle in Eyweiß und Rosenwasser ge- weichet, über den Schnabel zwischen die Augen geleget und bedecket. Die Na- senlöcher wöchentlich mit etlichen Tropf- fen weissen Wein gereiniget; Vor den Pips, wann er gestochen, mit Rosen- Oehl geschmieret; Vor die verrenckte Flügel oder Glieder, mit starckem Aqva- vit oder warmen Wein umbschlagen; Vor böse Hände die Stang mit Saltz und Wegricht-Kraut in Essig genetzet, als ein Küssen umbwickelt, und darauf sitzen lassen; Vor die Läuse, mit Spic- oder Terpentin-Oehl bestriechen, und der- gleichen probirte Curen mehr, wovon der berühmte Autor Mons. Charles d' Ar- cuse de Capre Sieur d' Esparron de Pail- liers & du Revest ein mehreres viel und weitläufftiger geschrieben, so Anno 1617. zu Franckfurth am Mäyn verteutschet, dar- innen er auch die ausführliche Anato- mie nebst denen Sceletis eines Falckens vortrefflich exprimiret, wie auch einen Tractat von dem Habicht und dessen Ge- brauch zu Ende mit anfüget, als wo- hin ich den geneigten Leser hierbey gewie- sen haben will, und diesen Autorem nach zuschla- S s 2
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. [Spaltenumbruch]
mit friſcher Lufft und Sonne, als mitihrem benoͤthigten Bad ergetzen, und damit die Falcken oder Voͤgel geſund bleiben moͤgen, muß ihnen der Fraß nicht von grobem altſtinckendem, ſondern von weichem, zarthem und reinem Fleiſch fein klar gehackt gegeben werden. Ein Falconierer ſoll ferner haben ein graues Kleid, ingleichen, damit er ſeinen verflo- genen Falcken eyligſt wiederumb einhoh- len, und annehmen koͤnne, ein fluͤchti- ges Pferd; Dann man nicht ſo ge- ſchwind einen Vogel ſogleich wiederumb, ohne groſſe Muͤhe, wie den vorigen ab- tragen oder gewoͤhnen kan, welches Pferd, ſoviel moͤglich, nicht ſcheu oder ſchnarchend, ſondern grauer Farbe ſeyn ſoll, ſoll auch zur Abwechſelung deſſen ein Paar dergleichen halten; Und weil mit einem eintzigen Falcken, welcher leicht verflogen, oder verlohren, und ver- ungluͤcket werden kan, nichts ausgerich- tet, muß er deren bereits abgetragenen wenigſtens zwey biß dreye haben; Jn- gleichen auch zwey Huͤhner-Hunde, ſo vorſtaͤndig, auch vier Stoͤber, mittel- maͤßiger Art, einen Waſſer-Budel zu Enten, und Gaͤnſen, wie auch einen Strick-Wind-Hund zum allerwenig- ſten zu einer moderirten Depence, und gehoͤhret ein Junge vor die Pferde, ein Junge vor die Falcken, dieſelben ſtets auff der Fauſt zu tragen, und ein Jun- ge, die Hunde zu warthen. Worbey notoriſch, daß er ja allerdings nicht des Winters beym Schnee, welcher den Vo- gel blendet, des Fruͤh-Jahrs nicht zu fruͤh im Thau oder Nebel den Vogel bei- tze, des Sommers nicht in groſſer Hitze den Vogel allzuhoch nach friſcher Lufft zu ſteigen, und des Herbſts, beym truͤ- ben feuchten Wetter oder Froſt den Vo- gel zu beitzen, verdrießlich mache und ver- derbe, auch nicht alle Tage den Vogel uͤ- bermuͤde, und ferner zu fangen verdrieß- lich mache, ſondern nur des Herbſts, bey klarem Wetter, dann und wann gebrau- che. Jn dem Koͤnigl. Pohlniſchen, und Churfuͤrſtlichen Saͤchſiſchen Falcken- Hoffe zu Dreßden hatten ſie zur rech- ten Hand eine feine groſſe Kammer, all- wo unten auf dem Fußboden ein vier- eckigter Platz mit reinem Sande geſchuͤt- tet war, daß der Falcken Koth ſobald ohne fernern Geſtanck gereiniget wer- den kunte, darauf ſtunden neun abge- ſchnittene eichene Kloͤtzer eines Fuſſes hoch, ſchichtweiſe, drey und drey zuſam- [Spaltenumbruch] men, wie man die Kegel ſetzet, doch jeder von dem andern weiter und faſt 1. und eine halbe Ellen von einander, daß ſie ſich zuſammen mit den Fluͤgeln nicht rei- chen kunten; Auf dieſe Kloͤtzer war gruͤ- ner Raſen, darauf ſaſſen die Voͤgel des Sommers-Zeits angefeſſelt, und ge- kappt, deren ich ſieben Falcken, welche auf den Ruͤcken Aſchegrau, mit gelben Faͤngen, und zwey braune, in Groͤſſe der Habichte geſehen, an den Ecken dieſer Kammer waren Mannes hoch uͤberzo- gene Stangen, worauf ſie zur Winters- Zeit zu ſitzen pflegten. Die Fenſter die- ſer Kammer waren groß, hell und wohl gebauet, und gegen die Mittags-Seite zugewendet, oben waren die Wild-Faͤn- ge, oder neue Voͤgel in finſtern Kam- mern verwahret, unten in dem kleinen Stuͤbgen gegen uͤber hackte dazumahl der Falcken-Junge zu ihrem Fraß das rohe Fleiſch gantz klahr. Und ſoviel ich abmerckete, muſte ſolches vielleicht, we- gen ihrer Curen, umb die Medicin hier- innen einzugeben, noͤthig ſeyn: Wie man denn insgemein viele unterſchiedene Re- media bey vorfallenden Kranckheiten der Voͤgel adhibiren muß. Als zum Schnupf- fen das Hirn zu reinigen, Petonien, Manna, Wermuth, Salbey und derglei- chen, vor boͤſe Augen, ein wenig Baum- wolle in Eyweiß und Roſenwaſſer ge- weichet, uͤber den Schnabel zwiſchen die Augen geleget und bedecket. Die Na- ſenloͤcher woͤchentlich mit etlichen Tropf- fen weiſſen Wein gereiniget; Vor den Pips, wann er geſtochen, mit Roſen- Oehl geſchmieret; Vor die verrenckte Fluͤgel oder Glieder, mit ſtarckem Aqva- vit oder warmen Wein umbſchlagen; Vor boͤſe Haͤnde die Stang mit Saltz und Wegricht-Kraut in Eſſig genetzet, als ein Kuͤſſen umbwickelt, und darauf ſitzen laſſen; Vor die Laͤuſe, mit Spic- oder Terpentin-Oehl beſtriechen, und der- gleichen probirte Curen mehr, wovon der beruͤhmte Autor Monſ. Charles d’ Ar- cuſe de Capre Sieur d’ Eſparron de Pail- liers & du Reveſt ein mehreres viel und weitlaͤufftiger geſchrieben, ſo Anno 1617. zu Franckfurth am Maͤyn verteutſchet, dar- innen er auch die ausfuͤhrliche Anato- mie nebſt denen Sceletis eines Falckens vortrefflich exprimiret, wie auch einen Tractat von dem Habicht und deſſen Ge- brauch zu Ende mit anfuͤget, als wo- hin ich den geneigten Leſer hierbey gewie- ſen haben will, und dieſen Autorem nach zuſchla- S s 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0491" n="323"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.</hi></fw><lb/><cb/> mit friſcher Lufft und Sonne, als mit<lb/> ihrem benoͤthigten Bad ergetzen, und<lb/> damit die Falcken oder Voͤgel geſund<lb/> bleiben moͤgen, muß ihnen der Fraß<lb/> nicht von grobem altſtinckendem, ſondern<lb/> von weichem, zarthem und reinem Fleiſch<lb/> fein klar gehackt gegeben werden. Ein<lb/><hi rendition="#aq">Falconier</hi>er ſoll ferner haben ein graues<lb/> Kleid, ingleichen, damit er ſeinen verflo-<lb/> genen Falcken eyligſt wiederumb einhoh-<lb/> len, und annehmen koͤnne, ein fluͤchti-<lb/> ges Pferd; Dann man nicht ſo ge-<lb/> ſchwind einen Vogel ſogleich wiederumb,<lb/> ohne groſſe Muͤhe, wie den vorigen ab-<lb/> tragen oder gewoͤhnen kan, welches<lb/> Pferd, ſoviel moͤglich, nicht ſcheu oder<lb/> ſchnarchend, ſondern grauer Farbe<lb/> ſeyn ſoll, ſoll auch zur Abwechſelung<lb/> deſſen ein Paar dergleichen halten; Und<lb/> weil mit einem eintzigen Falcken, welcher<lb/> leicht verflogen, oder verlohren, und ver-<lb/> ungluͤcket werden kan, nichts ausgerich-<lb/> tet, muß er deren bereits abgetragenen<lb/> wenigſtens zwey biß dreye haben; Jn-<lb/> gleichen auch zwey Huͤhner-Hunde, ſo<lb/> vorſtaͤndig, auch vier Stoͤber, mittel-<lb/> maͤßiger Art, einen Waſſer-Budel zu<lb/> Enten, und Gaͤnſen, wie auch einen<lb/> Strick-Wind-Hund zum allerwenig-<lb/> ſten zu einer <hi rendition="#aq">moderirt</hi>en <hi rendition="#aq">Depence,</hi> und<lb/> gehoͤhret ein Junge vor die Pferde, ein<lb/> Junge vor die Falcken, dieſelben ſtets<lb/> auff der Fauſt zu tragen, und ein Jun-<lb/> ge, die Hunde zu warthen. Worbey<lb/><hi rendition="#aq">noto</hi>riſch, daß er ja allerdings nicht des<lb/> Winters beym Schnee, welcher den Vo-<lb/> gel blendet, des Fruͤh-Jahrs nicht zu<lb/> fruͤh im Thau oder Nebel den Vogel bei-<lb/> tze, des Sommers nicht in groſſer Hitze<lb/> den Vogel allzuhoch nach friſcher Lufft<lb/> zu ſteigen, und des Herbſts, beym truͤ-<lb/> ben feuchten Wetter oder Froſt den Vo-<lb/> gel zu beitzen, verdrießlich mache und ver-<lb/> derbe, auch nicht alle Tage den Vogel uͤ-<lb/> bermuͤde, und ferner zu fangen verdrieß-<lb/> lich mache, ſondern nur des Herbſts, bey<lb/> klarem Wetter, dann und wann gebrau-<lb/> che. Jn dem Koͤnigl. Pohlniſchen, und<lb/> Churfuͤrſtlichen Saͤchſiſchen Falcken-<lb/> Hoffe zu Dreßden hatten ſie zur rech-<lb/> ten Hand eine feine groſſe Kammer, all-<lb/> wo unten auf dem Fußboden ein vier-<lb/> eckigter Platz mit reinem Sande geſchuͤt-<lb/> tet war, daß der Falcken Koth ſobald<lb/> ohne fernern Geſtanck gereiniget wer-<lb/> den kunte, darauf ſtunden neun abge-<lb/> ſchnittene eichene Kloͤtzer eines Fuſſes<lb/> hoch, ſchichtweiſe, drey und drey zuſam-<lb/><cb/> men, wie man die Kegel ſetzet, doch jeder<lb/> von dem andern weiter und faſt 1. und<lb/> eine halbe Ellen von einander, daß ſie<lb/> ſich zuſammen mit den Fluͤgeln nicht rei-<lb/> chen kunten; Auf dieſe Kloͤtzer war gruͤ-<lb/> ner Raſen, darauf ſaſſen die Voͤgel des<lb/> Sommers-Zeits angefeſſelt, und ge-<lb/> kappt, deren ich ſieben Falcken, welche<lb/> auf den Ruͤcken Aſchegrau, mit gelben<lb/> Faͤngen, und zwey braune, in Groͤſſe der<lb/> Habichte geſehen, an den Ecken dieſer<lb/> Kammer waren Mannes hoch uͤberzo-<lb/> gene Stangen, worauf ſie zur Winters-<lb/> Zeit zu ſitzen pflegten. Die Fenſter die-<lb/> ſer Kammer waren groß, hell und wohl<lb/> gebauet, und gegen die Mittags-Seite<lb/> zugewendet, oben waren die Wild-Faͤn-<lb/> ge, oder neue Voͤgel in finſtern Kam-<lb/> mern verwahret, unten in dem kleinen<lb/> Stuͤbgen gegen uͤber hackte dazumahl<lb/> der Falcken-Junge zu ihrem Fraß das<lb/> rohe Fleiſch gantz klahr. Und ſoviel ich<lb/> abmerckete, muſte ſolches vielleicht, we-<lb/> gen ihrer <hi rendition="#aq">Cur</hi>en, umb die <hi rendition="#aq">Medicin</hi> hier-<lb/> innen einzugeben, noͤthig ſeyn: Wie man<lb/> denn insgemein viele unterſchiedene <hi rendition="#aq">Re-<lb/> media</hi> bey vorfallenden Kranckheiten der<lb/> Voͤgel <hi rendition="#aq">adhibi</hi>ren muß. Als zum Schnupf-<lb/> fen das Hirn zu reinigen, <hi rendition="#aq">Petonien,<lb/> Manna,</hi> Wermuth, Salbey und derglei-<lb/> chen, vor boͤſe Augen, ein wenig Baum-<lb/> wolle in Eyweiß und Roſenwaſſer ge-<lb/> weichet, uͤber den Schnabel zwiſchen die<lb/> Augen geleget und bedecket. Die Na-<lb/> ſenloͤcher woͤchentlich mit etlichen Tropf-<lb/> fen weiſſen Wein gereiniget; Vor den<lb/> Pips, wann er geſtochen, mit Roſen-<lb/> Oehl geſchmieret; Vor die verrenckte<lb/> Fluͤgel oder Glieder, mit ſtarckem <hi rendition="#aq">Aqva-<lb/> vit</hi> oder warmen Wein umbſchlagen;<lb/> Vor boͤſe Haͤnde die Stang mit Saltz<lb/> und Wegricht-Kraut in Eſſig genetzet,<lb/> als ein Kuͤſſen umbwickelt, und darauf<lb/> ſitzen laſſen; Vor die Laͤuſe, mit Spic-<lb/> oder Terpentin-Oehl beſtriechen, und der-<lb/> gleichen <hi rendition="#aq">probir</hi>te <hi rendition="#aq">Cur</hi>en mehr, wovon der<lb/> beruͤhmte <hi rendition="#aq">Autor Monſ. Charles d’ Ar-<lb/> cuſe de Capre Sieur d’ Eſparron de Pail-<lb/> liers & du Reveſt</hi> ein mehreres viel und<lb/> weitlaͤufftiger geſchrieben, ſo <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1617. zu<lb/> Franckfurth am Maͤyn verteutſchet, dar-<lb/> innen er auch die ausfuͤhrliche <hi rendition="#aq">Anato-<lb/> mie</hi> nebſt denen <hi rendition="#aq">Sceletis</hi> eines Falckens<lb/> vortrefflich <hi rendition="#aq">exprimi</hi>ret, wie auch einen<lb/> Tractat von dem Habicht und deſſen Ge-<lb/> brauch zu Ende mit anfuͤget, als wo-<lb/> hin ich den geneigten Leſer hierbey gewie-<lb/> ſen haben will, und dieſen <hi rendition="#aq">Autorem</hi> nach<lb/> <fw place="bottom" type="sig">S s 2</fw><fw place="bottom" type="catch">zuſchla-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [323/0491]
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
mit friſcher Lufft und Sonne, als mit
ihrem benoͤthigten Bad ergetzen, und
damit die Falcken oder Voͤgel geſund
bleiben moͤgen, muß ihnen der Fraß
nicht von grobem altſtinckendem, ſondern
von weichem, zarthem und reinem Fleiſch
fein klar gehackt gegeben werden. Ein
Falconierer ſoll ferner haben ein graues
Kleid, ingleichen, damit er ſeinen verflo-
genen Falcken eyligſt wiederumb einhoh-
len, und annehmen koͤnne, ein fluͤchti-
ges Pferd; Dann man nicht ſo ge-
ſchwind einen Vogel ſogleich wiederumb,
ohne groſſe Muͤhe, wie den vorigen ab-
tragen oder gewoͤhnen kan, welches
Pferd, ſoviel moͤglich, nicht ſcheu oder
ſchnarchend, ſondern grauer Farbe
ſeyn ſoll, ſoll auch zur Abwechſelung
deſſen ein Paar dergleichen halten; Und
weil mit einem eintzigen Falcken, welcher
leicht verflogen, oder verlohren, und ver-
ungluͤcket werden kan, nichts ausgerich-
tet, muß er deren bereits abgetragenen
wenigſtens zwey biß dreye haben; Jn-
gleichen auch zwey Huͤhner-Hunde, ſo
vorſtaͤndig, auch vier Stoͤber, mittel-
maͤßiger Art, einen Waſſer-Budel zu
Enten, und Gaͤnſen, wie auch einen
Strick-Wind-Hund zum allerwenig-
ſten zu einer moderirten Depence, und
gehoͤhret ein Junge vor die Pferde, ein
Junge vor die Falcken, dieſelben ſtets
auff der Fauſt zu tragen, und ein Jun-
ge, die Hunde zu warthen. Worbey
notoriſch, daß er ja allerdings nicht des
Winters beym Schnee, welcher den Vo-
gel blendet, des Fruͤh-Jahrs nicht zu
fruͤh im Thau oder Nebel den Vogel bei-
tze, des Sommers nicht in groſſer Hitze
den Vogel allzuhoch nach friſcher Lufft
zu ſteigen, und des Herbſts, beym truͤ-
ben feuchten Wetter oder Froſt den Vo-
gel zu beitzen, verdrießlich mache und ver-
derbe, auch nicht alle Tage den Vogel uͤ-
bermuͤde, und ferner zu fangen verdrieß-
lich mache, ſondern nur des Herbſts, bey
klarem Wetter, dann und wann gebrau-
che. Jn dem Koͤnigl. Pohlniſchen, und
Churfuͤrſtlichen Saͤchſiſchen Falcken-
Hoffe zu Dreßden hatten ſie zur rech-
ten Hand eine feine groſſe Kammer, all-
wo unten auf dem Fußboden ein vier-
eckigter Platz mit reinem Sande geſchuͤt-
tet war, daß der Falcken Koth ſobald
ohne fernern Geſtanck gereiniget wer-
den kunte, darauf ſtunden neun abge-
ſchnittene eichene Kloͤtzer eines Fuſſes
hoch, ſchichtweiſe, drey und drey zuſam-
men, wie man die Kegel ſetzet, doch jeder
von dem andern weiter und faſt 1. und
eine halbe Ellen von einander, daß ſie
ſich zuſammen mit den Fluͤgeln nicht rei-
chen kunten; Auf dieſe Kloͤtzer war gruͤ-
ner Raſen, darauf ſaſſen die Voͤgel des
Sommers-Zeits angefeſſelt, und ge-
kappt, deren ich ſieben Falcken, welche
auf den Ruͤcken Aſchegrau, mit gelben
Faͤngen, und zwey braune, in Groͤſſe der
Habichte geſehen, an den Ecken dieſer
Kammer waren Mannes hoch uͤberzo-
gene Stangen, worauf ſie zur Winters-
Zeit zu ſitzen pflegten. Die Fenſter die-
ſer Kammer waren groß, hell und wohl
gebauet, und gegen die Mittags-Seite
zugewendet, oben waren die Wild-Faͤn-
ge, oder neue Voͤgel in finſtern Kam-
mern verwahret, unten in dem kleinen
Stuͤbgen gegen uͤber hackte dazumahl
der Falcken-Junge zu ihrem Fraß das
rohe Fleiſch gantz klahr. Und ſoviel ich
abmerckete, muſte ſolches vielleicht, we-
gen ihrer Curen, umb die Medicin hier-
innen einzugeben, noͤthig ſeyn: Wie man
denn insgemein viele unterſchiedene Re-
media bey vorfallenden Kranckheiten der
Voͤgel adhibiren muß. Als zum Schnupf-
fen das Hirn zu reinigen, Petonien,
Manna, Wermuth, Salbey und derglei-
chen, vor boͤſe Augen, ein wenig Baum-
wolle in Eyweiß und Roſenwaſſer ge-
weichet, uͤber den Schnabel zwiſchen die
Augen geleget und bedecket. Die Na-
ſenloͤcher woͤchentlich mit etlichen Tropf-
fen weiſſen Wein gereiniget; Vor den
Pips, wann er geſtochen, mit Roſen-
Oehl geſchmieret; Vor die verrenckte
Fluͤgel oder Glieder, mit ſtarckem Aqva-
vit oder warmen Wein umbſchlagen;
Vor boͤſe Haͤnde die Stang mit Saltz
und Wegricht-Kraut in Eſſig genetzet,
als ein Kuͤſſen umbwickelt, und darauf
ſitzen laſſen; Vor die Laͤuſe, mit Spic-
oder Terpentin-Oehl beſtriechen, und der-
gleichen probirte Curen mehr, wovon der
beruͤhmte Autor Monſ. Charles d’ Ar-
cuſe de Capre Sieur d’ Eſparron de Pail-
liers & du Reveſt ein mehreres viel und
weitlaͤufftiger geſchrieben, ſo Anno 1617. zu
Franckfurth am Maͤyn verteutſchet, dar-
innen er auch die ausfuͤhrliche Anato-
mie nebſt denen Sceletis eines Falckens
vortrefflich exprimiret, wie auch einen
Tractat von dem Habicht und deſſen Ge-
brauch zu Ende mit anfuͤget, als wo-
hin ich den geneigten Leſer hierbey gewie-
ſen haben will, und dieſen Autorem nach
zuſchla-
S s 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |