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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] loß erkannt, und so es ein Hirsch, wie
gebräuchlich, sowohl hoch, als nieder ver-
brochen, oder bemercket, wo er zu ste-
hen vermuthet wird, ferner damit vor-
gegriffen, umbzogen, und bestättiget,
alsdann sogleich hiervon, was ein Je-
der in seinem Besuch vor Hirsche gehabt,
und wie starck jeder bestättigte Hirsch,
sowohl am Gehörne, als Wildpräth zu
vermuthen, dem Jagd-Officier ange-
zeiget, damit dieses dem Ober-Jäger-
Meister, derselbe aber es ferner dem
Könige rapportiren könne, sonderlich,
was dabey der Gefährd des Hir-
sches vor Neben-Merckmahle oder
Zeichen observiret worden, ob er lange,
oder kurtze, runde oder spitzige, scharffe,
oder etwan dabey eine zerbrochene Lauff-
Klaue gehabt, angeben, damit die Pi-
queur
zu Pferde allezeit den aufgespreng-
ten Hirsch durch solche Zeichen erkennen,
und im Continuiren darauff acht haben
mögen. So nun unter denen bestättig-
ten und angezeigten Hirschen sich ein al-
ter jagdbahrer Hirsch befindet, welcher
dem König beliebig wäre, (maassen no-
to
risch, daß die jagdbahren Hirsche des
Monats May und Junii ihren Stand in
einem Wald besonders erwehlen, und
gern allein sind:) so wird derjenige
Forst-Bediente, in dessen Revier der be-
stättigte Hirsch ist, weil er der Gelegen-
heit, und Wechsel kundig ist, befraget,
dessen genaue Kundschafft zu rapporti-
r
en, wohin wohl eigendlich derselbe Hirsch
hinaus lauffen, und seine Retirade
oder Ausflucht nehmen mögte, auf sol-
che Gelegenheit wird reflectiret, und die
Relais oder Vorlagen auff Königliche
Ordre eingetheilet. Diese höchstwichtige
Sache, so von Alters jederzeit eine hohe
Adeliche Function gewesen, kommet al-
lein dem König, den Hohen Printzen oder
Ministris zu, so von Natur hierzu eine
angebohrne Lust, gesunde Natur, und
Jagd-Erfahrenheit haben, zu rechter
Zeit angreiffen, verständig sind und nicht
zu hitzig verfolgen, so machet auch das
zu rechter Zeit wohl angebrachte Relais
umb desto mehr ein sicheres fangen; Und
muß derjenige, dem die Vorlage zu com-
mendir
en auffgetragen, auf solchem Platz
bey einem schönen grünen schattigten
Baum, die Hunde und Pferde abzu-
kühlen, (wie er denn den Knechten an-
zubefehlen hat, des Sommers dieselben
vor den Fliegen zu schützen,) sich stille ver-
halten und weder Feuer, Rauch, Tu-
[Spaltenumbruch] mult oder Geschrey verursachen. Auff
solche Relais werden die alten Kuppeln
mit den besten Hunden, und frischen un-
terlegten Pferden zur Reserve zu halten,
ordiniret, und sie sowohl feste zu halten,
als nicht laut werden zu lassen, scharff
anbefohlen, wovon ja sonst der Hirsch
hinwiederumb zurück kehren, und sich
confundiren mögte. Wann nun der
auff dem Relais postirte Commandeur
alles ordiniret, und das Jagen höhret,
auch vermuthet, daß der Hirsch schon
auffgesprenget worden, und solchen end-
lich vorbey lauffen siehet, muß er ja
nicht die Hunde sogleich lösen, sondern
eine Zeitlang die erste Hitze in etwas vor-
bey gehen lassen. Wann nun alles be-
sagter maassen ordiniret, versammlet sich
ein Jeder auf den Assemblee- oder Sam-
mel-Platz, welcher von Rechtswegen
recht in der Mitten ordiniret seyn soll,
damit sowohl die Besuch, als Vorlagen
der Relais nicht weit haben. So bald
nun der König angelanget, führet der
Ober-Jäger-Meister dessen unterhaben-
de Bedienten in einem Gefolge zum Kö-
nig den Bericht abzustatten, da dann
der König nach altem hergebrachtem Ge-
brauch die kalte Küche an einem beqve-
men Ort, nebst belieblichem Geträncke
vom Hauß-Hoff-Meister zum benöthig-
ten Frühstücke reichen lässet, wor-
auff nach geendigter Mahlzeit, und
ehe der König auffstehet, ein Jeder
das Horn an der Seite gleich zu Pferde
sitzend parat hält; Die Hunde-Knech-
te praesentiren dem König, dem Ober-
Jäger-Meister, denen Printzen, denen
Vornehmen Ministris, denen Jagd-Offi-
cie
ren und frembden Cavalliers, Jedem ei-
nen einer und einer halben Ellen lang, u.
Daumens dicke Hasel- oder Bircken-Stock,
im Jagen damit die Aeste oder Zweige
der Bäume abzuhalten, welche sie vorhe-
ro parat haben müssen: Und daferne der
bestättigte Hirsch das Gehörn geschlagen,
müssen die Stäbe auch gescheelet seyn;
Da er aber noch die rauhen Kolben hät-
te, behalten sie die Rinde. Der Ober-
Hunde-Knecht nebst denen andern, ver-
theilen auf Befehl und Ordre des Jä-
ger-Meister die drey ordinairen postir-
ten Relais, deren eine jede mit sechs al-
ten Hunden wohl besetzet seyn soll; So-
dann ziehet ein Jeder mit den behöhri-
gen Pferden und Hunden nach seinem
anbefohlenen Relais, sich zu postiren. Ne-
ben dem Jagen beyseits gehöhret sich das

fliegen-

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] loß erkannt, und ſo es ein Hirſch, wie
gebraͤuchlich, ſowohl hoch, als nieder ver-
brochen, oder bemercket, wo er zu ſte-
hen vermuthet wird, ferner damit vor-
gegriffen, umbzogen, und beſtaͤttiget,
alsdann ſogleich hiervon, was ein Je-
der in ſeinem Beſuch vor Hirſche gehabt,
und wie ſtarck jeder beſtaͤttigte Hirſch,
ſowohl am Gehoͤrne, als Wildpraͤth zu
vermuthen, dem Jagd-Officier ange-
zeiget, damit dieſes dem Ober-Jaͤger-
Meiſter, derſelbe aber es ferner dem
Koͤnige rapportiren koͤnne, ſonderlich,
was dabey der Gefaͤhrd des Hir-
ſches vor Neben-Merckmahle oder
Zeichen obſerviret worden, ob er lange,
oder kurtze, runde oder ſpitzige, ſcharffe,
oder etwan dabey eine zerbrochene Lauff-
Klaue gehabt, angeben, damit die Pi-
queur
zu Pferde allezeit den aufgeſpreng-
ten Hirſch durch ſolche Zeichen erkennen,
und im Continuiren darauff acht haben
moͤgen. So nun unter denen beſtaͤttig-
ten und angezeigten Hirſchen ſich ein al-
ter jagdbahrer Hirſch befindet, welcher
dem Koͤnig beliebig waͤre, (maaſſen no-
to
riſch, daß die jagdbahren Hirſche des
Monats May und Junii ihren Stand in
einem Wald beſonders erwehlen, und
gern allein ſind:) ſo wird derjenige
Forſt-Bediente, in deſſen Revier der be-
ſtaͤttigte Hirſch iſt, weil er der Gelegen-
heit, und Wechſel kundig iſt, befraget,
deſſen genaue Kundſchafft zu rapporti-
r
en, wohin wohl eigendlich derſelbe Hirſch
hinaus lauffen, und ſeine Retirade
oder Ausflucht nehmen moͤgte, auf ſol-
che Gelegenheit wird reflectiret, und die
Relais oder Vorlagen auff Koͤnigliche
Ordre eingetheilet. Dieſe hoͤchſtwichtige
Sache, ſo von Alters jederzeit eine hohe
Adeliche Function geweſen, kommet al-
lein dem Koͤnig, den Hohen Printzen oder
Miniſtris zu, ſo von Natur hierzu eine
angebohrne Luſt, geſunde Natur, und
Jagd-Erfahrenheit haben, zu rechter
Zeit angreiffen, verſtaͤndig ſind und nicht
zu hitzig verfolgen, ſo machet auch das
zu rechter Zeit wohl angebrachte Relais
umb deſto mehr ein ſicheres fangen; Und
muß derjenige, dem die Vorlage zu com-
mendir
en auffgetragen, auf ſolchem Platz
bey einem ſchoͤnen gruͤnen ſchattigten
Baum, die Hunde und Pferde abzu-
kuͤhlen, (wie er denn den Knechten an-
zubefehlen hat, des Sommers dieſelben
vor den Fliegen zu ſchuͤtzen,) ſich ſtille ver-
halten und weder Feuer, Rauch, Tu-
[Spaltenumbruch] mult oder Geſchrey verurſachen. Auff
ſolche Relais werden die alten Kuppeln
mit den beſten Hunden, und friſchen un-
terlegten Pferden zur Reſerve zu halten,
ordiniret, und ſie ſowohl feſte zu halten,
als nicht laut werden zu laſſen, ſcharff
anbefohlen, wovon ja ſonſt der Hirſch
hinwiederumb zuruͤck kehren, und ſich
confundiren moͤgte. Wann nun der
auff dem Relais poſtirte Commandeur
alles ordiniret, und das Jagen hoͤhret,
auch vermuthet, daß der Hirſch ſchon
auffgeſprenget worden, und ſolchen end-
lich vorbey lauffen ſiehet, muß er ja
nicht die Hunde ſogleich loͤſen, ſondern
eine Zeitlang die erſte Hitze in etwas vor-
bey gehen laſſen. Wann nun alles be-
ſagter maaſſen ordiniret, verſammlet ſich
ein Jeder auf den Aſſemblee- oder Sam-
mel-Platz, welcher von Rechtswegen
recht in der Mitten ordiniret ſeyn ſoll,
damit ſowohl die Beſuch, als Vorlagen
der Relais nicht weit haben. So bald
nun der Koͤnig angelanget, fuͤhret der
Ober-Jaͤger-Meiſter deſſen unterhaben-
de Bedienten in einem Gefolge zum Koͤ-
nig den Bericht abzuſtatten, da dann
der Koͤnig nach altem hergebrachtem Ge-
brauch die kalte Kuͤche an einem beqve-
men Ort, nebſt belieblichem Getraͤncke
vom Hauß-Hoff-Meiſter zum benoͤthig-
ten Fruͤhſtuͤcke reichen laͤſſet, wor-
auff nach geendigter Mahlzeit, und
ehe der Koͤnig auffſtehet, ein Jeder
das Horn an der Seite gleich zu Pferde
ſitzend parat haͤlt; Die Hunde-Knech-
te præſentiren dem Koͤnig, dem Ober-
Jaͤger-Meiſter, denen Printzen, denen
Vornehmen Miniſtris, denen Jagd-Offi-
cie
ꝛen und frembden Cavalliers, Jedem ei-
nen einer und einer halben Ellen lang, u.
Daumens dicke Haſel- oder Biꝛckẽ-Stock,
im Jagen damit die Aeſte oder Zweige
der Baͤume abzuhalten, welche ſie vorhe-
ro parat haben muͤſſen: Und daferne der
beſtaͤttigte Hirſch das Gehoͤrn geſchlagen,
muͤſſen die Staͤbe auch geſcheelet ſeyn;
Da er aber noch die rauhen Kolben haͤt-
te, behalten ſie die Rinde. Der Ober-
Hunde-Knecht nebſt denen andern, ver-
theilen auf Befehl und Ordre des Jaͤ-
ger-Meiſter die drey ordinairen poſtir-
ten Relais, deren eine jede mit ſechs al-
ten Hunden wohl beſetzet ſeyn ſoll; So-
dann ziehet ein Jeder mit den behoͤhri-
gen Pferden und Hunden nach ſeinem
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ben dem Jagen beyſeits gehoͤhret ſich das

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/449>, abgerufen am 25.11.2024.