Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] und Fall zugleich geschiehet, von dem Jä-
ger-Purschen zugelauffen, und ein Ge-
nückfang gegeben, sodann auf die Wild-
präths-Trage gehoben, und hin vor den
Schirm zur rechten Hand getragen, und
mit dem Gehörn vorwärts gestrecket
wird. Die grösten Hirsche an Wild-
präth nach Stärcke der Gehörne, und
Menge der Enden haben unter dem Roth-
Wildpräth den Vorzug; Dann kom-
men die Haupt-Schweine, nebst anderm
Schwartz-Wild; Ferner die Reh-Bö-
cke, und letzlich die Raub-Thiere, und
wird alles mit dem Gehörn und den
Köpffen nach dem Schirm zu gestrecket,
auch mit eichenen, und buchenen Brü-
chen beworffen, auff dem Platz, wo die
Jägerey gestanden. Die von der Herr-
schafft abgeschossene Pürsch-Röhren,
Flinten, und Pistohlen, werden vom
Leib-Schützen, oder Büchsen-Spanner
jedesmahls hurtig geladen, und überge-
ben. Wann manchesmahl die Gemah-
lin oder frembde Herrschafft auch zu pür-
schen groß Belieben tragen, so muß er
hierzu seine Pursche helffen lassen. Wann
nun Schwein-Hatzens-Zeit, und das
Schwartz-Wildpräth, die Sauen, her-
aus kommen, stellet sich die Herrschafft
nebst andern Cavalliers mit ihren Fang-
Eysen, dieselben anlauffen zu lassen, wor-
auff die gepantzerten Leib- und Cammer-
Hunde angehetzet werden. Oder die
Herrschafft verfolget die Sauen auch zu
Pferd mit dem Wurff-Spieß oder Sche-
velin,
oder schiesset mit Pistohlen diesel-
bige. Wann nun Wölffe bey solcher Ge-
sellschafft mit ans Tage-Licht kommen,
werden dieselben mit Cours-Hunden ge-
hetzet, die Rehe und Hasen im Lauffen
geschossen, und die Füchse geprellet, wor-
[Spaltenumbruch] bey dann die Herrschafft vielfältige Lust
durch Erlegung vielerley Wildes gehabt,
und darbey vergnüget worden ist. Wann
nun alles vorgejaget worden, und das Ja-
gen leer, so versammlet sich die Jägerey
wiederumb auff den andern Flügel, daß
sie der Herrschafft zur lincken Seiten
wieder heraus kommet, und ziehet so-
dann wieder in der Ordnung mit dem
Waldgeschrey Ja ho ho von Holtze ge-
gen den Schirm, da denn das Waldge-
schrey auffhöret, mit Wald- und Hüfft-
Hörnern das Jagen abgeblasen, und
geendiget wird. Die Jägerey aber ste-
cket sich Brüche von Eichen-Laub auff die
Hüthe. Alsdann werden die stärcksten
Hirsche und die Haupt-Schweine, oder
die grösten Wölffe, mit allem, wie sie
gefallen, in vollem Wanst und Gescheide,
gewogen und notiret, die Jagd-Hunde ge-
ruffen, und angekuppelt, sodann der Zeug
abgeworffen, und geladen, das Wildpräth
auffgebrochen, die Luntzen vertheilet, den
Hunden ihr Genüß gegeben, und das
Wildpräth nach Hoff zu führen befoh-
len. Am meisten aber würde rühmlich
seyn, wann an dem Lauff, oder doch nicht
weit davon, in eine starcke Eiche, oder
harte Buche die Anzahl des gefangenen
Wildpräths nach jeder Sorte, auch Jahr
und Tag, benennet, sowohl auch bey-
gefüget würde, was die grösten Hirsche,
oder hauende Schweine gewogen, was
vor frembde Herrschafft darbey gewesen,
wer damahls als Jäger-Meister das
Jagen dirigiret habe. Welches von vie-
len Frembden hernach würde mit Be-
wunderung gelesen, von einigen auch
wohl gar abgeschrieben, in fremde Län-
der mitgenommen und daselbst referiret
werden.

Vom Jäger-Panqvet.
[Spaltenumbruch]

Wann nun die Herrschafft nach ge-
endigter Jagd und gehabter Bewegung
sich wiederumb in ihren Staats-Caros-
s
en, mit ihren Pferden, und sämbtlicher
Hoffstatt in das hierzu nechst gelegene
Ambt- oder Forst-Hauß zum Abtreten
begiebt, alle Praeparatoria zur Tafel fer-
tig, aufgetragen, und sich gesetzet haben,
werden die Speissen von der löblichen
Jägerey, als denen Hoff- und Besuch-
Jägern, in ihrem Jagd-Gezeug und
aufhabenden Brüchen mit bester Parade
auffgetragen, und wird alles darbey von
[Spaltenumbruch] der Jägerey bedienet, und aufgewartet.
Der Hoff-Jäger-Meister, Land-Jäger-
Meister, die Ober-Forst-Meister, und die
Jagd-Juncker stehen hinter der Herr-
schafft auffzuwarten: Die Jagd-Pagen
tragen die Willkommen, übergeben die-
selbe dem Ober-Jäger-Meister zum
Credentzen, welcher solchen der Herr-
schafft mit gröster Submission überreichet.
Wann nun die Herrschafft Gesundhei-
ten trincken will, so wird allezeit darbey
von der Jägerey mit Flügel- und Hüfft-
Hörnern geblasen, oder auf Befehl das

Wald

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] und Fall zugleich geſchiehet, von dem Jaͤ-
ger-Purſchen zugelauffen, und ein Ge-
nuͤckfang gegeben, ſodann auf die Wild-
praͤths-Trage gehoben, und hin vor den
Schirm zur rechten Hand getragen, und
mit dem Gehoͤrn vorwaͤrts geſtrecket
wird. Die groͤſten Hirſche an Wild-
praͤth nach Staͤrcke der Gehoͤrne, und
Menge der Enden haben unter dem Roth-
Wildpraͤth den Vorzug; Dann kom-
men die Haupt-Schweine, nebſt anderm
Schwartz-Wild; Ferner die Reh-Boͤ-
cke, und letzlich die Raub-Thiere, und
wird alles mit dem Gehoͤrn und den
Koͤpffen nach dem Schirm zu geſtrecket,
auch mit eichenen, und buchenen Bruͤ-
chen beworffen, auff dem Platz, wo die
Jaͤgerey geſtanden. Die von der Herr-
ſchafft abgeſchoſſene Puͤrſch-Roͤhren,
Flinten, und Piſtohlen, werden vom
Leib-Schuͤtzen, oder Buͤchſen-Spanner
jedesmahls hurtig geladen, und uͤberge-
ben. Wann manchesmahl die Gemah-
lin oder frembde Herrſchafft auch zu puͤr-
ſchen groß Belieben tragen, ſo muß er
hierzu ſeine Purſche helffen laſſen. Wann
nun Schwein-Hatzens-Zeit, und das
Schwartz-Wildpraͤth, die Sauen, her-
aus kommen, ſtellet ſich die Herrſchafft
nebſt andern Cavalliers mit ihren Fang-
Eyſen, dieſelben anlauffen zu laſſen, wor-
auff die gepantzerten Leib- und Cammer-
Hunde angehetzet werden. Oder die
Herrſchafft verfolget die Sauen auch zu
Pferd mit dem Wurff-Spieß oder Sche-
velin,
oder ſchieſſet mit Piſtohlen dieſel-
bige. Wann nun Woͤlffe bey ſolcher Ge-
ſellſchafft mit ans Tage-Licht kommen,
werden dieſelben mit Cours-Hunden ge-
hetzet, die Rehe und Haſen im Lauffen
geſchoſſen, und die Fuͤchſe geprellet, wor-
[Spaltenumbruch] bey dann die Herrſchafft vielfaͤltige Luſt
durch Erlegung vielerley Wildes gehabt,
und darbey vergnuͤget worden iſt. Wann
nun alles vorgejaget worden, und das Ja-
gen leer, ſo verſammlet ſich die Jaͤgerey
wiederumb auff den andern Fluͤgel, daß
ſie der Herrſchafft zur lincken Seiten
wieder heraus kommet, und ziehet ſo-
dann wieder in der Ordnung mit dem
Waldgeſchrey Ja ho ho von Holtze ge-
gen den Schirm, da denn das Waldge-
ſchrey auffhoͤret, mit Wald- und Huͤfft-
Hoͤrnern das Jagen abgeblaſen, und
geendiget wird. Die Jaͤgerey aber ſte-
cket ſich Bruͤche von Eichen-Laub auff die
Huͤthe. Alsdann werden die ſtaͤrckſten
Hirſche und die Haupt-Schweine, oder
die groͤſten Woͤlffe, mit allem, wie ſie
gefallen, in vollem Wanſt und Geſcheide,
gewogen und notiret, die Jagd-Hunde ge-
ruffen, und angekuppelt, ſodañ der Zeug
abgeworffen, und geladen, das Wildpraͤth
auffgebrochen, die Luntzen vertheilet, den
Hunden ihr Genuͤß gegeben, und das
Wildpraͤth nach Hoff zu fuͤhren befoh-
len. Am meiſten aber wuͤrde ruͤhmlich
ſeyn, wann an dem Lauff, oder doch nicht
weit davon, in eine ſtarcke Eiche, oder
harte Buche die Anzahl des gefangenen
Wildpraͤths nach jeder Sorte, auch Jahr
und Tag, benennet, ſowohl auch bey-
gefuͤget wuͤrde, was die groͤſten Hirſche,
oder hauende Schweine gewogen, was
vor frembde Herrſchafft darbey geweſen,
wer damahls als Jaͤger-Meiſter das
Jagen dirigiret habe. Welches von vie-
len Frembden hernach wuͤrde mit Be-
wunderung geleſen, von einigen auch
wohl gar abgeſchrieben, in fremde Laͤn-
der mitgenommen und daſelbſt referiret
werden.

Vom Jaͤger-Panqvet.
[Spaltenumbruch]

Wann nun die Herrſchafft nach ge-
endigter Jagd und gehabter Bewegung
ſich wiederumb in ihren Staats-Caros-
ſ
en, mit ihren Pferden, und ſaͤmbtlicher
Hoffſtatt in das hierzu nechſt gelegene
Ambt- oder Forſt-Hauß zum Abtreten
begiebt, alle Præparatoria zur Tafel fer-
tig, aufgetragen, und ſich geſetzet haben,
werden die Speiſſen von der loͤblichen
Jaͤgerey, als denen Hoff- und Beſuch-
Jaͤgern, in ihrem Jagd-Gezeug und
aufhabenden Bruͤchen mit beſter Parade
auffgetragen, und wird alles darbey von
[Spaltenumbruch] der Jaͤgerey bedienet, und aufgewartet.
Der Hoff-Jaͤger-Meiſter, Land-Jaͤger-
Meiſter, die Ober-Forſt-Meiſter, und die
Jagd-Juncker ſtehen hinter der Herr-
ſchafft auffzuwarten: Die Jagd-Pagen
tragen die Willkommen, uͤbergeben die-
ſelbe dem Ober-Jaͤger-Meiſter zum
Credentzen, welcher ſolchen der Herr-
ſchafft mit groͤſter Submiſſion uͤberreichet.
Wann nun die Herrſchafft Geſundhei-
ten trincken will, ſo wird allezeit darbey
von der Jaͤgerey mit Fluͤgel- und Huͤfft-
Hoͤrnern geblaſen, oder auf Befehl das

Wald
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0431" n="279"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.</hi></fw><lb/><cb/>
und Fall zugleich ge&#x017F;chiehet, von dem Ja&#x0364;-<lb/>
ger-Pur&#x017F;chen zugelauffen, und ein Ge-<lb/>
nu&#x0364;ckfang gegeben, &#x017F;odann auf die Wild-<lb/>
pra&#x0364;ths-Trage gehoben, und hin vor den<lb/>
Schirm zur rechten Hand getragen, und<lb/>
mit dem Geho&#x0364;rn vorwa&#x0364;rts ge&#x017F;trecket<lb/>
wird. Die gro&#x0364;&#x017F;ten Hir&#x017F;che an Wild-<lb/>
pra&#x0364;th nach Sta&#x0364;rcke der Geho&#x0364;rne, und<lb/>
Menge der Enden haben unter dem Roth-<lb/>
Wildpra&#x0364;th den Vorzug; Dann kom-<lb/>
men die Haupt-Schweine, neb&#x017F;t anderm<lb/>
Schwartz-Wild; Ferner die Reh-Bo&#x0364;-<lb/>
cke, und letzlich die Raub-Thiere, und<lb/>
wird alles mit dem Geho&#x0364;rn und den<lb/>
Ko&#x0364;pffen nach dem Schirm zu ge&#x017F;trecket,<lb/>
auch mit eichenen, und buchenen Bru&#x0364;-<lb/>
chen beworffen, auff dem Platz, wo die<lb/>
Ja&#x0364;gerey ge&#x017F;tanden. Die von der Herr-<lb/>
&#x017F;chafft abge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;ene Pu&#x0364;r&#x017F;ch-Ro&#x0364;hren,<lb/>
Flinten, und Pi&#x017F;tohlen, werden vom<lb/>
Leib-Schu&#x0364;tzen, oder Bu&#x0364;ch&#x017F;en-Spanner<lb/>
jedesmahls hurtig geladen, und u&#x0364;berge-<lb/>
ben. Wann manchesmahl die Gemah-<lb/>
lin oder frembde Herr&#x017F;chafft auch zu pu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;chen groß Belieben tragen, &#x017F;o muß er<lb/>
hierzu &#x017F;eine Pur&#x017F;che helffen la&#x017F;&#x017F;en. Wann<lb/>
nun Schwein-Hatzens-Zeit, und das<lb/>
Schwartz-Wildpra&#x0364;th, die Sauen, her-<lb/>
aus kommen, &#x017F;tellet &#x017F;ich die Herr&#x017F;chafft<lb/>
neb&#x017F;t andern <hi rendition="#aq">Cavalliers</hi> mit ihren Fang-<lb/>
Ey&#x017F;en, die&#x017F;elben anlauffen zu la&#x017F;&#x017F;en, wor-<lb/>
auff die gepantzerten Leib- und Cammer-<lb/>
Hunde angehetzet werden. Oder die<lb/>
Herr&#x017F;chafft verfolget die Sauen auch zu<lb/>
Pferd mit dem Wurff-Spieß oder <hi rendition="#aq">Sche-<lb/>
velin,</hi> oder &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;et mit Pi&#x017F;tohlen die&#x017F;el-<lb/>
bige. Wann nun Wo&#x0364;lffe bey &#x017F;olcher Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chafft mit ans Tage-Licht kommen,<lb/>
werden die&#x017F;elben mit <hi rendition="#aq">Cours-</hi>Hunden ge-<lb/>
hetzet, die Rehe und Ha&#x017F;en im Lauffen<lb/>
ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en, und die Fu&#x0364;ch&#x017F;e geprellet, wor-<lb/><cb/>
bey dann die Herr&#x017F;chafft vielfa&#x0364;ltige Lu&#x017F;t<lb/>
durch Erlegung vielerley Wildes gehabt,<lb/>
und darbey vergnu&#x0364;get worden i&#x017F;t. Wann<lb/>
nun alles vorgejaget worden, und das Ja-<lb/>
gen leer, &#x017F;o ver&#x017F;ammlet &#x017F;ich die Ja&#x0364;gerey<lb/>
wiederumb auff den andern Flu&#x0364;gel, daß<lb/>
&#x017F;ie der Herr&#x017F;chafft zur lincken Seiten<lb/>
wieder heraus kommet, und ziehet &#x017F;o-<lb/>
dann wieder in der Ordnung mit dem<lb/>
Waldge&#x017F;chrey <hi rendition="#fr">Ja ho ho</hi> von Holtze ge-<lb/>
gen den Schirm, da denn das Waldge-<lb/>
&#x017F;chrey auffho&#x0364;ret, mit Wald- und Hu&#x0364;fft-<lb/>
Ho&#x0364;rnern das Jagen abgebla&#x017F;en, und<lb/>
geendiget wird. Die Ja&#x0364;gerey aber &#x017F;te-<lb/>
cket &#x017F;ich Bru&#x0364;che von Eichen-Laub auff die<lb/>
Hu&#x0364;the. Alsdann werden die &#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;ten<lb/>
Hir&#x017F;che und die Haupt-Schweine, oder<lb/>
die gro&#x0364;&#x017F;ten Wo&#x0364;lffe, mit allem, wie &#x017F;ie<lb/>
gefallen, in vollem Wan&#x017F;t und Ge&#x017F;cheide,<lb/>
gewogen und <hi rendition="#aq">notir</hi>et, die Jagd-Hunde ge-<lb/>
ruffen, und angekuppelt, &#x017F;odan&#x0303; der Zeug<lb/>
abgeworffen, und geladen, das Wildpra&#x0364;th<lb/>
auffgebrochen, die Luntzen vertheilet, den<lb/>
Hunden ihr Genu&#x0364;ß gegeben, und das<lb/>
Wildpra&#x0364;th nach Hoff zu fu&#x0364;hren befoh-<lb/>
len. Am mei&#x017F;ten aber wu&#x0364;rde ru&#x0364;hmlich<lb/>
&#x017F;eyn, wann an dem Lauff, oder doch nicht<lb/>
weit davon, in eine &#x017F;tarcke Eiche, oder<lb/>
harte Buche die Anzahl des gefangenen<lb/>
Wildpra&#x0364;ths nach jeder Sorte, auch Jahr<lb/>
und Tag, benennet, &#x017F;owohl auch bey-<lb/>
gefu&#x0364;get wu&#x0364;rde, was die gro&#x0364;&#x017F;ten Hir&#x017F;che,<lb/>
oder hauende Schweine gewogen, was<lb/>
vor frembde Herr&#x017F;chafft darbey gewe&#x017F;en,<lb/>
wer damahls als Ja&#x0364;ger-Mei&#x017F;ter das<lb/>
Jagen <hi rendition="#aq">dirigir</hi>et habe. Welches von vie-<lb/>
len Frembden hernach wu&#x0364;rde mit Be-<lb/>
wunderung gele&#x017F;en, von einigen auch<lb/>
wohl gar abge&#x017F;chrieben, in fremde La&#x0364;n-<lb/>
der mitgenommen und da&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">referir</hi>et<lb/>
werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vom Ja&#x0364;ger-<hi rendition="#aq">Panqvet.</hi></hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Wann nun die Herr&#x017F;chafft nach ge-<lb/>
endigter Jagd und gehabter Bewegung<lb/>
&#x017F;ich wiederumb in ihren Staats-<hi rendition="#aq">Caros-<lb/>
&#x017F;</hi>en, mit ihren Pferden, und &#x017F;a&#x0364;mbtlicher<lb/>
Hoff&#x017F;tatt in das hierzu nech&#x017F;t gelegene<lb/>
Ambt- oder For&#x017F;t-Hauß zum Abtreten<lb/>
begiebt, alle <hi rendition="#aq">Præparatoria</hi> zur Tafel fer-<lb/>
tig, aufgetragen, und &#x017F;ich ge&#x017F;etzet haben,<lb/>
werden die Spei&#x017F;&#x017F;en von der lo&#x0364;blichen<lb/>
Ja&#x0364;gerey, als denen Hoff- und Be&#x017F;uch-<lb/>
Ja&#x0364;gern, in ihrem Jagd-Gezeug und<lb/>
aufhabenden Bru&#x0364;chen mit be&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Parade</hi><lb/>
auffgetragen, und wird alles darbey von<lb/><cb/>
der Ja&#x0364;gerey bedienet, und aufgewartet.<lb/>
Der Hoff-Ja&#x0364;ger-Mei&#x017F;ter, Land-Ja&#x0364;ger-<lb/>
Mei&#x017F;ter, die Ober-For&#x017F;t-Mei&#x017F;ter, und die<lb/>
Jagd-Juncker &#x017F;tehen hinter der Herr-<lb/>
&#x017F;chafft auffzuwarten: Die Jagd-<hi rendition="#aq">Pagen</hi><lb/>
tragen die Willkommen, u&#x0364;bergeben die-<lb/>
&#x017F;elbe dem Ober-Ja&#x0364;ger-Mei&#x017F;ter zum<lb/><hi rendition="#aq">Credentz</hi>en, welcher &#x017F;olchen der Herr-<lb/>
&#x017F;chafft mit gro&#x0364;&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Submi&#x017F;&#x017F;ion</hi> u&#x0364;berreichet.<lb/>
Wann nun die Herr&#x017F;chafft Ge&#x017F;undhei-<lb/>
ten trincken will, &#x017F;o wird allezeit darbey<lb/>
von der Ja&#x0364;gerey mit Flu&#x0364;gel- und Hu&#x0364;fft-<lb/>
Ho&#x0364;rnern gebla&#x017F;en, oder auf Befehl das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wald</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0431] Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. und Fall zugleich geſchiehet, von dem Jaͤ- ger-Purſchen zugelauffen, und ein Ge- nuͤckfang gegeben, ſodann auf die Wild- praͤths-Trage gehoben, und hin vor den Schirm zur rechten Hand getragen, und mit dem Gehoͤrn vorwaͤrts geſtrecket wird. Die groͤſten Hirſche an Wild- praͤth nach Staͤrcke der Gehoͤrne, und Menge der Enden haben unter dem Roth- Wildpraͤth den Vorzug; Dann kom- men die Haupt-Schweine, nebſt anderm Schwartz-Wild; Ferner die Reh-Boͤ- cke, und letzlich die Raub-Thiere, und wird alles mit dem Gehoͤrn und den Koͤpffen nach dem Schirm zu geſtrecket, auch mit eichenen, und buchenen Bruͤ- chen beworffen, auff dem Platz, wo die Jaͤgerey geſtanden. Die von der Herr- ſchafft abgeſchoſſene Puͤrſch-Roͤhren, Flinten, und Piſtohlen, werden vom Leib-Schuͤtzen, oder Buͤchſen-Spanner jedesmahls hurtig geladen, und uͤberge- ben. Wann manchesmahl die Gemah- lin oder frembde Herrſchafft auch zu puͤr- ſchen groß Belieben tragen, ſo muß er hierzu ſeine Purſche helffen laſſen. Wann nun Schwein-Hatzens-Zeit, und das Schwartz-Wildpraͤth, die Sauen, her- aus kommen, ſtellet ſich die Herrſchafft nebſt andern Cavalliers mit ihren Fang- Eyſen, dieſelben anlauffen zu laſſen, wor- auff die gepantzerten Leib- und Cammer- Hunde angehetzet werden. Oder die Herrſchafft verfolget die Sauen auch zu Pferd mit dem Wurff-Spieß oder Sche- velin, oder ſchieſſet mit Piſtohlen dieſel- bige. Wann nun Woͤlffe bey ſolcher Ge- ſellſchafft mit ans Tage-Licht kommen, werden dieſelben mit Cours-Hunden ge- hetzet, die Rehe und Haſen im Lauffen geſchoſſen, und die Fuͤchſe geprellet, wor- bey dann die Herrſchafft vielfaͤltige Luſt durch Erlegung vielerley Wildes gehabt, und darbey vergnuͤget worden iſt. Wann nun alles vorgejaget worden, und das Ja- gen leer, ſo verſammlet ſich die Jaͤgerey wiederumb auff den andern Fluͤgel, daß ſie der Herrſchafft zur lincken Seiten wieder heraus kommet, und ziehet ſo- dann wieder in der Ordnung mit dem Waldgeſchrey Ja ho ho von Holtze ge- gen den Schirm, da denn das Waldge- ſchrey auffhoͤret, mit Wald- und Huͤfft- Hoͤrnern das Jagen abgeblaſen, und geendiget wird. Die Jaͤgerey aber ſte- cket ſich Bruͤche von Eichen-Laub auff die Huͤthe. Alsdann werden die ſtaͤrckſten Hirſche und die Haupt-Schweine, oder die groͤſten Woͤlffe, mit allem, wie ſie gefallen, in vollem Wanſt und Geſcheide, gewogen und notiret, die Jagd-Hunde ge- ruffen, und angekuppelt, ſodañ der Zeug abgeworffen, und geladen, das Wildpraͤth auffgebrochen, die Luntzen vertheilet, den Hunden ihr Genuͤß gegeben, und das Wildpraͤth nach Hoff zu fuͤhren befoh- len. Am meiſten aber wuͤrde ruͤhmlich ſeyn, wann an dem Lauff, oder doch nicht weit davon, in eine ſtarcke Eiche, oder harte Buche die Anzahl des gefangenen Wildpraͤths nach jeder Sorte, auch Jahr und Tag, benennet, ſowohl auch bey- gefuͤget wuͤrde, was die groͤſten Hirſche, oder hauende Schweine gewogen, was vor frembde Herrſchafft darbey geweſen, wer damahls als Jaͤger-Meiſter das Jagen dirigiret habe. Welches von vie- len Frembden hernach wuͤrde mit Be- wunderung geleſen, von einigen auch wohl gar abgeſchrieben, in fremde Laͤn- der mitgenommen und daſelbſt referiret werden. Vom Jaͤger-Panqvet. Wann nun die Herrſchafft nach ge- endigter Jagd und gehabter Bewegung ſich wiederumb in ihren Staats-Caros- ſen, mit ihren Pferden, und ſaͤmbtlicher Hoffſtatt in das hierzu nechſt gelegene Ambt- oder Forſt-Hauß zum Abtreten begiebt, alle Præparatoria zur Tafel fer- tig, aufgetragen, und ſich geſetzet haben, werden die Speiſſen von der loͤblichen Jaͤgerey, als denen Hoff- und Beſuch- Jaͤgern, in ihrem Jagd-Gezeug und aufhabenden Bruͤchen mit beſter Parade auffgetragen, und wird alles darbey von der Jaͤgerey bedienet, und aufgewartet. Der Hoff-Jaͤger-Meiſter, Land-Jaͤger- Meiſter, die Ober-Forſt-Meiſter, und die Jagd-Juncker ſtehen hinter der Herr- ſchafft auffzuwarten: Die Jagd-Pagen tragen die Willkommen, uͤbergeben die- ſelbe dem Ober-Jaͤger-Meiſter zum Credentzen, welcher ſolchen der Herr- ſchafft mit groͤſter Submiſſion uͤberreichet. Wann nun die Herrſchafft Geſundhei- ten trincken will, ſo wird allezeit darbey von der Jaͤgerey mit Fluͤgel- und Huͤfft- Hoͤrnern geblaſen, oder auf Befehl das Wald

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/431
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/431>, abgerufen am 21.11.2024.