[Spaltenumbruch]
auff der Seiten gleich, sticht mit dem Messer die Kugel hinaus, und schneidet die Käule vom Zimmel herab: Sodann schläget man den Zimmel und Rückbra- then vollends entzwey, nach eines Jeden verlangter Eintheilung, alsdann ist es zerleget. Man soll auch bey solcher Ver- richtung nicht sitzen, noch knien, sondern [Spaltenumbruch]
gebückt stehen, und darbey, wann mans hat, einen guten Trunck Wein thun: Daferne nun von denen Anwesenden ei- nige Wörter wider die Jagd-Terminos gesprochen werden; Giebt man ihnen nach alter Gewonheit das Weyde- Messer.
Von einem reysenden Jäger.
[Spaltenumbruch]
Gleichwie im gantzen Thun und Las- sen unsers menschlichen Lebens, so wohl bey Hohen, Fürstlichen, Gräfflichen, Freyherrlichen, Adelichen, als bey Nie- derm bürgerlichem, Bauern und noch schlechterm Stande das menschliche Ge- müth mit deme, was es hat und weiß, nicht vergnüget ist, sondern ad altiora trachtet, und auch in der Frembde was mehrers zu profitiren und zu erlernen begierig ist, so an sich selbst auf gewisse Maasse gar rühmlich und löblich ist, auch seinen unlaugbahren Nutzen hat; Weil ohne dasselbige kein junger Mensch zur Tugend, Höfflichkeit, guten Sitten und nothwendigen Wissenschafften seiner Pro- fession sich genungsam tüchtig machen, und in der Welt nicht wohl fortkommen kan, sich hingegen vor andern dummen Subjectis, die indessen zu Hause hinter dem Ofen sitzen blieben sind, mit desto mehrerem Ruhm bey seiner Wieder- kunfft distingviren kan. So hat es dar- gegen auch auf gewisse Maasse seinen Schaden, wenn zumahl ein junger Mensch in seiner dummen Freyheit, die vorhin in der Jugend ihme corrigirte Laster, ungehindert repetiren, oder wohl vielmehr noch verschlimmern lernet, wo- raus dann bey solcher Beschaffenheit sich schlechter Nutzen des Reissens zeigen würde. Daferne aber unser junger Jä- ger, nach deme er vermuthlich seine Jun- gens-Jahre ausgestanden, nachgehends als ein Pursch, zwey biß drey Behän- gen wenigstens gehalten, sein Probe-Ja- gen praestiret, und gute Fundamenta der Wissenschafft geleget, worauf es am mei- sten ankommet, darneben sich reinlich in Kleidung hält, und mit weisser Wäsche nothdürfftig versorget ist; vor allen Dingen auch eine gesunde Natur hat, in die Frembde reissen will, soll er nicht eher, als zur Frühlings-Zeit mit einem guten Pass und Recommendation an Teutsche Fürstliche Höffe seine Tour nehmen, [Spaltenumbruch]
daselbsten bey seiner Ankunfft sich bey dem Directori der Jägerey solchen Fürstlichen Hoffes melden, die Recommendation und den Pass zeigen, und bey solcher Ge- legenheit sich der Beschaffenheit jedes Hoffs gebräuchlicher Jagd-Manieren fleißig erkundigen, dieselben sich impri- miren, auffn Nothfall annotiren und be- mercken, damit er ja nicht ohne Nutzen, wie eine Ganß übern Rhein, hinfliehe, und so klug wieder komme, als er vor- hin gewesen, welches ihm desto schimpff- licher wäre. Vor allen Dingen, soll er Gott vor Augen und im Hertzen haben, den gecreutzigten Christum, der ihn er- löset hat, im Gedächtniß halten, und den Heiligen Geist nicht betrüben, sondern bitten, daß er ihn vor allen Lastern be- wahren wolle; Alles übrige göttlicher Direction anheimb stellen, darbey beden- cken, daß Glück und Unglück auch ein Ende nehmen müssen. Seine Religion, worinnen er gebohren ist, ja nicht umb zeitliche Ehre, oder Gewinst ändern; Gottes Wort und die Predigten fleißig besuchen: Wenigstens ohne Gebet keine Kirche vorbey gehen. Alte gelehrte oder erfahrne Leute, von welchen was zu ler- nen, in Ehren halten, umb seiner El- tern langes Leben und Wohlseyn den lie- ben Gott fleißig bitten, eines guten Freundes treuhertzige Vermahnung nicht übel nehmen, in Diensten nach sei- nes Herrn Humeur sich richten, ihn mit Vorsatz nicht erzürnen, demselben mit schuldiger Ehrerbiethung unter Augen gehen; Nichts, was man höret oder sie- het, nachsagen, Niemand verfuchs- schwäntzen, sondern sich vielmehr befleis- sigen, sich durch Tugend beliebt zu ma- chen, im Reden und allem seinen Thun, die Auffrichtigkeit spühren lassen, doch a- ber, nach Syrachs Regul, zwar mit Je- dermann Freundschafft halten, unter tau- senden aber kaum einem trauen, das vexiren meiden, täglich sich was böses ab-
gewöh-
Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch]
auff der Seiten gleich, ſticht mit dem Meſſer die Kugel hinaus, und ſchneidet die Kaͤule vom Zimmel herab: Sodann ſchlaͤget man den Zimmel und Ruͤckbra- then vollends entzwey, nach eines Jeden verlangter Eintheilung, alsdann iſt es zerleget. Man ſoll auch bey ſolcher Ver- richtung nicht ſitzen, noch knien, ſondern [Spaltenumbruch]
gebuͤckt ſtehen, und darbey, wann mans hat, einen guten Trunck Wein thun: Daferne nun von denen Anweſenden ei- nige Woͤrter wider die Jagd-Terminos geſprochen werden; Giebt man ihnen nach alter Gewonheit das Weyde- Meſſer.
Von einem reyſenden Jaͤger.
[Spaltenumbruch]
Gleichwie im gantzen Thun und Laſ- ſen unſers menſchlichen Lebens, ſo wohl bey Hohen, Fuͤrſtlichen, Graͤfflichen, Freyherrlichen, Adelichen, als bey Nie- derm buͤrgerlichem, Bauern und noch ſchlechterm Stande das menſchliche Ge- muͤth mit deme, was es hat und weiß, nicht vergnuͤget iſt, ſondern ad altiora trachtet, und auch in der Frembde was mehrers zu profitiren und zu erlernen begierig iſt, ſo an ſich ſelbſt auf gewiſſe Maaſſe gar ruͤhmlich und loͤblich iſt, auch ſeinen unlaugbahren Nutzen hat; Weil ohne daſſelbige kein junger Menſch zur Tugend, Hoͤfflichkeit, guten Sitten und nothwendigen Wiſſenſchafften ſeiner Pro- feſſion ſich genungſam tuͤchtig machen, und in der Welt nicht wohl fortkommen kan, ſich hingegen vor andern dummen Subjectis, die indeſſen zu Hauſe hinter dem Ofen ſitzen blieben ſind, mit deſto mehrerem Ruhm bey ſeiner Wieder- kunfft diſtingviren kan. So hat es dar- gegen auch auf gewiſſe Maaſſe ſeinen Schaden, wenn zumahl ein junger Menſch in ſeiner dummen Freyheit, die vorhin in der Jugend ihme corrigirte Laſter, ungehindert repetiren, oder wohl vielmehr noch verſchlimmern lernet, wo- raus dann bey ſolcher Beſchaffenheit ſich ſchlechter Nutzen des Reiſſens zeigen wuͤrde. Daferne aber unſer junger Jaͤ- ger, nach deme er vermuthlich ſeine Jun- gens-Jahre ausgeſtanden, nachgehends als ein Purſch, zwey biß drey Behaͤn- gen wenigſtens gehalten, ſein Probe-Ja- gen præſtiret, und gute Fundamenta der Wiſſenſchafft geleget, worauf es am mei- ſten ankommet, darneben ſich reinlich in Kleidung haͤlt, und mit weiſſer Waͤſche nothduͤrfftig verſorget iſt; vor allen Dingen auch eine geſunde Natur hat, in die Frembde reiſſen will, ſoll er nicht eher, als zur Fruͤhlings-Zeit mit einem guten Paſſ und Recommendation an Teutſche Fuͤrſtliche Hoͤffe ſeine Tour nehmen, [Spaltenumbruch]
daſelbſten bey ſeiner Ankunfft ſich bey dem Directori der Jaͤgerey ſolchen Fuͤrſtlichen Hoffes melden, die Recommendation und den Paſſ zeigen, und bey ſolcher Ge- legenheit ſich der Beſchaffenheit jedes Hoffs gebraͤuchlicher Jagd-Manieren fleißig erkundigen, dieſelben ſich impri- miren, auffn Nothfall annotiren und be- mercken, damit er ja nicht ohne Nutzen, wie eine Ganß uͤbern Rhein, hinfliehe, und ſo klug wieder komme, als er vor- hin geweſen, welches ihm deſto ſchimpff- licher waͤre. Vor allen Dingen, ſoll er Gott vor Augen und im Hertzen haben, den gecreutzigten Chriſtum, der ihn er- loͤſet hat, im Gedaͤchtniß halten, und den Heiligen Geiſt nicht betruͤben, ſondern bitten, daß er ihn vor allen Laſtern be- wahren wolle; Alles uͤbrige goͤttlicher Direction anheimb ſtellen, darbey beden- cken, daß Gluͤck und Ungluͤck auch ein Ende nehmen muͤſſen. Seine Religion, worinnen er gebohren iſt, ja nicht umb zeitliche Ehre, oder Gewinſt aͤndern; Gottes Wort und die Predigten fleißig beſuchen: Wenigſtens ohne Gebet keine Kirche vorbey gehen. Alte gelehrte oder erfahrne Leute, von welchen was zu ler- nen, in Ehren halten, umb ſeiner El- tern langes Leben und Wohlſeyn den lie- ben Gott fleißig bitten, eines guten Freundes treuhertzige Vermahnung nicht uͤbel nehmen, in Dienſten nach ſei- nes Herrn Humeur ſich richten, ihn mit Vorſatz nicht erzuͤrnen, demſelben mit ſchuldiger Ehrerbiethung unter Augen gehen; Nichts, was man hoͤret oder ſie- het, nachſagen, Niemand verfuchs- ſchwaͤntzen, ſondern ſich vielmehr befleiſ- ſigen, ſich durch Tugend beliebt zu ma- chen, im Reden und allem ſeinen Thun, die Auffrichtigkeit ſpuͤhren laſſen, doch a- ber, nach Syrachs Regul, zwar mit Je- dermann Freundſchafft halten, unteꝛ tau- ſenden aber kaum einem trauen, das vexiren meiden, taͤglich ſich was boͤſes ab-
gewoͤh-
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[264/0404]
Fuͤnffter Theil/
auff der Seiten gleich, ſticht mit dem
Meſſer die Kugel hinaus, und ſchneidet
die Kaͤule vom Zimmel herab: Sodann
ſchlaͤget man den Zimmel und Ruͤckbra-
then vollends entzwey, nach eines Jeden
verlangter Eintheilung, alsdann iſt es
zerleget. Man ſoll auch bey ſolcher Ver-
richtung nicht ſitzen, noch knien, ſondern
gebuͤckt ſtehen, und darbey, wann mans
hat, einen guten Trunck Wein thun:
Daferne nun von denen Anweſenden ei-
nige Woͤrter wider die Jagd-Terminos
geſprochen werden; Giebt man ihnen
nach alter Gewonheit das Weyde-
Meſſer.
Von einem reyſenden Jaͤger.
Gleichwie im gantzen Thun und Laſ-
ſen unſers menſchlichen Lebens, ſo wohl
bey Hohen, Fuͤrſtlichen, Graͤfflichen,
Freyherrlichen, Adelichen, als bey Nie-
derm buͤrgerlichem, Bauern und noch
ſchlechterm Stande das menſchliche Ge-
muͤth mit deme, was es hat und weiß,
nicht vergnuͤget iſt, ſondern ad altiora
trachtet, und auch in der Frembde was
mehrers zu profitiren und zu erlernen
begierig iſt, ſo an ſich ſelbſt auf gewiſſe
Maaſſe gar ruͤhmlich und loͤblich iſt, auch
ſeinen unlaugbahren Nutzen hat; Weil
ohne daſſelbige kein junger Menſch zur
Tugend, Hoͤfflichkeit, guten Sitten und
nothwendigen Wiſſenſchafften ſeiner Pro-
feſſion ſich genungſam tuͤchtig machen,
und in der Welt nicht wohl fortkommen
kan, ſich hingegen vor andern dummen
Subjectis, die indeſſen zu Hauſe hinter
dem Ofen ſitzen blieben ſind, mit deſto
mehrerem Ruhm bey ſeiner Wieder-
kunfft diſtingviren kan. So hat es dar-
gegen auch auf gewiſſe Maaſſe ſeinen
Schaden, wenn zumahl ein junger
Menſch in ſeiner dummen Freyheit, die
vorhin in der Jugend ihme corrigirte
Laſter, ungehindert repetiren, oder wohl
vielmehr noch verſchlimmern lernet, wo-
raus dann bey ſolcher Beſchaffenheit ſich
ſchlechter Nutzen des Reiſſens zeigen
wuͤrde. Daferne aber unſer junger Jaͤ-
ger, nach deme er vermuthlich ſeine Jun-
gens-Jahre ausgeſtanden, nachgehends
als ein Purſch, zwey biß drey Behaͤn-
gen wenigſtens gehalten, ſein Probe-Ja-
gen præſtiret, und gute Fundamenta der
Wiſſenſchafft geleget, worauf es am mei-
ſten ankommet, darneben ſich reinlich in
Kleidung haͤlt, und mit weiſſer Waͤſche
nothduͤrfftig verſorget iſt; vor allen
Dingen auch eine geſunde Natur hat, in
die Frembde reiſſen will, ſoll er nicht eher,
als zur Fruͤhlings-Zeit mit einem guten
Paſſ und Recommendation an Teutſche
Fuͤrſtliche Hoͤffe ſeine Tour nehmen,
daſelbſten bey ſeiner Ankunfft ſich bey dem
Directori der Jaͤgerey ſolchen Fuͤrſtlichen
Hoffes melden, die Recommendation
und den Paſſ zeigen, und bey ſolcher Ge-
legenheit ſich der Beſchaffenheit jedes
Hoffs gebraͤuchlicher Jagd-Manieren
fleißig erkundigen, dieſelben ſich impri-
miren, auffn Nothfall annotiren und be-
mercken, damit er ja nicht ohne Nutzen,
wie eine Ganß uͤbern Rhein, hinfliehe,
und ſo klug wieder komme, als er vor-
hin geweſen, welches ihm deſto ſchimpff-
licher waͤre. Vor allen Dingen, ſoll er
Gott vor Augen und im Hertzen haben,
den gecreutzigten Chriſtum, der ihn er-
loͤſet hat, im Gedaͤchtniß halten, und den
Heiligen Geiſt nicht betruͤben, ſondern
bitten, daß er ihn vor allen Laſtern be-
wahren wolle; Alles uͤbrige goͤttlicher
Direction anheimb ſtellen, darbey beden-
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Ende nehmen muͤſſen. Seine Religion,
worinnen er gebohren iſt, ja nicht umb
zeitliche Ehre, oder Gewinſt aͤndern;
Gottes Wort und die Predigten fleißig
beſuchen: Wenigſtens ohne Gebet keine
Kirche vorbey gehen. Alte gelehrte oder
erfahrne Leute, von welchen was zu ler-
nen, in Ehren halten, umb ſeiner El-
tern langes Leben und Wohlſeyn den lie-
ben Gott fleißig bitten, eines guten
Freundes treuhertzige Vermahnung
nicht uͤbel nehmen, in Dienſten nach ſei-
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Vorſatz nicht erzuͤrnen, demſelben mit
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chen, im Reden und allem ſeinen Thun,
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ber, nach Syrachs Regul, zwar mit Je-
dermann Freundſchafft halten, unteꝛ tau-
ſenden aber kaum einem trauen, das
vexiren meiden, taͤglich ſich was boͤſes ab-
gewoͤh-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/404>, abgerufen am 22.02.2025.
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