Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Fünffter Theil/ [Spaltenumbruch]
chen von dem Nimroth verstanden wer-den mag, dafür wir aber eine christli- che Aversion billig haben sollen: Maas- sen solches einer Art des Raubes gleichet, nicht weniger eine höchstverdammliche Sünde ist, die GOTT der HERR nicht ungestraffet lassen kan, und zu seiner Zeit solche Wütterichte schon finden wird. Nach dieser folget Arena- ria Venatio, des Spectacul-Jagen, da man die zum Tode verurtheilte Ubelthä- ter, auf einem darzu gemachten Schau- Platz, oder Amphiteathro mit den wil- den Thieren dem Volck zum Schau- Spiel hat kämpffen lassen, und gese- hen, ob sie wider ein wildes Thier mit Stärcke, Mannheit, oder Behendigkeit obsiegen, und wann sie das ihrige ge- than, die Thiere erlegen, und ihr Leben erhalten, solchermaassen von der Straf- fe des vorigen Verbrechens sich befreyen würden. Solche unmenschliche teuffli- sche Kampff-Jagden waren vor diesem bey denen Römern gar sehr gebräuch- lich, wie Titus Livius, Lib. 9. und Sve- tonius von den alten Römischen Käysern, als Julio, Augusto, Caligula, Claudio, Nerone, Domitiano und andern mehr schreiben, welche dem Volck zu Gefallen öffters dergleichen Kampff-Jagden hal- ten lassen. Käyser Nero verordnete zu sol- cher Kampff-Jagd 600. Römische Ritter, vermuthlich durch Verehrungen, wie Svetonius von ihm schreibet, worzu a- ber gemeiniglich nach Ulpiani Meynung junge starcke Leute genommen worden sind; Caligula hat gar alte und schwache Leute darzu gezwungen, und Domitia- nus hat zuerst gar auch Weiber hierzu genommen. Käyser Titus hat die ge- fangene Juden aus Jerusalem hin und wieder in die Länder zu solchen Schau- Spielen verschencket. Käyser Hadria- nus und Galienus hat solche teuffelische Kampff-Jagden auch öffters gehalten, welches Käyser Antonius Caracalla aber mit weinenden Augen nicht ansehen können, und solche Menschen-Blut- Kampff-Jagden verdammet und ver- flucht, biß endlich Käyser Anastasius sol- ches ernstlich verbothen, und in Rechten versehen worden, eine hohe Straffe zu setzen, und diejenigen nicht vor ehrlich zu achten, so sich derselben bedienen, oder sich hierzu gebrauchen lassen würden, dahero auch noch unstreitig bey vielen Römischen alten Familien die Derivati- on solcher wilder Thiere Abbildung in [Spaltenumbruch] in ihren Wappen nach ihrer Victorie zum Prooemio verblieben, welche Rit- termäßig geadelt, dergleichen Thiere zum Andencken ihrer Vorfahren Tapf- ferkeit im Schilde führen durfften. Jch halte davor, es wird sonder Zweiffel auch zu solchem Ende der Prophet Daniel in der Löwen Grube haben sitzen müssen: Wie dann auch gleicher Gestalt der A- postel Paulus zu Epheso mit den wilden Thieren hat kämpffen müssen. Ja die Römer hatten noch lange solche Men- schen-Kampff-Jagden, dann wann sie wichtige Kriege vorhatten, nahmen sie hierzu leibeigene Knechte, oder Mercede conducti, theils auch freywillige Wage- hälse zu ihren Soldaten, und liessen sie zuvor mit wilden Thieren, wenigstens die Menschen unter einander, welche na- ckend mit Oehl überstriechen waren, kämpffen und ringen: Wie annoch bey vielen Autoribus hin und wieder zu fin- den. Wir sind aber gantz nicht Willens, weder solche verdammliche Jagden zu be- schreiben, oder ausführlich vorzustellen, noch dieselbigen zu billigen; Sonden wir nehmen uns nur alleine vor, von der dritten Art des Jagens etwas ausführli- cher zu handeln, nemlich von der Vena- natione Animalium, da man das Wild, groß und klein, zu Holtze und Felde ja- get, hetzet, fället und erleget, wie der- gleichen rechtmäßige, von GOtt und der Natur zugelassene Jagden auch ehemah- len im Alten Testament unterschiedlich vorgenommen worden. Dann da fing Esau mit seinem Zeug, Köcher und Bogen ein Wild, und bereitete davon eine Speise seinem alten Vater Jsaac zur Labung, desgleichen finden wir in der H. Schrifft, wie Simson so viel Füch- se lebendig gefangen, und seine Feinde, der Philister, Geträyde mit denselben angestecket: Ebenfalls ergriffe und zer- risse er einen Löwen durch seine natürli- che Stärcke, im Rückwege aber fande er in desselben Aas einen Bienen-Schwarm, dessen Honig er sich bedienet, und hier- von denen Philistern Rätzel auffgegeben. Wie freudig erzehlete dort der König David, daß er in seiner Jugend einen jungen Löwen, und Bären bezwungen, denselben bey seinem Barth ergrieffen, und getödtet habe; Anderer Exempel der Heiligen Schrifft zu geschweigen. Mit was vor grossen und ungemeinem Fleiß unsere lieben alten Teutschen vor diesem in grossen Wäldern mit mancherley Le- bens-
Fuͤnffter Theil/ [Spaltenumbruch]
chen von dem Nimroth verſtanden wer-den mag, dafuͤr wir aber eine chriſtli- che Averſion billig haben ſollen: Maaſ- ſen ſolches einer Art des Raubes gleichet, nicht weniger eine hoͤchſtverdammliche Suͤnde iſt, die GOTT der HERR nicht ungeſtraffet laſſen kan, und zu ſeiner Zeit ſolche Wuͤtterichte ſchon finden wird. Nach dieſer folget Arena- ria Venatio, des Spectacul-Jagen, da man die zum Tode verurtheilte Ubelthaͤ- ter, auf einem darzu gemachten Schau- Platz, oder Amphiteathro mit den wil- den Thieren dem Volck zum Schau- Spiel hat kaͤmpffen laſſen, und geſe- hen, ob ſie wider ein wildes Thier mit Staͤrcke, Mannheit, oder Behendigkeit obſiegen, und wann ſie das ihrige ge- than, die Thiere erlegen, und ihr Leben erhalten, ſolchermaaſſen von der Straf- fe des vorigen Verbrechens ſich befreyen wuͤrden. Solche unmenſchliche teuffli- ſche Kampff-Jagden waren vor dieſem bey denen Roͤmern gar ſehr gebraͤuch- lich, wie Titus Livius, Lib. 9. und Sve- tonius von den alten Roͤmiſchen Kaͤyſern, als Julio, Auguſto, Caligula, Claudio, Nerone, Domitiano und andern mehr ſchreiben, welche dem Volck zu Gefallen oͤffters dergleichen Kampff-Jagden hal- ten laſſen. Kaͤyſer Nero verordnete zu ſol- cher Kampff-Jagd 600. Roͤmiſche Ritter, vermuthlich durch Verehrungen, wie Svetonius von ihm ſchreibet, worzu a- ber gemeiniglich nach Ulpiani Meynung junge ſtarcke Leute genommen worden ſind; Caligula hat gar alte und ſchwache Leute darzu gezwungen, und Domitia- nus hat zuerſt gar auch Weiber hierzu genommen. Kaͤyſer Titus hat die ge- fangene Juden aus Jeruſalem hin und wieder in die Laͤnder zu ſolchen Schau- Spielen verſchencket. Kaͤyſer Hadria- nus und Galienus hat ſolche teuffeliſche Kampff-Jagden auch oͤffters gehalten, welches Kaͤyſer Antonius Caracalla aber mit weinenden Augen nicht anſehen koͤnnen, und ſolche Menſchen-Blut- Kampff-Jagden verdammet und ver- flucht, biß endlich Kaͤyſer Anaſtaſius ſol- ches ernſtlich verbothen, und in Rechten verſehen worden, eine hohe Straffe zu ſetzen, und diejenigen nicht vor ehrlich zu achten, ſo ſich derſelben bedienen, oder ſich hierzu gebrauchen laſſen wuͤrden, dahero auch noch unſtreitig bey vielen Roͤmiſchen alten Familien die Derivati- on ſolcher wilder Thiere Abbildung in [Spaltenumbruch] in ihren Wappen nach ihrer Victorie zum Prooemio verblieben, welche Rit- termaͤßig geadelt, dergleichen Thiere zum Andencken ihrer Vorfahren Tapf- ferkeit im Schilde fuͤhren durfften. Jch halte davor, es wird ſonder Zweiffel auch zu ſolchem Ende der Prophet Daniel in der Loͤwen Grube haben ſitzen muͤſſen: Wie dann auch gleicher Geſtalt der A- poſtel Paulus zu Epheſo mit den wilden Thieren hat kaͤmpffen muͤſſen. Ja die Roͤmer hatten noch lange ſolche Men- ſchen-Kampff-Jagden, dann wann ſie wichtige Kriege vorhatten, nahmen ſie hierzu leibeigene Knechte, oder Mercede conducti, theils auch freywillige Wage- haͤlſe zu ihren Soldaten, und lieſſen ſie zuvor mit wilden Thieren, wenigſtens die Menſchen unter einander, welche na- ckend mit Oehl uͤberſtriechen waren, kaͤmpffen und ringen: Wie annoch bey vielen Autoribus hin und wieder zu fin- den. Wir ſind aber gantz nicht Willens, weder ſolche verdammliche Jagden zu be- ſchreiben, oder ausfuͤhrlich vorzuſtellen, noch dieſelbigen zu billigen; Sonden wir nehmen uns nur alleine vor, von der dritten Art des Jagens etwas ausfuͤhrli- cher zu handeln, nemlich von der Vena- natione Animalium, da man das Wild, groß und klein, zu Holtze und Felde ja- get, hetzet, faͤllet und erleget, wie der- gleichen rechtmaͤßige, von GOtt und der Natur zugelaſſene Jagden auch ehemah- len im Alten Teſtament unterſchiedlich vorgenommen worden. Dann da fing Eſau mit ſeinem Zeug, Koͤcher und Bogen ein Wild, und bereitete davon eine Speiſe ſeinem alten Vater Jſaac zur Labung, desgleichen finden wir in der H. Schrifft, wie Simſon ſo viel Fuͤch- ſe lebendig gefangen, und ſeine Feinde, der Philiſter, Getraͤyde mit denſelben angeſtecket: Ebenfalls ergriffe und zer- riſſe er einen Loͤwen durch ſeine natuͤrli- che Staͤrcke, im Ruͤckwege aber fande er in deſſelben Aas einen Bienen-Schwarm, deſſen Honig er ſich bedienet, und hier- von denen Philiſtern Raͤtzel auffgegeben. Wie freudig erzehlete dort der Koͤnig David, daß er in ſeiner Jugend einen jungen Loͤwen, und Baͤren bezwungen, denſelben bey ſeinem Barth ergrieffen, und getoͤdtet habe; Anderer Exempel der Heiligen Schrifft zu geſchweigen. Mit was vor groſſen und ungemeinem Fleiß unſere lieben alten Teutſchen vor dieſem in groſſen Waͤldern mit mancherley Le- bens-
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Fuͤnffter Theil/
chen von dem Nimroth verſtanden wer-
den mag, dafuͤr wir aber eine chriſtli-
che Averſion billig haben ſollen: Maaſ-
ſen ſolches einer Art des Raubes gleichet,
nicht weniger eine hoͤchſtverdammliche
Suͤnde iſt, die GOTT der HERR
nicht ungeſtraffet laſſen kan, und
zu ſeiner Zeit ſolche Wuͤtterichte ſchon
finden wird. Nach dieſer folget Arena-
ria Venatio, des Spectacul-Jagen, da
man die zum Tode verurtheilte Ubelthaͤ-
ter, auf einem darzu gemachten Schau-
Platz, oder Amphiteathro mit den wil-
den Thieren dem Volck zum Schau-
Spiel hat kaͤmpffen laſſen, und geſe-
hen, ob ſie wider ein wildes Thier mit
Staͤrcke, Mannheit, oder Behendigkeit
obſiegen, und wann ſie das ihrige ge-
than, die Thiere erlegen, und ihr Leben
erhalten, ſolchermaaſſen von der Straf-
fe des vorigen Verbrechens ſich befreyen
wuͤrden. Solche unmenſchliche teuffli-
ſche Kampff-Jagden waren vor dieſem
bey denen Roͤmern gar ſehr gebraͤuch-
lich, wie Titus Livius, Lib. 9. und Sve-
tonius von den alten Roͤmiſchen Kaͤyſern,
als Julio, Auguſto, Caligula, Claudio,
Nerone, Domitiano und andern mehr
ſchreiben, welche dem Volck zu Gefallen
oͤffters dergleichen Kampff-Jagden hal-
ten laſſen. Kaͤyſer Nero verordnete zu ſol-
cher Kampff-Jagd 600. Roͤmiſche Ritter,
vermuthlich durch Verehrungen, wie
Svetonius von ihm ſchreibet, worzu a-
ber gemeiniglich nach Ulpiani Meynung
junge ſtarcke Leute genommen worden
ſind; Caligula hat gar alte und ſchwache
Leute darzu gezwungen, und Domitia-
nus hat zuerſt gar auch Weiber hierzu
genommen. Kaͤyſer Titus hat die ge-
fangene Juden aus Jeruſalem hin und
wieder in die Laͤnder zu ſolchen Schau-
Spielen verſchencket. Kaͤyſer Hadria-
nus und Galienus hat ſolche teuffeliſche
Kampff-Jagden auch oͤffters gehalten,
welches Kaͤyſer Antonius Caracalla aber
mit weinenden Augen nicht anſehen
koͤnnen, und ſolche Menſchen-Blut-
Kampff-Jagden verdammet und ver-
flucht, biß endlich Kaͤyſer Anaſtaſius ſol-
ches ernſtlich verbothen, und in Rechten
verſehen worden, eine hohe Straffe zu
ſetzen, und diejenigen nicht vor ehrlich zu
achten, ſo ſich derſelben bedienen, oder
ſich hierzu gebrauchen laſſen wuͤrden,
dahero auch noch unſtreitig bey vielen
Roͤmiſchen alten Familien die Derivati-
on ſolcher wilder Thiere Abbildung in
in ihren Wappen nach ihrer Victorie
zum Prooemio verblieben, welche Rit-
termaͤßig geadelt, dergleichen Thiere
zum Andencken ihrer Vorfahren Tapf-
ferkeit im Schilde fuͤhren durfften. Jch
halte davor, es wird ſonder Zweiffel auch
zu ſolchem Ende der Prophet Daniel in
der Loͤwen Grube haben ſitzen muͤſſen:
Wie dann auch gleicher Geſtalt der A-
poſtel Paulus zu Epheſo mit den wilden
Thieren hat kaͤmpffen muͤſſen. Ja die
Roͤmer hatten noch lange ſolche Men-
ſchen-Kampff-Jagden, dann wann ſie
wichtige Kriege vorhatten, nahmen ſie
hierzu leibeigene Knechte, oder Mercede
conducti, theils auch freywillige Wage-
haͤlſe zu ihren Soldaten, und lieſſen ſie
zuvor mit wilden Thieren, wenigſtens
die Menſchen unter einander, welche na-
ckend mit Oehl uͤberſtriechen waren,
kaͤmpffen und ringen: Wie annoch bey
vielen Autoribus hin und wieder zu fin-
den. Wir ſind aber gantz nicht Willens,
weder ſolche verdammliche Jagden zu be-
ſchreiben, oder ausfuͤhrlich vorzuſtellen,
noch dieſelbigen zu billigen; Sonden wir
nehmen uns nur alleine vor, von der
dritten Art des Jagens etwas ausfuͤhrli-
cher zu handeln, nemlich von der Vena-
natione Animalium, da man das Wild,
groß und klein, zu Holtze und Felde ja-
get, hetzet, faͤllet und erleget, wie der-
gleichen rechtmaͤßige, von GOtt und der
Natur zugelaſſene Jagden auch ehemah-
len im Alten Teſtament unterſchiedlich
vorgenommen worden. Dann da
fing Eſau mit ſeinem Zeug, Koͤcher und
Bogen ein Wild, und bereitete davon
eine Speiſe ſeinem alten Vater Jſaac
zur Labung, desgleichen finden wir in
der H. Schrifft, wie Simſon ſo viel Fuͤch-
ſe lebendig gefangen, und ſeine Feinde,
der Philiſter, Getraͤyde mit denſelben
angeſtecket: Ebenfalls ergriffe und zer-
riſſe er einen Loͤwen durch ſeine natuͤrli-
che Staͤrcke, im Ruͤckwege aber fande er in
deſſelben Aas einen Bienen-Schwarm,
deſſen Honig er ſich bedienet, und hier-
von denen Philiſtern Raͤtzel auffgegeben.
Wie freudig erzehlete dort der Koͤnig
David, daß er in ſeiner Jugend einen
jungen Loͤwen, und Baͤren bezwungen,
denſelben bey ſeinem Barth ergrieffen,
und getoͤdtet habe; Anderer Exempel der
Heiligen Schrifft zu geſchweigen. Mit
was vor groſſen und ungemeinem Fleiß
unſere lieben alten Teutſchen vor dieſem
in groſſen Waͤldern mit mancherley Le-
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