Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Von dem Jagd-Gezeug. [Spaltenumbruch]
einem Bauer-Wagen erwarthen, dar-von abnehmen, und wie gemeldet, her- nach nach Hoffe bringen müssen. An den Orten, wo ein sonderlicher Pürsch- Meister gehalten wird, hat derselbe, wann er ausgesandt wird, auf der Nä- he, wann nemlich ein Mangel fürfällt, und so geschwinde nichts von andern Or- ten kan bestellet werden, ein Stück Wild oder sonst was zu schiessen, solchen Wa- gen oder Karn eben sowohl gleichsam als auff Ordonance bestellet, daß er das- jenige, was er ihm zuschicket, herein bringen solle. Jn Summa, es stehet auch wohl, wann die Herrschafft Je- [Spaltenumbruch] mand ein Thier schencket, daß es also re- putirlich überbracht wird, welches aus Liebe zu einer guten Ordnung hier mit berichten wollen. Ein solcher Pürsch- Wagen ist bey anderem Jagd-Geräth- schafft zierlich, und kan so überflüssig nicht viel kosten; dann kommt man über den Hund, so kommt man auch vollends über den Schwantz. Er wird nebst anderen Sachen bey dem Jäger-Hofe im Zeug-Hause verwahret, woselbst oh- ne dieß der Pürsch-Meister zu wohnen pfleget, und die Pürsch-Hunde, Sau- Finder und Schweiß-Hunde in der Nähe sind. Von Abführen und Stellen/ und gehörigen Zeug- [Spaltenumbruch]
Wagen. Woferne nun eine Herrschafft ob- leicht. E e 2
Von dem Jagd-Gezeug. [Spaltenumbruch]
einem Bauer-Wagen erwarthen, dar-von abnehmen, und wie gemeldet, her- nach nach Hoffe bringen muͤſſen. An den Orten, wo ein ſonderlicher Puͤrſch- Meiſter gehalten wird, hat derſelbe, wann er ausgeſandt wird, auf der Naͤ- he, wann nemlich ein Mangel fuͤrfaͤllt, und ſo geſchwinde nichts von andern Or- ten kan beſtellet werden, ein Stuͤck Wild oder ſonſt was zu ſchieſſen, ſolchen Wa- gen oder Karn eben ſowohl gleichſam als auff Ordonance beſtellet, daß er das- jenige, was er ihm zuſchicket, herein bringen ſolle. Jn Summa, es ſtehet auch wohl, wann die Herrſchafft Je- [Spaltenumbruch] mand ein Thier ſchencket, daß es alſo re- putirlich uͤberbracht wird, welches aus Liebe zu einer guten Ordnung hier mit berichten wollen. Ein ſolcher Puͤrſch- Wagen iſt bey anderem Jagd-Geraͤth- ſchafft zierlich, und kan ſo uͤberfluͤſſig nicht viel koſten; dann kommt man uͤber den Hund, ſo kommt man auch vollends uͤber den Schwantz. Er wird nebſt anderen Sachen bey dem Jaͤger-Hofe im Zeug-Hauſe verwahret, woſelbſt oh- ne dieß der Puͤrſch-Meiſter zu wohnen pfleget, und die Puͤrſch-Hunde, Sau- Finder und Schweiß-Hunde in der Naͤhe ſind. Von Abfuͤhren und Stellen/ und gehoͤrigen Zeug- [Spaltenumbruch]
Wagen. Woferne nun eine Herrſchafft ob- leicht. E e 2
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E.</hi> vor Regen, Schnee oder Wind,<lb/> uͤber den Zeug gezogen, und gedecket<lb/> werden koͤnne: hinten und vorne werden<lb/> gantze Sau-Haͤute, wie Vorleder oder<lb/> Vorhaͤnge gemachet, die man unten zu-<lb/> ſchnallen, auffheben und fallen laſſen<lb/> kan, damit nichts naſſes einſchlage. <hi rendition="#aq">D.</hi><lb/> ſind zwey Kaſten zu beyden Seiten des<lb/> Wagens feſte angemachet, darinnen man<lb/> die groſſe und kleine Heffteln nebſt <hi rendition="#aq">Pro-<lb/> viant</hi> oder kalter Kuͤche, und die Flaſchen,<lb/> auch ander Geraͤthſchafft, als Wagen-<lb/> Winde, Rade-Hauen, Aexte oder Beil,<lb/> Schnitte-Meſſer, Boͤhrer, Meiſſel, Ham-<lb/> mer und Zangen, Stricke und Naͤgel<lb/> haben kan: Dann wenn in Heyden was<lb/> entzwey bricht, ſo kan man nicht gleich<lb/> alles haben, ſondern muß ſich ſelbſt helf-<lb/> fen, wie leicht zu erachten. Auff ſolchem<lb/> Zeug-Wagen nun werden gefuͤhret drey<lb/> vorherbeſchriebene Hohe Tuͤcher, und<lb/> bey jedem Tuch deſſen Furckeln, und groſ-<lb/> ſe Hefftel, ſo, daß erſtlich ein Tuch mit ſei-<lb/> nen Furckeln und Heffteln geleget wird,<lb/> dann wieder ein ſolch Tuch, Furckeln und<lb/> Hefftel, biß letzlich das Dritte auch ſo ge-<lb/> leget wird, welche drey Tuͤcher, oder ein<lb/> Fuder Zeug 480. Schritt machen, und<lb/> werden davor theils vier, auch ſechs<lb/> Pferde geſpannet: Nachdem das Vieh,<lb/> der Weg, und das Kleiß ſchwer oder<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E e 2</fw><fw place="bottom" type="catch">leicht.</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [219/0349]
Von dem Jagd-Gezeug.
einem Bauer-Wagen erwarthen, dar-
von abnehmen, und wie gemeldet, her-
nach nach Hoffe bringen muͤſſen. An
den Orten, wo ein ſonderlicher Puͤrſch-
Meiſter gehalten wird, hat derſelbe,
wann er ausgeſandt wird, auf der Naͤ-
he, wann nemlich ein Mangel fuͤrfaͤllt,
und ſo geſchwinde nichts von andern Or-
ten kan beſtellet werden, ein Stuͤck Wild
oder ſonſt was zu ſchieſſen, ſolchen Wa-
gen oder Karn eben ſowohl gleichſam
als auff Ordonance beſtellet, daß er das-
jenige, was er ihm zuſchicket, herein
bringen ſolle. Jn Summa, es ſtehet
auch wohl, wann die Herrſchafft Je-
mand ein Thier ſchencket, daß es alſo re-
putirlich uͤberbracht wird, welches aus
Liebe zu einer guten Ordnung hier mit
berichten wollen. Ein ſolcher Puͤrſch-
Wagen iſt bey anderem Jagd-Geraͤth-
ſchafft zierlich, und kan ſo uͤberfluͤſſig
nicht viel koſten; dann kommt man uͤber
den Hund, ſo kommt man auch vollends
uͤber den Schwantz. Er wird nebſt
anderen Sachen bey dem Jaͤger-Hofe
im Zeug-Hauſe verwahret, woſelbſt oh-
ne dieß der Puͤrſch-Meiſter zu wohnen
pfleget, und die Puͤrſch-Hunde, Sau-
Finder und Schweiß-Hunde in der Naͤhe
ſind.
Von Abfuͤhren und Stellen/ und gehoͤrigen Zeug-
Wagen.
Woferne nun eine Herrſchafft ob-
beſchriebener Maaſſen dergleichen Ho-
he, Mittlere, und Niedrige Jagd-Ge-
zeug an Tuͤchern ſich bereits angeſchaf-
fet hat, oder dergleichen in Vorrath ge-
habt, oder durch eine Erbſchafft erhalten
haͤtte, und ſolchen gebrauchen, auch viel
auf Ordnung halten wolte, iſt wohl nicht
zu vermuthen, daß Dieſelbe den Jagd-
Zeug oder die Tuͤcher auff offene Bau-
er-Wagen in Miſt-Leithern auffladen
laſſen werde, da nicht allein ſolche ver-
aͤchtliche Fuhre dem Jagd-Gezeug uͤbe-
len Geruch hinterlaſſen, ſondern auch
der Regen und Schnee demſelben Feuch-
tigkeit, und Verſtockung verurſachen,
auch bey dem Auffladen, und Abfuͤhren,
die Tuͤcher an denen Leitern hier und dar
hangen bleiben, und groſſe Loͤcher darein
reiſſen, oder wenigſtens oͤffters die Raͤ-
der darein ſchleiffen, und mit gezweckten
Schuhen darauf herumb gelauffen wer-
den wuͤrde, daß auf ſolche Art wohl der
Herrſchafft bey einer Jagd mehr Scha-
den, als Nutzen geſchehen koͤnte, ſo nicht
nur durch die Zeug-Wagen verhuͤtet
wird, ſondern es ſtehet auch ruͤhmlicher,
wenn Jagd-Gezeug Fuderweiß ordent-
lich gehalten wird. Habe alſo hier ei-
nen ſolchen Zeug-Wagen beſchreiben
wollen, und iſt derſelbe ſonſten denen
Raͤdern nach meiſt 2. und eine halbe Elle
hoch, und ſo lang, wie ein Brett, nem-
lich 8. biß 9. Ellen: Der Kaſten andert-
halb Ellen hoch, anderthalb Ellen breit,
mit Unterzuͤgen, daß er ſich nicht biege.
Der Kaſten A. muß mit duͤnnen Bret-
tern wohl zuſammen geſpuͤndet, und ge-
fuͤget ſeyn. Lit. B. ſind zwey eyſerne Buͤ-
gel, hinten und vornen, mit wildem
Sau-Leder umbzogen, daruͤber wird ei-
ne leichte Stange oben Lit. C. angeſtecket,
damit die Plane oder Decke von Trillicht
Lit. E. vor Regen, Schnee oder Wind,
uͤber den Zeug gezogen, und gedecket
werden koͤnne: hinten und vorne werden
gantze Sau-Haͤute, wie Vorleder oder
Vorhaͤnge gemachet, die man unten zu-
ſchnallen, auffheben und fallen laſſen
kan, damit nichts naſſes einſchlage. D.
ſind zwey Kaſten zu beyden Seiten des
Wagens feſte angemachet, darinnen man
die groſſe und kleine Heffteln nebſt Pro-
viant oder kalter Kuͤche, und die Flaſchen,
auch ander Geraͤthſchafft, als Wagen-
Winde, Rade-Hauen, Aexte oder Beil,
Schnitte-Meſſer, Boͤhrer, Meiſſel, Ham-
mer und Zangen, Stricke und Naͤgel
haben kan: Dann wenn in Heyden was
entzwey bricht, ſo kan man nicht gleich
alles haben, ſondern muß ſich ſelbſt helf-
fen, wie leicht zu erachten. Auff ſolchem
Zeug-Wagen nun werden gefuͤhret drey
vorherbeſchriebene Hohe Tuͤcher, und
bey jedem Tuch deſſen Furckeln, und groſ-
ſe Hefftel, ſo, daß erſtlich ein Tuch mit ſei-
nen Furckeln und Heffteln geleget wird,
dann wieder ein ſolch Tuch, Furckeln und
Hefftel, biß letzlich das Dritte auch ſo ge-
leget wird, welche drey Tuͤcher, oder ein
Fuder Zeug 480. Schritt machen, und
werden davor theils vier, auch ſechs
Pferde geſpannet: Nachdem das Vieh,
der Weg, und das Kleiß ſchwer oder
leicht.
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Zitationshilfe: | Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/349>, abgerufen am 22.02.2025. |