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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] nem Tode so ein armes Häuffgen sei-
ner Getreuen verlassen müste. Dahe-
ro dann offt geschicht, wie Ao. 1632. dem
Albrecht Pericofscky, einem Edelmann
wiederfahren, welcher, als ihm sein
Vieh gestorben und er deshalben aus
gottlosem Frevel mit einer Pistohle gen
Himmel geschossen, durch Gottes ge-
rechte Rache in einen schwartzen Hund
verwandelt worden, daß er heulen und
bellen, auch todtes Luder fressen müssen,
wie solchen Spectacul Cluverus ausführ-
licher beschrieben. Gunarus, König in
Schweden, ein Tyrannischer Herr, setzte
einstens seinen Unterthanen, zu deren
sonderbahren Beschimpffung, einen
Hund zum Könige, und ordnete dem-
selben malitieuse Räthe und schlimme Be-
dienten zu, welche die armen Unterthanen
hefftig plagen und tribuliren musten, wie
Albertus Cranzius in seinen Nordischen
Geschichten meldet. Als Cyrus noch ein
Kind und in einen Wald, darinnen er ver-
hungern und umbkommen solte, gesetzet wor-
den, hat ihn ohngefehr eine Hündin (einige
sagen, eine Wölffin) gefunden, denselben
geseuget und erzogen, woraus der treff-
liche Regent der Persischen Monarchie
geworden, wie Justinus davon schreibet,
[Spaltenumbruch] Und hieraus ist die sonderliche Treu ei-
nes Hundes zur Genüge zu ersehen. Als
die Hunni und Vandali wider höchste
Billigkeit von denen Römern Tribut
forderten und mit ihnen Krieg führeten,
wurde ihnen, statt dessen ein räudiger
Hund überschicket, weiln die alten Teut-
schen mehrentheils im Gebrauch hatten,
daß sie einen solchen schäbigten Hund
einen Ubelthäter zur sonderbahren
Straffe eine gantze teutsche Meile tra-
gen liessen. Jn Jrrland sollen die Hun-
de mit einem solchen scharffen Geruch ver-
sehen seyn, daß sie auch die Fische im
Wasser richtig finden können. Jch ha-
be selbst einen Dähnischen Blendling ge-
habt, der von meiner Pagage, bey ent-
standener Confusion auf etliche dreysig
Meilen einen unbekanten Weg nach
Hause gelauffen, da Niemad von mir
gewust, und durch seine Vigilance kurtz
vorher meine Ankunfft gemeldet, ja
wenn von mir gesprochen worden, an
die Fenster gesprungen und sich nach mir
umbgesehen, worinnen ein solch arm
Thier offt bey Schlägen, u. Hunger man-
chen untreuen Knecht, wegen seiner Treue
zu seinem Herrn weit übertrifft und als
ein Morale zu aestimiren ist.

Von Eigenschafft derer Hunde.
[Spaltenumbruch]

Die Hunde sind wegen ihrer beson-
dern Treue, Wachsamkeit, beständigem
Gehorsam und Liebe zu ihrem Herren,
scharffsinnigen Gedächtniß desjenigen,
so sie gelehret und ihnen gewiesen wird,
und anderer sehr vielen Eigenschafften
mehr, allen anderen Thieren weit vor-
zuziehen, wie sie Lipsius öffentlich gerüh-
met. Wie beschämet nicht der Hauß-
Hund einen verschlaffenen Wächter, oder
untreuen Hüther, wenn er vor seines
Herrn Thür in allem Ungewitter, Frost
und Hitze bey Tag und Nacht getreulich
wachet und mit unaufhörlichem Bellen
die frembden und räuberischen Diebe
anzeiget. Was für grosse Liebe hat doch
ein Hund vor seinen Herrn, er siehet es
ihm an den Augen an, was er thun soll,
begleitet denselben bey Tag und Nacht;
ja er giebt auf die andern so genaue ach-
tung, ob Jemand seinen Herrn schla-
gen wolle, daß er ihn schützen könne. Es
giebet Exempel genug, da in solchen Fäl-
len ein Hund den Diebstahl oder die
Mordthat verrathen u. den Thäter unter
[Spaltenumbruch] vielen andern angemercket. Wird sein Hr.
kranck, so weicht der Hund nicht vom Bet-
te, und, so er verwundet, wird der Hund
den Schaden durch sein Lecken heilen:
Jst aber seines krancken Herrn Todt oder
Ende nicht mehr weit, wird er kurtz vor
demselben vermittelst seiner scharffen
Empfindlichkeit aus denen Todes-Dün-
sten des Cörpers solches leichte mercken,
sich seiner Person äusern, greulich heulen
und damit gleichsam seines Herrn Todt
ankündigen: Ja man hat wohl gesehen,
daß ein Hund, als sein Herr gestorben,
vor Gram sich zu tode gehungert hat:
Wie unverdrossen spühret nicht ein
Hund seinem verlohrnen Herrn so weit
nach, als es müglich, und vermercket sei-
nen Geruch mit gutem Unterscheid, er
kennet die Stimme und mercket gar ge-
nau, wo er ihn antreffen solle: Ja was
vor einen zarthen, empfindlichen und
subtilen Geruch hat nicht ein Hund, wann
er dem Wild nachspühret, so vor vielen
Stunden allda vorher gegangen? Er
zeiget seinem Führer, auch da er schon alt

und

Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] nem Tode ſo ein armes Haͤuffgen ſei-
ner Getreuen verlaſſen muͤſte. Dahe-
ro dann offt geſchicht, wie Ao. 1632. dem
Albrecht Pericofscky, einem Edelmann
wiederfahren, welcher, als ihm ſein
Vieh geſtorben und er deshalben aus
gottloſem Frevel mit einer Piſtohle gen
Himmel geſchoſſen, durch Gottes ge-
rechte Rache in einen ſchwartzen Hund
verwandelt worden, daß er heulen und
bellen, auch todtes Luder freſſen muͤſſen,
wie ſolchen Spectacul Cluverus ausfuͤhr-
licher beſchrieben. Gunarus, Koͤnig in
Schweden, ein Tyranniſcher Herr, ſetzte
einſtens ſeinen Unterthanen, zu deren
ſonderbahren Beſchimpffung, einen
Hund zum Koͤnige, und ordnete dem-
ſelben malitieuſe Raͤthe und ſchlim̃e Be-
dienten zu, welche die armen Unterthanen
hefftig plagen und tribuliren muſten, wie
Albertus Cranzius in ſeinen Nordiſchen
Geſchichten meldet. Als Cyrus noch ein
Kind und in einen Wald, dariñen er ver-
hungern uñ umbkom̃en ſolte, geſetzet wor-
dẽ, hat ihn ohngefehr eine Huͤndin (einige
ſagen, eine Woͤlffin) gefunden, denſelben
geſeuget und erzogen, woraus der treff-
liche Regent der Perſiſchen Monarchie
geworden, wie Juſtinus davon ſchreibet,
[Spaltenumbruch] Und hieraus iſt die ſonderliche Treu ei-
nes Hundes zur Genuͤge zu erſehen. Als
die Hunni und Vandali wider hoͤchſte
Billigkeit von denen Roͤmern Tribut
forderten und mit ihnen Krieg fuͤhreten,
wurde ihnen, ſtatt deſſen ein raͤudiger
Hund uͤberſchicket, weiln die alten Teut-
ſchen mehrentheils im Gebrauch hatten,
daß ſie einen ſolchen ſchaͤbigten Hund
einen Ubelthaͤter zur ſonderbahren
Straffe eine gantze teutſche Meile tra-
gen lieſſen. Jn Jrrland ſollen die Hun-
de mit einem ſolchen ſcharffen Geruch ver-
ſehen ſeyn, daß ſie auch die Fiſche im
Waſſer richtig finden koͤnnen. Jch ha-
be ſelbſt einen Daͤhniſchen Blendling ge-
habt, der von meiner Pagage, bey ent-
ſtandener Confuſion auf etliche dreyſig
Meilen einen unbekanten Weg nach
Hauſe gelauffen, da Niemad von mir
gewuſt, und durch ſeine Vigilance kurtz
vorher meine Ankunfft gemeldet, ja
wenn von mir geſprochen worden, an
die Fenſter geſprungen und ſich nach mir
umbgeſehen, worinnen ein ſolch arm
Thier offt bey Schlaͤgen, u. Hunger man-
chen untreuen Knecht, wegen ſeiner Treue
zu ſeinem Herrn weit uͤbertrifft und als
ein Morale zu æſtimiren iſt.

Von Eigenſchafft derer Hunde.
[Spaltenumbruch]

Die Hunde ſind wegen ihrer beſon-
dern Treue, Wachſamkeit, beſtaͤndigem
Gehorſam und Liebe zu ihrem Herren,
ſcharffſinnigen Gedaͤchtniß desjenigen,
ſo ſie gelehret und ihnen gewieſen wird,
und anderer ſehr vielen Eigenſchafften
mehr, allen anderen Thieren weit vor-
zuziehen, wie ſie Lipſius oͤffentlich geruͤh-
met. Wie beſchaͤmet nicht der Hauß-
Hund einen verſchlaffenen Waͤchter, oder
untreuen Huͤther, wenn er vor ſeines
Herrn Thuͤr in allem Ungewitter, Froſt
und Hitze bey Tag und Nacht getreulich
wachet und mit unaufhoͤrlichem Bellen
die frembden und raͤuberiſchen Diebe
anzeiget. Was fuͤr groſſe Liebe hat doch
ein Hund vor ſeinen Herrn, er ſiehet es
ihm an den Augen an, was er thun ſoll,
begleitet denſelben bey Tag und Nacht;
ja er giebt auf die andern ſo genaue ach-
tung, ob Jemand ſeinen Herrn ſchla-
gen wolle, daß er ihn ſchuͤtzen koͤnne. Es
giebet Exempel genug, da in ſolchen Faͤl-
len ein Hund den Diebſtahl oder die
Mordthat verrathen u. den Thaͤter unter
[Spaltenumbruch] vielen andern angemercket. Wird ſein Hr.
kranck, ſo weicht der Hund nicht vom Bet-
te, und, ſo er verwundet, wird der Hund
den Schaden durch ſein Lecken heilen:
Jſt aber ſeines krancken Herrn Todt oder
Ende nicht mehr weit, wird er kurtz vor
demſelben vermittelſt ſeiner ſcharffen
Empfindlichkeit aus denen Todes-Duͤn-
ſten des Coͤrpers ſolches leichte mercken,
ſich ſeiner Perſon aͤuſern, greulich heulen
und damit gleichſam ſeines Herrn Todt
ankuͤndigen: Ja man hat wohl geſehen,
daß ein Hund, als ſein Herr geſtorben,
vor Gram ſich zu tode gehungert hat:
Wie unverdroſſen ſpuͤhret nicht ein
Hund ſeinem verlohrnen Herrn ſo weit
nach, als es muͤglich, und vermercket ſei-
nen Geruch mit gutem Unterſcheid, er
kennet die Stimme und mercket gar ge-
nau, wo er ihn antreffen ſolle: Ja was
vor einen zarthen, empfindlichen und
ſubtilen Geruch hat nicht ein Hund, wañ
er dem Wild nachſpuͤhret, ſo vor vielen
Stunden allda vorher gegangen? Er
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[166/0284] Dritter Theil/ nem Tode ſo ein armes Haͤuffgen ſei- ner Getreuen verlaſſen muͤſte. Dahe- ro dann offt geſchicht, wie Ao. 1632. dem Albrecht Pericofscky, einem Edelmann wiederfahren, welcher, als ihm ſein Vieh geſtorben und er deshalben aus gottloſem Frevel mit einer Piſtohle gen Himmel geſchoſſen, durch Gottes ge- rechte Rache in einen ſchwartzen Hund verwandelt worden, daß er heulen und bellen, auch todtes Luder freſſen muͤſſen, wie ſolchen Spectacul Cluverus ausfuͤhr- licher beſchrieben. Gunarus, Koͤnig in Schweden, ein Tyranniſcher Herr, ſetzte einſtens ſeinen Unterthanen, zu deren ſonderbahren Beſchimpffung, einen Hund zum Koͤnige, und ordnete dem- ſelben malitieuſe Raͤthe und ſchlim̃e Be- dienten zu, welche die armen Unterthanen hefftig plagen und tribuliren muſten, wie Albertus Cranzius in ſeinen Nordiſchen Geſchichten meldet. Als Cyrus noch ein Kind und in einen Wald, dariñen er ver- hungern uñ umbkom̃en ſolte, geſetzet wor- dẽ, hat ihn ohngefehr eine Huͤndin (einige ſagen, eine Woͤlffin) gefunden, denſelben geſeuget und erzogen, woraus der treff- liche Regent der Perſiſchen Monarchie geworden, wie Juſtinus davon ſchreibet, Und hieraus iſt die ſonderliche Treu ei- nes Hundes zur Genuͤge zu erſehen. Als die Hunni und Vandali wider hoͤchſte Billigkeit von denen Roͤmern Tribut forderten und mit ihnen Krieg fuͤhreten, wurde ihnen, ſtatt deſſen ein raͤudiger Hund uͤberſchicket, weiln die alten Teut- ſchen mehrentheils im Gebrauch hatten, daß ſie einen ſolchen ſchaͤbigten Hund einen Ubelthaͤter zur ſonderbahren Straffe eine gantze teutſche Meile tra- gen lieſſen. Jn Jrrland ſollen die Hun- de mit einem ſolchen ſcharffen Geruch ver- ſehen ſeyn, daß ſie auch die Fiſche im Waſſer richtig finden koͤnnen. Jch ha- be ſelbſt einen Daͤhniſchen Blendling ge- habt, der von meiner Pagage, bey ent- ſtandener Confuſion auf etliche dreyſig Meilen einen unbekanten Weg nach Hauſe gelauffen, da Niemad von mir gewuſt, und durch ſeine Vigilance kurtz vorher meine Ankunfft gemeldet, ja wenn von mir geſprochen worden, an die Fenſter geſprungen und ſich nach mir umbgeſehen, worinnen ein ſolch arm Thier offt bey Schlaͤgen, u. Hunger man- chen untreuen Knecht, wegen ſeiner Treue zu ſeinem Herrn weit uͤbertrifft und als ein Morale zu æſtimiren iſt. Von Eigenſchafft derer Hunde. Die Hunde ſind wegen ihrer beſon- dern Treue, Wachſamkeit, beſtaͤndigem Gehorſam und Liebe zu ihrem Herren, ſcharffſinnigen Gedaͤchtniß desjenigen, ſo ſie gelehret und ihnen gewieſen wird, und anderer ſehr vielen Eigenſchafften mehr, allen anderen Thieren weit vor- zuziehen, wie ſie Lipſius oͤffentlich geruͤh- met. Wie beſchaͤmet nicht der Hauß- Hund einen verſchlaffenen Waͤchter, oder untreuen Huͤther, wenn er vor ſeines Herrn Thuͤr in allem Ungewitter, Froſt und Hitze bey Tag und Nacht getreulich wachet und mit unaufhoͤrlichem Bellen die frembden und raͤuberiſchen Diebe anzeiget. Was fuͤr groſſe Liebe hat doch ein Hund vor ſeinen Herrn, er ſiehet es ihm an den Augen an, was er thun ſoll, begleitet denſelben bey Tag und Nacht; ja er giebt auf die andern ſo genaue ach- tung, ob Jemand ſeinen Herrn ſchla- gen wolle, daß er ihn ſchuͤtzen koͤnne. Es giebet Exempel genug, da in ſolchen Faͤl- len ein Hund den Diebſtahl oder die Mordthat verrathen u. den Thaͤter unter vielen andern angemercket. Wird ſein Hr. kranck, ſo weicht der Hund nicht vom Bet- te, und, ſo er verwundet, wird der Hund den Schaden durch ſein Lecken heilen: Jſt aber ſeines krancken Herrn Todt oder Ende nicht mehr weit, wird er kurtz vor demſelben vermittelſt ſeiner ſcharffen Empfindlichkeit aus denen Todes-Duͤn- ſten des Coͤrpers ſolches leichte mercken, ſich ſeiner Perſon aͤuſern, greulich heulen und damit gleichſam ſeines Herrn Todt ankuͤndigen: Ja man hat wohl geſehen, daß ein Hund, als ſein Herr geſtorben, vor Gram ſich zu tode gehungert hat: Wie unverdroſſen ſpuͤhret nicht ein Hund ſeinem verlohrnen Herrn ſo weit nach, als es muͤglich, und vermercket ſei- nen Geruch mit gutem Unterſcheid, er kennet die Stimme und mercket gar ge- nau, wo er ihn antreffen ſolle: Ja was vor einen zarthen, empfindlichen und ſubtilen Geruch hat nicht ein Hund, wañ er dem Wild nachſpuͤhret, ſo vor vielen Stunden allda vorher gegangen? Er zeiget ſeinem Fuͤhrer, auch da er ſchon alt und

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/284>, abgerufen am 25.11.2024.