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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] die Erden: Brüthet 6. biß 8. Jungen in
drey Wochen aus. Dieser Vogel zie-
het nicht weg und erhält sich in seiner Ge-
gend. Sobald die Jungen fliegen kön-
nen, zeigen sie ihnen andere Gelegenhei-
ten, sie aber bleiben an ihrem Ort, und
werden in Lauff-Thonen, wie die
Schnepffen auf der Erden, wie auch mit
denen Ebrisch-Beeren in denen grossen
Thonen an denen Bäumen gefangen.
Jhre Palz ist des Frühlings in der Fa-
sten-Zeit, da sie einander pfeiffen: Wann
[Spaltenumbruch] man nun in solcher Zeit sie zu sich locket,
kan man dieselben mit sonderbarer Lust
schiessen; Sie gehören wohl zur Niedern
Jagd, werden aber viel edler, als Reb-
Hühner gehalten. Des Vormittags
umb 8. Uhr und gegen Abend ungefehr
umb drey werden sie meistentheils mit
einem Pfeifflein gelocket, da sie öffters
stillschweigens und jähling kommen und
man hurtig schiessen muß. Es ist ein sehr
wilder Vogel, so sich nicht leicht lebendig
erhalten lässet.

Von der Wald-Schnepffe.
[Spaltenumbruch]

Dieser Vogel wird wegen seiner Nah-
rung vor den delicatesten mit gehalten,
auch so gar wird sein Gescheide mit samt
dem Schmeiß von grossen Herren geges-
sen, weiln sich derselbe mit nichts anders
nehret, als mit denen in Sümpffen wach-
senden frischen Kräutern und Wurtzeln,
welche er mit seinem Schnabel sehr sau-
ber und geschickt heraus zu bringen und
zu geniessen weiß, daß man in seinem Ma-
gen anders nichts, als dergleichen findet.
Denn es kan dieser Vogel seinen Finger-
langen Schnabel vorne an der Spitzen,
wann er mit selbem in Sumpff reichet
und ein Würtzlein mercket, wie eine
Drath-Zange zusammen drucken, wel-
ches die Natur mit Nerven im Schna-
bel versehen und sonst bey keinem Vogel
zu finden ist. Sie ziehen Herbsts-Zeit,
wann das Laub fällt und zwar des
Nachts, nachdem sie vorhero gegen A-
bend mit Nahrung sich versehen, und fal-
len vor den Höltzern Strichweise fort;
[Spaltenumbruch] Hecken allhier zu Lande wenig, sondern
in der Fremde, haben meistens drey biß
vier jungen, welche sich wie Feld-Hühner
drücken und verbergen: Sie lauffen ger-
ne die Trifft und Fußsteglein, wo das
Vieh getrieben wird, und genüsset den
Kuh-Mist; Werden auch an solcher Städ-
te, wo das Vieh Mittags zu liegen pfle-
get, gefunden und in denen Steigen, de-
rer Vieh-Trifften, worinnen sie gerne
lauffen, mit Lauff-Thonen gefangen, o-
der von denen Feder-Schützen im Flu-
ge geschossen. Jm Frühlinge ist ihr Wie-
derzug, bleiben aber nicht lang, und sind
zu solcher Zeit dürr und mager; Jm
Herbste sind sie desto feisterer und am be-
sten zu fangen. Man thut allem Feder-
Wild Schaden, wenn man es im Wieder-
Fluge fänget, dahero es auch billig ver-
bothen und gar nicht Weydemanns-Ge-
brauch ist, sondern es wird dasselbe zu der
Zeit billig geheget.

Von denen Ringel-Tauben.
[Spaltenumbruch]

Dieser Vogel ist mercklich grösser
und weit stärcker, als zahme Tauben;
hat einen langen Halß und einen weissen
Ringel umb denselben biß zum Kropff,
dahero er den Namen bekommen;
Hat einen blauspieglichten Halß, von
schöner grauer Farbe und in denen Flü-
geln etwas weisse Federn, ingleichen ro-
the Füsse, Augen und Schnabel. Es
ist ein sehr scheuer Vogel, der weder im
Feld, noch im Holtz anders zu schiessen
ist, als im anstellen, wann er von denen
Feldern zurück auf dürre Bäume flie-
get, oder beym Nest auf den Lock oder
Ruff kommet, oder an der Träncke. Jh-
[Spaltenumbruch] re Nester machen sie von wenigem Ge-
niste auf grosse Eichen und hohe Tan-
nen, an Zwießeln, auf starcke Aeste:
Bringen niemahls mehr, als zwey Jun-
ge, einen Taubert und Taubin aus.
Sie ziehen denen Saltzlecken sehr nach
und werden alldar mit besondern Schlag-
Wänden gefangen, so meistens gegen
Abend geschicht. Jhre Stimme in heu-
len oder locken ist langsam und starck,
geschiehet gleichsam mit dem Tact sehr or-
dentlich: Sie ziehen im Herbst von uns
weg und kommen des Frühlings wieder:
Haben ihre Nahrung von allerley Saa-
menwerck derer Frucht-Felder.

Von

Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] die Erden: Bruͤthet 6. biß 8. Jungen in
drey Wochen aus. Dieſer Vogel zie-
het nicht weg und erhaͤlt ſich in ſeiner Ge-
gend. Sobald die Jungen fliegen koͤn-
nen, zeigen ſie ihnen andere Gelegenhei-
ten, ſie aber bleiben an ihrem Ort, und
werden in Lauff-Thonen, wie die
Schnepffen auf der Erden, wie auch mit
denen Ebriſch-Beeren in denen groſſen
Thonen an denen Baͤumen gefangen.
Jhre Palz iſt des Fruͤhlings in der Fa-
ſten-Zeit, da ſie einander pfeiffen: Wann
[Spaltenumbruch] man nun in ſolcher Zeit ſie zu ſich locket,
kan man dieſelben mit ſonderbarer Luſt
ſchieſſen; Sie gehoͤren wohl zur Niedern
Jagd, werden aber viel edler, als Reb-
Huͤhner gehalten. Des Vormittags
umb 8. Uhr und gegen Abend ungefehr
umb drey werden ſie meiſtentheils mit
einem Pfeifflein gelocket, da ſie oͤffters
ſtillſchweigens und jaͤhling kommen und
man hurtig ſchieſſen muß. Es iſt ein ſehr
wilder Vogel, ſo ſich nicht leicht lebendig
erhalten laͤſſet.

Von der Wald-Schnepffe.
[Spaltenumbruch]

Dieſer Vogel wird wegen ſeiner Nah-
rung vor den delicateſten mit gehalten,
auch ſo gar wird ſein Geſcheide mit ſamt
dem Schmeiß von groſſen Herren gegeſ-
ſen, weiln ſich derſelbe mit nichts anders
nehret, als mit denen in Suͤmpffen wach-
ſenden friſchen Kraͤutern und Wurtzeln,
welche er mit ſeinem Schnabel ſehr ſau-
ber und geſchickt heraus zu bringen und
zu genieſſen weiß, daß man in ſeinem Ma-
gen anders nichts, als dergleichen findet.
Denn es kan dieſer Vogel ſeinen Finger-
langen Schnabel vorne an der Spitzen,
wann er mit ſelbem in Sumpff reichet
und ein Wuͤrtzlein mercket, wie eine
Drath-Zange zuſammen drucken, wel-
ches die Natur mit Nerven im Schna-
bel verſehen und ſonſt bey keinem Vogel
zu finden iſt. Sie ziehen Herbſts-Zeit,
wann das Laub faͤllt und zwar des
Nachts, nachdem ſie vorhero gegen A-
bend mit Nahrung ſich verſehen, und fal-
len vor den Hoͤltzern Strichweiſe fort;
[Spaltenumbruch] Hecken allhier zu Lande wenig, ſondern
in der Fremde, haben meiſtens drey biß
vier jungen, welche ſich wie Feld-Huͤhner
druͤcken und verbergen: Sie lauffen ger-
ne die Trifft und Fußſteglein, wo das
Vieh getrieben wird, und genuͤſſet den
Kuh-Miſt; Werden auch an ſolcheꝛ Staͤd-
te, wo das Vieh Mittags zu liegen pfle-
get, gefunden und in denen Steigen, de-
rer Vieh-Trifften, worinnen ſie gerne
lauffen, mit Lauff-Thonen gefangen, o-
der von denen Feder-Schuͤtzen im Flu-
ge geſchoſſen. Jm Fruͤhlinge iſt ihr Wie-
derzug, bleiben aber nicht lang, und ſind
zu ſolcher Zeit duͤrr und mager; Jm
Herbſte ſind ſie deſto feiſterer und am be-
ſten zu fangen. Man thut allem Feder-
Wild Schaden, wenn man es im Wieder-
Fluge faͤnget, dahero es auch billig ver-
bothen und gar nicht Weydemanns-Ge-
brauch iſt, ſondern es wird daſſelbe zu der
Zeit billig geheget.

Von denen Ringel-Tauben.
[Spaltenumbruch]

Dieſer Vogel iſt mercklich groͤſſer
und weit ſtaͤrcker, als zahme Tauben;
hat einen langen Halß und einen weiſſen
Ringel umb denſelben biß zum Kropff,
dahero er den Namen bekommen;
Hat einen blauſpieglichten Halß, von
ſchoͤner grauer Farbe und in denen Fluͤ-
geln etwas weiſſe Federn, ingleichen ro-
the Fuͤſſe, Augen und Schnabel. Es
iſt ein ſehr ſcheuer Vogel, der weder im
Feld, noch im Holtz anders zu ſchieſſen
iſt, als im anſtellen, wann er von denen
Feldern zuruͤck auf duͤrre Baͤume flie-
get, oder beym Neſt auf den Lock oder
Ruff kommet, oder an der Traͤncke. Jh-
[Spaltenumbruch] re Neſter machen ſie von wenigem Ge-
niſte auf groſſe Eichen und hohe Tan-
nen, an Zwießeln, auf ſtarcke Aeſte:
Bringen niemahls mehr, als zwey Jun-
ge, einen Taubert und Taubin aus.
Sie ziehen denen Saltzlecken ſehr nach
und werden alldar mit beſondern Schlag-
Waͤnden gefangen, ſo meiſtens gegen
Abend geſchicht. Jhre Stimme in heu-
len oder locken iſt langſam und ſtarck,
geſchiehet gleichſam mit dem Tact ſehr or-
dentlich: Sie ziehen im Herbſt von uns
weg und kommen des Fruͤhlings wieder:
Haben ihre Nahrung von allerley Saa-
menwerck derer Frucht-Felder.

Von
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/247>, abgerufen am 18.12.2024.