Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] Maulwürffe und Feld-Mäuse; Wann
sie was mercken, liegen sie still, biß sie ih-
ren Vortheil ersehen und darauff sprin-
gen. Wann die Jungen zwey Jahr alt
werden, sind sie zu ihrer vollkommenen
Grösse und werden sonderlich die Kather
im Alter sehr groß: Sie können in denen
hohlen Bäumen die Vögel mit ihren
Klauen aus den Löchern hervor ziehen
und werden im Herbst sehr fett; Sie ge-
hen nicht weit zu Felde, sondern behelffen
sich im Gehöltze oder morastigen Oer-
tern, wo sie die Vogel-Nester der End-
ten, Taucher und andern Geflügels
plündern, ja wenn bey abgelassenen Teichen
sich einige Fische ins Rohr oder Schilff ver-
schlagen haben, fressen sie dieselben und
nehren sich auch davon. Die wilde Katzen
sind ein wehrhafftes Thier und böse Cre-
atur: Sie lauren auf denen Bäumen,
hören leise, sehen scharff, und so sie was
gewahr werden, drücken sie sich auf dem
Ast nieder und können wie ein Pfeil her-
unter springen. Wenn sie von Hunden
angepacket werden, wehren sie sich grau-
sam. Jhre Brunfft ist wunderlich, der
Kather fast die Katz bey dem Nacken u. die
Katz drehet sich unter ihm herum mit dem
Rücken zur Erde, da er denn zu rechte
kommt, wenn es geschehen und der Ka-
ther loß lässet, hauet die Katze mit denen
Klauen auf ihn zu, und geschiehet solche
Brunfft im Januario des Nachts mit
grausamem Geschrey und Gemurmel,
von vielerley Stimmen, es beissen und
kratzen sich auch zu solcher Zeit viele Ka-
[Spaltenumbruch] ther lahm und zu Schanden. Die Ka-
tze träget ebenfalls neun Wochen, wie
andere Raub-Thiere; Es werden auch
zuzeiten die zahmen Katzen, wann sie
nach Mäusen, Vogel-Nestern, und jun-
gen Hasen in die umb die Dörffer gelege-
ne Felder und Büsche sich gewöhnen,
wild, also, daß ihnen solche Nahrung
besser schmecket, als die Hauß-Mäuse,
zumahl wann der Wirth ihnen nichts zu
fressen giebet, und sie Noth leiden lässet,
und bey dem Naschen öffters schläget,
oder der Hauß- Hund dieselbe stetig
zwacket, da sie dann Deserteurs abgeben
und ein ander vitae genus sich erwehlen,
also gantz verwildern und durch eine lan-
ge Zeit eine rechte wilde Natur an sich
nehmen; Dahero auch durch deren Ver-
mischung öffters schwartze, oder röthlich-
graue wilde Katzen gefunden werden.
Der Balg wird von denen Medicis de-
nen dicken Wassersüchtigen und corpu-
l
enten geschwollenen Leuten zu Brust-
Lätzen dergestalt verordnet, daß sie sol-
chen mit denen Haaren auf blosser Haut
tragen müssen, den Kopff unten, und
das Hintere oben, da denn solcher das
Auffgedunsene abzehren und die schwa-
chen Magen stärcken soll. Denen ma-
gern Leuten aber soll es höchstschädlich
seyn. Das Fett erwärmet und lindert
allerley Glieder-Schmertzen. Sie wer-
den gemeiniglich durch Stöber-Hunde
gesuchet und auffgesprenget, herunter ge-
schossen, auch in Schlagbäumen oder
Drath-Schleiffen gefangen.

Von dem Jltniß.
[Spaltenumbruch]

Dieses Thierlein ist auch von böser
Art, dem Landmann zu sonderbaren
Plagen erschaffen, indem es nicht allein
in dessen Wirthschafft unter dem Ge-
flügel und denen Eyern, sondern auch
denen wilden Thieren Schaden thut,
maassen es allem was es in Tauben-
Nestern und Hüner-Häusern findet,
die Köpffe abbeiset, und ihnen nur das
Blut aussauget. Es ist ein böses Ding,
hat einen Dicken Halß und stincket greu-
lich, wo es hinpisset, dahero wird es ein
Stäncker genennet, wehret sich scharff
gegen die Hunde mit beissen und seichet
ihnen ins Gesichte, ist ein wenig kleiner,
als der Stein-Marder, doch grösser als
ein Wiesel; hat zweyerley Haare unter-
menget, derer die langen schwartz und
die kurtzen gelblicht aussehen. Es woh-
[Spaltenumbruch] net gemeiniglich gern in denen Hecken
oder Dorff-Zäunen unter denen Schwel-
len der Häuser und Scheunen, bißwei-
len auch in Wäldern unter denen Wur-
tzeln und allerhand Gestrüppe des La-
ger-Holtzes, oder in Dorn-Hecken der
Felder, wo sichs in die Erde gräbet. Sie
werden blind gebohren, im andern Jah-
re sind sie zu ihrer Vollkommenheit und
thun allezeit grossen Schaden. Sie lie-
gen auch gerne an Ufern der kleinen
Wasser-Bäche, wegen der Mäuse und
Frösche, die sie fangen; Sie lauffen nicht
auff denen Tächern herumb, wie die
Stein-Marder, sondern bleiben auf der
Erden, wo etwan Reißig oder Stangen
liegen, welche sie durchsuchen: Sie sauf-
fen auch gerne den Hünern die Eyer aus
und können solche durch ein klein Loch

mit
P 3

Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] Maulwuͤrffe und Feld-Maͤuſe; Wann
ſie was mercken, liegen ſie ſtill, biß ſie ih-
ren Vortheil erſehen und darauff ſprin-
gen. Wann die Jungen zwey Jahr alt
werden, ſind ſie zu ihrer vollkommenen
Groͤſſe und werden ſonderlich die Kather
im Alter ſehr groß: Sie koͤnnen in denen
hohlen Baͤumen die Voͤgel mit ihren
Klauen aus den Loͤchern hervor ziehen
und werden im Herbſt ſehr fett; Sie ge-
hen nicht weit zu Felde, ſondern behelffen
ſich im Gehoͤltze oder moraſtigen Oer-
tern, wo ſie die Vogel-Neſter der End-
ten, Taucher und andern Gefluͤgels
pluͤndern, ja wenn bey abgelaſſenen Teichẽ
ſich einige Fiſche ins Rohr oder Schilff ver-
ſchlagen haben, freſſen ſie dieſelben und
nehren ſich auch davon. Die wilde Katzen
ſind ein wehrhafftes Thier und boͤſe Cre-
atur: Sie lauren auf denen Baͤumen,
hoͤren leiſe, ſehen ſcharff, und ſo ſie was
gewahr werden, druͤcken ſie ſich auf dem
Aſt nieder und koͤnnen wie ein Pfeil her-
unter ſpringen. Wenn ſie von Hunden
angepacket werden, wehren ſie ſich grau-
ſam. Jhre Brunfft iſt wunderlich, der
Kather faſt die Katz bey dem Nacken u. die
Katz drehet ſich unteꝛ ihm herum mit dem
Ruͤcken zur Erde, da er denn zu rechte
kommt, wenn es geſchehen und der Ka-
ther loß laͤſſet, hauet die Katze mit denen
Klauen auf ihn zu, und geſchiehet ſolche
Brunfft im Januario des Nachts mit
grauſamem Geſchrey und Gemurmel,
von vielerley Stimmen, es beiſſen und
kratzen ſich auch zu ſolcher Zeit viele Ka-
[Spaltenumbruch] ther lahm und zu Schanden. Die Ka-
tze traͤget ebenfalls neun Wochen, wie
andere Raub-Thiere; Es werden auch
zuzeiten die zahmen Katzen, wann ſie
nach Maͤuſen, Vogel-Neſtern, und jun-
gen Haſen in die umb die Doͤrffer gelege-
ne Felder und Buͤſche ſich gewoͤhnen,
wild, alſo, daß ihnen ſolche Nahrung
beſſer ſchmecket, als die Hauß-Maͤuſe,
zumahl wann der Wirth ihnen nichts zu
freſſen giebet, und ſie Noth leiden laͤſſet,
und bey dem Naſchen oͤffters ſchlaͤget,
oder der Hauß- Hund dieſelbe ſtetig
zwacket, da ſie dann Deſerteurs abgeben
und ein ander vitæ genus ſich erwehlen,
alſo gantz verwildern und durch eine lan-
ge Zeit eine rechte wilde Natur an ſich
nehmen; Dahero auch durch deren Ver-
miſchung oͤffters ſchwartze, oder roͤthlich-
graue wilde Katzen gefunden werden.
Der Balg wird von denen Medicis de-
nen dicken Waſſerſuͤchtigen und corpu-
l
enten geſchwollenen Leuten zu Bruſt-
Laͤtzen dergeſtalt verordnet, daß ſie ſol-
chen mit denen Haaren auf bloſſer Haut
tragen muͤſſen, den Kopff unten, und
das Hintere oben, da denn ſolcher das
Auffgedunſene abzehren und die ſchwa-
chen Magen ſtaͤrcken ſoll. Denen ma-
gern Leuten aber ſoll es hoͤchſtſchaͤdlich
ſeyn. Das Fett erwaͤrmet und lindert
allerley Glieder-Schmertzen. Sie wer-
den gemeiniglich durch Stoͤber-Hunde
geſuchet und auffgeſprenget, herunter ge-
ſchoſſen, auch in Schlagbaͤumen oder
Drath-Schleiffen gefangen.

Von dem Jltniß.
[Spaltenumbruch]

Dieſes Thierlein iſt auch von boͤſer
Art, dem Landmann zu ſonderbaren
Plagen erſchaffen, indem es nicht allein
in deſſen Wirthſchafft unter dem Ge-
fluͤgel und denen Eyern, ſondern auch
denen wilden Thieren Schaden thut,
maaſſen es allem was es in Tauben-
Neſtern und Huͤner-Haͤuſern findet,
die Koͤpffe abbeiſet, und ihnen nur das
Blut ausſauget. Es iſt ein boͤſes Ding,
hat einen Dicken Halß und ſtincket greu-
lich, wo es hinpiſſet, dahero wird es ein
Staͤncker genennet, wehret ſich ſcharff
gegen die Hunde mit beiſſen und ſeichet
ihnen ins Geſichte, iſt ein wenig kleiner,
als der Stein-Marder, doch groͤſſer als
ein Wieſel; hat zweyerley Haare unter-
menget, derer die langen ſchwartz und
die kurtzen gelblicht ausſehen. Es woh-
[Spaltenumbruch] net gemeiniglich gern in denen Hecken
oder Dorff-Zaͤunen unter denen Schwel-
len der Haͤuſer und Scheunen, bißwei-
len auch in Waͤldern unter denen Wur-
tzeln und allerhand Geſtruͤppe des La-
ger-Holtzes, oder in Dorn-Hecken der
Felder, wo ſichs in die Erde graͤbet. Sie
werden blind gebohren, im andern Jah-
re ſind ſie zu ihrer Vollkommenheit und
thun allezeit groſſen Schaden. Sie lie-
gen auch gerne an Ufern der kleinen
Waſſer-Baͤche, wegen der Maͤuſe und
Froͤſche, die ſie fangen; Sie lauffen nicht
auff denen Taͤchern herumb, wie die
Stein-Marder, ſondern bleiben auf der
Erden, wo etwan Reißig oder Stangen
liegen, welche ſie durchſuchen: Sie ſauf-
fen auch gerne den Huͤnern die Eyer aus
und koͤnnen ſolche durch ein klein Loch

mit
P 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0219" n="117"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen wilden Thieren.</hi></fw><lb/><cb/>
Maulwu&#x0364;rffe und Feld-Ma&#x0364;u&#x017F;e; Wann<lb/>
&#x017F;ie was mercken, liegen &#x017F;ie &#x017F;till, biß &#x017F;ie ih-<lb/>
ren Vortheil er&#x017F;ehen und darauff &#x017F;prin-<lb/>
gen. Wann die Jungen zwey Jahr alt<lb/>
werden, &#x017F;ind &#x017F;ie zu ihrer vollkommenen<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und werden &#x017F;onderlich die Kather<lb/>
im Alter &#x017F;ehr groß: Sie ko&#x0364;nnen in denen<lb/>
hohlen Ba&#x0364;umen die Vo&#x0364;gel mit ihren<lb/>
Klauen aus den Lo&#x0364;chern hervor ziehen<lb/>
und werden im Herb&#x017F;t &#x017F;ehr fett; Sie ge-<lb/>
hen nicht weit zu Felde, &#x017F;ondern behelffen<lb/>
&#x017F;ich im Geho&#x0364;ltze oder mora&#x017F;tigen Oer-<lb/>
tern, wo &#x017F;ie die Vogel-Ne&#x017F;ter der End-<lb/>
ten, Taucher und andern Geflu&#x0364;gels<lb/>
plu&#x0364;ndern, ja wenn bey abgela&#x017F;&#x017F;enen Teiche&#x0303;<lb/>
&#x017F;ich einige Fi&#x017F;che ins Rohr oder Schilff ver-<lb/>
&#x017F;chlagen haben, fre&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie die&#x017F;elben und<lb/>
nehren &#x017F;ich auch davon. Die wilde Katzen<lb/>
&#x017F;ind ein wehrhafftes Thier und bo&#x0364;&#x017F;e Cre-<lb/>
atur: Sie lauren auf denen Ba&#x0364;umen,<lb/>
ho&#x0364;ren lei&#x017F;e, &#x017F;ehen &#x017F;charff, und &#x017F;o &#x017F;ie was<lb/>
gewahr werden, dru&#x0364;cken &#x017F;ie &#x017F;ich auf dem<lb/>
A&#x017F;t nieder und ko&#x0364;nnen wie ein Pfeil her-<lb/>
unter &#x017F;pringen. Wenn &#x017F;ie von Hunden<lb/>
angepacket werden, wehren &#x017F;ie &#x017F;ich grau-<lb/>
&#x017F;am. Jhre Brunfft i&#x017F;t wunderlich, der<lb/>
Kather fa&#x017F;t die Katz bey dem Nacken u. die<lb/>
Katz drehet &#x017F;ich unte&#xA75B; ihm herum mit dem<lb/>
Ru&#x0364;cken zur Erde, da er denn zu rechte<lb/>
kommt, wenn es ge&#x017F;chehen und der Ka-<lb/>
ther loß la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, hauet die Katze mit denen<lb/>
Klauen auf ihn zu, und ge&#x017F;chiehet &#x017F;olche<lb/>
Brunfft im <hi rendition="#aq">Januario</hi> des Nachts mit<lb/>
grau&#x017F;amem Ge&#x017F;chrey und Gemurmel,<lb/>
von vielerley Stimmen, es bei&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
kratzen &#x017F;ich auch zu &#x017F;olcher Zeit viele Ka-<lb/><cb/>
ther lahm und zu Schanden. Die Ka-<lb/>
tze tra&#x0364;get ebenfalls neun Wochen, wie<lb/>
andere Raub-Thiere; Es werden auch<lb/>
zuzeiten die zahmen Katzen, wann &#x017F;ie<lb/>
nach Ma&#x0364;u&#x017F;en, Vogel-Ne&#x017F;tern, und jun-<lb/>
gen Ha&#x017F;en in die umb die Do&#x0364;rffer gelege-<lb/>
ne Felder und Bu&#x0364;&#x017F;che &#x017F;ich gewo&#x0364;hnen,<lb/>
wild, al&#x017F;o, daß ihnen &#x017F;olche Nahrung<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chmecket, als die Hauß-Ma&#x0364;u&#x017F;e,<lb/>
zumahl wann der Wirth ihnen nichts zu<lb/>
fre&#x017F;&#x017F;en giebet, und &#x017F;ie Noth leiden la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
und bey dem Na&#x017F;chen o&#x0364;ffters &#x017F;chla&#x0364;get,<lb/>
oder der Hauß- Hund die&#x017F;elbe &#x017F;tetig<lb/>
zwacket, da &#x017F;ie dann <hi rendition="#aq">De&#x017F;erteurs</hi> abgeben<lb/>
und ein ander <hi rendition="#aq">vitæ genus</hi> &#x017F;ich erwehlen,<lb/>
al&#x017F;o gantz verwildern und durch eine lan-<lb/>
ge Zeit eine rechte wilde Natur an &#x017F;ich<lb/>
nehmen; Dahero auch durch deren Ver-<lb/>
mi&#x017F;chung o&#x0364;ffters &#x017F;chwartze, oder ro&#x0364;thlich-<lb/>
graue wilde Katzen gefunden werden.<lb/>
Der Balg wird von denen <hi rendition="#aq">Medicis</hi> de-<lb/>
nen dicken Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;u&#x0364;chtigen und <hi rendition="#aq">corpu-<lb/>
l</hi>enten ge&#x017F;chwollenen Leuten zu Bru&#x017F;t-<lb/>
La&#x0364;tzen derge&#x017F;talt verordnet, daß &#x017F;ie &#x017F;ol-<lb/>
chen mit denen Haaren auf blo&#x017F;&#x017F;er Haut<lb/>
tragen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, den Kopff unten, und<lb/>
das Hintere oben, da denn &#x017F;olcher das<lb/>
Auffgedun&#x017F;ene abzehren und die &#x017F;chwa-<lb/>
chen Magen &#x017F;ta&#x0364;rcken &#x017F;oll. Denen ma-<lb/>
gern Leuten aber &#x017F;oll es ho&#x0364;ch&#x017F;t&#x017F;cha&#x0364;dlich<lb/>
&#x017F;eyn. Das Fett erwa&#x0364;rmet und lindert<lb/>
allerley Glieder-Schmertzen. Sie wer-<lb/>
den gemeiniglich durch Sto&#x0364;ber-Hunde<lb/>
ge&#x017F;uchet und auffge&#x017F;prenget, herunter ge-<lb/>
&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en, auch in Schlagba&#x0364;umen oder<lb/>
Drath-Schleiffen gefangen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von dem Jltniß.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Die&#x017F;es Thierlein i&#x017F;t auch von bo&#x0364;&#x017F;er<lb/>
Art, dem Landmann zu &#x017F;onderbaren<lb/>
Plagen er&#x017F;chaffen, indem es nicht allein<lb/>
in de&#x017F;&#x017F;en Wirth&#x017F;chafft unter dem Ge-<lb/>
flu&#x0364;gel und denen Eyern, &#x017F;ondern auch<lb/>
denen wilden Thieren Schaden thut,<lb/>
maa&#x017F;&#x017F;en es allem was es in Tauben-<lb/>
Ne&#x017F;tern und Hu&#x0364;ner-Ha&#x0364;u&#x017F;ern findet,<lb/>
die Ko&#x0364;pffe abbei&#x017F;et, und ihnen nur das<lb/>
Blut aus&#x017F;auget. Es i&#x017F;t ein bo&#x0364;&#x017F;es Ding,<lb/>
hat einen Dicken Halß und &#x017F;tincket greu-<lb/>
lich, wo es hinpi&#x017F;&#x017F;et, dahero wird es ein<lb/>
Sta&#x0364;ncker genennet, wehret &#x017F;ich &#x017F;charff<lb/>
gegen die Hunde mit bei&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;eichet<lb/>
ihnen ins Ge&#x017F;ichte, i&#x017F;t ein wenig kleiner,<lb/>
als der Stein-Marder, doch gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als<lb/>
ein Wie&#x017F;el; hat zweyerley Haare unter-<lb/>
menget, derer die langen &#x017F;chwartz und<lb/>
die kurtzen gelblicht aus&#x017F;ehen. Es woh-<lb/><cb/>
net gemeiniglich gern in denen Hecken<lb/>
oder Dorff-Za&#x0364;unen unter denen Schwel-<lb/>
len der Ha&#x0364;u&#x017F;er und Scheunen, bißwei-<lb/>
len auch in Wa&#x0364;ldern unter denen Wur-<lb/>
tzeln und allerhand Ge&#x017F;tru&#x0364;ppe des La-<lb/>
ger-Holtzes, oder in Dorn-Hecken der<lb/>
Felder, wo &#x017F;ichs in die Erde gra&#x0364;bet. Sie<lb/>
werden blind gebohren, im andern Jah-<lb/>
re &#x017F;ind &#x017F;ie zu ihrer Vollkommenheit und<lb/>
thun allezeit gro&#x017F;&#x017F;en Schaden. Sie lie-<lb/>
gen auch gerne an Ufern der kleinen<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er-Ba&#x0364;che, wegen der Ma&#x0364;u&#x017F;e und<lb/>
Fro&#x0364;&#x017F;che, die &#x017F;ie fangen; Sie lauffen nicht<lb/>
auff denen Ta&#x0364;chern herumb, wie die<lb/>
Stein-Marder, &#x017F;ondern bleiben auf der<lb/>
Erden, wo etwan Reißig oder Stangen<lb/>
liegen, welche &#x017F;ie durch&#x017F;uchen: Sie &#x017F;auf-<lb/>
fen auch gerne den Hu&#x0364;nern die Eyer aus<lb/>
und ko&#x0364;nnen &#x017F;olche durch ein klein Loch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 3</fw><fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0219] Von denen wilden Thieren. Maulwuͤrffe und Feld-Maͤuſe; Wann ſie was mercken, liegen ſie ſtill, biß ſie ih- ren Vortheil erſehen und darauff ſprin- gen. Wann die Jungen zwey Jahr alt werden, ſind ſie zu ihrer vollkommenen Groͤſſe und werden ſonderlich die Kather im Alter ſehr groß: Sie koͤnnen in denen hohlen Baͤumen die Voͤgel mit ihren Klauen aus den Loͤchern hervor ziehen und werden im Herbſt ſehr fett; Sie ge- hen nicht weit zu Felde, ſondern behelffen ſich im Gehoͤltze oder moraſtigen Oer- tern, wo ſie die Vogel-Neſter der End- ten, Taucher und andern Gefluͤgels pluͤndern, ja wenn bey abgelaſſenen Teichẽ ſich einige Fiſche ins Rohr oder Schilff ver- ſchlagen haben, freſſen ſie dieſelben und nehren ſich auch davon. Die wilde Katzen ſind ein wehrhafftes Thier und boͤſe Cre- atur: Sie lauren auf denen Baͤumen, hoͤren leiſe, ſehen ſcharff, und ſo ſie was gewahr werden, druͤcken ſie ſich auf dem Aſt nieder und koͤnnen wie ein Pfeil her- unter ſpringen. Wenn ſie von Hunden angepacket werden, wehren ſie ſich grau- ſam. Jhre Brunfft iſt wunderlich, der Kather faſt die Katz bey dem Nacken u. die Katz drehet ſich unteꝛ ihm herum mit dem Ruͤcken zur Erde, da er denn zu rechte kommt, wenn es geſchehen und der Ka- ther loß laͤſſet, hauet die Katze mit denen Klauen auf ihn zu, und geſchiehet ſolche Brunfft im Januario des Nachts mit grauſamem Geſchrey und Gemurmel, von vielerley Stimmen, es beiſſen und kratzen ſich auch zu ſolcher Zeit viele Ka- ther lahm und zu Schanden. Die Ka- tze traͤget ebenfalls neun Wochen, wie andere Raub-Thiere; Es werden auch zuzeiten die zahmen Katzen, wann ſie nach Maͤuſen, Vogel-Neſtern, und jun- gen Haſen in die umb die Doͤrffer gelege- ne Felder und Buͤſche ſich gewoͤhnen, wild, alſo, daß ihnen ſolche Nahrung beſſer ſchmecket, als die Hauß-Maͤuſe, zumahl wann der Wirth ihnen nichts zu freſſen giebet, und ſie Noth leiden laͤſſet, und bey dem Naſchen oͤffters ſchlaͤget, oder der Hauß- Hund dieſelbe ſtetig zwacket, da ſie dann Deſerteurs abgeben und ein ander vitæ genus ſich erwehlen, alſo gantz verwildern und durch eine lan- ge Zeit eine rechte wilde Natur an ſich nehmen; Dahero auch durch deren Ver- miſchung oͤffters ſchwartze, oder roͤthlich- graue wilde Katzen gefunden werden. Der Balg wird von denen Medicis de- nen dicken Waſſerſuͤchtigen und corpu- lenten geſchwollenen Leuten zu Bruſt- Laͤtzen dergeſtalt verordnet, daß ſie ſol- chen mit denen Haaren auf bloſſer Haut tragen muͤſſen, den Kopff unten, und das Hintere oben, da denn ſolcher das Auffgedunſene abzehren und die ſchwa- chen Magen ſtaͤrcken ſoll. Denen ma- gern Leuten aber ſoll es hoͤchſtſchaͤdlich ſeyn. Das Fett erwaͤrmet und lindert allerley Glieder-Schmertzen. Sie wer- den gemeiniglich durch Stoͤber-Hunde geſuchet und auffgeſprenget, herunter ge- ſchoſſen, auch in Schlagbaͤumen oder Drath-Schleiffen gefangen. Von dem Jltniß. Dieſes Thierlein iſt auch von boͤſer Art, dem Landmann zu ſonderbaren Plagen erſchaffen, indem es nicht allein in deſſen Wirthſchafft unter dem Ge- fluͤgel und denen Eyern, ſondern auch denen wilden Thieren Schaden thut, maaſſen es allem was es in Tauben- Neſtern und Huͤner-Haͤuſern findet, die Koͤpffe abbeiſet, und ihnen nur das Blut ausſauget. Es iſt ein boͤſes Ding, hat einen Dicken Halß und ſtincket greu- lich, wo es hinpiſſet, dahero wird es ein Staͤncker genennet, wehret ſich ſcharff gegen die Hunde mit beiſſen und ſeichet ihnen ins Geſichte, iſt ein wenig kleiner, als der Stein-Marder, doch groͤſſer als ein Wieſel; hat zweyerley Haare unter- menget, derer die langen ſchwartz und die kurtzen gelblicht ausſehen. Es woh- net gemeiniglich gern in denen Hecken oder Dorff-Zaͤunen unter denen Schwel- len der Haͤuſer und Scheunen, bißwei- len auch in Waͤldern unter denen Wur- tzeln und allerhand Geſtruͤppe des La- ger-Holtzes, oder in Dorn-Hecken der Felder, wo ſichs in die Erde graͤbet. Sie werden blind gebohren, im andern Jah- re ſind ſie zu ihrer Vollkommenheit und thun allezeit groſſen Schaden. Sie lie- gen auch gerne an Ufern der kleinen Waſſer-Baͤche, wegen der Maͤuſe und Froͤſche, die ſie fangen; Sie lauffen nicht auff denen Taͤchern herumb, wie die Stein-Marder, ſondern bleiben auf der Erden, wo etwan Reißig oder Stangen liegen, welche ſie durchſuchen: Sie ſauf- fen auch gerne den Huͤnern die Eyer aus und koͤnnen ſolche durch ein klein Loch mit P 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/219
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/219>, abgerufen am 24.12.2024.