[Spaltenumbruch]
den mit allerhand dürrem Obst gefüttert. Die Dachs-Haut ist zu anders nichts mehr nütze, als Reise-Kasten zu beschla- gen, auch Räntzel und Uberzüge zum [Spaltenumbruch]
Gewehr zu machen; Jngleichen Kump- te an Pferde-Geschirre und Hunde- Halß-Bänder daraus zu verfertigen.
Von dem Marder.
[Spaltenumbruch]
Die Marder sind zweyerley: Baum- Marder und Stein-Marder. Die Baum-Marder sind hier zu Lande in Teutschland fast so edel gehalten, als in Moscau die Zobeln, sie sind von schöner Castanien-brauner Farbe, haben einen gelblichten Fleck an der Kehle, halten sich auff in Waldern, in hohlen Bäumen, liegen des Tages öffters wegen der Son- ne in wilden Tauben-Nestern, sind viel kleiner als Katzen, doch grösser als Jlt- nisse; Jhre Nahrung ist Eich-Hörner, Vögel und Mäuse, Hummel-Nester und Honig, worvon die Bälge Flecken kriegen. Jhre Brunfft geschiehet im Januario und setzen im Martio, wenn sie neun Wochen getragen, auff einmahl drey biß vier Jungen, welche von ihnen mit jungen Vögeln erzogen werden, sind artlich und lauffen wie die Eich-Hörner biß in den obersten Gipffel, können sich wohl hinter die Aeste verbergen: sauffen in der Bruth-Zeit die Eyer aus und ge- hen nach denen Blau-Tauben und an- dern jungen Vögeln in hohle Bäume, und wo sie sonst zu finden: haben einen schwärtzlichten Schwantz und halten sich nur allein in grossen wilden Wäldern auff. Sie werden wegen ihres schönen und raren Peltzes Edel-Marder genen- net: Sie leben gerne, wo es Buchen- und Tannen-Wälder giebet und haben sehr weiche gelinde und dicke braune Haare. Sie streichen des Nachts und springen auf die Bäume weit herumb, kommen selten auff die Erden, daß sie nicht ge- [Spaltenumbruch]
spühret werden wollen, beschleichen die grossen und kleinen Vögel, plündern ihre Nester und rauben die Jungen. Wann sie der Tag übereylet, legen sie sich krumb zusammen in das nechste Eich-Hörnel- oder Tauben-Nest und können sich so klein schmiegen, daß man nichts von ih- nen sehen kan: Jn ihrer Brunfft beissen und schreyen fie sehr, daß es in der Nacht weit zu hören: werden auch blind ge- bohren. Die Stein-Marder halten sich in Felßen, alten Gemäuer, Steinritzen und Löchern auff, darvon sie den Na- men haben: Des Winters aber in Dörf- fern, Häusern und Scheunen: Sie trach- ten dem zahmen Geflügel und jungen Tauben, die sie öffters besuchen, sehr nach, sind etwas kleiner und falblichter, haben eine weisse Kehle, was sie würgen, schlep- pen sie nach ihrem Lager ins Heu, Stroh oder sonst in ein Loch. Sie brunff- ten im Februario, tragen neun Wochen, und haben im April Jungen, welche ebenfalls blind gebohren werden. Sie lieben gerne den Schlaff und so sie was mercken, wuschen sie ins nechste Loch; Sie beissen alles todt an denen Köpffen und schleppen es nach ihrem Lager, da sie denen Bauern viel Schaden zu thun pflegen. Man siehet sie des Nachts beym schein auf denen Stroh-Tächern spatzi- ren gehen: So sie nichts anders bekom- men, sauffen sie die Eyer aus und sehen, wo sie sich etwan mit Mäusen nehren können.
Von der Katzen.
[Spaltenumbruch]
Die wilde Katze ist auch ein sehr schädliches Thier, sowohl das Feder- Wild, als andere junge Thiere und klei- nes Wild zu vertilgen. Und werden die jungen wilden Katzen von der alten des Früh-Jahrs im Monat April blind gebohren, man findet sie gemeiniglich in hohlen Bäumen oder Felßlöchern: Sind grau und schwartzstreiffigt, auch fleckigt, mit einem dicken zottelichten Schweiff und schwartzen Ringel gezieret mit einer [Spaltenumbruch]
schwartzen Spitz daran; Uber dem Hals und Rücken haben sie einen schwartzen Strich. Die Pfoten sind innenwendig gantz schwartz, sonsten sehen sie denen zah- men Katzen fast ähnlich. Sie halten sich gerne in dicken Wäldern, oder grossen Brüchern, Morast und geröhrigt auff und thun dem Geflügel zu Holtz und Fel- de, sowohl alt, als jungen, grossen Scha- den, fangen auch mit besonderer Behen- digkeit Hasen, Carnickul, Hamster,
Maul-
Anderer Theil/
[Spaltenumbruch]
den mit allerhand duͤrrem Obſt gefuͤttert. Die Dachs-Haut iſt zu anders nichts mehr nuͤtze, als Reiſe-Kaſten zu beſchla- gen, auch Raͤntzel und Uberzuͤge zum [Spaltenumbruch]
Gewehr zu machen; Jngleichen Kump- te an Pferde-Geſchirre und Hunde- Halß-Baͤnder daraus zu verfertigen.
Von dem Marder.
[Spaltenumbruch]
Die Marder ſind zweyerley: Baum- Marder und Stein-Marder. Die Baum-Marder ſind hier zu Lande in Teutſchland faſt ſo edel gehalten, als in Moſcau die Zobeln, ſie ſind von ſchoͤner Caſtanien-brauner Farbe, haben einen gelblichten Fleck an der Kehle, halten ſich auff in Waldern, in hohlen Baͤumen, liegen des Tages oͤffters wegen der Son- ne in wilden Tauben-Neſtern, ſind viel kleiner als Katzen, doch groͤſſer als Jlt- niſſe; Jhre Nahrung iſt Eich-Hoͤrner, Voͤgel und Maͤuſe, Hummel-Neſter und Honig, worvon die Baͤlge Flecken kriegen. Jhre Brunfft geſchiehet im Januario und ſetzen im Martio, wenn ſie neun Wochen getragen, auff einmahl drey biß vier Jungen, welche von ihnen mit jungen Voͤgeln erzogen werden, ſind artlich und lauffen wie die Eich-Hoͤrner biß in den oberſten Gipffel, koͤnnen ſich wohl hinter die Aeſte verbergen: ſauffen in der Bruth-Zeit die Eyer aus und ge- hen nach denen Blau-Tauben und an- dern jungen Voͤgeln in hohle Baͤume, und wo ſie ſonſt zu finden: haben einen ſchwaͤrtzlichten Schwantz und halten ſich nur allein in groſſen wilden Waͤldern auff. Sie werden wegen ihres ſchoͤnen und raren Peltzes Edel-Marder genen- net: Sie leben gerne, wo es Buchen- und Tannen-Waͤlder giebet und haben ſehr weiche gelinde und dicke braune Haare. Sie ſtreichen des Nachts und ſpringen auf die Baͤume weit herumb, kommen ſelten auff die Erden, daß ſie nicht ge- [Spaltenumbruch]
ſpuͤhret werden wollen, beſchleichen die groſſen und kleinen Voͤgel, pluͤndern ihre Neſter und rauben die Jungen. Wann ſie der Tag uͤbereylet, legen ſie ſich krumb zuſammen in das nechſte Eich-Hoͤrnel- oder Tauben-Neſt und koͤnnen ſich ſo klein ſchmiegen, daß man nichts von ih- nen ſehen kan: Jn ihrer Brunfft beiſſen und ſchreyen fie ſehr, daß es in der Nacht weit zu hoͤren: werden auch blind ge- bohren. Die Stein-Marder halten ſich in Felßen, alten Gemaͤuer, Steinritzen und Loͤchern auff, darvon ſie den Na- men haben: Des Winters aber in Doͤrf- fern, Haͤuſern und Scheunen: Sie trach- ten dem zahmen Gefluͤgel und jungen Tauben, die ſie oͤffters beſuchen, ſehr nach, ſind etwas kleiner und falblichter, haben eine weiſſe Kehle, was ſie wuͤrgen, ſchlep- pen ſie nach ihrem Lager ins Heu, Stroh oder ſonſt in ein Loch. Sie brunff- ten im Februario, tragen neun Wochen, und haben im April Jungen, welche ebenfalls blind gebohren werden. Sie lieben gerne den Schlaff und ſo ſie was mercken, wuſchen ſie ins nechſte Loch; Sie beiſſen alles todt an denen Koͤpffen und ſchleppen es nach ihrem Lager, da ſie denen Bauern viel Schaden zu thun pflegen. Man ſiehet ſie des Nachts beym ſchein auf denen Stroh-Taͤchern ſpatzi- ren gehen: So ſie nichts anders bekom- men, ſauffen ſie die Eyer aus und ſehen, wo ſie ſich etwan mit Maͤuſen nehren koͤnnen.
Von der Katzen.
[Spaltenumbruch]
Die wilde Katze iſt auch ein ſehr ſchaͤdliches Thier, ſowohl das Feder- Wild, als andere junge Thiere und klei- nes Wild zu vertilgen. Und werden die jungen wilden Katzen von der alten des Fruͤh-Jahrs im Monat April blind gebohren, man findet ſie gemeiniglich in hohlen Baͤumen oder Felßloͤchern: Sind grau und ſchwartzſtreiffigt, auch fleckigt, mit einem dicken zottelichten Schweiff und ſchwartzen Ringel gezieret mit einer [Spaltenumbruch]
ſchwartzen Spitz daran; Uber dem Hals und Ruͤcken haben ſie einen ſchwartzen Strich. Die Pfoten ſind innenwendig gantz ſchwartz, ſonſten ſehen ſie denen zah- men Katzen faſt aͤhnlich. Sie halten ſich gerne in dicken Waͤldern, oder groſſen Bruͤchern, Moraſt und geroͤhrigt auff und thun dem Gefluͤgel zu Holtz und Fel- de, ſowohl alt, als jungen, groſſen Scha- den, fangen auch mit beſonderer Behen- digkeit Haſen, Carnickul, Hamſter,
Maul-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0216"n="116"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Anderer Theil/</hi></fw><lb/><cb/>
den mit allerhand duͤrrem Obſt gefuͤttert.<lb/>
Die Dachs-Haut iſt zu anders nichts<lb/>
mehr nuͤtze, als Reiſe-Kaſten zu beſchla-<lb/>
gen, auch Raͤntzel und Uberzuͤge zum<lb/><cb/>
Gewehr zu machen; Jngleichen Kump-<lb/>
te an Pferde-Geſchirre und Hunde-<lb/>
Halß-Baͤnder daraus zu verfertigen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Von dem Marder.</hi></head><lb/><cb/><p>Die Marder ſind zweyerley: Baum-<lb/>
Marder und Stein-Marder. Die<lb/>
Baum-Marder ſind hier zu Lande in<lb/>
Teutſchland faſt ſo edel gehalten, als in<lb/>
Moſcau die Zobeln, ſie ſind von ſchoͤner<lb/>
Caſtanien-brauner Farbe, haben einen<lb/>
gelblichten Fleck an der Kehle, halten ſich<lb/>
auff in Waldern, in hohlen Baͤumen,<lb/>
liegen des Tages oͤffters wegen der Son-<lb/>
ne in wilden Tauben-Neſtern, ſind viel<lb/>
kleiner als Katzen, doch groͤſſer als Jlt-<lb/>
niſſe; Jhre Nahrung iſt Eich-Hoͤrner,<lb/>
Voͤgel und Maͤuſe, Hummel-Neſter<lb/>
und Honig, worvon die Baͤlge Flecken<lb/>
kriegen. Jhre Brunfft geſchiehet im<lb/><hirendition="#aq">Januario</hi> und ſetzen im <hirendition="#aq">Martio,</hi> wenn ſie<lb/>
neun Wochen getragen, auff einmahl<lb/>
drey biß vier Jungen, welche von ihnen<lb/>
mit jungen Voͤgeln erzogen werden, ſind<lb/>
artlich und lauffen wie die Eich-Hoͤrner<lb/>
biß in den oberſten Gipffel, koͤnnen ſich<lb/>
wohl hinter die Aeſte verbergen: ſauffen<lb/>
in der Bruth-Zeit die Eyer aus und ge-<lb/>
hen nach denen Blau-Tauben und an-<lb/>
dern jungen Voͤgeln in hohle Baͤume,<lb/>
und wo ſie ſonſt zu finden: haben einen<lb/>ſchwaͤrtzlichten Schwantz und halten ſich<lb/>
nur allein in groſſen wilden Waͤldern<lb/>
auff. Sie werden wegen ihres ſchoͤnen<lb/>
und raren Peltzes Edel-Marder genen-<lb/>
net: Sie leben gerne, wo es Buchen- und<lb/>
Tannen-Waͤlder giebet und haben ſehr<lb/>
weiche gelinde und dicke braune Haare.<lb/>
Sie ſtreichen des Nachts und ſpringen<lb/>
auf die Baͤume weit herumb, kommen<lb/>ſelten auff die Erden, daß ſie nicht ge-<lb/><cb/>ſpuͤhret werden wollen, beſchleichen die<lb/>
groſſen und kleinen Voͤgel, pluͤndern ihre<lb/>
Neſter und rauben die Jungen. Wann<lb/>ſie der Tag uͤbereylet, legen ſie ſich krumb<lb/>
zuſammen in das nechſte Eich-Hoͤrnel-<lb/>
oder Tauben-Neſt und koͤnnen ſich ſo<lb/>
klein ſchmiegen, daß man nichts von ih-<lb/>
nen ſehen kan: Jn ihrer Brunfft beiſſen<lb/>
und ſchreyen fie ſehr, daß es in der Nacht<lb/>
weit zu hoͤren: werden auch blind ge-<lb/>
bohren. Die Stein-Marder halten ſich<lb/>
in Felßen, alten Gemaͤuer, Steinritzen<lb/>
und Loͤchern auff, darvon ſie den Na-<lb/>
men haben: Des Winters aber in Doͤrf-<lb/>
fern, Haͤuſern und Scheunen: Sie trach-<lb/>
ten dem zahmen Gefluͤgel und jungen<lb/>
Tauben, die ſie oͤffters beſuchen, ſehr nach,<lb/>ſind etwas kleiner und falblichter, haben<lb/>
eine weiſſe Kehle, was ſie wuͤrgen, ſchlep-<lb/>
pen ſie nach ihrem Lager ins Heu,<lb/>
Stroh oder ſonſt in ein Loch. Sie brunff-<lb/>
ten im <hirendition="#aq">Februario,</hi> tragen neun Wochen,<lb/>
und haben im <hirendition="#aq">April</hi> Jungen, welche<lb/>
ebenfalls blind gebohren werden. Sie<lb/>
lieben gerne den Schlaff und ſo ſie was<lb/>
mercken, wuſchen ſie ins nechſte Loch;<lb/>
Sie beiſſen alles todt an denen Koͤpffen<lb/>
und ſchleppen es nach ihrem Lager, da<lb/>ſie denen Bauern viel Schaden zu thun<lb/>
pflegen. Man ſiehet ſie des Nachts beym<lb/>ſchein auf denen Stroh-Taͤchern ſpatzi-<lb/>
ren gehen: So ſie nichts anders bekom-<lb/>
men, ſauffen ſie die Eyer aus und ſehen,<lb/>
wo ſie ſich etwan mit Maͤuſen nehren<lb/>
koͤnnen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Von der Katzen.</hi></head><lb/><cb/><p>Die wilde Katze iſt auch ein ſehr<lb/>ſchaͤdliches Thier, ſowohl das Feder-<lb/>
Wild, als andere junge Thiere und klei-<lb/>
nes Wild zu vertilgen. Und werden<lb/>
die jungen wilden Katzen von der alten<lb/>
des Fruͤh-Jahrs im Monat <hirendition="#aq">April</hi> blind<lb/>
gebohren, man findet ſie gemeiniglich in<lb/>
hohlen Baͤumen oder Felßloͤchern: Sind<lb/>
grau und ſchwartzſtreiffigt, auch fleckigt,<lb/>
mit einem dicken zottelichten Schweiff und<lb/>ſchwartzen Ringel gezieret mit einer<lb/><cb/>ſchwartzen Spitz daran; Uber dem Hals<lb/>
und Ruͤcken haben ſie einen ſchwartzen<lb/>
Strich. Die Pfoten ſind innenwendig<lb/>
gantz ſchwartz, ſonſten ſehen ſie denen zah-<lb/>
men Katzen faſt aͤhnlich. Sie halten ſich<lb/>
gerne in dicken Waͤldern, oder groſſen<lb/>
Bruͤchern, Moraſt und geroͤhrigt auff<lb/>
und thun dem Gefluͤgel zu Holtz und Fel-<lb/>
de, ſowohl alt, als jungen, groſſen Scha-<lb/>
den, fangen auch mit beſonderer Behen-<lb/>
digkeit Haſen, Carnickul, Hamſter,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Maul-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[116/0216]
Anderer Theil/
den mit allerhand duͤrrem Obſt gefuͤttert.
Die Dachs-Haut iſt zu anders nichts
mehr nuͤtze, als Reiſe-Kaſten zu beſchla-
gen, auch Raͤntzel und Uberzuͤge zum
Gewehr zu machen; Jngleichen Kump-
te an Pferde-Geſchirre und Hunde-
Halß-Baͤnder daraus zu verfertigen.
Von dem Marder.
Die Marder ſind zweyerley: Baum-
Marder und Stein-Marder. Die
Baum-Marder ſind hier zu Lande in
Teutſchland faſt ſo edel gehalten, als in
Moſcau die Zobeln, ſie ſind von ſchoͤner
Caſtanien-brauner Farbe, haben einen
gelblichten Fleck an der Kehle, halten ſich
auff in Waldern, in hohlen Baͤumen,
liegen des Tages oͤffters wegen der Son-
ne in wilden Tauben-Neſtern, ſind viel
kleiner als Katzen, doch groͤſſer als Jlt-
niſſe; Jhre Nahrung iſt Eich-Hoͤrner,
Voͤgel und Maͤuſe, Hummel-Neſter
und Honig, worvon die Baͤlge Flecken
kriegen. Jhre Brunfft geſchiehet im
Januario und ſetzen im Martio, wenn ſie
neun Wochen getragen, auff einmahl
drey biß vier Jungen, welche von ihnen
mit jungen Voͤgeln erzogen werden, ſind
artlich und lauffen wie die Eich-Hoͤrner
biß in den oberſten Gipffel, koͤnnen ſich
wohl hinter die Aeſte verbergen: ſauffen
in der Bruth-Zeit die Eyer aus und ge-
hen nach denen Blau-Tauben und an-
dern jungen Voͤgeln in hohle Baͤume,
und wo ſie ſonſt zu finden: haben einen
ſchwaͤrtzlichten Schwantz und halten ſich
nur allein in groſſen wilden Waͤldern
auff. Sie werden wegen ihres ſchoͤnen
und raren Peltzes Edel-Marder genen-
net: Sie leben gerne, wo es Buchen- und
Tannen-Waͤlder giebet und haben ſehr
weiche gelinde und dicke braune Haare.
Sie ſtreichen des Nachts und ſpringen
auf die Baͤume weit herumb, kommen
ſelten auff die Erden, daß ſie nicht ge-
ſpuͤhret werden wollen, beſchleichen die
groſſen und kleinen Voͤgel, pluͤndern ihre
Neſter und rauben die Jungen. Wann
ſie der Tag uͤbereylet, legen ſie ſich krumb
zuſammen in das nechſte Eich-Hoͤrnel-
oder Tauben-Neſt und koͤnnen ſich ſo
klein ſchmiegen, daß man nichts von ih-
nen ſehen kan: Jn ihrer Brunfft beiſſen
und ſchreyen fie ſehr, daß es in der Nacht
weit zu hoͤren: werden auch blind ge-
bohren. Die Stein-Marder halten ſich
in Felßen, alten Gemaͤuer, Steinritzen
und Loͤchern auff, darvon ſie den Na-
men haben: Des Winters aber in Doͤrf-
fern, Haͤuſern und Scheunen: Sie trach-
ten dem zahmen Gefluͤgel und jungen
Tauben, die ſie oͤffters beſuchen, ſehr nach,
ſind etwas kleiner und falblichter, haben
eine weiſſe Kehle, was ſie wuͤrgen, ſchlep-
pen ſie nach ihrem Lager ins Heu,
Stroh oder ſonſt in ein Loch. Sie brunff-
ten im Februario, tragen neun Wochen,
und haben im April Jungen, welche
ebenfalls blind gebohren werden. Sie
lieben gerne den Schlaff und ſo ſie was
mercken, wuſchen ſie ins nechſte Loch;
Sie beiſſen alles todt an denen Koͤpffen
und ſchleppen es nach ihrem Lager, da
ſie denen Bauern viel Schaden zu thun
pflegen. Man ſiehet ſie des Nachts beym
ſchein auf denen Stroh-Taͤchern ſpatzi-
ren gehen: So ſie nichts anders bekom-
men, ſauffen ſie die Eyer aus und ſehen,
wo ſie ſich etwan mit Maͤuſen nehren
koͤnnen.
Von der Katzen.
Die wilde Katze iſt auch ein ſehr
ſchaͤdliches Thier, ſowohl das Feder-
Wild, als andere junge Thiere und klei-
nes Wild zu vertilgen. Und werden
die jungen wilden Katzen von der alten
des Fruͤh-Jahrs im Monat April blind
gebohren, man findet ſie gemeiniglich in
hohlen Baͤumen oder Felßloͤchern: Sind
grau und ſchwartzſtreiffigt, auch fleckigt,
mit einem dicken zottelichten Schweiff und
ſchwartzen Ringel gezieret mit einer
ſchwartzen Spitz daran; Uber dem Hals
und Ruͤcken haben ſie einen ſchwartzen
Strich. Die Pfoten ſind innenwendig
gantz ſchwartz, ſonſten ſehen ſie denen zah-
men Katzen faſt aͤhnlich. Sie halten ſich
gerne in dicken Waͤldern, oder groſſen
Bruͤchern, Moraſt und geroͤhrigt auff
und thun dem Gefluͤgel zu Holtz und Fel-
de, ſowohl alt, als jungen, groſſen Scha-
den, fangen auch mit beſonderer Behen-
digkeit Haſen, Carnickul, Hamſter,
Maul-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/216>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.