Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Erster Theil/ [Spaltenumbruch]
des Kalcks zu diesem Bau nahmen undgebrauchten, auch so lange damit conti- nuirten, biß Gott der Allmächtige solchen Ubermuth nicht länger ansehen könte, sondern durch Verwirrung und Miß- verständniß ihrer Sprache diesen Bau verhinderte, verstöret und die irrigen Werckleute hin und wieder zerstreuete, daß dieses Werck nachgehends liegen blie- ben. Wie davon noch heutiges Tages, nach dem Zeugniß vieler Reise-Beschrei- bungen, die Vestigia und Rudera von ei- ner ziemlichen Circumferenz zu finden seyn sollen. Doch hat man observiret, daß dieselben Ziegel nicht roth, sondern falb und weißlich, gleichsam als geba- ckene oder gedörrte Steine aussehen, wiewohl solches vielleicht die daselbst be- findliche Erde verursachet; maassen die Erfahrung lehret, daß von Thon oder lettigter Erde blasse oder weisse Ziegel- steine werden, es mögen dieselben auch so starck als immer möglich, gebrannt werden, weil der kalte ferte Thon vom Feuer zu keiner Farbe sich zwingen läs- set, sondern jederzeit blaß verbleibet, wie man ja augenscheinlich an denen gebrann- ten Hafen oder Töpffen sattsam ersehen kan. Jst also dieses Ziegelstreichen eine gar sehr uhralte Procedur, wie gemel- det, gewesen. Wann man nun recht gute und tauerhaffte Ziegelsteine haben will, so muß vor allen Dingen von ei- nem hierzu nöthigen und wohl verstän- digen Meister der Lehm, oder die hier- zu tüchtige Ziegel-Erde vorhero im Au- gust-Monat in grosser Menge gegra- ben und in Hauffen vertheilet werden, daß ihn die Hitze der Sonnen durchko- chen und folgends der strenge Herbst durchwinden, letzlich die harte Winters- Kälte recht wohl geschmeidig durchzwin- gen möge. Hierbey ist aber eine genaue [Spaltenumbruch] Erkäntniß der Ziegel-Erde höchstnöthig, daß dieselben kein allzufetter Lehm, auch nicht allzuflüßig sey, davon die Steine im Brand schwinden und viel kleiner werden; Ferner, daß ja unter derselben kein Schmiergel oder fressende minerali- sche Erde sich befinde, davon die Steine beym Wetter zerschürbeln, (wie bey manchem Glaß auch geschiehet,) oder auch allzu mager, sandigt und spröde sey, von welcher nur zerbrechliche Steine werden; Muß also feine geschmeidige gelbe Ziegel-Erde gesammlet, und des Frühlings darauf in einen Sumpff nach der Ziegel-Scheune geführet, aus welchem bey zeiten die Mauer-Tach- Hohl- und Pflaster-Steine in ihre behö- rige Formen gedrucket, mit dem Holtz bestrichen und mit trockenem Sand be- streuet, sodann die Pflaster- und Mau- er-Steine unten in freyer Lufft und Schatten, die Dach-Steine aber auf kleinen Bretlein oben im Tach allge- mach nach und nach ausgedrocknet, biß man einen Brand nach dem der Ofen groß, etwan 24. biß 30. Tausend bey- sammen fertig hat, alsdenn werden die Ziegel in den Ofen Schichtweise gesetzet, und durch zwey biß drey lange Feuer- Röhren, deren jede fast 3. viertel breit, angezündet, welcher Brand meistens 14. Tage und Nacht währet, darauf wohl 30. biß 40. Klafftern Holtz gehen, nach- dem der Ofen groß ist, ohne das dabey im Anfange benöthigte Schmauch-Holtz. Wann nun in einem Jahr drey biß viermahl gebrannt wird, nimmt es aller- dings ebenfalls gleichwohl viel Holtz hin- weg. Nach geendigtem Brand und 14. tägiger Kühlung werden die Steine aus- gekarret und zum Verbrauch oder Ver- kauff Hundert oder Schichtweise aufge- setzet. Und soviel hiervon. Vom Kalck-Ofen. [Spaltenumbruch]
Warumb unsere in Gott ruhende lie- des
Erſter Theil/ [Spaltenumbruch]
des Kalcks zu dieſem Bau nahmen undgebrauchten, auch ſo lange damit conti- nuirten, biß Gott der Allmaͤchtige ſolchen Ubermuth nicht laͤnger anſehen koͤnte, ſondern durch Verwirrung und Miß- verſtaͤndniß ihrer Sprache dieſen Bau verhinderte, verſtoͤret und die irrigen Werckleute hin und wieder zerſtreuete, daß dieſes Werck nachgehends liegen blie- ben. Wie davon noch heutiges Tages, nach dem Zeugniß vieler Reiſe-Beſchrei- bungen, die Veſtigia und Rudera von ei- ner ziemlichen Circumferenz zu finden ſeyn ſollen. Doch hat man obſerviret, daß dieſelben Ziegel nicht roth, ſondern falb und weißlich, gleichſam als geba- ckene oder gedoͤrrte Steine ausſehen, wiewohl ſolches vielleicht die daſelbſt be- findliche Erde verurſachet; maaſſen die Erfahrung lehret, daß von Thon oder lettigter Erde blaſſe oder weiſſe Ziegel- ſteine werden, es moͤgen dieſelben auch ſo ſtarck als immer moͤglich, gebrannt werden, weil der kalte ferte Thon vom Feuer zu keiner Farbe ſich zwingen laͤſ- ſet, ſondern jederzeit blaß verbleibet, wie man ja augenſcheinlich an denen gebꝛann- ten Hafen oder Toͤpffen ſattſam erſehen kan. Jſt alſo dieſes Ziegelſtreichen eine gar ſehr uhralte Procedur, wie gemel- det, geweſen. Wann man nun recht gute und tauerhaffte Ziegelſteine haben will, ſo muß vor allen Dingen von ei- nem hierzu noͤthigen und wohl verſtaͤn- digen Meiſter der Lehm, oder die hier- zu tuͤchtige Ziegel-Erde vorhero im Au- guſt-Monat in groſſer Menge gegra- ben und in Hauffen vertheilet werden, daß ihn die Hitze der Sonnen durchko- chen und folgends der ſtrenge Herbſt durchwinden, letzlich die harte Winters- Kaͤlte recht wohl geſchmeidig durchzwin- gen moͤge. Hierbey iſt aber eine genaue [Spaltenumbruch] Erkaͤntniß der Ziegel-Erde hoͤchſtnoͤthig, daß dieſelben kein allzufetter Lehm, auch nicht allzufluͤßig ſey, davon die Steine im Brand ſchwinden und viel kleiner werden; Ferner, daß ja unter derſelben kein Schmiergel oder freſſende minerali- ſche Erde ſich befinde, davon die Steine beym Wetter zerſchuͤrbeln, (wie bey manchem Glaß auch geſchiehet,) oder auch allzu mager, ſandigt und ſproͤde ſey, von welcher nur zerbrechliche Steine werden; Muß alſo feine geſchmeidige gelbe Ziegel-Erde geſammlet, und des Fruͤhlings darauf in einen Sumpff nach der Ziegel-Scheune gefuͤhret, aus welchem bey zeiten die Mauer-Tach- Hohl- und Pflaſter-Steine in ihre behoͤ- rige Formen gedrucket, mit dem Holtz beſtrichen und mit trockenem Sand be- ſtreuet, ſodann die Pflaſter- und Mau- er-Steine unten in freyer Lufft und Schatten, die Dach-Steine aber auf kleinen Bretlein oben im Tach allge- mach nach und nach ausgedrocknet, biß man einen Brand nach dem der Ofen groß, etwan 24. biß 30. Tauſend bey- ſammen fertig hat, alsdenn werden die Ziegel in den Ofen Schichtweiſe geſetzet, und durch zwey biß drey lange Feuer- Roͤhren, deren jede faſt 3. viertel breit, angezuͤndet, welcher Brand meiſtens 14. Tage und Nacht waͤhret, darauf wohl 30. biß 40. Klafftern Holtz gehen, nach- dem der Ofen groß iſt, ohne das dabey im Anfange benoͤthigte Schmauch-Holtz. Wann nun in einem Jahr drey biß viermahl gebrannt wird, nimmt es aller- dings ebenfalls gleichwohl viel Holtz hin- weg. Nach geendigtem Brand und 14. taͤgiger Kuͤhlung werden die Steine aus- gekarret und zum Verbrauch oder Ver- kauff Hundert oder Schichtweiſe aufge- ſetzet. Und ſoviel hiervon. Vom Kalck-Ofen. [Spaltenumbruch]
Warumb unſere in Gott ruhende lie- des
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0150" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſter Theil/</hi></fw><lb/><cb/> des Kalcks zu dieſem Bau nahmen und<lb/> gebrauchten, auch ſo lange damit <hi rendition="#aq">conti-<lb/> nuirt</hi>en, biß Gott der Allmaͤchtige ſolchen<lb/> Ubermuth nicht laͤnger anſehen koͤnte,<lb/> ſondern durch Verwirrung und Miß-<lb/> verſtaͤndniß ihrer Sprache dieſen Bau<lb/> verhinderte, verſtoͤret und die irrigen<lb/> Werckleute hin und wieder zerſtreuete,<lb/> daß dieſes Werck nachgehends liegen blie-<lb/> ben. Wie davon noch heutiges Tages,<lb/> nach dem Zeugniß vieler Reiſe-Beſchrei-<lb/> bungen, die <hi rendition="#aq">Veſtigia</hi> und <hi rendition="#aq">Rudera</hi> von ei-<lb/> ner ziemlichen <hi rendition="#aq">Circumferenz</hi> zu finden<lb/> ſeyn ſollen. Doch hat man <hi rendition="#aq">obſervir</hi>et,<lb/> daß dieſelben Ziegel nicht roth, ſondern<lb/> falb und weißlich, gleichſam als geba-<lb/> ckene oder gedoͤrrte Steine ausſehen,<lb/> wiewohl ſolches vielleicht die daſelbſt be-<lb/> findliche Erde verurſachet; maaſſen die<lb/> Erfahrung lehret, daß von Thon oder<lb/> lettigter Erde blaſſe oder weiſſe Ziegel-<lb/> ſteine werden, es moͤgen dieſelben auch<lb/> ſo ſtarck als immer moͤglich, gebrannt<lb/> werden, weil der kalte ferte Thon vom<lb/> Feuer zu keiner Farbe ſich zwingen laͤſ-<lb/> ſet, ſondern jederzeit blaß verbleibet, wie<lb/> man ja augenſcheinlich an denen gebꝛann-<lb/> ten Hafen oder Toͤpffen ſattſam erſehen<lb/> kan. Jſt alſo dieſes Ziegelſtreichen eine<lb/> gar ſehr uhralte <hi rendition="#aq">Procedur,</hi> wie gemel-<lb/> det, geweſen. Wann man nun recht<lb/> gute und tauerhaffte Ziegelſteine haben<lb/> will, ſo muß vor allen Dingen von ei-<lb/> nem hierzu noͤthigen und wohl verſtaͤn-<lb/> digen Meiſter der Lehm, oder die hier-<lb/> zu tuͤchtige Ziegel-Erde vorhero im Au-<lb/> guſt-Monat in groſſer Menge gegra-<lb/> ben und in Hauffen vertheilet werden,<lb/> daß ihn die Hitze der Sonnen durchko-<lb/> chen und folgends der ſtrenge Herbſt<lb/> durchwinden, letzlich die harte Winters-<lb/> Kaͤlte recht wohl geſchmeidig durchzwin-<lb/> gen moͤge. Hierbey iſt aber eine genaue<lb/><cb/> Erkaͤntniß der Ziegel-Erde hoͤchſtnoͤthig,<lb/> daß dieſelben kein allzufetter Lehm, auch<lb/> nicht allzufluͤßig ſey, davon die Steine<lb/> im Brand ſchwinden und viel kleiner<lb/> werden; Ferner, daß ja unter derſelben<lb/> kein Schmiergel oder freſſende <hi rendition="#aq">minerali-</hi><lb/> ſche Erde ſich befinde, davon die Steine<lb/> beym Wetter zerſchuͤrbeln, (wie bey<lb/> manchem Glaß auch geſchiehet,) oder auch<lb/> allzu mager, ſandigt und ſproͤde ſey,<lb/> von welcher nur zerbrechliche Steine<lb/> werden; Muß alſo feine geſchmeidige<lb/> gelbe Ziegel-Erde geſammlet, und des<lb/> Fruͤhlings darauf in einen Sumpff<lb/> nach der Ziegel-Scheune gefuͤhret, aus<lb/> welchem bey zeiten die Mauer-Tach-<lb/> Hohl- und Pflaſter-Steine in ihre behoͤ-<lb/> rige Formen gedrucket, mit dem Holtz<lb/> beſtrichen und mit trockenem Sand be-<lb/> ſtreuet, ſodann die Pflaſter- und Mau-<lb/> er-Steine unten in freyer Lufft und<lb/> Schatten, die Dach-Steine aber auf<lb/> kleinen Bretlein oben im Tach allge-<lb/> mach nach und nach ausgedrocknet, biß<lb/> man einen Brand nach dem der Ofen<lb/> groß, etwan 24. biß 30. Tauſend bey-<lb/> ſammen fertig hat, alsdenn werden die<lb/> Ziegel in den Ofen Schichtweiſe geſetzet,<lb/> und durch zwey biß drey lange Feuer-<lb/> Roͤhren, deren jede faſt 3. viertel breit,<lb/> angezuͤndet, welcher Brand meiſtens 14.<lb/> Tage und Nacht waͤhret, darauf wohl<lb/> 30. biß 40. Klafftern Holtz gehen, nach-<lb/> dem der Ofen groß iſt, ohne das dabey<lb/> im Anfange benoͤthigte Schmauch-Holtz.<lb/> Wann nun in einem Jahr drey biß<lb/> viermahl gebrannt wird, nimmt es aller-<lb/> dings ebenfalls gleichwohl viel Holtz hin-<lb/> weg. Nach geendigtem Brand und 14.<lb/> taͤgiger Kuͤhlung werden die Steine aus-<lb/> gekarret und zum Verbrauch oder Ver-<lb/> kauff Hundert oder Schichtweiſe aufge-<lb/> ſetzet. Und ſoviel hiervon.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vom <hi rendition="#in">K</hi>alck-<hi rendition="#in">O</hi>fen.</hi> </head><lb/> <cb/> <p>Warumb unſere in Gott ruhende lie-<lb/> be alte Vorfahren bey ihrem Bau und<lb/> Mauern viel veſter, als wir heut zu Ta-<lb/> ge gebauet haben, alſo, daß man bey de-<lb/> nen alten verfallenen Thuͤrmen, Schloͤſ-<lb/> ſern, Kirchen und Mauern eher den<lb/> Stein zermalmen, als ein Stuͤcklein<lb/> Kalck abbrechen kan, hiervon ſind bey<lb/> unſerer leider! groſſen Unwiſſenheit un-<lb/> terſchiedene ſeltſame Meynungen. Ei-<lb/> nige <hi rendition="#aq">ſtatuir</hi>en, es ſey der Kalck gleichwie<lb/> von der Ziegel-Erde gemeldet, lange Zeit<lb/><cb/> vorher ehe er gebrannt gegraben und<lb/> durch Hitze, Regen und Froſt zaͤhe,<lb/> weich und klebicht gemachet, und ſobald<lb/> er gebrannt, geloͤſchet worden, weil dem<lb/> gebrannten Kalck ſonſt die Lufft alle<lb/> Krafft entziehet, ſowohl vermuthlich ſei-<lb/> ne natuͤrliche Wuͤrckung haben mag.<lb/> Andere <hi rendition="#aq">fabulir</hi>en gar, daß die Alten den<lb/> gebrannten Kalck mit Ziegen-Milch ge-<lb/> leſchet haͤtten, welches etwas unglaub-<lb/> lich zu ſeyn ſcheinet; Doch wann bey<lb/> groſſen weitlaͤufftigen Viehe-Nutzungen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0150]
Erſter Theil/
des Kalcks zu dieſem Bau nahmen und
gebrauchten, auch ſo lange damit conti-
nuirten, biß Gott der Allmaͤchtige ſolchen
Ubermuth nicht laͤnger anſehen koͤnte,
ſondern durch Verwirrung und Miß-
verſtaͤndniß ihrer Sprache dieſen Bau
verhinderte, verſtoͤret und die irrigen
Werckleute hin und wieder zerſtreuete,
daß dieſes Werck nachgehends liegen blie-
ben. Wie davon noch heutiges Tages,
nach dem Zeugniß vieler Reiſe-Beſchrei-
bungen, die Veſtigia und Rudera von ei-
ner ziemlichen Circumferenz zu finden
ſeyn ſollen. Doch hat man obſerviret,
daß dieſelben Ziegel nicht roth, ſondern
falb und weißlich, gleichſam als geba-
ckene oder gedoͤrrte Steine ausſehen,
wiewohl ſolches vielleicht die daſelbſt be-
findliche Erde verurſachet; maaſſen die
Erfahrung lehret, daß von Thon oder
lettigter Erde blaſſe oder weiſſe Ziegel-
ſteine werden, es moͤgen dieſelben auch
ſo ſtarck als immer moͤglich, gebrannt
werden, weil der kalte ferte Thon vom
Feuer zu keiner Farbe ſich zwingen laͤſ-
ſet, ſondern jederzeit blaß verbleibet, wie
man ja augenſcheinlich an denen gebꝛann-
ten Hafen oder Toͤpffen ſattſam erſehen
kan. Jſt alſo dieſes Ziegelſtreichen eine
gar ſehr uhralte Procedur, wie gemel-
det, geweſen. Wann man nun recht
gute und tauerhaffte Ziegelſteine haben
will, ſo muß vor allen Dingen von ei-
nem hierzu noͤthigen und wohl verſtaͤn-
digen Meiſter der Lehm, oder die hier-
zu tuͤchtige Ziegel-Erde vorhero im Au-
guſt-Monat in groſſer Menge gegra-
ben und in Hauffen vertheilet werden,
daß ihn die Hitze der Sonnen durchko-
chen und folgends der ſtrenge Herbſt
durchwinden, letzlich die harte Winters-
Kaͤlte recht wohl geſchmeidig durchzwin-
gen moͤge. Hierbey iſt aber eine genaue
Erkaͤntniß der Ziegel-Erde hoͤchſtnoͤthig,
daß dieſelben kein allzufetter Lehm, auch
nicht allzufluͤßig ſey, davon die Steine
im Brand ſchwinden und viel kleiner
werden; Ferner, daß ja unter derſelben
kein Schmiergel oder freſſende minerali-
ſche Erde ſich befinde, davon die Steine
beym Wetter zerſchuͤrbeln, (wie bey
manchem Glaß auch geſchiehet,) oder auch
allzu mager, ſandigt und ſproͤde ſey,
von welcher nur zerbrechliche Steine
werden; Muß alſo feine geſchmeidige
gelbe Ziegel-Erde geſammlet, und des
Fruͤhlings darauf in einen Sumpff
nach der Ziegel-Scheune gefuͤhret, aus
welchem bey zeiten die Mauer-Tach-
Hohl- und Pflaſter-Steine in ihre behoͤ-
rige Formen gedrucket, mit dem Holtz
beſtrichen und mit trockenem Sand be-
ſtreuet, ſodann die Pflaſter- und Mau-
er-Steine unten in freyer Lufft und
Schatten, die Dach-Steine aber auf
kleinen Bretlein oben im Tach allge-
mach nach und nach ausgedrocknet, biß
man einen Brand nach dem der Ofen
groß, etwan 24. biß 30. Tauſend bey-
ſammen fertig hat, alsdenn werden die
Ziegel in den Ofen Schichtweiſe geſetzet,
und durch zwey biß drey lange Feuer-
Roͤhren, deren jede faſt 3. viertel breit,
angezuͤndet, welcher Brand meiſtens 14.
Tage und Nacht waͤhret, darauf wohl
30. biß 40. Klafftern Holtz gehen, nach-
dem der Ofen groß iſt, ohne das dabey
im Anfange benoͤthigte Schmauch-Holtz.
Wann nun in einem Jahr drey biß
viermahl gebrannt wird, nimmt es aller-
dings ebenfalls gleichwohl viel Holtz hin-
weg. Nach geendigtem Brand und 14.
taͤgiger Kuͤhlung werden die Steine aus-
gekarret und zum Verbrauch oder Ver-
kauff Hundert oder Schichtweiſe aufge-
ſetzet. Und ſoviel hiervon.
Vom Kalck-Ofen.
Warumb unſere in Gott ruhende lie-
be alte Vorfahren bey ihrem Bau und
Mauern viel veſter, als wir heut zu Ta-
ge gebauet haben, alſo, daß man bey de-
nen alten verfallenen Thuͤrmen, Schloͤſ-
ſern, Kirchen und Mauern eher den
Stein zermalmen, als ein Stuͤcklein
Kalck abbrechen kan, hiervon ſind bey
unſerer leider! groſſen Unwiſſenheit un-
terſchiedene ſeltſame Meynungen. Ei-
nige ſtatuiren, es ſey der Kalck gleichwie
von der Ziegel-Erde gemeldet, lange Zeit
vorher ehe er gebrannt gegraben und
durch Hitze, Regen und Froſt zaͤhe,
weich und klebicht gemachet, und ſobald
er gebrannt, geloͤſchet worden, weil dem
gebrannten Kalck ſonſt die Lufft alle
Krafft entziehet, ſowohl vermuthlich ſei-
ne natuͤrliche Wuͤrckung haben mag.
Andere fabuliren gar, daß die Alten den
gebrannten Kalck mit Ziegen-Milch ge-
leſchet haͤtten, welches etwas unglaub-
lich zu ſeyn ſcheinet; Doch wann bey
groſſen weitlaͤufftigen Viehe-Nutzungen
des
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |