[Spaltenumbruch]
schafft, die Zeit, der Ort und Gelegen- heit erleiden will. Manche haben ad Partem salarii etwas Feld und Wiese- wachs, andere geniessen den Wildacker in der Heyde, wenigstens wird ihnen der Garten, wo das Forst-Hauß stehet, [Spaltenumbruch]
billig erlaubet. Damit auch der Forst- Bediente wegen Abgabe der Holtz-Nu- tzung sich vom Käuffer nichts wunderli- ches imaginiren lasse, habe ich die wich- tigsten und gebräuchlichsten hierbey ex- pliciren wollen.
Von der Glaß-Hütte.
[Spaltenumbruch]
Unter allen andern häuffig Holtzfres- senden Vorhaben unserer menschlichen Nahrung finden wir keine dem Gehöltze höchstschädlichere Procedur, als die Auff- richtung einer Spingel- oder Glaß-Hüt- te; Maassen solche gleichsam so zu sa- gen ein offenbahrer Rachen, welcher in kurtzer Zeit ein grosses Gehöltze wegfres- sen und verschlingen kan, und wird da- hero nicht unbillig, weil es die Wälder ruiniret, in vielen Ländern ohne Specia- le Concession auffzurichten verbothen. Sie vertreibet das Wild, verscheuchet die Vögel, und verursachet viel leere und abgetriebene wüste Flecken; Wo aber gros- se weitläufftige Heyden und Wälder sind und sowohl an Bau- und Brenn-als an- derm Holtz ein grosser Uberfluß vor- handen, so, daß man davon gar keinen Abgang, oder doch nicht gnugsame Be- zahlung davor haben kan, und sonsten mit dem Holtze nichts anders vorzuneh- men weiß, da kan gar wohl und nützlich eine Glaß-Hütte angeleget werden, son- derlich, wann an solchen Orten rauhe knorrichte Gebüsch, so zu nichts nütz, zu schönen Feldern und Wiesen gemachet und abgeräumet werden. Weil es auch darbey, wie leicht zu gedencken, vielfäl- tige künstliche Meister, Glaß-Schneider und Schleiffer, auch andere hierzu nö- thige Arbeiter, Handlanger, und Holtz- Schläger giebt, so kan der Grund-Herr daselbst einen trefflichen Nutzen an baa- rer Bezahlung, und steter Abnahme al- ler benöthigten Victualien, wie sie im- mer Namen haben mögen, davon zie- hen. An und vor sich selbst ist freylich das Glaß ein überaus angenehmes alt, und jungen Leuten wegen seiner durchsich- tigen Klarheit erfreuliches Werck. Müsten wir nicht im Finstern sitzen, wann nicht das Tage-Licht durch die Fenster durchschiene? Mit was vor Appetit trincket man nicht in grosser Hitze und Durst aus solchen durchsichtigem reinem Geschirre die an- genehmsten Geträncke, die Olea, Liquo- res und Spiritus, halten sich in Gläsern am besten, da man denn ihre Farbe, [Spaltenumbruch]
und ob sie hell oder trübe sind, gar wohl erkennen kan. Auch werden ja, wie be- kant, alle seltsame Spiegel, so wohl schö- ne, als garstige Gesichte zu unterscheiden, wie nicht weniger, die Augen-Gläßer, Brenn-Gläßer, Wetter-Gläßer, Per- spective, Telescopia, Tubi, Microsco- pia, Camerae obscurae daraus gemacht, darinnen so wohl künstliche Sachen, als auch andere Thorheiten und bunte Klei- nigkeiten vor Narren und Kinder sich praesentiren, und daher solche nach jenes gelehrten Engeländers Ausspruch nicht unrecht Paradisus Stultorum heissen möch- ten. Die Materie des Glaßes bestehet aus weissem reinem und klar gepülver- tem Kiesel-Stein, oder Kiesel-Sand, wor- zu Potasche von Rohr oder anderm dien- lichen Holtze kommt, (die Venetianer nehmen ein besonderes Saltz darzu,) womit es zusammen geschmoltzen wird, und alsdenn lässet sichs ziehen, wird kleb- richt, und hänget sich an. Wann nun solches nach Bedüncken im grossen Schmeltz-Tiegel genugsam zergangen, und zu einer schönen hellen und reinen Massa worden, so coaguliret sich diese Ma- terie, so thut denn der Meister ein hohles Eysen in Tiegel, und nachdem er viel o- der wenig haben will, stösset er solches tief oder flach, oder halt es lang oder kurtz darinnen, so hänget sich alsdenn ein runtes leimichtes Klümggen daran, welches durch den hohlen Kolben ange- blasen, wie eine Schweins-Blase immer gröser und gröser wird, hernach schwengt er es herumb, druckt es in eine nach verlangen gemachte Forme, schneidets auff, und giebet ihm eine Gestalt, wie es begehret wird. Es ist daselbst, wer es sonderlich zumahl nicht gewohnet, eine unerträgliche Hitze, davon man Kopff- Schmertzen und andere Zufälle gar leich- te bekommen kan; Und werden daher die daselbst benöthigten Oeffen, sonder- lich der erste gar öffters von solcher grau- samen Hitze wandelbahr. Wann das Glaß besagter maassen auf unterschiede- ne Arten gemachet, wird es entweder in
der
Erſter Theil/
[Spaltenumbruch]
ſchafft, die Zeit, der Ort und Gelegen- heit erleiden will. Manche haben ad Partem ſalarii etwas Feld und Wieſe- wachs, andere genieſſen den Wildacker in der Heyde, wenigſtens wird ihnen der Garten, wo das Forſt-Hauß ſtehet, [Spaltenumbruch]
billig erlaubet. Damit auch der Forſt- Bediente wegen Abgabe der Holtz-Nu- tzung ſich vom Kaͤuffer nichts wunderli- ches imaginiren laſſe, habe ich die wich- tigſten und gebraͤuchlichſten hierbey ex- pliciren wollen.
Von der Glaß-Huͤtte.
[Spaltenumbruch]
Unter allen andern haͤuffig Holtzfreſ- ſenden Vorhaben unſerer menſchlichen Nahrung finden wir keine dem Gehoͤltze hoͤchſtſchaͤdlichere Procedur, als die Auff- richtung einer Spingel- oder Glaß-Huͤt- te; Maaſſen ſolche gleichſam ſo zu ſa- gen ein offenbahrer Rachen, welcher in kurtzer Zeit ein groſſes Gehoͤltze wegfreſ- ſen und verſchlingen kan, und wird da- hero nicht unbillig, weil es die Waͤlder ruiniret, in vielen Laͤndern ohne Specia- le Conceſſion auffzurichten verbothen. Sie vertreibet das Wild, verſcheuchet die Voͤgel, und verurſachet viel leere und abgetriebene wuͤſte Flecken; Wo aber groſ- ſe weitlaͤufftige Heyden und Waͤlder ſind und ſowohl an Bau- und Brenn-als an- derm Holtz ein groſſer Uberfluß vor- handen, ſo, daß man davon gar keinen Abgang, oder doch nicht gnugſame Be- zahlung davor haben kan, und ſonſten mit dem Holtze nichts anders vorzuneh- men weiß, da kan gar wohl und nuͤtzlich eine Glaß-Huͤtte angeleget werden, ſon- derlich, wann an ſolchen Orten rauhe knorrichte Gebuͤſch, ſo zu nichts nuͤtz, zu ſchoͤnen Feldern und Wieſen gemachet und abgeraͤumet werden. Weil es auch darbey, wie leicht zu gedencken, vielfaͤl- tige kuͤnſtliche Meiſter, Glaß-Schneider und Schleiffer, auch andere hierzu noͤ- thige Arbeiter, Handlanger, und Holtz- Schlaͤger giebt, ſo kan der Grund-Herr daſelbſt einen trefflichen Nutzen an baa- rer Bezahlung, und ſteter Abnahme al- ler benoͤthigten Victualien, wie ſie im- mer Namen haben moͤgen, davon zie- hen. An und vor ſich ſelbſt iſt freylich das Glaß ein uͤberaus angenehmes alt, und jungen Leuten wegen ſeiner durchſich- tigen Klarheit erfreuliches Werck. Muͤſten wir nicht im Finſtern ſitzẽ, wann nicht das Tage-Licht duꝛch die Fenſteꝛ durchſchiene? Mit was vor Appetit trincket man nicht in groſſer Hitze und Durſt aus ſolchen durchſichtigem reinem Geſchirre die an- genehmſten Getraͤncke, die Olea, Liquo- res und Spiritus, halten ſich in Glaͤſern am beſten, da man denn ihre Farbe, [Spaltenumbruch]
und ob ſie hell oder truͤbe ſind, gar wohl erkennen kan. Auch werden ja, wie be- kant, alle ſeltſame Spiegel, ſo wohl ſchoͤ- ne, als garſtige Geſichte zu unterſcheiden, wie nicht weniger, die Augen-Glaͤßer, Brenn-Glaͤßer, Wetter-Glaͤßer, Per- ſpective, Teleſcopia, Tubi, Microſco- pia, Cameræ obſcuræ daraus gemacht, darinnen ſo wohl kuͤnſtliche Sachen, als auch andere Thorheiten und bunte Klei- nigkeiten vor Narren und Kinder ſich præſentiren, und daher ſolche nach jenes gelehrten Engelaͤnders Ausſpruch nicht unrecht Paradiſus Stultorum heiſſen moͤch- ten. Die Materie des Glaßes beſtehet aus weiſſem reinem und klar gepuͤlver- tem Kieſel-Stein, oder Kieſel-Sand, wor- zu Potaſche von Rohr oder anderm dien- lichen Holtze kommt, (die Venetianer nehmen ein beſonderes Saltz darzu,) womit es zuſammen geſchmoltzen wird, und alsdenn laͤſſet ſichs ziehen, wird kleb- richt, und haͤnget ſich an. Wann nun ſolches nach Beduͤncken im groſſen Schmeltz-Tiegel genugſam zergangen, und zu einer ſchoͤnen hellen und reinen Maſſa worden, ſo coaguliret ſich dieſe Ma- terie, ſo thut denn der Meiſter ein hohles Eyſen in Tiegel, und nachdem er viel o- der wenig haben will, ſtoͤſſet er ſolches tief oder flach, oder halt es lang oder kurtz darinnen, ſo haͤnget ſich alsdenn ein runtes leimichtes Kluͤmggen daran, welches durch den hohlen Kolben ange- blaſen, wie eine Schweins-Blaſe immer groͤſer und groͤſer wird, hernach ſchwengt er es herumb, druckt es in eine nach verlangen gemachte Forme, ſchneidets auff, und giebet ihm eine Geſtalt, wie es begehret wird. Es iſt daſelbſt, wer es ſonderlich zumahl nicht gewohnet, eine unertraͤgliche Hitze, davon man Kopff- Schmertzen und andere Zufaͤlle gar leich- te bekommen kan; Und werden daher die daſelbſt benoͤthigten Oeffen, ſonder- lich der erſte gar oͤffters von ſolcher grau- ſamen Hitze wandelbahr. Wann das Glaß beſagter maaſſen auf unterſchiede- ne Arten gemachet, wird es entweder in
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[62/0146]
Erſter Theil/
ſchafft, die Zeit, der Ort und Gelegen-
heit erleiden will. Manche haben ad
Partem ſalarii etwas Feld und Wieſe-
wachs, andere genieſſen den Wildacker
in der Heyde, wenigſtens wird ihnen
der Garten, wo das Forſt-Hauß ſtehet,
billig erlaubet. Damit auch der Forſt-
Bediente wegen Abgabe der Holtz-Nu-
tzung ſich vom Kaͤuffer nichts wunderli-
ches imaginiren laſſe, habe ich die wich-
tigſten und gebraͤuchlichſten hierbey ex-
pliciren wollen.
Von der Glaß-Huͤtte.
Unter allen andern haͤuffig Holtzfreſ-
ſenden Vorhaben unſerer menſchlichen
Nahrung finden wir keine dem Gehoͤltze
hoͤchſtſchaͤdlichere Procedur, als die Auff-
richtung einer Spingel- oder Glaß-Huͤt-
te; Maaſſen ſolche gleichſam ſo zu ſa-
gen ein offenbahrer Rachen, welcher in
kurtzer Zeit ein groſſes Gehoͤltze wegfreſ-
ſen und verſchlingen kan, und wird da-
hero nicht unbillig, weil es die Waͤlder
ruiniret, in vielen Laͤndern ohne Specia-
le Conceſſion auffzurichten verbothen.
Sie vertreibet das Wild, verſcheuchet
die Voͤgel, und verurſachet viel leere und
abgetriebene wuͤſte Flecken; Wo aber groſ-
ſe weitlaͤufftige Heyden und Waͤlder ſind
und ſowohl an Bau- und Brenn-als an-
derm Holtz ein groſſer Uberfluß vor-
handen, ſo, daß man davon gar keinen
Abgang, oder doch nicht gnugſame Be-
zahlung davor haben kan, und ſonſten
mit dem Holtze nichts anders vorzuneh-
men weiß, da kan gar wohl und nuͤtzlich
eine Glaß-Huͤtte angeleget werden, ſon-
derlich, wann an ſolchen Orten rauhe
knorrichte Gebuͤſch, ſo zu nichts nuͤtz, zu
ſchoͤnen Feldern und Wieſen gemachet
und abgeraͤumet werden. Weil es auch
darbey, wie leicht zu gedencken, vielfaͤl-
tige kuͤnſtliche Meiſter, Glaß-Schneider
und Schleiffer, auch andere hierzu noͤ-
thige Arbeiter, Handlanger, und Holtz-
Schlaͤger giebt, ſo kan der Grund-Herr
daſelbſt einen trefflichen Nutzen an baa-
rer Bezahlung, und ſteter Abnahme al-
ler benoͤthigten Victualien, wie ſie im-
mer Namen haben moͤgen, davon zie-
hen. An und vor ſich ſelbſt iſt freylich
das Glaß ein uͤberaus angenehmes alt,
und jungen Leuten wegen ſeiner durchſich-
tigen Klarheit erfreuliches Werck. Muͤſten
wir nicht im Finſtern ſitzẽ, wann nicht das
Tage-Licht duꝛch die Fenſteꝛ durchſchiene?
Mit was vor Appetit trincket man nicht
in groſſer Hitze und Durſt aus ſolchen
durchſichtigem reinem Geſchirre die an-
genehmſten Getraͤncke, die Olea, Liquo-
res und Spiritus, halten ſich in Glaͤſern
am beſten, da man denn ihre Farbe,
und ob ſie hell oder truͤbe ſind, gar wohl
erkennen kan. Auch werden ja, wie be-
kant, alle ſeltſame Spiegel, ſo wohl ſchoͤ-
ne, als garſtige Geſichte zu unterſcheiden,
wie nicht weniger, die Augen-Glaͤßer,
Brenn-Glaͤßer, Wetter-Glaͤßer, Per-
ſpective, Teleſcopia, Tubi, Microſco-
pia, Cameræ obſcuræ daraus gemacht,
darinnen ſo wohl kuͤnſtliche Sachen, als
auch andere Thorheiten und bunte Klei-
nigkeiten vor Narren und Kinder ſich
præſentiren, und daher ſolche nach jenes
gelehrten Engelaͤnders Ausſpruch nicht
unrecht Paradiſus Stultorum heiſſen moͤch-
ten. Die Materie des Glaßes beſtehet
aus weiſſem reinem und klar gepuͤlver-
tem Kieſel-Stein, oder Kieſel-Sand, wor-
zu Potaſche von Rohr oder anderm dien-
lichen Holtze kommt, (die Venetianer
nehmen ein beſonderes Saltz darzu,)
womit es zuſammen geſchmoltzen wird,
und alsdenn laͤſſet ſichs ziehen, wird kleb-
richt, und haͤnget ſich an. Wann nun
ſolches nach Beduͤncken im groſſen
Schmeltz-Tiegel genugſam zergangen,
und zu einer ſchoͤnen hellen und reinen
Maſſa worden, ſo coaguliret ſich dieſe Ma-
terie, ſo thut denn der Meiſter ein hohles
Eyſen in Tiegel, und nachdem er viel o-
der wenig haben will, ſtoͤſſet er ſolches
tief oder flach, oder halt es lang oder
kurtz darinnen, ſo haͤnget ſich alsdenn
ein runtes leimichtes Kluͤmggen daran,
welches durch den hohlen Kolben ange-
blaſen, wie eine Schweins-Blaſe immer
groͤſer und groͤſer wird, hernach ſchwengt
er es herumb, druckt es in eine nach
verlangen gemachte Forme, ſchneidets
auff, und giebet ihm eine Geſtalt, wie es
begehret wird. Es iſt daſelbſt, wer es
ſonderlich zumahl nicht gewohnet, eine
unertraͤgliche Hitze, davon man Kopff-
Schmertzen und andere Zufaͤlle gar leich-
te bekommen kan; Und werden daher
die daſelbſt benoͤthigten Oeffen, ſonder-
lich der erſte gar oͤffters von ſolcher grau-
ſamen Hitze wandelbahr. Wann das
Glaß beſagter maaſſen auf unterſchiede-
ne Arten gemachet, wird es entweder in
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/146>, abgerufen am 16.02.2025.
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