[Spaltenumbruch]
die Flößen. Es geschiehet das Holtz- Flößen insgemein umb Johannis, da die Wasser hierzu am beqvemsten. Es pflegen die Holländer aus Deutschland [Spaltenumbruch]
viele Pfosten und Tiehlen, auf Flößen nach denen Niederlanden zum Schiff- bau zu bringen und damit groß Verkehr zu treiben.
Von einem Forst-Hause.
[Spaltenumbruch]
Nachdem nun von einem Forst-Re- gale, dessen Revier und andern zu die- ser Materie behörigen Requisitis gemel- det, will ich nun auch ein Forst-Hauß beschreiben. Dieses ist eigentlich die Wohnung eines Försters, welchem umb selbige Gegend ein gewisser Bezirck von Holtz und Jagd-Regalien zur treufleißi- ger Auffsicht anvertrauet worden, daß derselbige alldar sich allzeit wesentlich ent- halten und von daraus die Heyden, Wälder, und Wildbahne, so weit dieselbe sich erstrecken, sonderlich die Gräntzen täg- lich fleißig bereiten und besichtigen möge. Jnsgemein wird das Forst-Hauß an denen Strassen oder Holtz-Wegen, auch in Dörffern, so an der Heyden liegen, ge- bauet, damit in Feuers-Gefahr die Bau- ern hülffliche Hand leisten können, mit Stuben, Kammern, Küchen und was mehr vonnöthen, versehen, wie auch Scheunen und Stallungen und andere Bedürffniße zu des Forstbedienten Nothdurfft erbauet, nach der Gelegen- heit und zum Zeichen, daß die Herr- schafft desselben Waldes oder Forsts die [Spaltenumbruch]
Hohe und Niedere Jagd-Gerechtigkeit privilegiret besitze. Und daß in solchem Hauß auch ein Hirschgerechter Jäger und Weydemann wohne, werden auf denen Giebeln des Dachs die Hirsch Gehörne angeschlagen; Das Dach mit Ziegeln eingedecket und reinlich ausge- weisset. Wo die Herrschafften weit von Dero Residence, die Amts-Häuser, oder andere Schlösser haben, wird solches Forst-Hauß noch eins so zierlich erbau- et und übersetzet, darinnen oben Gemä- cher gelassen, woselbsten sie bißweilen ü- ber Nacht logiren können: Jedoch haben manche Herrschafften hierzu an lustig gelegenen Oertern absonderliche Jagd- Häußer, sich daselbst zu divertiren, und zu der Birck- oder Auerhan Paltzzeit, ingleichen auch Hirschbrunfft, Schwein- hatz, Pürschen, oder anderen vorfallen- den Gelegenheiten etliche Wochen lang aufzuhalten. Es wohnen auch wohl öffters die Forst-Meisters, Wild-Mei- sters, oder Wald-Voigte in solchen Forst- Häusern.
Von einem Förster und dessen Instruction.
[Spaltenumbruch]
Zu einem jeden Revier, welches von der Natur Holtzreich verwachsen, ist von Alters her ein Förster geordnet worden, deme die Auffsicht über das Holtz auff- getragen ist, damit solches nicht verwü- stet werde, dahero er auch Sylvarum Prae- fectus, des Holtzes Vorsteher, oder För- ster mit allem Recht billig genennet wird, weil er zu des Holtzes Auffnehmen, Wart- und Pflegung, als ein treuer Hauß-Halter über ein gewisses Revier, solches pfleglich mit Maasse zu verwal- ten, von seiner Herrschafft gesetzet, und dieserwegen mit einer besondern Pflicht treu zu seyn verbunden ist. Vor seine Person soll er vor allen Dingen Holtz gerecht seyn: Nehmlich daß er den Grund des Erdreichs recht und wohl verstehe, was in diesem fetten oder je- nem mageren Boden der darein fallen- de zeitige Baum-Saame und dessen in- nerliche Materie vor eine wesentliche [Spaltenumbruch]
käumende Krafft und Feuchtigkeit zum Anfluge und künfftigem verhoffenden Wiederwachse vermuthlich haben möge, damit er nicht bey Anordnung der Schläge und jungen Gehäuigte solches wider die Natur, oder wo wenig und gar nichts von Wiederwachs zu hoffen, ohne Verstand anordne. Er muß fer- ner nicht allein eine Physicalische oder Naturmäßige Wissenschafft derer Kräu- ter, wovon sich die wilden Thiere zu er- nehren pflegen, haben, sondern auch die Distinction derer Unterirdischen Minera- lien und Wasser-Qvellen; Jedoch dieses nur als ein Parergon und Neben-Werck, doch ohne Aberglauben, wissen und ge- brauchen, vornehmlich aber die Natur und Eigenschafft aller Bäume von dem Saamen, Käumung, Anflug, Wieder- wachs, von deren Jugend biß ins Alter genau judiciren, den Unterscheid alles Holtzes und specialen Distinction eines
jeden
Erſter Theil/
[Spaltenumbruch]
die Floͤßen. Es geſchiehet das Holtz- Floͤßen insgemein umb Johannis, da die Waſſer hierzu am beqvemſten. Es pflegen die Hollaͤnder aus Deutſchland [Spaltenumbruch]
viele Pfoſten und Tiehlen, auf Floͤßen nach denen Niederlanden zum Schiff- bau zu bringen und damit groß Verkehr zu treiben.
Von einem Forſt-Hauſe.
[Spaltenumbruch]
Nachdem nun von einem Forſt-Re- gale, deſſen Revier und andern zu die- ſer Materie behoͤrigen Requiſitis gemel- det, will ich nun auch ein Forſt-Hauß beſchreiben. Dieſes iſt eigentlich die Wohnung eines Foͤrſters, welchem umb ſelbige Gegend ein gewiſſer Bezirck von Holtz und Jagd-Regalien zur treufleißi- ger Auffſicht anvertrauet worden, daß derſelbige alldar ſich allzeit weſentlich ent- halten und von daraus die Heyden, Waͤlder, und Wildbahne, ſo weit dieſelbe ſich erſtrecken, ſonderlich die Graͤntzen taͤg- lich fleißig bereiten und beſichtigen moͤge. Jnsgemein wird das Forſt-Hauß an denen Straſſen oder Holtz-Wegen, auch in Doͤrffern, ſo an der Heyden liegen, ge- bauet, damit in Feuers-Gefahr die Bau- ern huͤlffliche Hand leiſten koͤnnen, mit Stuben, Kammern, Kuͤchen und was mehr vonnoͤthen, verſehen, wie auch Scheunen und Stallungen und andere Beduͤrffniße zu des Forſtbedienten Nothdurfft erbauet, nach der Gelegen- heit und zum Zeichen, daß die Herr- ſchafft deſſelben Waldes oder Forſts die [Spaltenumbruch]
Hohe und Niedere Jagd-Gerechtigkeit privilegiret beſitze. Und daß in ſolchem Hauß auch ein Hirſchgerechter Jaͤger und Weydemann wohne, werden auf denen Giebeln des Dachs die Hirſch Gehoͤrne angeſchlagen; Das Dach mit Ziegeln eingedecket und reinlich ausge- weiſſet. Wo die Herrſchafften weit von Dero Reſidence, die Amts-Haͤuſer, oder andere Schloͤſſer haben, wird ſolches Forſt-Hauß noch eins ſo zierlich erbau- et und uͤberſetzet, darinnen oben Gemaͤ- cher gelaſſen, woſelbſten ſie bißweilen uͤ- ber Nacht logiren koͤnnen: Jedoch haben manche Herrſchafften hierzu an luſtig gelegenen Oertern abſonderliche Jagd- Haͤußer, ſich daſelbſt zu divertiren, und zu der Birck- oder Auerhan Paltzzeit, ingleichen auch Hirſchbrunfft, Schwein- hatz, Puͤrſchen, oder anderen vorfallen- den Gelegenheiten etliche Wochen lang aufzuhalten. Es wohnen auch wohl oͤffters die Forſt-Meiſters, Wild-Mei- ſters, oder Wald-Voigte in ſolchen Forſt- Haͤuſern.
Von einem Foͤrſter und deſſen Inſtruction.
[Spaltenumbruch]
Zu einem jeden Revier, welches von der Natur Holtzreich verwachſen, iſt von Alters her ein Foͤrſter geordnet worden, deme die Auffſicht uͤber das Holtz auff- getragen iſt, damit ſolches nicht verwuͤ- ſtet werde, dahero er auch Sylvarum Præ- fectus, des Holtzes Vorſteher, oder Foͤr- ſter mit allem Recht billig genennet wird, weil er zu des Holtzes Auffnehmen, Wart- und Pflegung, als ein treuer Hauß-Halter uͤber ein gewiſſes Revier, ſolches pfleglich mit Maaſſe zu verwal- ten, von ſeiner Herrſchafft geſetzet, und dieſerwegen mit einer beſondern Pflicht treu zu ſeyn verbunden iſt. Vor ſeine Perſon ſoll er vor allen Dingen Holtz gerecht ſeyn: Nehmlich daß er den Grund des Erdreichs recht und wohl verſtehe, was in dieſem fetten oder je- nem mageren Boden der darein fallen- de zeitige Baum-Saame und deſſen in- nerliche Materie vor eine weſentliche [Spaltenumbruch]
kaͤumende Krafft und Feuchtigkeit zum Anfluge und kuͤnfftigem verhoffenden Wiederwachſe vermuthlich haben moͤge, damit er nicht bey Anordnung der Schlaͤge und jungen Gehaͤuigte ſolches wider die Natur, oder wo wenig und gar nichts von Wiederwachs zu hoffen, ohne Verſtand anordne. Er muß fer- ner nicht allein eine Phyſicaliſche oder Naturmaͤßige Wiſſenſchafft derer Kraͤu- ter, wovon ſich die wilden Thiere zu er- nehren pflegen, haben, ſondern auch die Diſtinction derer Unterirdiſchen Minera- lien und Waſſer-Qvellen; Jedoch dieſes nur als ein Parergon und Neben-Werck, doch ohne Aberglauben, wiſſen und ge- brauchen, vornehmlich aber die Natur und Eigenſchafft aller Baͤume von dem Saamen, Kaͤumung, Anflug, Wieder- wachs, von deren Jugend biß ins Alter genau judiciren, den Unterſcheid alles Holtzes und ſpecialen Diſtinction eines
jeden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0144"n="60"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Erſter Theil/</hi></fw><lb/><cb/>
die Floͤßen. Es geſchiehet das Holtz-<lb/>
Floͤßen insgemein umb Johannis, da<lb/>
die Waſſer hierzu am beqvemſten. Es<lb/>
pflegen die Hollaͤnder aus Deutſchland<lb/><cb/>
viele Pfoſten und Tiehlen, auf Floͤßen<lb/>
nach denen Niederlanden zum Schiff-<lb/>
bau zu bringen und damit groß Verkehr<lb/>
zu treiben.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Von einem <hirendition="#in">F</hi>orſt-<hirendition="#in">H</hi>auſe.</hi></head><lb/><cb/><p>Nachdem nun von einem Forſt-<hirendition="#aq">Re-<lb/>
gale,</hi> deſſen Revier und andern zu die-<lb/>ſer Materie behoͤrigen <hirendition="#aq">Requiſitis</hi> gemel-<lb/>
det, will ich nun auch ein Forſt-Hauß<lb/>
beſchreiben. Dieſes iſt eigentlich die<lb/>
Wohnung eines Foͤrſters, welchem umb<lb/>ſelbige Gegend ein gewiſſer Bezirck von<lb/>
Holtz und Jagd-<hirendition="#aq">Regali</hi>en zur treufleißi-<lb/>
ger Auffſicht anvertrauet worden, daß<lb/>
derſelbige alldar ſich allzeit weſentlich ent-<lb/>
halten und von daraus die Heyden,<lb/>
Waͤlder, und Wildbahne, ſo weit dieſelbe<lb/>ſich erſtrecken, ſonderlich die Graͤntzen taͤg-<lb/>
lich fleißig bereiten und beſichtigen moͤge.<lb/>
Jnsgemein wird das Forſt-Hauß an<lb/>
denen Straſſen oder Holtz-Wegen, auch<lb/>
in Doͤrffern, ſo an der Heyden liegen, ge-<lb/>
bauet, damit in Feuers-Gefahr die Bau-<lb/>
ern huͤlffliche Hand leiſten koͤnnen, mit<lb/>
Stuben, Kammern, Kuͤchen und was<lb/>
mehr vonnoͤthen, verſehen, wie auch<lb/>
Scheunen und Stallungen und andere<lb/>
Beduͤrffniße zu des Forſtbedienten<lb/>
Nothdurfft erbauet, nach der Gelegen-<lb/>
heit und zum Zeichen, daß die Herr-<lb/>ſchafft deſſelben Waldes oder Forſts die<lb/><cb/>
Hohe und Niedere Jagd-Gerechtigkeit<lb/><hirendition="#aq">privilegir</hi>et beſitze. Und daß in ſolchem<lb/>
Hauß auch ein Hirſchgerechter Jaͤger<lb/>
und Weydemann wohne, werden auf<lb/>
denen Giebeln des Dachs die Hirſch<lb/>
Gehoͤrne angeſchlagen; Das Dach mit<lb/>
Ziegeln eingedecket und reinlich ausge-<lb/>
weiſſet. Wo die Herrſchafften weit von<lb/>
Dero <hirendition="#aq">Reſidence,</hi> die Amts-Haͤuſer, oder<lb/>
andere Schloͤſſer haben, wird ſolches<lb/>
Forſt-Hauß noch eins ſo zierlich erbau-<lb/>
et und uͤberſetzet, darinnen oben Gemaͤ-<lb/>
cher gelaſſen, woſelbſten ſie bißweilen uͤ-<lb/>
ber Nacht <hirendition="#aq">logir</hi>en koͤnnen: Jedoch haben<lb/>
manche Herrſchafften hierzu an luſtig<lb/>
gelegenen Oertern abſonderliche Jagd-<lb/>
Haͤußer, ſich daſelbſt zu <hirendition="#aq">diverti</hi>ren, und<lb/>
zu der Birck- oder Auerhan Paltzzeit,<lb/>
ingleichen auch Hirſchbrunfft, Schwein-<lb/>
hatz, Puͤrſchen, oder anderen vorfallen-<lb/>
den Gelegenheiten etliche Wochen lang<lb/>
aufzuhalten. Es wohnen auch wohl<lb/>
oͤffters die Forſt-Meiſters, Wild-Mei-<lb/>ſters, oder Wald-Voigte in ſolchen Forſt-<lb/>
Haͤuſern.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Von einem <hirendition="#in">F</hi>oͤrſter und deſſen <hirendition="#aq">Inſtruction.</hi></hi></head><lb/><cb/><p>Zu einem jeden Revier, welches von<lb/>
der Natur Holtzreich verwachſen, iſt von<lb/>
Alters her ein Foͤrſter geordnet worden,<lb/>
deme die Auffſicht uͤber das Holtz auff-<lb/>
getragen iſt, damit ſolches nicht verwuͤ-<lb/>ſtet werde, dahero er auch <hirendition="#aq">Sylvarum Præ-<lb/>
fectus,</hi> des Holtzes Vorſteher, oder Foͤr-<lb/>ſter mit allem Recht billig genennet wird,<lb/>
weil er zu des Holtzes Auffnehmen,<lb/>
Wart- und Pflegung, als ein treuer<lb/>
Hauß-Halter uͤber ein gewiſſes Revier,<lb/>ſolches pfleglich mit Maaſſe zu verwal-<lb/>
ten, von ſeiner Herrſchafft geſetzet, und<lb/>
dieſerwegen mit einer beſondern Pflicht<lb/>
treu zu ſeyn verbunden iſt. Vor ſeine<lb/>
Perſon ſoll er vor allen Dingen <hirendition="#fr">Holtz<lb/>
gerecht</hi>ſeyn: Nehmlich daß er den<lb/>
Grund des Erdreichs recht und wohl<lb/>
verſtehe, was in dieſem fetten oder je-<lb/>
nem mageren Boden der darein fallen-<lb/>
de zeitige Baum-Saame und deſſen in-<lb/>
nerliche Materie vor eine weſentliche<lb/><cb/>
kaͤumende Krafft und Feuchtigkeit zum<lb/>
Anfluge und kuͤnfftigem verhoffenden<lb/>
Wiederwachſe vermuthlich haben moͤge,<lb/>
damit er nicht bey Anordnung der<lb/>
Schlaͤge und jungen Gehaͤuigte ſolches<lb/>
wider die Natur, oder wo wenig und<lb/>
gar nichts von Wiederwachs zu hoffen,<lb/>
ohne Verſtand anordne. Er muß fer-<lb/>
ner nicht allein eine <hirendition="#aq">Phyſicali</hi>ſche oder<lb/>
Naturmaͤßige Wiſſenſchafft derer Kraͤu-<lb/>
ter, wovon ſich die wilden Thiere zu er-<lb/>
nehren pflegen, haben, ſondern auch die<lb/><hirendition="#aq">Diſtinction</hi> derer Unterirdiſchen <hirendition="#aq">Minera-<lb/>
li</hi>en und Waſſer-Qvellen; Jedoch dieſes<lb/>
nur als ein <hirendition="#aq">Parergon</hi> und Neben-Werck,<lb/>
doch ohne Aberglauben, wiſſen und ge-<lb/>
brauchen, vornehmlich aber die Natur<lb/>
und Eigenſchafft aller Baͤume von dem<lb/>
Saamen, Kaͤumung, Anflug, Wieder-<lb/>
wachs, von deren Jugend biß ins Alter<lb/>
genau <hirendition="#aq">judicir</hi>en, den Unterſcheid alles<lb/>
Holtzes und <hirendition="#aq">ſpecial</hi>en <hirendition="#aq">Diſtinction</hi> eines<lb/><fwplace="bottom"type="catch">jeden</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[60/0144]
Erſter Theil/
die Floͤßen. Es geſchiehet das Holtz-
Floͤßen insgemein umb Johannis, da
die Waſſer hierzu am beqvemſten. Es
pflegen die Hollaͤnder aus Deutſchland
viele Pfoſten und Tiehlen, auf Floͤßen
nach denen Niederlanden zum Schiff-
bau zu bringen und damit groß Verkehr
zu treiben.
Von einem Forſt-Hauſe.
Nachdem nun von einem Forſt-Re-
gale, deſſen Revier und andern zu die-
ſer Materie behoͤrigen Requiſitis gemel-
det, will ich nun auch ein Forſt-Hauß
beſchreiben. Dieſes iſt eigentlich die
Wohnung eines Foͤrſters, welchem umb
ſelbige Gegend ein gewiſſer Bezirck von
Holtz und Jagd-Regalien zur treufleißi-
ger Auffſicht anvertrauet worden, daß
derſelbige alldar ſich allzeit weſentlich ent-
halten und von daraus die Heyden,
Waͤlder, und Wildbahne, ſo weit dieſelbe
ſich erſtrecken, ſonderlich die Graͤntzen taͤg-
lich fleißig bereiten und beſichtigen moͤge.
Jnsgemein wird das Forſt-Hauß an
denen Straſſen oder Holtz-Wegen, auch
in Doͤrffern, ſo an der Heyden liegen, ge-
bauet, damit in Feuers-Gefahr die Bau-
ern huͤlffliche Hand leiſten koͤnnen, mit
Stuben, Kammern, Kuͤchen und was
mehr vonnoͤthen, verſehen, wie auch
Scheunen und Stallungen und andere
Beduͤrffniße zu des Forſtbedienten
Nothdurfft erbauet, nach der Gelegen-
heit und zum Zeichen, daß die Herr-
ſchafft deſſelben Waldes oder Forſts die
Hohe und Niedere Jagd-Gerechtigkeit
privilegiret beſitze. Und daß in ſolchem
Hauß auch ein Hirſchgerechter Jaͤger
und Weydemann wohne, werden auf
denen Giebeln des Dachs die Hirſch
Gehoͤrne angeſchlagen; Das Dach mit
Ziegeln eingedecket und reinlich ausge-
weiſſet. Wo die Herrſchafften weit von
Dero Reſidence, die Amts-Haͤuſer, oder
andere Schloͤſſer haben, wird ſolches
Forſt-Hauß noch eins ſo zierlich erbau-
et und uͤberſetzet, darinnen oben Gemaͤ-
cher gelaſſen, woſelbſten ſie bißweilen uͤ-
ber Nacht logiren koͤnnen: Jedoch haben
manche Herrſchafften hierzu an luſtig
gelegenen Oertern abſonderliche Jagd-
Haͤußer, ſich daſelbſt zu divertiren, und
zu der Birck- oder Auerhan Paltzzeit,
ingleichen auch Hirſchbrunfft, Schwein-
hatz, Puͤrſchen, oder anderen vorfallen-
den Gelegenheiten etliche Wochen lang
aufzuhalten. Es wohnen auch wohl
oͤffters die Forſt-Meiſters, Wild-Mei-
ſters, oder Wald-Voigte in ſolchen Forſt-
Haͤuſern.
Von einem Foͤrſter und deſſen Inſtruction.
Zu einem jeden Revier, welches von
der Natur Holtzreich verwachſen, iſt von
Alters her ein Foͤrſter geordnet worden,
deme die Auffſicht uͤber das Holtz auff-
getragen iſt, damit ſolches nicht verwuͤ-
ſtet werde, dahero er auch Sylvarum Præ-
fectus, des Holtzes Vorſteher, oder Foͤr-
ſter mit allem Recht billig genennet wird,
weil er zu des Holtzes Auffnehmen,
Wart- und Pflegung, als ein treuer
Hauß-Halter uͤber ein gewiſſes Revier,
ſolches pfleglich mit Maaſſe zu verwal-
ten, von ſeiner Herrſchafft geſetzet, und
dieſerwegen mit einer beſondern Pflicht
treu zu ſeyn verbunden iſt. Vor ſeine
Perſon ſoll er vor allen Dingen Holtz
gerecht ſeyn: Nehmlich daß er den
Grund des Erdreichs recht und wohl
verſtehe, was in dieſem fetten oder je-
nem mageren Boden der darein fallen-
de zeitige Baum-Saame und deſſen in-
nerliche Materie vor eine weſentliche
kaͤumende Krafft und Feuchtigkeit zum
Anfluge und kuͤnfftigem verhoffenden
Wiederwachſe vermuthlich haben moͤge,
damit er nicht bey Anordnung der
Schlaͤge und jungen Gehaͤuigte ſolches
wider die Natur, oder wo wenig und
gar nichts von Wiederwachs zu hoffen,
ohne Verſtand anordne. Er muß fer-
ner nicht allein eine Phyſicaliſche oder
Naturmaͤßige Wiſſenſchafft derer Kraͤu-
ter, wovon ſich die wilden Thiere zu er-
nehren pflegen, haben, ſondern auch die
Diſtinction derer Unterirdiſchen Minera-
lien und Waſſer-Qvellen; Jedoch dieſes
nur als ein Parergon und Neben-Werck,
doch ohne Aberglauben, wiſſen und ge-
brauchen, vornehmlich aber die Natur
und Eigenſchafft aller Baͤume von dem
Saamen, Kaͤumung, Anflug, Wieder-
wachs, von deren Jugend biß ins Alter
genau judiciren, den Unterſcheid alles
Holtzes und ſpecialen Diſtinction eines
jeden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/144>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.