Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] hoher Baum, daß er auch alle andere, so
Zapffen tragen, an seiner Höhe weit ü-
bersteiget; Am Stamme soll er zuwei-
len, nach Theophrasti Meynung, derge-
stalt dicke wachsen, daß er kaum von vier
Männern umbklafftert werden könne;
Die Aeste schlagen rund umb den Stamm
von unten an weit und breit aus, und
formiren gleichsam, weil sie nach dem
Gipffel zu immer spitziger verwachsen,
eine Pyramide. Die Nadeln vergleichen
sich denen Kiefern, sind aber kürtzer und
stumpffer anzusehen, ihre Zapffen stehen
ihnen dergestalt feste und gerade an
denen Aesten in die Höhe, daß man sie
nicht ohne Mühe abbrechen kan. Es hat
dieser Baum ein balsamisches weises und
sehr tauerhafftes Holtz, so im alten Te-
stamente zu vielfältigen Sachen und Ge-
räthe verbrauchet worden, weilen der
Wurm darinnen gar nicht schaden thun
soll; Und haben die abgöttischen Heyden
aus dieser Ursache und weil es niemahls
auffzureissen pfleget, ihre Götzen und Bil-
der daraus gemachet. Weswegen auch
der König Salomon den Tempel GOt-
tes sowohl oben, als an denen Wänden
herumb mit Cedern-Holtze spinden las-
sen, 1. Reg. 6, v. 9. Die in der Officin zu-
bereiteten Ceder-Träncke sollen den
Nieren- und Blasen-Stein zermalmen
und gäntzlich abtreiben; Der Rauch von
solchem gebrannten Holtze soll denen
Schlangen sehr zuwider seyn. Die klei-
nere Art Cedern aber, die in Jtalien
wächset, auch hier zu Lande in denen
Gärthen erzeuget wird, ist ein kleiner
Niederstämmiger Baum, welcher nicht
einmahl einen Armsdicken Stamm be-
kommt, und hier zu beschreiben unnö-
thig ist, will derohalben solchen denen
Gärthnern überlassen. Wie man vor-
geben will, so sollen auch gar in den kalten
nordischen Siberien solche hohe Cedern
wachsen, darinnen sich die Zobel aufzu-
halten pflegen; Jch halte aber dafür,
daß es wohl ordentliche Fichten seyn mö-
gen, wie denn nicht wohl glaublich, daß
dergleichen allda zu finden seyn. Es
sollen die Spanier, als sie in America
ankommen und das Königreich Mexico
eingenommen, aus ihrem angebohrnen
allzugrossen Hochmuthe sich herrliche
Palläste aus dergleichen Cedern erbau-
et, unzehlich viel dergleichen umbgehau-
en, und die armen Jndianer also tota-
lit
er ruiniret haben, da sie ohnediß die-
selben durch List umb das ihrige gebracht,
[Spaltenumbruch] und viel tausend Seelen, die Nation zu
vertilgen, unter dem Schein einer Him-
melfarth, auf der See massacriret und
ersäuffet haben; Und haben sie ihnen
bey ihrer Gravität gegen geringschätzige
bundgemahlte Nürenbergische Wah-
ren, Gold, Silber und Edelgesteine ab-
geschwatzet, anbey sich vor Götter aus-
gegeben, wie hiervon in denen Reise-Be-
schreibungen ausführlicher und weitläuf-
tiger kan nachgelesen werden. Gestalt
sie denn zum Beweiß dessen den einfäl-
tigen armen Leuten aus denen Calen-
dern prophezeyhet, daß auf einen be-
stimten Tag die Sonne verfinstert wer-
den solle; Als nun solches geschehen und
sie ihre Magnificenz mit Donnern der
Stücken, Trompeten-Schall und der-
gleichen vollends illustriret, haben diese
arme einfältige Leute sie als Götter an-
gebetet, und dergleichen Unfug haben
die Spanier mehr getrieben, biß endlich
solcher Betrug vermercket worden. Und
weiln mir von der Ceder ferner nichts
mehr bewust, will ich hirmit derselben
Beschreibung endigen, und zu andern
dergleichen Bäumen fortgehen.

Von der Tanne.

Nächst dem Ceder-Baum, welchen
wir hier zu Lande nicht haben, (ausser
daß hier zu Sachßen, und zwar zu Dreß-
den in dem Königlichen und Churfürst-
lichen Phasan-Garthen zu Oster als ei-
ne grosse Rarität etliche hocherwachsene
Ceder-Bäume gefunden werden, der-
gleichen aber sonst in Wäldern nicht an-
zutreffen,) folget nunmehro die Tanne,
als der edelste Baum; Maassen auch die-
ser in Heil. Schrifft hin und wieder offt-
mahls gedacht wird, nehmlich daß auf
dem Berge Libano sowohl Ceder-als
Tannen-Holtz gewachsen. Auf GOttes
Befehl muste der Alt-Vater Noa seinen
Kasten oder grosses Schiff von Tännen-
Holtz verfertigen, damit bey Uberschwem-
mung der Sündfluth sowohl Menschen,
als Vieh, ein jegliches nach seiner Art,
conserviret werden kunte. Auch muste
Moses die Lade des Bundes, nach Gött-
licher Ordnung von Föhren oder Tän-
nen-Holtz machen: Wie künstlich der
König David die Harffen und allerley
Säiten-Spiel von Tännen-Holtze fabri-
cir
et und nebst dem Volcke Jsrael vor
dem Herrn lieblich gespielet, sogar, daß
er mit frölichem Gemüthe vor der Lade

des
E 2

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] hoher Baum, daß er auch alle andere, ſo
Zapffen tragen, an ſeiner Hoͤhe weit uͤ-
berſteiget; Am Stamme ſoll er zuwei-
len, nach Theophraſti Meynung, derge-
ſtalt dicke wachſen, daß er kaum von vier
Maͤnnern umbklafftert werden koͤnne;
Die Aeſte ſchlagen rund umb den Stamm
von unten an weit und breit aus, und
formiren gleichſam, weil ſie nach dem
Gipffel zu immer ſpitziger verwachſen,
eine Pyramide. Die Nadeln vergleichen
ſich denen Kiefern, ſind aber kuͤrtzer und
ſtumpffer anzuſehen, ihre Zapffen ſtehen
ihnen dergeſtalt feſte und gerade an
denen Aeſten in die Hoͤhe, daß man ſie
nicht ohne Muͤhe abbrechen kan. Es hat
dieſer Baum ein balſamiſches weiſes und
ſehr tauerhafftes Holtz, ſo im alten Te-
ſtamente zu vielfaͤltigen Sachen und Ge-
raͤthe verbrauchet worden, weilen der
Wurm darinnen gar nicht ſchaden thun
ſoll; Und haben die abgoͤttiſchen Heyden
aus dieſer Urſache und weil es niemahls
auffzureiſſen pfleget, ihre Goͤtzen und Bil-
der daraus gemachet. Weswegen auch
der Koͤnig Salomon den Tempel GOt-
tes ſowohl oben, als an denen Waͤnden
herumb mit Cedern-Holtze ſpinden laſ-
ſen, 1. Reg. 6, v. 9. Die in der Officin zu-
bereiteten Ceder-Traͤncke ſollen den
Nieren- und Blaſen-Stein zermalmen
und gaͤntzlich abtreiben; Der Rauch von
ſolchem gebrannten Holtze ſoll denen
Schlangen ſehr zuwider ſeyn. Die klei-
nere Art Cedern aber, die in Jtalien
waͤchſet, auch hier zu Lande in denen
Gaͤrthen erzeuget wird, iſt ein kleiner
Niederſtaͤmmiger Baum, welcher nicht
einmahl einen Armsdicken Stamm be-
kommt, und hier zu beſchreiben unnoͤ-
thig iſt, will derohalben ſolchen denen
Gaͤrthnern uͤberlaſſen. Wie man vor-
geben will, ſo ſollen auch gar in den kalten
nordiſchen Siberien ſolche hohe Cedern
wachſen, darinnen ſich die Zobel aufzu-
halten pflegen; Jch halte aber dafuͤr,
daß es wohl ordentliche Fichten ſeyn moͤ-
gen, wie denn nicht wohl glaublich, daß
dergleichen allda zu finden ſeyn. Es
ſollen die Spanier, als ſie in America
ankommen und das Koͤnigreich Mexico
eingenommen, aus ihrem angebohrnen
allzugroſſen Hochmuthe ſich herrliche
Pallaͤſte aus dergleichen Cedern erbau-
et, unzehlich viel dergleichen umbgehau-
en, und die armen Jndianer alſo tota-
lit
er ruiniret haben, da ſie ohnediß die-
ſelben durch Liſt umb das ihrige gebracht,
[Spaltenumbruch] und viel tauſend Seelen, die Nation zu
vertilgen, unter dem Schein einer Him-
melfarth, auf der See maſſacriret und
erſaͤuffet haben; Und haben ſie ihnen
bey ihrer Gravitaͤt gegen geringſchaͤtzige
bundgemahlte Nuͤrenbergiſche Wah-
ren, Gold, Silber und Edelgeſteine ab-
geſchwatzet, anbey ſich vor Goͤtter aus-
gegeben, wie hiervon in denen Reiſe-Be-
ſchreibungen ausfuͤhrlicher und weitlaͤuf-
tiger kan nachgeleſen werden. Geſtalt
ſie denn zum Beweiß deſſen den einfaͤl-
tigen armen Leuten aus denen Calen-
dern prophezeyhet, daß auf einen be-
ſtimten Tag die Sonne verfinſtert wer-
den ſolle; Als nun ſolches geſchehen und
ſie ihre Magnificenz mit Donnern der
Stuͤcken, Trompeten-Schall und der-
gleichen vollends illuſtriret, haben dieſe
arme einfaͤltige Leute ſie als Goͤtter an-
gebetet, und dergleichen Unfug haben
die Spanier mehr getrieben, biß endlich
ſolcher Betrug vermercket worden. Und
weiln mir von der Ceder ferner nichts
mehr bewuſt, will ich hirmit derſelben
Beſchreibung endigen, und zu andern
dergleichen Baͤumen fortgehen.

Von der Tanne.

Naͤchſt dem Ceder-Baum, welchen
wir hier zu Lande nicht haben, (auſſer
daß hier zu Sachßen, und zwar zu Dreß-
den in dem Koͤniglichen und Churfuͤrſt-
lichen Phaſan-Garthen zu Oſter als ei-
ne groſſe Raritaͤt etliche hocherwachſene
Ceder-Baͤume gefunden werden, der-
gleichen aber ſonſt in Waͤldern nicht an-
zutreffen,) folget nunmehro die Tanne,
als der edelſte Baum; Maaſſen auch die-
ſer in Heil. Schrifft hin und wieder offt-
mahls gedacht wird, nehmlich daß auf
dem Berge Libano ſowohl Ceder-als
Tannen-Holtz gewachſen. Auf GOttes
Befehl muſte der Alt-Vater Noa ſeinen
Kaſten oder groſſes Schiff von Taͤnnen-
Holtz verfertigen, damit bey Uberſchwem-
mung der Suͤndfluth ſowohl Menſchen,
als Vieh, ein jegliches nach ſeiner Art,
conſerviret werden kunte. Auch muſte
Moſes die Lade des Bundes, nach Goͤtt-
licher Ordnung von Foͤhren oder Taͤn-
nen-Holtz machen: Wie kuͤnſtlich der
Koͤnig David die Harffen und allerley
Saͤiten-Spiel von Taͤnnen-Holtze fabri-
cir
et und nebſt dem Volcke Jſrael vor
dem Herrn lieblich geſpielet, ſogar, daß
er mit froͤlichem Gemuͤthe vor der Lade

des
E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0103" n="35"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Erden.</hi></fw><lb/><cb/>
hoher Baum, daß er auch alle andere, &#x017F;o<lb/>
Zapffen tragen, an &#x017F;einer Ho&#x0364;he weit u&#x0364;-<lb/>
ber&#x017F;teiget; Am Stamme &#x017F;oll er zuwei-<lb/>
len, nach <hi rendition="#aq">Theophra&#x017F;ti</hi> Meynung, derge-<lb/>
&#x017F;talt dicke wach&#x017F;en, daß er kaum von vier<lb/>
Ma&#x0364;nnern umbklafftert werden ko&#x0364;nne;<lb/>
Die Ae&#x017F;te &#x017F;chlagen rund umb den Stamm<lb/>
von unten an weit und breit aus, und<lb/><hi rendition="#aq">formir</hi>en gleich&#x017F;am, weil &#x017F;ie nach dem<lb/>
Gipffel zu immer &#x017F;pitziger verwach&#x017F;en,<lb/>
eine <hi rendition="#aq">Pyramide.</hi> Die Nadeln vergleichen<lb/>
&#x017F;ich denen Kiefern, &#x017F;ind aber ku&#x0364;rtzer und<lb/>
&#x017F;tumpffer anzu&#x017F;ehen, ihre Zapffen &#x017F;tehen<lb/>
ihnen derge&#x017F;talt fe&#x017F;te und gerade an<lb/>
denen Ae&#x017F;ten in die Ho&#x0364;he, daß man &#x017F;ie<lb/>
nicht ohne Mu&#x0364;he abbrechen kan. Es hat<lb/>
die&#x017F;er Baum ein <hi rendition="#aq">bal&#x017F;ami</hi>&#x017F;ches wei&#x017F;es und<lb/>
&#x017F;ehr tauerhafftes Holtz, &#x017F;o im alten Te-<lb/>
&#x017F;tamente zu vielfa&#x0364;ltigen Sachen und Ge-<lb/>
ra&#x0364;the verbrauchet worden, weilen der<lb/>
Wurm darinnen gar nicht &#x017F;chaden thun<lb/>
&#x017F;oll; Und haben die abgo&#x0364;tti&#x017F;chen Heyden<lb/>
aus die&#x017F;er Ur&#x017F;ache und weil es niemahls<lb/>
auffzurei&#x017F;&#x017F;en pfleget, ihre Go&#x0364;tzen und Bil-<lb/>
der daraus gemachet. Weswegen auch<lb/>
der Ko&#x0364;nig Salomon den Tempel GOt-<lb/>
tes &#x017F;owohl oben, als an denen Wa&#x0364;nden<lb/>
herumb mit Cedern-Holtze &#x017F;pinden la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, <hi rendition="#aq">1. Reg. 6, v. 9.</hi> Die in der <hi rendition="#aq">Officin</hi> zu-<lb/>
bereiteten Ceder-Tra&#x0364;ncke &#x017F;ollen den<lb/>
Nieren- und Bla&#x017F;en-Stein zermalmen<lb/>
und ga&#x0364;ntzlich abtreiben; Der Rauch von<lb/>
&#x017F;olchem gebrannten Holtze &#x017F;oll denen<lb/>
Schlangen &#x017F;ehr zuwider &#x017F;eyn. Die klei-<lb/>
nere Art Cedern aber, die in Jtalien<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;et, auch hier zu Lande in denen<lb/>
Ga&#x0364;rthen erzeuget wird, i&#x017F;t ein kleiner<lb/>
Nieder&#x017F;ta&#x0364;mmiger Baum, welcher nicht<lb/>
einmahl einen Armsdicken Stamm be-<lb/>
kommt, und hier zu be&#x017F;chreiben unno&#x0364;-<lb/>
thig i&#x017F;t, will derohalben &#x017F;olchen denen<lb/>
Ga&#x0364;rthnern u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en. Wie man vor-<lb/>
geben will, &#x017F;o &#x017F;ollen auch gar in den kalten<lb/>
nordi&#x017F;chen Siberien &#x017F;olche hohe Cedern<lb/>
wach&#x017F;en, darinnen &#x017F;ich die Zobel aufzu-<lb/>
halten pflegen; Jch halte aber dafu&#x0364;r,<lb/>
daß es wohl ordentliche Fichten &#x017F;eyn mo&#x0364;-<lb/>
gen, wie denn nicht wohl glaublich, daß<lb/>
dergleichen allda zu finden &#x017F;eyn. Es<lb/>
&#x017F;ollen die Spanier, als &#x017F;ie in <hi rendition="#aq">America</hi><lb/>
ankommen und das Ko&#x0364;nigreich <hi rendition="#aq">Mexico</hi><lb/>
eingenommen, aus ihrem angebohrnen<lb/>
allzugro&#x017F;&#x017F;en Hochmuthe &#x017F;ich herrliche<lb/>
Palla&#x0364;&#x017F;te aus dergleichen Cedern erbau-<lb/>
et, unzehlich viel dergleichen umbgehau-<lb/>
en, und die armen Jndianer al&#x017F;o <hi rendition="#aq">tota-<lb/>
lit</hi>er <hi rendition="#aq">ruinir</hi>et haben, da &#x017F;ie ohnediß die-<lb/>
&#x017F;elben durch Li&#x017F;t umb das ihrige gebracht,<lb/><cb/>
und viel tau&#x017F;end Seelen, die <hi rendition="#aq">Nation</hi> zu<lb/>
vertilgen, unter dem Schein einer Him-<lb/>
melfarth, auf der See <hi rendition="#aq">ma&#x017F;&#x017F;acrir</hi>et und<lb/>
er&#x017F;a&#x0364;uffet haben; Und haben &#x017F;ie ihnen<lb/>
bey ihrer <hi rendition="#aq">Gravit</hi>a&#x0364;t gegen gering&#x017F;cha&#x0364;tzige<lb/>
bundgemahlte Nu&#x0364;renbergi&#x017F;che Wah-<lb/>
ren, Gold, Silber und Edelge&#x017F;teine ab-<lb/>
ge&#x017F;chwatzet, anbey &#x017F;ich vor Go&#x0364;tter aus-<lb/>
gegeben, wie hiervon in denen Rei&#x017F;e-Be-<lb/>
&#x017F;chreibungen ausfu&#x0364;hrlicher und weitla&#x0364;uf-<lb/>
tiger kan nachgele&#x017F;en werden. Ge&#x017F;talt<lb/>
&#x017F;ie denn zum Beweiß de&#x017F;&#x017F;en den einfa&#x0364;l-<lb/>
tigen armen Leuten aus denen Calen-<lb/>
dern prophezeyhet, daß auf einen be-<lb/>
&#x017F;timten Tag die Sonne verfin&#x017F;tert wer-<lb/>
den &#x017F;olle; Als nun &#x017F;olches ge&#x017F;chehen und<lb/>
&#x017F;ie ihre <hi rendition="#aq">Magnificenz</hi> mit Donnern der<lb/>
Stu&#x0364;cken, Trompeten-Schall und der-<lb/>
gleichen vollends <hi rendition="#aq">illu&#x017F;trir</hi>et, haben die&#x017F;e<lb/>
arme einfa&#x0364;ltige Leute &#x017F;ie als Go&#x0364;tter an-<lb/>
gebetet, und dergleichen Unfug haben<lb/>
die Spanier mehr getrieben, biß endlich<lb/>
&#x017F;olcher Betrug vermercket worden. Und<lb/>
weiln mir von der Ceder ferner nichts<lb/>
mehr bewu&#x017F;t, will ich hirmit der&#x017F;elben<lb/>
Be&#x017F;chreibung endigen, und zu andern<lb/>
dergleichen Ba&#x0364;umen fortgehen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von der <hi rendition="#in">T</hi>anne.</hi> </head><lb/>
            <p>Na&#x0364;ch&#x017F;t dem Ceder-Baum, welchen<lb/>
wir hier zu Lande nicht haben, (au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
daß hier zu Sachßen, und zwar zu Dreß-<lb/>
den in dem Ko&#x0364;niglichen und Churfu&#x0364;r&#x017F;t-<lb/>
lichen <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;an-</hi>Garthen zu O&#x017F;ter als ei-<lb/>
ne gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Rarit</hi>a&#x0364;t etliche hocherwach&#x017F;ene<lb/>
Ceder-Ba&#x0364;ume gefunden werden, der-<lb/>
gleichen aber &#x017F;on&#x017F;t in Wa&#x0364;ldern nicht an-<lb/>
zutreffen,) folget nunmehro die Tanne,<lb/>
als der edel&#x017F;te Baum; Maa&#x017F;&#x017F;en auch die-<lb/>
&#x017F;er in Heil. Schrifft hin und wieder offt-<lb/>
mahls gedacht wird, nehmlich daß auf<lb/>
dem Berge Libano &#x017F;owohl Ceder-als<lb/>
Tannen-Holtz gewach&#x017F;en. Auf GOttes<lb/>
Befehl mu&#x017F;te der Alt-Vater Noa &#x017F;einen<lb/>
Ka&#x017F;ten oder gro&#x017F;&#x017F;es Schiff von Ta&#x0364;nnen-<lb/>
Holtz verfertigen, damit bey Uber&#x017F;chwem-<lb/>
mung der Su&#x0364;ndfluth &#x017F;owohl Men&#x017F;chen,<lb/>
als Vieh, ein jegliches nach &#x017F;einer Art,<lb/><hi rendition="#aq">con&#x017F;ervir</hi>et werden kunte. Auch mu&#x017F;te<lb/>
Mo&#x017F;es die Lade des Bundes, nach Go&#x0364;tt-<lb/>
licher Ordnung von Fo&#x0364;hren oder Ta&#x0364;n-<lb/>
nen-Holtz machen: Wie ku&#x0364;n&#x017F;tlich der<lb/>
Ko&#x0364;nig David die Harffen und allerley<lb/>
Sa&#x0364;iten-Spiel von Ta&#x0364;nnen-Holtze <hi rendition="#aq">fabri-<lb/>
cir</hi>et und neb&#x017F;t dem Volcke J&#x017F;rael vor<lb/>
dem Herrn lieblich ge&#x017F;pielet, &#x017F;ogar, daß<lb/>
er mit fro&#x0364;lichem Gemu&#x0364;the vor der Lade<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0103] Von der Erden. hoher Baum, daß er auch alle andere, ſo Zapffen tragen, an ſeiner Hoͤhe weit uͤ- berſteiget; Am Stamme ſoll er zuwei- len, nach Theophraſti Meynung, derge- ſtalt dicke wachſen, daß er kaum von vier Maͤnnern umbklafftert werden koͤnne; Die Aeſte ſchlagen rund umb den Stamm von unten an weit und breit aus, und formiren gleichſam, weil ſie nach dem Gipffel zu immer ſpitziger verwachſen, eine Pyramide. Die Nadeln vergleichen ſich denen Kiefern, ſind aber kuͤrtzer und ſtumpffer anzuſehen, ihre Zapffen ſtehen ihnen dergeſtalt feſte und gerade an denen Aeſten in die Hoͤhe, daß man ſie nicht ohne Muͤhe abbrechen kan. Es hat dieſer Baum ein balſamiſches weiſes und ſehr tauerhafftes Holtz, ſo im alten Te- ſtamente zu vielfaͤltigen Sachen und Ge- raͤthe verbrauchet worden, weilen der Wurm darinnen gar nicht ſchaden thun ſoll; Und haben die abgoͤttiſchen Heyden aus dieſer Urſache und weil es niemahls auffzureiſſen pfleget, ihre Goͤtzen und Bil- der daraus gemachet. Weswegen auch der Koͤnig Salomon den Tempel GOt- tes ſowohl oben, als an denen Waͤnden herumb mit Cedern-Holtze ſpinden laſ- ſen, 1. Reg. 6, v. 9. Die in der Officin zu- bereiteten Ceder-Traͤncke ſollen den Nieren- und Blaſen-Stein zermalmen und gaͤntzlich abtreiben; Der Rauch von ſolchem gebrannten Holtze ſoll denen Schlangen ſehr zuwider ſeyn. Die klei- nere Art Cedern aber, die in Jtalien waͤchſet, auch hier zu Lande in denen Gaͤrthen erzeuget wird, iſt ein kleiner Niederſtaͤmmiger Baum, welcher nicht einmahl einen Armsdicken Stamm be- kommt, und hier zu beſchreiben unnoͤ- thig iſt, will derohalben ſolchen denen Gaͤrthnern uͤberlaſſen. Wie man vor- geben will, ſo ſollen auch gar in den kalten nordiſchen Siberien ſolche hohe Cedern wachſen, darinnen ſich die Zobel aufzu- halten pflegen; Jch halte aber dafuͤr, daß es wohl ordentliche Fichten ſeyn moͤ- gen, wie denn nicht wohl glaublich, daß dergleichen allda zu finden ſeyn. Es ſollen die Spanier, als ſie in America ankommen und das Koͤnigreich Mexico eingenommen, aus ihrem angebohrnen allzugroſſen Hochmuthe ſich herrliche Pallaͤſte aus dergleichen Cedern erbau- et, unzehlich viel dergleichen umbgehau- en, und die armen Jndianer alſo tota- liter ruiniret haben, da ſie ohnediß die- ſelben durch Liſt umb das ihrige gebracht, und viel tauſend Seelen, die Nation zu vertilgen, unter dem Schein einer Him- melfarth, auf der See maſſacriret und erſaͤuffet haben; Und haben ſie ihnen bey ihrer Gravitaͤt gegen geringſchaͤtzige bundgemahlte Nuͤrenbergiſche Wah- ren, Gold, Silber und Edelgeſteine ab- geſchwatzet, anbey ſich vor Goͤtter aus- gegeben, wie hiervon in denen Reiſe-Be- ſchreibungen ausfuͤhrlicher und weitlaͤuf- tiger kan nachgeleſen werden. Geſtalt ſie denn zum Beweiß deſſen den einfaͤl- tigen armen Leuten aus denen Calen- dern prophezeyhet, daß auf einen be- ſtimten Tag die Sonne verfinſtert wer- den ſolle; Als nun ſolches geſchehen und ſie ihre Magnificenz mit Donnern der Stuͤcken, Trompeten-Schall und der- gleichen vollends illuſtriret, haben dieſe arme einfaͤltige Leute ſie als Goͤtter an- gebetet, und dergleichen Unfug haben die Spanier mehr getrieben, biß endlich ſolcher Betrug vermercket worden. Und weiln mir von der Ceder ferner nichts mehr bewuſt, will ich hirmit derſelben Beſchreibung endigen, und zu andern dergleichen Baͤumen fortgehen. Von der Tanne. Naͤchſt dem Ceder-Baum, welchen wir hier zu Lande nicht haben, (auſſer daß hier zu Sachßen, und zwar zu Dreß- den in dem Koͤniglichen und Churfuͤrſt- lichen Phaſan-Garthen zu Oſter als ei- ne groſſe Raritaͤt etliche hocherwachſene Ceder-Baͤume gefunden werden, der- gleichen aber ſonſt in Waͤldern nicht an- zutreffen,) folget nunmehro die Tanne, als der edelſte Baum; Maaſſen auch die- ſer in Heil. Schrifft hin und wieder offt- mahls gedacht wird, nehmlich daß auf dem Berge Libano ſowohl Ceder-als Tannen-Holtz gewachſen. Auf GOttes Befehl muſte der Alt-Vater Noa ſeinen Kaſten oder groſſes Schiff von Taͤnnen- Holtz verfertigen, damit bey Uberſchwem- mung der Suͤndfluth ſowohl Menſchen, als Vieh, ein jegliches nach ſeiner Art, conſerviret werden kunte. Auch muſte Moſes die Lade des Bundes, nach Goͤtt- licher Ordnung von Foͤhren oder Taͤn- nen-Holtz machen: Wie kuͤnſtlich der Koͤnig David die Harffen und allerley Saͤiten-Spiel von Taͤnnen-Holtze fabri- ciret und nebſt dem Volcke Jſrael vor dem Herrn lieblich geſpielet, ſogar, daß er mit froͤlichem Gemuͤthe vor der Lade des E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/103
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/103>, abgerufen am 23.11.2024.