Bei Bearbeitung vorliegenden Buches bin ich bestrebt gewesen, auf dem Gebiet des Werkzeugmaschinenbaues zu freiem Entwerfen anzuregen, und so dem einfachen Nachahmen gegebener Vorbilder entgegenzuarbeiten. Bekannte bewährte Ausführungen werden zwar immer einen gewissen Ein- fluss beim Neuentwerfen ausüben, und dieser Einfluss ist berechtigt, soweit Aufgaben vorliegen, welche den jener Ausführungen nahe verwandt sind. Er darf aber nicht so weit gehen, dass er blind macht gegen die beson- deren Umstände, welche die neuen Aufgaben begleiten.
Das freie Entwerfen erfordert zunächst richtiges Erkennen der Auf- gabe und ferner Kenntniss der Mittel, durch welche die einzelnen Zwecke erreicht werden können. Ein und derselbe Zweck ist auf verschiedenen Wegen zu erzielen; die Kenntniss der verfügbaren Mittel muss umfassend genug sein, um zum Abwägen ihrer Vortheile, bezw. Mängel gegenüber den besondern, die Aufgabe begleitenden Umständen zu befähigen. Um das zu erleichtern, sind -- so viel als möglich -- die Arbeitsvorgänge, die den Werkzeugen entgegentretenden Widerstände, die Bewegungs- und Führungs- mittel, sowie der Gesammtaufbau der Maschinen gesondert behandelt. Meines Wissens ist die vorliegende Anordnung des Stoffes neu; es ist deshalb mög- lich, dass sie -- wie alles Neue -- verbesserungsfähig ist. Es würde mich freuen, wenn die vorliegende Arbeit zu einer erfolgreichen Erörterung der Frage Anlass gäbe, welche Darstellungsform für ein Buch über Werkzeug- maschinenkunde die zweckmässigste ist.
Als Ideal des Entwerfens irgend welcher Maschine ist zu bezeichnen, dass gleichzeitig die zu ihrer Ausführung erforderlichen Hilfsmittel entworfen werden. Manche Formen, manche Einrichtungen der ersteren Maschine fallen einfacher oder herstellbarer aus, wenn der Entwerfende genöthigt ist, auch die zugehörigen Werkzeugmaschinen und dergl. anzugeben, also sich völlige Klarheit über die Ausführung der Maschine zu schaffen, um welche es sich in erster Linie handelt. Der heutige Maschinenbau hat nicht allein bestimmten Zwecken dienende Maschinen in guter Ausführung herzustellen, sondern auch sie möglichst billig zu liefern. Das bedingt, den Entwurf der Maschine im Einklang mit den Mitteln aufzustellen, welche zur Ausführung dienen.
In manchen Fällen wird so vorgegangen, wie vorhin als erstrebens- werth angegeben ist, dass nämlich das Geforderte und das zu seiner Er- zeugung Dienende von derselben Person gleichzeitig entworfen wird. Dann muss dieser Ingenieur den in Frage kommenden Theil des Werkzeug- maschinenwesens voll beherrschen.
Vorwort.
Bei Bearbeitung vorliegenden Buches bin ich bestrebt gewesen, auf dem Gebiet des Werkzeugmaschinenbaues zu freiem Entwerfen anzuregen, und so dem einfachen Nachahmen gegebener Vorbilder entgegenzuarbeiten. Bekannte bewährte Ausführungen werden zwar immer einen gewissen Ein- fluss beim Neuentwerfen ausüben, und dieser Einfluss ist berechtigt, soweit Aufgaben vorliegen, welche den jener Ausführungen nahe verwandt sind. Er darf aber nicht so weit gehen, dass er blind macht gegen die beson- deren Umstände, welche die neuen Aufgaben begleiten.
Das freie Entwerfen erfordert zunächst richtiges Erkennen der Auf- gabe und ferner Kenntniss der Mittel, durch welche die einzelnen Zwecke erreicht werden können. Ein und derselbe Zweck ist auf verschiedenen Wegen zu erzielen; die Kenntniss der verfügbaren Mittel muss umfassend genug sein, um zum Abwägen ihrer Vortheile, bezw. Mängel gegenüber den besondern, die Aufgabe begleitenden Umständen zu befähigen. Um das zu erleichtern, sind — so viel als möglich — die Arbeitsvorgänge, die den Werkzeugen entgegentretenden Widerstände, die Bewegungs- und Führungs- mittel, sowie der Gesammtaufbau der Maschinen gesondert behandelt. Meines Wissens ist die vorliegende Anordnung des Stoffes neu; es ist deshalb mög- lich, dass sie — wie alles Neue — verbesserungsfähig ist. Es würde mich freuen, wenn die vorliegende Arbeit zu einer erfolgreichen Erörterung der Frage Anlass gäbe, welche Darstellungsform für ein Buch über Werkzeug- maschinenkunde die zweckmässigste ist.
Als Ideal des Entwerfens irgend welcher Maschine ist zu bezeichnen, dass gleichzeitig die zu ihrer Ausführung erforderlichen Hilfsmittel entworfen werden. Manche Formen, manche Einrichtungen der ersteren Maschine fallen einfacher oder herstellbarer aus, wenn der Entwerfende genöthigt ist, auch die zugehörigen Werkzeugmaschinen und dergl. anzugeben, also sich völlige Klarheit über die Ausführung der Maschine zu schaffen, um welche es sich in erster Linie handelt. Der heutige Maschinenbau hat nicht allein bestimmten Zwecken dienende Maschinen in guter Ausführung herzustellen, sondern auch sie möglichst billig zu liefern. Das bedingt, den Entwurf der Maschine im Einklang mit den Mitteln aufzustellen, welche zur Ausführung dienen.
In manchen Fällen wird so vorgegangen, wie vorhin als erstrebens- werth angegeben ist, dass nämlich das Geforderte und das zu seiner Er- zeugung Dienende von derselben Person gleichzeitig entworfen wird. Dann muss dieser Ingenieur den in Frage kommenden Theil des Werkzeug- maschinenwesens voll beherrschen.
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Vorwort.
Bei Bearbeitung vorliegenden Buches bin ich bestrebt gewesen, auf
dem Gebiet des Werkzeugmaschinenbaues zu freiem Entwerfen anzuregen,
und so dem einfachen Nachahmen gegebener Vorbilder entgegenzuarbeiten.
Bekannte bewährte Ausführungen werden zwar immer einen gewissen Ein-
fluss beim Neuentwerfen ausüben, und dieser Einfluss ist berechtigt, soweit
Aufgaben vorliegen, welche den jener Ausführungen nahe verwandt sind.
Er darf aber nicht so weit gehen, dass er blind macht gegen die beson-
deren Umstände, welche die neuen Aufgaben begleiten.
Das freie Entwerfen erfordert zunächst richtiges Erkennen der Auf-
gabe und ferner Kenntniss der Mittel, durch welche die einzelnen Zwecke
erreicht werden können. Ein und derselbe Zweck ist auf verschiedenen
Wegen zu erzielen; die Kenntniss der verfügbaren Mittel muss umfassend
genug sein, um zum Abwägen ihrer Vortheile, bezw. Mängel gegenüber den
besondern, die Aufgabe begleitenden Umständen zu befähigen. Um das zu
erleichtern, sind — so viel als möglich — die Arbeitsvorgänge, die den
Werkzeugen entgegentretenden Widerstände, die Bewegungs- und Führungs-
mittel, sowie der Gesammtaufbau der Maschinen gesondert behandelt. Meines
Wissens ist die vorliegende Anordnung des Stoffes neu; es ist deshalb mög-
lich, dass sie — wie alles Neue — verbesserungsfähig ist. Es würde mich
freuen, wenn die vorliegende Arbeit zu einer erfolgreichen Erörterung der
Frage Anlass gäbe, welche Darstellungsform für ein Buch über Werkzeug-
maschinenkunde die zweckmässigste ist.
Als Ideal des Entwerfens irgend welcher Maschine ist zu bezeichnen,
dass gleichzeitig die zu ihrer Ausführung erforderlichen Hilfsmittel entworfen
werden. Manche Formen, manche Einrichtungen der ersteren Maschine
fallen einfacher oder herstellbarer aus, wenn der Entwerfende genöthigt
ist, auch die zugehörigen Werkzeugmaschinen und dergl. anzugeben, also
sich völlige Klarheit über die Ausführung der Maschine zu schaffen, um
welche es sich in erster Linie handelt. Der heutige Maschinenbau hat
nicht allein bestimmten Zwecken dienende Maschinen in guter Ausführung
herzustellen, sondern auch sie möglichst billig zu liefern. Das bedingt, den
Entwurf der Maschine im Einklang mit den Mitteln aufzustellen, welche zur
Ausführung dienen.
In manchen Fällen wird so vorgegangen, wie vorhin als erstrebens-
werth angegeben ist, dass nämlich das Geforderte und das zu seiner Er-
zeugung Dienende von derselben Person gleichzeitig entworfen wird. Dann
muss dieser Ingenieur den in Frage kommenden Theil des Werkzeug-
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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. [III]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/9>, abgerufen am 24.11.2024.
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