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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.

Dieser bedeutende Mehrbetrag ist zum Theil dem Umstande zuzu-
schreiben, dass die Formwände auch den von dem einfliessenden Metall ver-
suchten Abwaschungen widerstehen müssen, theils dem Bewusstsein, dass die
Festigung keine gleichmässige ist, also durch den Mehrbetrag die hin-
reichende Festigung der am wenigsten getroffenen Stellen gesichert werden
soll. Ein nicht geringer Theil des Ueberschusses an Druck gegenüber dem
auf Grund des hydrostatischen Druckes des flüssigen Metalles berechneten,
dürfte aber auf Rechnung des Verfahrens, den Sandrücken und nicht die
Formfläche zu pressen, entfallen. Es ist, wie weiter oben schon angedeutet,
zu dem an der Modellplatte bezw. dem Modell erforderlichen Druck noch
der gesammte Reibungswiderstand des an den Kastenwänden und nach
Umständen der Schoren gleitenden Sandes hinzuzuzählen, um den erforder-
lichen Druck des Druckklotzes zu bestimmen.

Für das Ausziehen der Modelle, bei welchem nur Reibungswiderstände
zu überwinden sind, ist die Bestimmung der erforderlichen Kraft noch
unsicherer, indem die in die Rechnung einzusetzende Reibungswerthziffer
von einer Zahl von Umständen abhängt. Es ist das hauptsächlich für das
Ausziehen der Modelle bezw. Abheben der Kästen durch Wasserdruck von
Bedeutung, indem nur zu Anfang des Vorganges der volle Widerstand zu
überwinden ist, dann aber nur noch die Reibung zwischen den Flächen
der Form und dem Modell, welche noch miteinander in Fühlung sind.
Bei Handbethätigung lässt sich für sehr kurze Zeit eine grosse Kraft aus-
üben, wenn die übrige Arbeit nur ein wenig Widerstand findet, während
der Wasserdruckbetrieb für den ersten, grossen Widerstand eingerichtet
werden muss und dann dieselbe Wassermenge verbraucht wird, welche auch
diesen grossen Widerstand auf dem ganzen Wege überwinden könnte.

Das Formen auf der Modellplatte verlangt, dass die Modelle in der
Theilfläche der Form gegenüber den Merkstiften bezw. Oesen des einen
Kastens genau so liegen wie gegenüber dem anderen Kasten, damit die
zusammengelegten Formhälften zu einander genau passen. Bei gewöhn-
licher Handformerei genügt hierfür die Uebereinstimmung in den Stiften
bezw. Oesen jedes einzelnen Kastenpaares, während bei der Modellplatten-
formerei jeder Oberkasten wie jeder Unterkasten zu der betreffenden Modell-
platte passen muss. Es erfordern daher die Kasten der Modellplatten-
formerei -- und ebenso die aus dieser hervorgegangenen Maschinen-
formerei -- sorgfältige Herstellung. Da man gleichzeitig mittels Maschine
eine grössere Kastenzahl herstellt als mittels gewöhnlichen Handformens,
so verlangt die Beschaffung der Formkasten für die Formmaschine weit
grössere Summen, als man sonst für Formkasten auszugeben pflegt.

Man weicht deshalb in manchen Giessereien von dem Verfahren, nach
welchem täglich nur ein oder zwei Stunden gegossen wird, ab, giesst viel-
mehr während der ganzen Arbeitszeit, so dass die Form sofort nach ihrer
Herstellung ausgegossen und der Formkasten sehr bald für das Einformen
wieder frei wird.

Häufiger kommen sogenannte Abschlagsformkasten zur Verwen-
dung. Wenn die Gusstücke flach sind, also kein grosser Druck innerhalb
der Form auftritt, so ist zulässig, die Formkasten nach dem Zusammen-
legen der beiden Formhälften zu entfernen, also dem Zusammenhange des
Sandes die Aufnahme des im Innern der Form vorkommenden Druckes zu
überlassen. Man stützt solche Formen, von welchen die Formkasten hin-

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.

Dieser bedeutende Mehrbetrag ist zum Theil dem Umstande zuzu-
schreiben, dass die Formwände auch den von dem einfliessenden Metall ver-
suchten Abwaschungen widerstehen müssen, theils dem Bewusstsein, dass die
Festigung keine gleichmässige ist, also durch den Mehrbetrag die hin-
reichende Festigung der am wenigsten getroffenen Stellen gesichert werden
soll. Ein nicht geringer Theil des Ueberschusses an Druck gegenüber dem
auf Grund des hydrostatischen Druckes des flüssigen Metalles berechneten,
dürfte aber auf Rechnung des Verfahrens, den Sandrücken und nicht die
Formfläche zu pressen, entfallen. Es ist, wie weiter oben schon angedeutet,
zu dem an der Modellplatte bezw. dem Modell erforderlichen Druck noch
der gesammte Reibungswiderstand des an den Kastenwänden und nach
Umständen der Schoren gleitenden Sandes hinzuzuzählen, um den erforder-
lichen Druck des Druckklotzes zu bestimmen.

Für das Ausziehen der Modelle, bei welchem nur Reibungswiderstände
zu überwinden sind, ist die Bestimmung der erforderlichen Kraft noch
unsicherer, indem die in die Rechnung einzusetzende Reibungswerthziffer
von einer Zahl von Umständen abhängt. Es ist das hauptsächlich für das
Ausziehen der Modelle bezw. Abheben der Kästen durch Wasserdruck von
Bedeutung, indem nur zu Anfang des Vorganges der volle Widerstand zu
überwinden ist, dann aber nur noch die Reibung zwischen den Flächen
der Form und dem Modell, welche noch miteinander in Fühlung sind.
Bei Handbethätigung lässt sich für sehr kurze Zeit eine grosse Kraft aus-
üben, wenn die übrige Arbeit nur ein wenig Widerstand findet, während
der Wasserdruckbetrieb für den ersten, grossen Widerstand eingerichtet
werden muss und dann dieselbe Wassermenge verbraucht wird, welche auch
diesen grossen Widerstand auf dem ganzen Wege überwinden könnte.

Das Formen auf der Modellplatte verlangt, dass die Modelle in der
Theilfläche der Form gegenüber den Merkstiften bezw. Oesen des einen
Kastens genau so liegen wie gegenüber dem anderen Kasten, damit die
zusammengelegten Formhälften zu einander genau passen. Bei gewöhn-
licher Handformerei genügt hierfür die Uebereinstimmung in den Stiften
bezw. Oesen jedes einzelnen Kastenpaares, während bei der Modellplatten-
formerei jeder Oberkasten wie jeder Unterkasten zu der betreffenden Modell-
platte passen muss. Es erfordern daher die Kasten der Modellplatten-
formerei — und ebenso die aus dieser hervorgegangenen Maschinen-
formerei — sorgfältige Herstellung. Da man gleichzeitig mittels Maschine
eine grössere Kastenzahl herstellt als mittels gewöhnlichen Handformens,
so verlangt die Beschaffung der Formkasten für die Formmaschine weit
grössere Summen, als man sonst für Formkasten auszugeben pflegt.

Man weicht deshalb in manchen Giessereien von dem Verfahren, nach
welchem täglich nur ein oder zwei Stunden gegossen wird, ab, giesst viel-
mehr während der ganzen Arbeitszeit, so dass die Form sofort nach ihrer
Herstellung ausgegossen und der Formkasten sehr bald für das Einformen
wieder frei wird.

Häufiger kommen sogenannte Abschlagsformkasten zur Verwen-
dung. Wenn die Gusstücke flach sind, also kein grosser Druck innerhalb
der Form auftritt, so ist zulässig, die Formkasten nach dem Zusammen-
legen der beiden Formhälften zu entfernen, also dem Zusammenhange des
Sandes die Aufnahme des im Innern der Form vorkommenden Druckes zu
überlassen. Man stützt solche Formen, von welchen die Formkasten hin-

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[716/0736] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. Dieser bedeutende Mehrbetrag ist zum Theil dem Umstande zuzu- schreiben, dass die Formwände auch den von dem einfliessenden Metall ver- suchten Abwaschungen widerstehen müssen, theils dem Bewusstsein, dass die Festigung keine gleichmässige ist, also durch den Mehrbetrag die hin- reichende Festigung der am wenigsten getroffenen Stellen gesichert werden soll. Ein nicht geringer Theil des Ueberschusses an Druck gegenüber dem auf Grund des hydrostatischen Druckes des flüssigen Metalles berechneten, dürfte aber auf Rechnung des Verfahrens, den Sandrücken und nicht die Formfläche zu pressen, entfallen. Es ist, wie weiter oben schon angedeutet, zu dem an der Modellplatte bezw. dem Modell erforderlichen Druck noch der gesammte Reibungswiderstand des an den Kastenwänden und nach Umständen der Schoren gleitenden Sandes hinzuzuzählen, um den erforder- lichen Druck des Druckklotzes zu bestimmen. Für das Ausziehen der Modelle, bei welchem nur Reibungswiderstände zu überwinden sind, ist die Bestimmung der erforderlichen Kraft noch unsicherer, indem die in die Rechnung einzusetzende Reibungswerthziffer von einer Zahl von Umständen abhängt. Es ist das hauptsächlich für das Ausziehen der Modelle bezw. Abheben der Kästen durch Wasserdruck von Bedeutung, indem nur zu Anfang des Vorganges der volle Widerstand zu überwinden ist, dann aber nur noch die Reibung zwischen den Flächen der Form und dem Modell, welche noch miteinander in Fühlung sind. Bei Handbethätigung lässt sich für sehr kurze Zeit eine grosse Kraft aus- üben, wenn die übrige Arbeit nur ein wenig Widerstand findet, während der Wasserdruckbetrieb für den ersten, grossen Widerstand eingerichtet werden muss und dann dieselbe Wassermenge verbraucht wird, welche auch diesen grossen Widerstand auf dem ganzen Wege überwinden könnte. Das Formen auf der Modellplatte verlangt, dass die Modelle in der Theilfläche der Form gegenüber den Merkstiften bezw. Oesen des einen Kastens genau so liegen wie gegenüber dem anderen Kasten, damit die zusammengelegten Formhälften zu einander genau passen. Bei gewöhn- licher Handformerei genügt hierfür die Uebereinstimmung in den Stiften bezw. Oesen jedes einzelnen Kastenpaares, während bei der Modellplatten- formerei jeder Oberkasten wie jeder Unterkasten zu der betreffenden Modell- platte passen muss. Es erfordern daher die Kasten der Modellplatten- formerei — und ebenso die aus dieser hervorgegangenen Maschinen- formerei — sorgfältige Herstellung. Da man gleichzeitig mittels Maschine eine grössere Kastenzahl herstellt als mittels gewöhnlichen Handformens, so verlangt die Beschaffung der Formkasten für die Formmaschine weit grössere Summen, als man sonst für Formkasten auszugeben pflegt. Man weicht deshalb in manchen Giessereien von dem Verfahren, nach welchem täglich nur ein oder zwei Stunden gegossen wird, ab, giesst viel- mehr während der ganzen Arbeitszeit, so dass die Form sofort nach ihrer Herstellung ausgegossen und der Formkasten sehr bald für das Einformen wieder frei wird. Häufiger kommen sogenannte Abschlagsformkasten zur Verwen- dung. Wenn die Gusstücke flach sind, also kein grosser Druck innerhalb der Form auftritt, so ist zulässig, die Formkasten nach dem Zusammen- legen der beiden Formhälften zu entfernen, also dem Zusammenhange des Sandes die Aufnahme des im Innern der Form vorkommenden Druckes zu überlassen. Man stützt solche Formen, von welchen die Formkasten hin-

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/736>, abgerufen am 22.11.2024.