Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
kann jedoch der Hammer auch sich selbst steuern, indem der steigende
Bär gegen einen doppelarmigen Hebel g stösst, der mit seinem zweiten,
gegabelten Ende sich auf einen am Hammergestell festen Bolzen stützt und
mittels Frosch f der Stange e angelenkt ist und dadurch die Steuerstange
hebt. Im Führungsstück o befindet sich eine Klinke, welche in eine Kerbe
von e greift, sobald e auf eine gewisse Höhe gehoben worden ist, und das
Sinken der Steuerstange hindert, so dass der Bär frei herabfällt. Eine am
Bär c ausgebildete Abschrägung -- vergl. die rechtsseitige Figur -- löst
aber kurz vor oder mit dem Aufschlagen die Klinke, so dass e sinkt und
der Bär wieder gehoben wird. Während der Hammer mit dieser Selbst-
steuerung arbeitet, ist der Hebel l aus der Bahn der Stange e seitwärts
verschoben (vergl. die rechtsseitige Figur). Zum längeren Tragen des Bärs
dient die Klinke i; sie wird mittels der Stange h und eines zweiten Tret-
hebels ausgelöst.

Die Billings & Spencer Co. hat für den eigenen Betrieb einen solchen
Hammer gebaut, dessen Bär 1350 kg wiegt und bis auf 1,93 m gehoben
werden kann. Die sekundliche Hubgeschwindigkeit dieses wohl grössten
Stangenreibhammers beträgt 1,28 m.

d) Ueber die Berechnung solcher Gleishämmer, welche gehoben
werden und dann nur durch ihr eigenes Gewicht wirken, möge Folgendes
angegeben werden.

Es muss, wie erwähnt, die Hubkraft K (S. 552 u. 559) grösser sein als
das zu hebende Gewicht G, indem der Ueberschuss K -- G für die Be-
schleunigung der Masse erforderlich ist. Man kann:
K = a · G . . . . . . . . (134)
setzen, in welchem Ausdruck a eine Werthziffer darstellt, die grösser als
1 sein muss. Bei dem Anhub des Bärs wirkt beschleunigend der Kraft-
unterschied:
K -- G = G · (a -- 1) . . . . . . (135)

Bezeichnet v die zu erzielende Hubgeschwindigkeit, t1 die Zeit, inner-
halb welcher die Geschwindigkeit v gewonnen wird, und vernachlässigt
man etwaige schädliche Reibungswiderstände, so gilt:
[Formel 1] . . . . . . (136)
oder
v · = (a -- 1) g · t1 . . . . . . . (137)
und
[Formel 2] . . . . . . . (138)
[Formel 3] . . . . . . . . (139)

Während der zum Erzeugen der Geschwindigkeit erforderlichen Zeit t1,
wird der Bär um die Höhe h1 gehoben. Die Beschleunigung ist gleich-
förmig, folglich ist:
[Formel 4] . . . . . . . . (140)


Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
kann jedoch der Hammer auch sich selbst steuern, indem der steigende
Bär gegen einen doppelarmigen Hebel g stösst, der mit seinem zweiten,
gegabelten Ende sich auf einen am Hammergestell festen Bolzen stützt und
mittels Frosch f der Stange e angelenkt ist und dadurch die Steuerstange
hebt. Im Führungsstück o befindet sich eine Klinke, welche in eine Kerbe
von e greift, sobald e auf eine gewisse Höhe gehoben worden ist, und das
Sinken der Steuerstange hindert, so dass der Bär frei herabfällt. Eine am
Bär c ausgebildete Abschrägung — vergl. die rechtsseitige Figur — löst
aber kurz vor oder mit dem Aufschlagen die Klinke, so dass e sinkt und
der Bär wieder gehoben wird. Während der Hammer mit dieser Selbst-
steuerung arbeitet, ist der Hebel l aus der Bahn der Stange e seitwärts
verschoben (vergl. die rechtsseitige Figur). Zum längeren Tragen des Bärs
dient die Klinke i; sie wird mittels der Stange h und eines zweiten Tret-
hebels ausgelöst.

Die Billings & Spencer Co. hat für den eigenen Betrieb einen solchen
Hammer gebaut, dessen Bär 1350 kg wiegt und bis auf 1,93 m gehoben
werden kann. Die sekundliche Hubgeschwindigkeit dieses wohl grössten
Stangenreibhammers beträgt 1,28 m.

d) Ueber die Berechnung solcher Gleishämmer, welche gehoben
werden und dann nur durch ihr eigenes Gewicht wirken, möge Folgendes
angegeben werden.

Es muss, wie erwähnt, die Hubkraft K (S. 552 u. 559) grösser sein als
das zu hebende Gewicht G, indem der Ueberschuss KG für die Be-
schleunigung der Masse erforderlich ist. Man kann:
K = α · G . . . . . . . . (134)
setzen, in welchem Ausdruck α eine Werthziffer darstellt, die grösser als
1 sein muss. Bei dem Anhub des Bärs wirkt beschleunigend der Kraft-
unterschied:
KG = G · (α — 1) . . . . . . (135)

Bezeichnet v die zu erzielende Hubgeschwindigkeit, t1 die Zeit, inner-
halb welcher die Geschwindigkeit v gewonnen wird, und vernachlässigt
man etwaige schädliche Reibungswiderstände, so gilt:
[Formel 1] . . . . . . (136)
oder
v · = (α — 1) g · t1 . . . . . . . (137)
und
[Formel 2] . . . . . . . (138)
[Formel 3] . . . . . . . . (139)

Während der zum Erzeugen der Geschwindigkeit erforderlichen Zeit t1,
wird der Bär um die Höhe h1 gehoben. Die Beschleunigung ist gleich-
förmig, folglich ist:
[Formel 4] . . . . . . . . (140)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0584" n="566"/><fw place="top" type="header">Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.</fw><lb/>
kann jedoch der Hammer auch sich selbst steuern, indem der steigende<lb/>
Bär gegen einen doppelarmigen Hebel <hi rendition="#i">g</hi> stösst, der mit seinem zweiten,<lb/>
gegabelten Ende sich auf einen am Hammergestell festen Bolzen stützt und<lb/>
mittels Frosch <hi rendition="#i">f</hi> der Stange <hi rendition="#i">e</hi> angelenkt ist und dadurch die Steuerstange<lb/>
hebt. Im Führungsstück <hi rendition="#i">o</hi> befindet sich eine Klinke, welche in eine Kerbe<lb/>
von <hi rendition="#i">e</hi> greift, sobald <hi rendition="#i">e</hi> auf eine gewisse Höhe gehoben worden ist, und das<lb/>
Sinken der Steuerstange hindert, so dass der Bär frei herabfällt. Eine am<lb/>
Bär <hi rendition="#i">c</hi> ausgebildete Abschrägung &#x2014; vergl. die rechtsseitige Figur &#x2014; löst<lb/>
aber kurz vor oder mit dem Aufschlagen die Klinke, so dass <hi rendition="#i">e</hi> sinkt und<lb/>
der Bär wieder gehoben wird. Während der Hammer mit dieser Selbst-<lb/>
steuerung arbeitet, ist der Hebel <hi rendition="#i">l</hi> aus der Bahn der Stange <hi rendition="#i">e</hi> seitwärts<lb/>
verschoben (vergl. die rechtsseitige Figur). Zum längeren Tragen des Bärs<lb/>
dient die Klinke <hi rendition="#i">i</hi>; sie wird mittels der Stange <hi rendition="#i">h</hi> und eines zweiten Tret-<lb/>
hebels ausgelöst.</p><lb/>
              <p>Die Billings &amp; Spencer Co. hat für den eigenen Betrieb einen solchen<lb/>
Hammer gebaut, dessen Bär 1350 kg wiegt und bis auf 1,93 m gehoben<lb/>
werden kann. Die sekundliche Hubgeschwindigkeit dieses wohl grössten<lb/>
Stangenreibhammers beträgt 1,28 m.</p><lb/>
              <p>d) Ueber die <hi rendition="#g">Berechnung</hi> solcher Gleishämmer, welche gehoben<lb/>
werden und dann nur durch ihr eigenes Gewicht wirken, möge Folgendes<lb/>
angegeben werden.</p><lb/>
              <p>Es muss, wie erwähnt, die Hubkraft <hi rendition="#i">K</hi> (S. 552 u. 559) grösser sein als<lb/>
das zu hebende Gewicht <hi rendition="#i">G</hi>, indem der Ueberschuss <hi rendition="#i">K</hi> &#x2014; <hi rendition="#i">G</hi> für die Be-<lb/>
schleunigung der Masse erforderlich ist. Man kann:<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#i">K</hi> = <hi rendition="#i">&#x03B1; · G</hi> . . . . . . . . (134)</hi><lb/>
setzen, in welchem Ausdruck <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi> eine Werthziffer darstellt, die grösser als<lb/>
1 sein muss. Bei dem Anhub des Bärs wirkt beschleunigend der Kraft-<lb/>
unterschied:<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#i">K</hi> &#x2014; <hi rendition="#i">G</hi> = <hi rendition="#i">G</hi> · (<hi rendition="#i">&#x03B1;</hi> &#x2014; 1) . . . . . . (135)</hi></p><lb/>
              <p>Bezeichnet <hi rendition="#i">v</hi> die zu erzielende Hubgeschwindigkeit, t<hi rendition="#sub">1</hi> die Zeit, inner-<lb/>
halb welcher die Geschwindigkeit <hi rendition="#i">v</hi> gewonnen wird, und vernachlässigt<lb/>
man etwaige schädliche Reibungswiderstände, so gilt:<lb/><hi rendition="#et"><formula/> . . . . . . (136)</hi><lb/>
oder<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#i">v</hi> · = (<hi rendition="#i">&#x03B1;</hi> &#x2014; 1) <hi rendition="#i">g · t</hi><hi rendition="#sub">1</hi> . . . . . . . (137)</hi><lb/>
und<lb/><hi rendition="#et"><formula/> . . . . . . . (138)<lb/><formula/>. . . . . . . . (139)</hi></p><lb/>
              <p>Während der zum Erzeugen der Geschwindigkeit erforderlichen Zeit <hi rendition="#i">t</hi><hi rendition="#sub">1</hi>,<lb/>
wird der Bär um die Höhe <hi rendition="#i">h</hi><hi rendition="#sub">1</hi> gehoben. Die Beschleunigung ist gleich-<lb/>
förmig, folglich ist:<lb/><hi rendition="#et"><formula/> . . . . . . . . (140)</hi></p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[566/0584] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. kann jedoch der Hammer auch sich selbst steuern, indem der steigende Bär gegen einen doppelarmigen Hebel g stösst, der mit seinem zweiten, gegabelten Ende sich auf einen am Hammergestell festen Bolzen stützt und mittels Frosch f der Stange e angelenkt ist und dadurch die Steuerstange hebt. Im Führungsstück o befindet sich eine Klinke, welche in eine Kerbe von e greift, sobald e auf eine gewisse Höhe gehoben worden ist, und das Sinken der Steuerstange hindert, so dass der Bär frei herabfällt. Eine am Bär c ausgebildete Abschrägung — vergl. die rechtsseitige Figur — löst aber kurz vor oder mit dem Aufschlagen die Klinke, so dass e sinkt und der Bär wieder gehoben wird. Während der Hammer mit dieser Selbst- steuerung arbeitet, ist der Hebel l aus der Bahn der Stange e seitwärts verschoben (vergl. die rechtsseitige Figur). Zum längeren Tragen des Bärs dient die Klinke i; sie wird mittels der Stange h und eines zweiten Tret- hebels ausgelöst. Die Billings & Spencer Co. hat für den eigenen Betrieb einen solchen Hammer gebaut, dessen Bär 1350 kg wiegt und bis auf 1,93 m gehoben werden kann. Die sekundliche Hubgeschwindigkeit dieses wohl grössten Stangenreibhammers beträgt 1,28 m. d) Ueber die Berechnung solcher Gleishämmer, welche gehoben werden und dann nur durch ihr eigenes Gewicht wirken, möge Folgendes angegeben werden. Es muss, wie erwähnt, die Hubkraft K (S. 552 u. 559) grösser sein als das zu hebende Gewicht G, indem der Ueberschuss K — G für die Be- schleunigung der Masse erforderlich ist. Man kann: K = α · G . . . . . . . . (134) setzen, in welchem Ausdruck α eine Werthziffer darstellt, die grösser als 1 sein muss. Bei dem Anhub des Bärs wirkt beschleunigend der Kraft- unterschied: K — G = G · (α — 1) . . . . . . (135) Bezeichnet v die zu erzielende Hubgeschwindigkeit, t1 die Zeit, inner- halb welcher die Geschwindigkeit v gewonnen wird, und vernachlässigt man etwaige schädliche Reibungswiderstände, so gilt: [FORMEL] . . . . . . (136) oder v · = (α — 1) g · t1 . . . . . . . (137) und [FORMEL] . . . . . . . (138) [FORMEL]. . . . . . . . (139) Während der zum Erzeugen der Geschwindigkeit erforderlichen Zeit t1, wird der Bär um die Höhe h1 gehoben. Die Beschleunigung ist gleich- förmig, folglich ist: [FORMEL] . . . . . . . . (140)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/584
Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/584>, abgerufen am 22.11.2024.