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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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III. Theil. Schmiedemaschinen.
Abnahme, dann aber eine erhebliche Zunahme der Festigkeit erkennen
lassen. Von 250° ab findet in allen der 7 dargestellten Versuchsreihen
eine Festigkeitsabnahme statt. Es tritt diese Abnahme besonders bei
den Temperaturen hervor, die über 350° liegen. Es betragen die Reiss-
festigkeiten:
[Tabelle]

Diese Zahlen lassen sich, wie weiter oben bereits gesagt, nicht unmittel-
bar verwenden. Zunächst wird der Widerstand dadurch vergrössert, dass
die von den Werkzeugen getroffenen Flächen an erstere Wärme abgeben
und hierdurch härter werden.

Die in Bearbeitung befind-
lichen Theile nehmen ferner durch
die stattfindende Verdichtung des
Gefüges an Widerstandsvermögen
zu. Dieser Umstand macht sich
besonders fühlbar, wenn die Me-
talle in unerwärmten Zustande be-
arbeitet werden.

Eine gewisse Rolle spielt die
Geschwindigkeit, mit welcher die
Umgestaltungen vorgenommen
werden. Für die Festigkeitsver-
suche verwendet man regelmässig
sehr kleine Geschwindigkeiten, für
die Bearbeitung sind weit grössere
Geschwindigkeiten gebräuchlich.
So erscheint denn selbstverständ-
lich, dass die Widerstände bei der
Bearbeitung grösser ausfallen, als
die bei Festigkeitsversuchen ge-
fundenen Werthe betragen.

[Abbildung] Fig. 995.

Endlich aber ist die Art der Bearbeitung von grossem Einfluss.

Handelt es sich um die Einwirkung zweier gleichlaufender Flächen
von der Grösse F, Fig. 996, so wird der Widerstand, bezw. die zu seiner
Ueberwindung erforderliche Kraft P nur um so viel die Festigkeit über-
ragen, als die vorhin angeführten Umstände -- Abkühlung durch die
Werkzeuge, Verdichtung des Werkstücks, Arbeitsgeschwindigkeit -- be-
dingen. Es bezeichne s die Druckfestigkeit und a eine Werthziffer, welche
die angeführten drei Nebenumstände zum Ausdruck bringt; a ist demnach
grösser als 1.


III. Theil. Schmiedemaschinen.
Abnahme, dann aber eine erhebliche Zunahme der Festigkeit erkennen
lassen. Von 250° ab findet in allen der 7 dargestellten Versuchsreihen
eine Festigkeitsabnahme statt. Es tritt diese Abnahme besonders bei
den Temperaturen hervor, die über 350° liegen. Es betragen die Reiss-
festigkeiten:
[Tabelle]

Diese Zahlen lassen sich, wie weiter oben bereits gesagt, nicht unmittel-
bar verwenden. Zunächst wird der Widerstand dadurch vergrössert, dass
die von den Werkzeugen getroffenen Flächen an erstere Wärme abgeben
und hierdurch härter werden.

Die in Bearbeitung befind-
lichen Theile nehmen ferner durch
die stattfindende Verdichtung des
Gefüges an Widerstandsvermögen
zu. Dieser Umstand macht sich
besonders fühlbar, wenn die Me-
talle in unerwärmten Zustande be-
arbeitet werden.

Eine gewisse Rolle spielt die
Geschwindigkeit, mit welcher die
Umgestaltungen vorgenommen
werden. Für die Festigkeitsver-
suche verwendet man regelmässig
sehr kleine Geschwindigkeiten, für
die Bearbeitung sind weit grössere
Geschwindigkeiten gebräuchlich.
So erscheint denn selbstverständ-
lich, dass die Widerstände bei der
Bearbeitung grösser ausfallen, als
die bei Festigkeitsversuchen ge-
fundenen Werthe betragen.

[Abbildung] Fig. 995.

Endlich aber ist die Art der Bearbeitung von grossem Einfluss.

Handelt es sich um die Einwirkung zweier gleichlaufender Flächen
von der Grösse F, Fig. 996, so wird der Widerstand, bezw. die zu seiner
Ueberwindung erforderliche Kraft P nur um so viel die Festigkeit über-
ragen, als die vorhin angeführten Umstände — Abkühlung durch die
Werkzeuge, Verdichtung des Werkstücks, Arbeitsgeschwindigkeit — be-
dingen. Es bezeichne σ die Druckfestigkeit und α eine Werthziffer, welche
die angeführten drei Nebenumstände zum Ausdruck bringt; α ist demnach
grösser als 1.


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[541/0559] III. Theil. Schmiedemaschinen. Abnahme, dann aber eine erhebliche Zunahme der Festigkeit erkennen lassen. Von 250° ab findet in allen der 7 dargestellten Versuchsreihen eine Festigkeitsabnahme statt. Es tritt diese Abnahme besonders bei den Temperaturen hervor, die über 350° liegen. Es betragen die Reiss- festigkeiten: Diese Zahlen lassen sich, wie weiter oben bereits gesagt, nicht unmittel- bar verwenden. Zunächst wird der Widerstand dadurch vergrössert, dass die von den Werkzeugen getroffenen Flächen an erstere Wärme abgeben und hierdurch härter werden. Die in Bearbeitung befind- lichen Theile nehmen ferner durch die stattfindende Verdichtung des Gefüges an Widerstandsvermögen zu. Dieser Umstand macht sich besonders fühlbar, wenn die Me- talle in unerwärmten Zustande be- arbeitet werden. Eine gewisse Rolle spielt die Geschwindigkeit, mit welcher die Umgestaltungen vorgenommen werden. Für die Festigkeitsver- suche verwendet man regelmässig sehr kleine Geschwindigkeiten, für die Bearbeitung sind weit grössere Geschwindigkeiten gebräuchlich. So erscheint denn selbstverständ- lich, dass die Widerstände bei der Bearbeitung grösser ausfallen, als die bei Festigkeitsversuchen ge- fundenen Werthe betragen. [Abbildung Fig. 995. ] Endlich aber ist die Art der Bearbeitung von grossem Einfluss. Handelt es sich um die Einwirkung zweier gleichlaufender Flächen von der Grösse F, Fig. 996, so wird der Widerstand, bezw. die zu seiner Ueberwindung erforderliche Kraft P nur um so viel die Festigkeit über- ragen, als die vorhin angeführten Umstände — Abkühlung durch die Werkzeuge, Verdichtung des Werkstücks, Arbeitsgeschwindigkeit — be- dingen. Es bezeichne σ die Druckfestigkeit und α eine Werthziffer, welche die angeführten drei Nebenumstände zum Ausdruck bringt; α ist demnach grösser als 1.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/559>, abgerufen am 22.11.2024.