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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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II. Theil. Scheeren und Durchschnitte.
verlangt, die Verbiegung des Bleches grösser, was man zu vermeiden sucht.
Es ist jedoch noch auf folgenden Umstand aufmerksam zu machen. Weiter
oben wurde angenommen (vergl. Fig. 903 bis 905), dass innerhalb der
Länge a das rechts von den Scheerblattkanten belegene Blech in gleicher
Höhe bleibe wie dessen linke Seite, und daraus die Grösse e berechnet.
Diese Annahme ist nun nicht ganz richtig, da das rechts belegene Blech
in Bezug auf Fig. 905 und 903 etwas nach unten gebogen wird. So lange
b klein genug ist, kann dieser Umstand vernachlässigt werden; je grösser
b wird, um so mehr macht er sich geltend, so dass die hier gegebene Be-
rechnung des e nur so lange zulässig erscheint, als b nicht über 75° misst.
Ich werde deshalb in dem Folgenden
tg b = 4 . . . . . . . . . (100)
setzen.

Das Verhältniss [Formel 1] ist von der Natur der in Frage kommenden Stoffe
abhängig. Man nimmt häufig an, dass bei Eisenblechen die Scheerfestig-
keit s das 0,8 oder 0,9 fache der rückwirkenden Festigkeit betrage. Es wächst
aber die rückwirkende Festigkeit unter dem Druck der Scheerblätter. Da
diese eine bildsame Umgestaltung der getroffenen Flächentheile herbeiführen,
so verdichten sie auch das Gefüge -- man denke an den Umstand, dass
hart gezogener Draht zuweilen viermal so fest ist als ausgeglühter -- so
dass die mittlere Festigkeit sd, welche bei dem Abscheeren zur Wirkung
kommt, vielleicht doppelt so gross ist, als die Scheerfestigkeit s. Es sollen
deshalb die Werthe:
[Formel 2] . . . . . . . (101)
als vermuthliche Grenzwerthe in Rechnung gestellt werden.

Man erhält aus Gl. 98 für tg b = 4 und [Formel 3] :
[Formel 4] . . . . . . . . (102)
und für tg b = 4 und [Formel 5] :
[Formel 6] . . . . . . . . (103)
ferner aus Gl. 97 für p:
[Formel 7] . . . . . . . . . . (104)
bezw. [Formel 8] . . . . . . . . . . (105)

Die Kräfte p greifen, wenn man sd als auf der gedrückten Fläche
gleichförmig annimmt, in den Schwerpunkten der entstehenden Dreiecks-
flächen an. Diese Schwerpunkte liegen um [Formel 9] von der Schnittfläche und
um [Formel 10] von der Oberfläche des Bleches entfernt. Es versucht also ein

II. Theil. Scheeren und Durchschnitte.
verlangt, die Verbiegung des Bleches grösser, was man zu vermeiden sucht.
Es ist jedoch noch auf folgenden Umstand aufmerksam zu machen. Weiter
oben wurde angenommen (vergl. Fig. 903 bis 905), dass innerhalb der
Länge a das rechts von den Scheerblattkanten belegene Blech in gleicher
Höhe bleibe wie dessen linke Seite, und daraus die Grösse e berechnet.
Diese Annahme ist nun nicht ganz richtig, da das rechts belegene Blech
in Bezug auf Fig. 905 und 903 etwas nach unten gebogen wird. So lange
β klein genug ist, kann dieser Umstand vernachlässigt werden; je grösser
β wird, um so mehr macht er sich geltend, so dass die hier gegebene Be-
rechnung des e nur so lange zulässig erscheint, als β nicht über 75° misst.
Ich werde deshalb in dem Folgenden
tg β = 4 . . . . . . . . . (100)
setzen.

Das Verhältniss [Formel 1] ist von der Natur der in Frage kommenden Stoffe
abhängig. Man nimmt häufig an, dass bei Eisenblechen die Scheerfestig-
keit σ das 0,8 oder 0,9 fache der rückwirkenden Festigkeit betrage. Es wächst
aber die rückwirkende Festigkeit unter dem Druck der Scheerblätter. Da
diese eine bildsame Umgestaltung der getroffenen Flächentheile herbeiführen,
so verdichten sie auch das Gefüge — man denke an den Umstand, dass
hart gezogener Draht zuweilen viermal so fest ist als ausgeglühter — so
dass die mittlere Festigkeit σd, welche bei dem Abscheeren zur Wirkung
kommt, vielleicht doppelt so gross ist, als die Scheerfestigkeit σ. Es sollen
deshalb die Werthe:
[Formel 2] . . . . . . . (101)
als vermuthliche Grenzwerthe in Rechnung gestellt werden.

Man erhält aus Gl. 98 für tg β = 4 und [Formel 3] :
[Formel 4] . . . . . . . . (102)
und für tg β = 4 und [Formel 5] :
[Formel 6] . . . . . . . . (103)
ferner aus Gl. 97 für p:
[Formel 7] . . . . . . . . . . (104)
bezw. [Formel 8] . . . . . . . . . . (105)

Die Kräfte p greifen, wenn man σd als auf der gedrückten Fläche
gleichförmig annimmt, in den Schwerpunkten der entstehenden Dreiecks-
flächen an. Diese Schwerpunkte liegen um [Formel 9] von der Schnittfläche und
um [Formel 10] von der Oberfläche des Bleches entfernt. Es versucht also ein

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[491/0505] II. Theil. Scheeren und Durchschnitte. verlangt, die Verbiegung des Bleches grösser, was man zu vermeiden sucht. Es ist jedoch noch auf folgenden Umstand aufmerksam zu machen. Weiter oben wurde angenommen (vergl. Fig. 903 bis 905), dass innerhalb der Länge a das rechts von den Scheerblattkanten belegene Blech in gleicher Höhe bleibe wie dessen linke Seite, und daraus die Grösse e berechnet. Diese Annahme ist nun nicht ganz richtig, da das rechts belegene Blech in Bezug auf Fig. 905 und 903 etwas nach unten gebogen wird. So lange β klein genug ist, kann dieser Umstand vernachlässigt werden; je grösser β wird, um so mehr macht er sich geltend, so dass die hier gegebene Be- rechnung des e nur so lange zulässig erscheint, als β nicht über 75° misst. Ich werde deshalb in dem Folgenden tg β = 4 . . . . . . . . . (100) setzen. Das Verhältniss [FORMEL] ist von der Natur der in Frage kommenden Stoffe abhängig. Man nimmt häufig an, dass bei Eisenblechen die Scheerfestig- keit σ das 0,8 oder 0,9 fache der rückwirkenden Festigkeit betrage. Es wächst aber die rückwirkende Festigkeit unter dem Druck der Scheerblätter. Da diese eine bildsame Umgestaltung der getroffenen Flächentheile herbeiführen, so verdichten sie auch das Gefüge — man denke an den Umstand, dass hart gezogener Draht zuweilen viermal so fest ist als ausgeglühter — so dass die mittlere Festigkeit σd, welche bei dem Abscheeren zur Wirkung kommt, vielleicht doppelt so gross ist, als die Scheerfestigkeit σ. Es sollen deshalb die Werthe: [FORMEL] . . . . . . . (101) als vermuthliche Grenzwerthe in Rechnung gestellt werden. Man erhält aus Gl. 98 für tg β = 4 und [FORMEL]: [FORMEL] . . . . . . . . (102) und für tg β = 4 und [FORMEL]: [FORMEL] . . . . . . . . (103) ferner aus Gl. 97 für p: [FORMEL] . . . . . . . . . . (104) bezw. [FORMEL] . . . . . . . . . . (105) Die Kräfte p greifen, wenn man σd als auf der gedrückten Fläche gleichförmig annimmt, in den Schwerpunkten der entstehenden Dreiecks- flächen an. Diese Schwerpunkte liegen um [FORMEL] von der Schnittfläche und um [FORMEL] von der Oberfläche des Bleches entfernt. Es versucht also ein

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/505>, abgerufen am 22.11.2024.