Es wird die Dauer der Schneide ferner beeinflusst durch die bei ihrer Benutzung stattfindende Erwärmung. Die höhere Temperatur des Stahles mindert dessen Härte, wenn sie längere Zeit anhält, weshalb, um das Weich- werden des Stichels möglichst zu verhüten, die unvermeidliche Erwärmung beschränkt werden muss. Das kann geschehen durch Anwendung kleiner Geschwindigkeiten und kleiner Spanquerschnitte, aber auch durch Förde- rung des Wärmeabflusses nach aussen. Der Wärmeabfluss kann nun ein von selbst sich ergebender sein oder durch künstliche Mittel unterstützt werden.
Ersterer findet einerseits statt durch die Wärmeleitung im Werkzeug zu dessen mit der freien Luft in Berührung stehender Oberfläche, aber auch zu der Einspannvorrichtung des Werkzeugs; anderseits durch die Wärmeleitung des Werkstücks. Der Wärmeabfluss durch das Werkzeug ist wichtiger als der durch das Werkstück stattfindende, da dem Werkzeug stets an derselben Stelle Wärme zugeführt wird und zwar gerade an der Stelle, welche kühl gehalten werden soll. Da nun im allgemeinen die Ab- messungen eines Stichels mit dem Spanquerschnitt wachsen, so nimmt auch die Wärmeableitungsfähigkeit mit dem Spanquerschnitt zu, also mit der Steigerung der Wärmeentwicklung, soweit sie vom Spanquerschnitt ab- hängt. Das wird nicht im geraden Verhältniss stattfinden, erklärt aber die Thatsache, dass im allgemeinen die Temperatur der Stichel von dem Spanquerschnitt wenig beeinflusst wird. Etwas anders verhält es sich mit den Sticheln, welche in sogenannten Werkzeughaltern (siehe weiter unten) stecken.1) Diese Stichel sind oft klein im Querschnitt, wodurch schon die Wärmeleitung erschwert wird; sie müssen ferner die Wärme oft durch kleine Flächen, mit denen sie den Werkzeughalter berühren, weitergeben, so dass die natürliche Wärmeabfuhr mangelhafter ist, als bei den gewöhnlichen Sticheln.
Die Stichelerwärmung ist bei dem Bearbeiten spröderer Metalle (Guss- eisen, Bronze, Messing) erheblich geringer als bei den zähen Metallen (Schmiedeeisen, Stahl, Kupfer), weil die Späne spröderer Metalle vielfach gebrochen werden und daher nicht so lange mit dem Werkzeug unter Druck in Fühlung bleiben als die Späne zäherer Metalle. Letztere pflegt man daher meistens unter Benutzung künstlicher Kühlung zu bearbeiten. Sie findet in erster Linie durch Zuführung von Wasser statt, welches tropfenweise oder, namentlich in neuerer Zeit, in mehr oder weniger starkem Strom auf die Entstehungsstelle der Späne geführt wird. Man verwendet reines Wasser, oder Wasser, in dem Soda gelöst ist (um das Rosten zu verhüten) oder Seifenwasser. In gleichem Sinne werden säurefreie Oele benutzt. Man spricht dann wohl vom Schmieren der Schneiden. Eigent- liches Schmieren der Schneide liegt aber nicht vor; wie leicht einzusehen ist, würde die, auf irgend einem Wege an die Schneide gelangte Schmiere sofort und gründlich einerseits durch den Span, anderseits durch die entstehende Schnittfläche abgewischt werden. Wohl aber kann ein Schmieren des Werkzeugs in einiger Entfernung von der Schneide stattfinden, z. B. um die Reibung an den geführten Theilen (Bohrer, Gewindeschneider und dergl.) zu mindern.
Sehr wirksam ist das Kühlen mittels Terpentinöls, wohl weil das letztere leicht verdunstet.
1) Vergl. Ehrhardt i. d. Zeitschr. d. Ver. d. Ingen. 1884, S. 249.
I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
Es wird die Dauer der Schneide ferner beeinflusst durch die bei ihrer Benutzung stattfindende Erwärmung. Die höhere Temperatur des Stahles mindert dessen Härte, wenn sie längere Zeit anhält, weshalb, um das Weich- werden des Stichels möglichst zu verhüten, die unvermeidliche Erwärmung beschränkt werden muss. Das kann geschehen durch Anwendung kleiner Geschwindigkeiten und kleiner Spanquerschnitte, aber auch durch Förde- rung des Wärmeabflusses nach aussen. Der Wärmeabfluss kann nun ein von selbst sich ergebender sein oder durch künstliche Mittel unterstützt werden.
Ersterer findet einerseits statt durch die Wärmeleitung im Werkzeug zu dessen mit der freien Luft in Berührung stehender Oberfläche, aber auch zu der Einspannvorrichtung des Werkzeugs; anderseits durch die Wärmeleitung des Werkstücks. Der Wärmeabfluss durch das Werkzeug ist wichtiger als der durch das Werkstück stattfindende, da dem Werkzeug stets an derselben Stelle Wärme zugeführt wird und zwar gerade an der Stelle, welche kühl gehalten werden soll. Da nun im allgemeinen die Ab- messungen eines Stichels mit dem Spanquerschnitt wachsen, so nimmt auch die Wärmeableitungsfähigkeit mit dem Spanquerschnitt zu, also mit der Steigerung der Wärmeentwicklung, soweit sie vom Spanquerschnitt ab- hängt. Das wird nicht im geraden Verhältniss stattfinden, erklärt aber die Thatsache, dass im allgemeinen die Temperatur der Stichel von dem Spanquerschnitt wenig beeinflusst wird. Etwas anders verhält es sich mit den Sticheln, welche in sogenannten Werkzeughaltern (siehe weiter unten) stecken.1) Diese Stichel sind oft klein im Querschnitt, wodurch schon die Wärmeleitung erschwert wird; sie müssen ferner die Wärme oft durch kleine Flächen, mit denen sie den Werkzeughalter berühren, weitergeben, so dass die natürliche Wärmeabfuhr mangelhafter ist, als bei den gewöhnlichen Sticheln.
Die Stichelerwärmung ist bei dem Bearbeiten spröderer Metalle (Guss- eisen, Bronze, Messing) erheblich geringer als bei den zähen Metallen (Schmiedeeisen, Stahl, Kupfer), weil die Späne spröderer Metalle vielfach gebrochen werden und daher nicht so lange mit dem Werkzeug unter Druck in Fühlung bleiben als die Späne zäherer Metalle. Letztere pflegt man daher meistens unter Benutzung künstlicher Kühlung zu bearbeiten. Sie findet in erster Linie durch Zuführung von Wasser statt, welches tropfenweise oder, namentlich in neuerer Zeit, in mehr oder weniger starkem Strom auf die Entstehungsstelle der Späne geführt wird. Man verwendet reines Wasser, oder Wasser, in dem Soda gelöst ist (um das Rosten zu verhüten) oder Seifenwasser. In gleichem Sinne werden säurefreie Oele benutzt. Man spricht dann wohl vom Schmieren der Schneiden. Eigent- liches Schmieren der Schneide liegt aber nicht vor; wie leicht einzusehen ist, würde die, auf irgend einem Wege an die Schneide gelangte Schmiere sofort und gründlich einerseits durch den Span, anderseits durch die entstehende Schnittfläche abgewischt werden. Wohl aber kann ein Schmieren des Werkzeugs in einiger Entfernung von der Schneide stattfinden, z. B. um die Reibung an den geführten Theilen (Bohrer, Gewindeschneider und dergl.) zu mindern.
Sehr wirksam ist das Kühlen mittels Terpentinöls, wohl weil das letztere leicht verdunstet.
1) Vergl. Ehrhardt i. d. Zeitschr. d. Ver. d. Ingen. 1884, S. 249.
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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
Es wird die Dauer der Schneide ferner beeinflusst durch die bei ihrer
Benutzung stattfindende Erwärmung. Die höhere Temperatur des Stahles
mindert dessen Härte, wenn sie längere Zeit anhält, weshalb, um das Weich-
werden des Stichels möglichst zu verhüten, die unvermeidliche Erwärmung
beschränkt werden muss. Das kann geschehen durch Anwendung kleiner
Geschwindigkeiten und kleiner Spanquerschnitte, aber auch durch Förde-
rung des Wärmeabflusses nach aussen. Der Wärmeabfluss kann nun ein
von selbst sich ergebender sein oder durch künstliche Mittel unterstützt
werden.
Ersterer findet einerseits statt durch die Wärmeleitung im Werkzeug
zu dessen mit der freien Luft in Berührung stehender Oberfläche, aber
auch zu der Einspannvorrichtung des Werkzeugs; anderseits durch die
Wärmeleitung des Werkstücks. Der Wärmeabfluss durch das Werkzeug
ist wichtiger als der durch das Werkstück stattfindende, da dem Werkzeug
stets an derselben Stelle Wärme zugeführt wird und zwar gerade an der
Stelle, welche kühl gehalten werden soll. Da nun im allgemeinen die Ab-
messungen eines Stichels mit dem Spanquerschnitt wachsen, so nimmt auch
die Wärmeableitungsfähigkeit mit dem Spanquerschnitt zu, also mit der
Steigerung der Wärmeentwicklung, soweit sie vom Spanquerschnitt ab-
hängt. Das wird nicht im geraden Verhältniss stattfinden, erklärt aber
die Thatsache, dass im allgemeinen die Temperatur der Stichel von dem
Spanquerschnitt wenig beeinflusst wird. Etwas anders verhält es sich mit
den Sticheln, welche in sogenannten Werkzeughaltern (siehe weiter
unten) stecken. 1) Diese Stichel sind oft klein im Querschnitt, wodurch
schon die Wärmeleitung erschwert wird; sie müssen ferner die Wärme
oft durch kleine Flächen, mit denen sie den Werkzeughalter berühren,
weitergeben, so dass die natürliche Wärmeabfuhr mangelhafter ist, als bei
den gewöhnlichen Sticheln.
Die Stichelerwärmung ist bei dem Bearbeiten spröderer Metalle (Guss-
eisen, Bronze, Messing) erheblich geringer als bei den zähen Metallen
(Schmiedeeisen, Stahl, Kupfer), weil die Späne spröderer Metalle vielfach
gebrochen werden und daher nicht so lange mit dem Werkzeug unter
Druck in Fühlung bleiben als die Späne zäherer Metalle. Letztere pflegt
man daher meistens unter Benutzung künstlicher Kühlung zu bearbeiten.
Sie findet in erster Linie durch Zuführung von Wasser statt, welches
tropfenweise oder, namentlich in neuerer Zeit, in mehr oder weniger starkem
Strom auf die Entstehungsstelle der Späne geführt wird. Man verwendet
reines Wasser, oder Wasser, in dem Soda gelöst ist (um das Rosten zu
verhüten) oder Seifenwasser. In gleichem Sinne werden säurefreie Oele
benutzt. Man spricht dann wohl vom Schmieren der Schneiden. Eigent-
liches Schmieren der Schneide liegt aber nicht vor; wie leicht einzusehen
ist, würde die, auf irgend einem Wege an die Schneide gelangte Schmiere
sofort und gründlich einerseits durch den Span, anderseits durch die
entstehende Schnittfläche abgewischt werden. Wohl aber kann ein Schmieren
des Werkzeugs in einiger Entfernung von der Schneide stattfinden, z. B.
um die Reibung an den geführten Theilen (Bohrer, Gewindeschneider und
dergl.) zu mindern.
Sehr wirksam ist das Kühlen mittels Terpentinöls, wohl weil das
letztere leicht verdunstet.
1) Vergl. Ehrhardt i. d. Zeitschr. d. Ver. d. Ingen. 1884, S. 249.
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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/35>, abgerufen am 25.11.2024.
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