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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
gleich diese einen nennenswerthen Druck in der Axenrichtung der Räder
hervorbringen.

Der Wurmradbetrieb (Schraube ohne Ende) findet nicht allein An-
wendung, solange es sich um bedeutende Geschwindigkeitsverminderungen
handelt, sondern auch wegen seiner Eigenschaft -- bei guter Ausführung
-- stossfrei zu übertragen. Er dürfte für den Werkzeugmaschinenbau eine
noch grössere Einführung finden, wenn das Vorurtheil, nach welchem der
Wurmradbetrieb mit unverhältnissmässig grossen Reibungsverlusten ver-
knüpft sein soll, mehr und mehr als solches erkannt ist.1)

Von mehreren Seiten ist der Betrieb mittels Globoidschraube empfohlen2).
Ich warne dringend vor deren Verwendung, weil der Antrieb dauernd ein
unruhiger ist, was leicht erkannt wird, wenn man bedenkt, dass der
Steigungswinkel der Globoidschraube von deren Mitte aus nach beiden
Seiten hin abnimmt, während der Steigungswinkel der Radzähne sich nicht
ändert.

Hyperboloidische Räder kommen -- obgleich deren Anwendung häufig
zweckmässig sein würde -- selten vor, wohl deshalb weil nur wenige
Techniker sie zu entwerfen gelernt haben. Man behilft sich, wenn die Axen
zweier Räder in einiger Entfernung von einander sich überschneiden mit
einem Ersatzmittel, nämlich mit Rädern, welche schraubenförmig verlaufende

[Abbildung] Fig. 284.
Zähne haben. Für geringe Kräfte sind solche,
verhältnissmässig leicht herzustellende Räder
ausreichend.

Der Betrieb durch Reibungsräder findet
-- wegen seiner geringen Nutzleistung --
hauptsächlich nur dann statt, wenn grösserer
Werth auf bequeme Aenderung des Ueber-
setzungsverhältnisses gelegt wird. Anwen-
dungsformen für diesen Zweck finden sich
weiter unten angegeben.

2. Der Werkzeugmaschinenbau verlangt
häufig die Bewegungsübertragung zwischen
zwei Theilen, welche sich gegeneinander verschieben. Hierfür sind fol-
gende Anordnungen brauchbar:

a. Die Wellen sind gleichlaufend, ihre Entfernung ändert sich nicht,
aber sie verschieben sich gleichlaufend gegen einander. Bei Riemenbetrieb
pflegt man in diesem Falle die eine Welle a, Fig. 284, mit einer Trommel c,
die andere Welle b mit einer gewöhnlichen Riemenrolle zu versehen.
Findet die gegensätzliche Verschiebung zwischen a und b langsam genug
statt, so genügt reichliche Wölbung der Rolle d, um den Riemen auf dieser
zu erhalten; im anderen Falle muss zu diesem Zwecke ein Riemenführer
angebracht werden. Für Räderbetrieb kann der gleiche Gedanke, welcher
der angegebenen Anordnung zu Grunde liegt, zur Anwendung kommen:
man setzt auf b, Fig. 285, ein Rad d gewöhnlicher Breite, auf die Welle a
dagegen ein langes Stirnrad c. Da jedoch in der Regel die gegensätzliche

1) Vergl. Versuche über die Nutzleistung der Wurmradbetriebe: Schweizerische
Bauzeitung, Juli 1895, S. 16, mit Abb. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1887, S. 451,
mit Abb. 1897, S. 936, S. 968, mit Abb.
2) Reuleaux, Konstrukteur, IV. Aufl. S. 574. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen.
1893, S. 586; 1894, S. 567; 1896, S. 114, mit Abb.

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
gleich diese einen nennenswerthen Druck in der Axenrichtung der Räder
hervorbringen.

Der Wurmradbetrieb (Schraube ohne Ende) findet nicht allein An-
wendung, solange es sich um bedeutende Geschwindigkeitsverminderungen
handelt, sondern auch wegen seiner Eigenschaft — bei guter Ausführung
— stossfrei zu übertragen. Er dürfte für den Werkzeugmaschinenbau eine
noch grössere Einführung finden, wenn das Vorurtheil, nach welchem der
Wurmradbetrieb mit unverhältnissmässig grossen Reibungsverlusten ver-
knüpft sein soll, mehr und mehr als solches erkannt ist.1)

Von mehreren Seiten ist der Betrieb mittels Globoidschraube empfohlen2).
Ich warne dringend vor deren Verwendung, weil der Antrieb dauernd ein
unruhiger ist, was leicht erkannt wird, wenn man bedenkt, dass der
Steigungswinkel der Globoidschraube von deren Mitte aus nach beiden
Seiten hin abnimmt, während der Steigungswinkel der Radzähne sich nicht
ändert.

Hyperboloidische Räder kommen — obgleich deren Anwendung häufig
zweckmässig sein würde — selten vor, wohl deshalb weil nur wenige
Techniker sie zu entwerfen gelernt haben. Man behilft sich, wenn die Axen
zweier Räder in einiger Entfernung von einander sich überschneiden mit
einem Ersatzmittel, nämlich mit Rädern, welche schraubenförmig verlaufende

[Abbildung] Fig. 284.
Zähne haben. Für geringe Kräfte sind solche,
verhältnissmässig leicht herzustellende Räder
ausreichend.

Der Betrieb durch Reibungsräder findet
— wegen seiner geringen Nutzleistung —
hauptsächlich nur dann statt, wenn grösserer
Werth auf bequeme Aenderung des Ueber-
setzungsverhältnisses gelegt wird. Anwen-
dungsformen für diesen Zweck finden sich
weiter unten angegeben.

2. Der Werkzeugmaschinenbau verlangt
häufig die Bewegungsübertragung zwischen
zwei Theilen, welche sich gegeneinander verschieben. Hierfür sind fol-
gende Anordnungen brauchbar:

a. Die Wellen sind gleichlaufend, ihre Entfernung ändert sich nicht,
aber sie verschieben sich gleichlaufend gegen einander. Bei Riemenbetrieb
pflegt man in diesem Falle die eine Welle a, Fig. 284, mit einer Trommel c,
die andere Welle b mit einer gewöhnlichen Riemenrolle zu versehen.
Findet die gegensätzliche Verschiebung zwischen a und b langsam genug
statt, so genügt reichliche Wölbung der Rolle d, um den Riemen auf dieser
zu erhalten; im anderen Falle muss zu diesem Zwecke ein Riemenführer
angebracht werden. Für Räderbetrieb kann der gleiche Gedanke, welcher
der angegebenen Anordnung zu Grunde liegt, zur Anwendung kommen:
man setzt auf b, Fig. 285, ein Rad d gewöhnlicher Breite, auf die Welle a
dagegen ein langes Stirnrad c. Da jedoch in der Regel die gegensätzliche

1) Vergl. Versuche über die Nutzleistung der Wurmradbetriebe: Schweizerische
Bauzeitung, Juli 1895, S. 16, mit Abb. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1887, S. 451,
mit Abb. 1897, S. 936, S. 968, mit Abb.
2) Reuleaux, Konstrukteur, IV. Aufl. S. 574. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen.
1893, S. 586; 1894, S. 567; 1896, S. 114, mit Abb.
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[144/0158] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. gleich diese einen nennenswerthen Druck in der Axenrichtung der Räder hervorbringen. Der Wurmradbetrieb (Schraube ohne Ende) findet nicht allein An- wendung, solange es sich um bedeutende Geschwindigkeitsverminderungen handelt, sondern auch wegen seiner Eigenschaft — bei guter Ausführung — stossfrei zu übertragen. Er dürfte für den Werkzeugmaschinenbau eine noch grössere Einführung finden, wenn das Vorurtheil, nach welchem der Wurmradbetrieb mit unverhältnissmässig grossen Reibungsverlusten ver- knüpft sein soll, mehr und mehr als solches erkannt ist. 1) Von mehreren Seiten ist der Betrieb mittels Globoidschraube empfohlen 2). Ich warne dringend vor deren Verwendung, weil der Antrieb dauernd ein unruhiger ist, was leicht erkannt wird, wenn man bedenkt, dass der Steigungswinkel der Globoidschraube von deren Mitte aus nach beiden Seiten hin abnimmt, während der Steigungswinkel der Radzähne sich nicht ändert. Hyperboloidische Räder kommen — obgleich deren Anwendung häufig zweckmässig sein würde — selten vor, wohl deshalb weil nur wenige Techniker sie zu entwerfen gelernt haben. Man behilft sich, wenn die Axen zweier Räder in einiger Entfernung von einander sich überschneiden mit einem Ersatzmittel, nämlich mit Rädern, welche schraubenförmig verlaufende [Abbildung Fig. 284.] Zähne haben. Für geringe Kräfte sind solche, verhältnissmässig leicht herzustellende Räder ausreichend. Der Betrieb durch Reibungsräder findet — wegen seiner geringen Nutzleistung — hauptsächlich nur dann statt, wenn grösserer Werth auf bequeme Aenderung des Ueber- setzungsverhältnisses gelegt wird. Anwen- dungsformen für diesen Zweck finden sich weiter unten angegeben. 2. Der Werkzeugmaschinenbau verlangt häufig die Bewegungsübertragung zwischen zwei Theilen, welche sich gegeneinander verschieben. Hierfür sind fol- gende Anordnungen brauchbar: a. Die Wellen sind gleichlaufend, ihre Entfernung ändert sich nicht, aber sie verschieben sich gleichlaufend gegen einander. Bei Riemenbetrieb pflegt man in diesem Falle die eine Welle a, Fig. 284, mit einer Trommel c, die andere Welle b mit einer gewöhnlichen Riemenrolle zu versehen. Findet die gegensätzliche Verschiebung zwischen a und b langsam genug statt, so genügt reichliche Wölbung der Rolle d, um den Riemen auf dieser zu erhalten; im anderen Falle muss zu diesem Zwecke ein Riemenführer angebracht werden. Für Räderbetrieb kann der gleiche Gedanke, welcher der angegebenen Anordnung zu Grunde liegt, zur Anwendung kommen: man setzt auf b, Fig. 285, ein Rad d gewöhnlicher Breite, auf die Welle a dagegen ein langes Stirnrad c. Da jedoch in der Regel die gegensätzliche 1) Vergl. Versuche über die Nutzleistung der Wurmradbetriebe: Schweizerische Bauzeitung, Juli 1895, S. 16, mit Abb. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1887, S. 451, mit Abb. 1897, S. 936, S. 968, mit Abb. 2) Reuleaux, Konstrukteur, IV. Aufl. S. 574. Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1893, S. 586; 1894, S. 567; 1896, S. 114, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/158>, abgerufen am 23.11.2024.