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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
muss daher eine dementsprechende Spannung haben. Um diese Spannung
zu regeln, sitzt auf dem Schwanzende des Reitnagels eine Mutter g; sie
hat gleichzeitig den Zweck, zu weites Hervorschiessen des Reitnagels b zu
hindern. Etwa in der Mitte der Länge des Reitnagels befindet sich in
diesem ein Loch, in welches der eine Arm des Winkelhebels h greift.
Dieser Winkelhebel dient zum Zurückziehen des Reitnagels, um das Werk-
stück zwischen die Spitzen zu bringen; seitliche Druckschrauben i können
so gegen den plattenförmigen Theil von h gepresst werden, dass dieser
und damit der Reitnagel b fest liegt. Die sonstige Einstellung der Spitze
erfolgt wie gewöhnlich durch Verschieben des Reitstockes auf dem Bett
der Maschine.

Es gilt das weiter oben über "Verspannen" Gesagte selbstverständlich
auch für das Einspannen zwischen Spitzen: auch hier soll verhütet werden,
dass der zum Festhalten dienende Druck das Werkstück nennenswerth ver-
biegt. Nun würde, wenn man z. B. eine gekröpfte Welle behufs Abdrehens
ihres Schaftes ohne weiteres zwischen die Spitzen einer Drehbank legte,
ziemlich starkes Verbiegen in der Kröpfung eintreten. Man legt deshalb

[Abbildung] Fig. 260.
eine Spannschraube in die
beanspruchte Axe, wie in
Fig. 260 durch gestrichelte
Linien angegeben ist, und
zieht diese vorsichtig an.
Das muss mit grosser Sorg-
falt geschehen, weil andern-
falls die fragliche Schraube
ein Verspannen in entgegen-
gesetzter Richtung veranlasst.
Manche ziehen daher vor,
einen Block aus Gips oder
Cement in der Kröpfung selbst
zu bilden, wie die ausgezogenen Linien der Fig. 260 angeben. Nicht treibender
Cement scheint für den vorliegenden Zweck am geeignetsten zu sein; man
begegnet jedoch auch der Anschauung, dass mässiges Treiben dieses
Blockes zweckmässig sei, da er doch durch den Spitzendruck ein wenig
zusammengedrückt werde. Von diesem Gesichtspunkte aus ist Gips ge-
eigneter, weil er beim Erstarren sich ein wenig ausdehnt. Auch eine ge-
ringe Beimischung von Gips zum Cement verursacht mässiges Treiben und
wird deshalb für den vorliegenden Zweck verwendet.

Die Kräfte, welche winkelrecht zur Werkstücks- und damit zur Spitzen-
axe auftreten, haben gleichen Ursprung, wie die in diese Axe fallenden, aber
sie sind von anderer Bedeutung für das Stützen des Werkstückes, indem sie
Biegungen des letzteren und Biegungen der Spitzen verursachen. Diese
Biegungen führen ohne weiteres mehr oder weniger bedeutende Ungenauig-
keiten mit sich; es ist nöthig, dahin Vorsorge zu treffen, dass diese Bie-
gungen ein erträgliches Maass nicht überschreiten. Es mag schon jetzt
bemerkt werden, dass diese biegend wirkenden Kräfte dann am lästigsten
sind, wenn sie ihre Richtung wechseln.

Bei kürzeren, kleineren Werkstücken genügen meistens die Spitzen,
ohne weitere Beihilfe für die Stützung, bei schweren und bei langen Werk-
stücken sind Ergänzungen erforderlich.


Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
muss daher eine dementsprechende Spannung haben. Um diese Spannung
zu regeln, sitzt auf dem Schwanzende des Reitnagels eine Mutter g; sie
hat gleichzeitig den Zweck, zu weites Hervorschiessen des Reitnagels b zu
hindern. Etwa in der Mitte der Länge des Reitnagels befindet sich in
diesem ein Loch, in welches der eine Arm des Winkelhebels h greift.
Dieser Winkelhebel dient zum Zurückziehen des Reitnagels, um das Werk-
stück zwischen die Spitzen zu bringen; seitliche Druckschrauben i können
so gegen den plattenförmigen Theil von h gepresst werden, dass dieser
und damit der Reitnagel b fest liegt. Die sonstige Einstellung der Spitze
erfolgt wie gewöhnlich durch Verschieben des Reitstockes auf dem Bett
der Maschine.

Es gilt das weiter oben über „Verspannen“ Gesagte selbstverständlich
auch für das Einspannen zwischen Spitzen: auch hier soll verhütet werden,
dass der zum Festhalten dienende Druck das Werkstück nennenswerth ver-
biegt. Nun würde, wenn man z. B. eine gekröpfte Welle behufs Abdrehens
ihres Schaftes ohne weiteres zwischen die Spitzen einer Drehbank legte,
ziemlich starkes Verbiegen in der Kröpfung eintreten. Man legt deshalb

[Abbildung] Fig. 260.
eine Spannschraube in die
beanspruchte Axe, wie in
Fig. 260 durch gestrichelte
Linien angegeben ist, und
zieht diese vorsichtig an.
Das muss mit grosser Sorg-
falt geschehen, weil andern-
falls die fragliche Schraube
ein Verspannen in entgegen-
gesetzter Richtung veranlasst.
Manche ziehen daher vor,
einen Block aus Gips oder
Cement in der Kröpfung selbst
zu bilden, wie die ausgezogenen Linien der Fig. 260 angeben. Nicht treibender
Cement scheint für den vorliegenden Zweck am geeignetsten zu sein; man
begegnet jedoch auch der Anschauung, dass mässiges Treiben dieses
Blockes zweckmässig sei, da er doch durch den Spitzendruck ein wenig
zusammengedrückt werde. Von diesem Gesichtspunkte aus ist Gips ge-
eigneter, weil er beim Erstarren sich ein wenig ausdehnt. Auch eine ge-
ringe Beimischung von Gips zum Cement verursacht mässiges Treiben und
wird deshalb für den vorliegenden Zweck verwendet.

Die Kräfte, welche winkelrecht zur Werkstücks- und damit zur Spitzen-
axe auftreten, haben gleichen Ursprung, wie die in diese Axe fallenden, aber
sie sind von anderer Bedeutung für das Stützen des Werkstückes, indem sie
Biegungen des letzteren und Biegungen der Spitzen verursachen. Diese
Biegungen führen ohne weiteres mehr oder weniger bedeutende Ungenauig-
keiten mit sich; es ist nöthig, dahin Vorsorge zu treffen, dass diese Bie-
gungen ein erträgliches Maass nicht überschreiten. Es mag schon jetzt
bemerkt werden, dass diese biegend wirkenden Kräfte dann am lästigsten
sind, wenn sie ihre Richtung wechseln.

Bei kürzeren, kleineren Werkstücken genügen meistens die Spitzen,
ohne weitere Beihilfe für die Stützung, bei schweren und bei langen Werk-
stücken sind Ergänzungen erforderlich.


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[130/0144] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. muss daher eine dementsprechende Spannung haben. Um diese Spannung zu regeln, sitzt auf dem Schwanzende des Reitnagels eine Mutter g; sie hat gleichzeitig den Zweck, zu weites Hervorschiessen des Reitnagels b zu hindern. Etwa in der Mitte der Länge des Reitnagels befindet sich in diesem ein Loch, in welches der eine Arm des Winkelhebels h greift. Dieser Winkelhebel dient zum Zurückziehen des Reitnagels, um das Werk- stück zwischen die Spitzen zu bringen; seitliche Druckschrauben i können so gegen den plattenförmigen Theil von h gepresst werden, dass dieser und damit der Reitnagel b fest liegt. Die sonstige Einstellung der Spitze erfolgt wie gewöhnlich durch Verschieben des Reitstockes auf dem Bett der Maschine. Es gilt das weiter oben über „Verspannen“ Gesagte selbstverständlich auch für das Einspannen zwischen Spitzen: auch hier soll verhütet werden, dass der zum Festhalten dienende Druck das Werkstück nennenswerth ver- biegt. Nun würde, wenn man z. B. eine gekröpfte Welle behufs Abdrehens ihres Schaftes ohne weiteres zwischen die Spitzen einer Drehbank legte, ziemlich starkes Verbiegen in der Kröpfung eintreten. Man legt deshalb [Abbildung Fig. 260.] eine Spannschraube in die beanspruchte Axe, wie in Fig. 260 durch gestrichelte Linien angegeben ist, und zieht diese vorsichtig an. Das muss mit grosser Sorg- falt geschehen, weil andern- falls die fragliche Schraube ein Verspannen in entgegen- gesetzter Richtung veranlasst. Manche ziehen daher vor, einen Block aus Gips oder Cement in der Kröpfung selbst zu bilden, wie die ausgezogenen Linien der Fig. 260 angeben. Nicht treibender Cement scheint für den vorliegenden Zweck am geeignetsten zu sein; man begegnet jedoch auch der Anschauung, dass mässiges Treiben dieses Blockes zweckmässig sei, da er doch durch den Spitzendruck ein wenig zusammengedrückt werde. Von diesem Gesichtspunkte aus ist Gips ge- eigneter, weil er beim Erstarren sich ein wenig ausdehnt. Auch eine ge- ringe Beimischung von Gips zum Cement verursacht mässiges Treiben und wird deshalb für den vorliegenden Zweck verwendet. Die Kräfte, welche winkelrecht zur Werkstücks- und damit zur Spitzen- axe auftreten, haben gleichen Ursprung, wie die in diese Axe fallenden, aber sie sind von anderer Bedeutung für das Stützen des Werkstückes, indem sie Biegungen des letzteren und Biegungen der Spitzen verursachen. Diese Biegungen führen ohne weiteres mehr oder weniger bedeutende Ungenauig- keiten mit sich; es ist nöthig, dahin Vorsorge zu treffen, dass diese Bie- gungen ein erträgliches Maass nicht überschreiten. Es mag schon jetzt bemerkt werden, dass diese biegend wirkenden Kräfte dann am lästigsten sind, wenn sie ihre Richtung wechseln. Bei kürzeren, kleineren Werkstücken genügen meistens die Spitzen, ohne weitere Beihilfe für die Stützung, bei schweren und bei langen Werk- stücken sind Ergänzungen erforderlich.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/144>, abgerufen am 22.11.2024.