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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
stimmt und durch die Einstellung der Spitzen genau aufgenommen würden.
Ersteres ist sehr umständlich und letzteres nahezu unmöglich. Deshalb ist
jener Ueberschuss nöthig, um gelegentliches Schlottern des Werkstückes zu
verhüten und die Bemessung seiner Grösse dem Gefühl des Arbeiters zu
überlassen. Nun erfahren die Werkstücke unter der Einwirkung der Werk-
zeuge eine gewisse wechselnde Erwärmung, es ändert sich daher ihre Länge,
so dass in manchen Fällen die Einstellung der verschiebbaren Spitze mehr-
fach stattfinden muss, um einerseits einen zu grossen Druck zu vermeiden,
anderseits die Spitzen in guter Fühlung mit den Werkstücken zu erhalten.
Das tritt hervor bei dem Schneiden langer Schraubengewinde und be-
sonders beim Schleifen langer, dünner Werkstücke. Man hat deshalb, um
die Erhaltung passenden Axendrucks zu sichern, die eine der Spitzen so
gestützt, dass sie in der Axenrichtung selbstthätig nachzugeben und wieder
vorzudringen vermag.

Fig. 259 stellt die wesentlichen Theile eines derartig eingerichteten,
zu einer Schleifmaschine 1) gehörigen Spindelstockes dar; die Abbildung ist

[Abbildung] Fig. 259.
in vorliegender Ausführlichkeit wiedergegeben, da dieser Reitstock manche
andere Eigenthümlichkeiten enthält. Dahin gehört die grosse Zapfenlänge
der Spitze. Dieser Zapfen steckt nicht unmittelbar im Reitnagel b, sondern
in einem Zwischenstück a, welches mit schlanker Verjüngung in b ruht.
Da a nur sehr selten ausgewechselt zu werden braucht, so wird die kegel-
förmige Bohrung des Reitnagels b der Abnutzung fast vollständig entzogen.
Reitnagel wie Zwischenstück a sind in ganzer Länge durchbohrt und zwar
vorwiegend deshalb, um mittels eines hindurch geführten Dornes die Spitze
sowohl, als das Zwischenstück hinausstossen zu können. In den Enden
der Reitstockhülse c sind nachstellbare Backen, nach Fig. 73, S. 49, ange-
bracht; Kappen d und e dienen zum Anziehen dieser Futter. Die Kappe
d umgreift das Zwischenstück a und ist mit einer Packung versehen, so
dass das Eindringen von Schleifstaub verhütet wird. Auf dem Reitnagel
b sitzt ein Ring f, gegen welchen eine Feder drückt, die mit ihrem andern
Ende sich gegen das rechtsseitige Futter lehnt. Diese Feder soll den ge-
sammten in der Axenrichtung auf die Spitze wirkenden Druck aufnehmen,

1) Iron, Okt. 1885, S. 323.
Fischer, Handbuch der Werkzeugmaschinenkunde. 9

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
stimmt und durch die Einstellung der Spitzen genau aufgenommen würden.
Ersteres ist sehr umständlich und letzteres nahezu unmöglich. Deshalb ist
jener Ueberschuss nöthig, um gelegentliches Schlottern des Werkstückes zu
verhüten und die Bemessung seiner Grösse dem Gefühl des Arbeiters zu
überlassen. Nun erfahren die Werkstücke unter der Einwirkung der Werk-
zeuge eine gewisse wechselnde Erwärmung, es ändert sich daher ihre Länge,
so dass in manchen Fällen die Einstellung der verschiebbaren Spitze mehr-
fach stattfinden muss, um einerseits einen zu grossen Druck zu vermeiden,
anderseits die Spitzen in guter Fühlung mit den Werkstücken zu erhalten.
Das tritt hervor bei dem Schneiden langer Schraubengewinde und be-
sonders beim Schleifen langer, dünner Werkstücke. Man hat deshalb, um
die Erhaltung passenden Axendrucks zu sichern, die eine der Spitzen so
gestützt, dass sie in der Axenrichtung selbstthätig nachzugeben und wieder
vorzudringen vermag.

Fig. 259 stellt die wesentlichen Theile eines derartig eingerichteten,
zu einer Schleifmaschine 1) gehörigen Spindelstockes dar; die Abbildung ist

[Abbildung] Fig. 259.
in vorliegender Ausführlichkeit wiedergegeben, da dieser Reitstock manche
andere Eigenthümlichkeiten enthält. Dahin gehört die grosse Zapfenlänge
der Spitze. Dieser Zapfen steckt nicht unmittelbar im Reitnagel b, sondern
in einem Zwischenstück a, welches mit schlanker Verjüngung in b ruht.
Da a nur sehr selten ausgewechselt zu werden braucht, so wird die kegel-
förmige Bohrung des Reitnagels b der Abnutzung fast vollständig entzogen.
Reitnagel wie Zwischenstück a sind in ganzer Länge durchbohrt und zwar
vorwiegend deshalb, um mittels eines hindurch geführten Dornes die Spitze
sowohl, als das Zwischenstück hinausstossen zu können. In den Enden
der Reitstockhülse c sind nachstellbare Backen, nach Fig. 73, S. 49, ange-
bracht; Kappen d und e dienen zum Anziehen dieser Futter. Die Kappe
d umgreift das Zwischenstück a und ist mit einer Packung versehen, so
dass das Eindringen von Schleifstaub verhütet wird. Auf dem Reitnagel
b sitzt ein Ring f, gegen welchen eine Feder drückt, die mit ihrem andern
Ende sich gegen das rechtsseitige Futter lehnt. Diese Feder soll den ge-
sammten in der Axenrichtung auf die Spitze wirkenden Druck aufnehmen,

1) Iron, Okt. 1885, S. 323.
Fischer, Handbuch der Werkzeugmaschinenkunde. 9
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[129/0143] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. stimmt und durch die Einstellung der Spitzen genau aufgenommen würden. Ersteres ist sehr umständlich und letzteres nahezu unmöglich. Deshalb ist jener Ueberschuss nöthig, um gelegentliches Schlottern des Werkstückes zu verhüten und die Bemessung seiner Grösse dem Gefühl des Arbeiters zu überlassen. Nun erfahren die Werkstücke unter der Einwirkung der Werk- zeuge eine gewisse wechselnde Erwärmung, es ändert sich daher ihre Länge, so dass in manchen Fällen die Einstellung der verschiebbaren Spitze mehr- fach stattfinden muss, um einerseits einen zu grossen Druck zu vermeiden, anderseits die Spitzen in guter Fühlung mit den Werkstücken zu erhalten. Das tritt hervor bei dem Schneiden langer Schraubengewinde und be- sonders beim Schleifen langer, dünner Werkstücke. Man hat deshalb, um die Erhaltung passenden Axendrucks zu sichern, die eine der Spitzen so gestützt, dass sie in der Axenrichtung selbstthätig nachzugeben und wieder vorzudringen vermag. Fig. 259 stellt die wesentlichen Theile eines derartig eingerichteten, zu einer Schleifmaschine 1) gehörigen Spindelstockes dar; die Abbildung ist [Abbildung Fig. 259.] in vorliegender Ausführlichkeit wiedergegeben, da dieser Reitstock manche andere Eigenthümlichkeiten enthält. Dahin gehört die grosse Zapfenlänge der Spitze. Dieser Zapfen steckt nicht unmittelbar im Reitnagel b, sondern in einem Zwischenstück a, welches mit schlanker Verjüngung in b ruht. Da a nur sehr selten ausgewechselt zu werden braucht, so wird die kegel- förmige Bohrung des Reitnagels b der Abnutzung fast vollständig entzogen. Reitnagel wie Zwischenstück a sind in ganzer Länge durchbohrt und zwar vorwiegend deshalb, um mittels eines hindurch geführten Dornes die Spitze sowohl, als das Zwischenstück hinausstossen zu können. In den Enden der Reitstockhülse c sind nachstellbare Backen, nach Fig. 73, S. 49, ange- bracht; Kappen d und e dienen zum Anziehen dieser Futter. Die Kappe d umgreift das Zwischenstück a und ist mit einer Packung versehen, so dass das Eindringen von Schleifstaub verhütet wird. Auf dem Reitnagel b sitzt ein Ring f, gegen welchen eine Feder drückt, die mit ihrem andern Ende sich gegen das rechtsseitige Futter lehnt. Diese Feder soll den ge- sammten in der Axenrichtung auf die Spitze wirkenden Druck aufnehmen, 1) Iron, Okt. 1885, S. 323. Fischer, Handbuch der Werkzeugmaschinenkunde. 9

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/143>, abgerufen am 28.11.2024.