Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

mit hastigen Schritten, den Ort woher die
Stimme gekommen war, aufzusuchen.

Aber schon hatte er sich nach allen Sei-
ten gewandt, ohne irgend etwas entdecken
zu können; als er mit einem Male ein
ländlich gekleidetes Mädchen vor sich hin
eilen sah. Wunderbar zog es ihn hin, ihr
zu folgen; aber sie ging so schnell, so leicht,
kaum vermochte er sie zu erreichen.

"Liebes Mädchen! -- rief er nun --
warte doch ein wenig! Hast du nichts von
den Menschen, die dort klagten gehört?" --

Schon bey den ersten Worten hatte sich
das Mädchen furchtsam umgesehen, und
war, da sie einen Mann mit Helm und
Schwerdt erblickte, nur desto schneller geeilt.
Aber der Mann holte sie ein. Jetzt sah sie
grade in sein schwarzes, brennendes Auge,
und sank mit einem lauten Rufe des freu-
digen Erstaunens in seine Arme.

mit haſtigen Schritten, den Ort woher die
Stimme gekommen war, aufzuſuchen.

Aber ſchon hatte er ſich nach allen Sei-
ten gewandt, ohne irgend etwas entdecken
zu koͤnnen; als er mit einem Male ein
laͤndlich gekleidetes Maͤdchen vor ſich hin
eilen ſah. Wunderbar zog es ihn hin, ihr
zu folgen; aber ſie ging ſo ſchnell, ſo leicht,
kaum vermochte er ſie zu erreichen.

»Liebes Maͤdchen! — rief er nun —
warte doch ein wenig! Haſt du nichts von
den Menſchen, die dort klagten gehoͤrt?« —

Schon bey den erſten Worten hatte ſich
das Maͤdchen furchtſam umgeſehen, und
war, da ſie einen Mann mit Helm und
Schwerdt erblickte, nur deſto ſchneller geeilt.
Aber der Mann holte ſie ein. Jetzt ſah ſie
grade in ſein ſchwarzes, brennendes Auge,
und ſank mit einem lauten Rufe des freu-
digen Erſtaunens in ſeine Arme.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0097" n="93"/>
mit ha&#x017F;tigen Schritten, den Ort woher die<lb/>
Stimme gekommen war, aufzu&#x017F;uchen.</p><lb/>
        <p>Aber &#x017F;chon hatte er &#x017F;ich nach allen Sei-<lb/>
ten gewandt, ohne irgend etwas entdecken<lb/>
zu ko&#x0364;nnen; als er mit einem Male ein<lb/>
la&#x0364;ndlich gekleidetes Ma&#x0364;dchen vor &#x017F;ich hin<lb/>
eilen &#x017F;ah. Wunderbar zog es ihn hin, ihr<lb/>
zu folgen; aber &#x017F;ie ging &#x017F;o &#x017F;chnell, &#x017F;o leicht,<lb/>
kaum vermochte er &#x017F;ie zu erreichen.</p><lb/>
        <p>»Liebes Ma&#x0364;dchen! &#x2014; rief er nun &#x2014;<lb/>
warte doch ein wenig! Ha&#x017F;t du nichts von<lb/>
den Men&#x017F;chen, die dort klagten geho&#x0364;rt?« &#x2014;</p><lb/>
        <p>Schon bey den er&#x017F;ten Worten hatte &#x017F;ich<lb/>
das Ma&#x0364;dchen furcht&#x017F;am umge&#x017F;ehen, und<lb/>
war, da &#x017F;ie einen Mann mit Helm und<lb/>
Schwerdt erblickte, nur de&#x017F;to &#x017F;chneller geeilt.<lb/>
Aber der Mann holte &#x017F;ie ein. Jetzt &#x017F;ah &#x017F;ie<lb/>
grade in &#x017F;ein &#x017F;chwarzes, brennendes Auge,<lb/>
und &#x017F;ank mit einem lauten Rufe des freu-<lb/>
digen Er&#x017F;taunens in &#x017F;eine Arme.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0097] mit haſtigen Schritten, den Ort woher die Stimme gekommen war, aufzuſuchen. Aber ſchon hatte er ſich nach allen Sei- ten gewandt, ohne irgend etwas entdecken zu koͤnnen; als er mit einem Male ein laͤndlich gekleidetes Maͤdchen vor ſich hin eilen ſah. Wunderbar zog es ihn hin, ihr zu folgen; aber ſie ging ſo ſchnell, ſo leicht, kaum vermochte er ſie zu erreichen. »Liebes Maͤdchen! — rief er nun — warte doch ein wenig! Haſt du nichts von den Menſchen, die dort klagten gehoͤrt?« — Schon bey den erſten Worten hatte ſich das Maͤdchen furchtſam umgeſehen, und war, da ſie einen Mann mit Helm und Schwerdt erblickte, nur deſto ſchneller geeilt. Aber der Mann holte ſie ein. Jetzt ſah ſie grade in ſein ſchwarzes, brennendes Auge, und ſank mit einem lauten Rufe des freu- digen Erſtaunens in ſeine Arme.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/97
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/97>, abgerufen am 23.11.2024.