Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

monarchin gereitzt. Statt den Gesang und
das Evangelium zu lernen; war Goldlöck-
chen den ganzen Morgen auf die Verferti-
gung der kleinen Geschöpfe bedacht gewe-
sen. Hatte jedes, wie es vollendet war,
gehätschelt, in den Schlaf gebracht, und es
Krausköpfchen, mit tausend Küssen, in Ver-
wahrung gegeben.

Des Alles war dieser nun eingedenk,
sprang schnell auf eine Bank, und schrie
der grimmigen Atropos, da er sie mit der
mörderischen Scheere gerüstet sah, entgegen:

"Komm nur wenn du Herz hast! Rühre
nur eins von Goldlöckchens Kindern an!
Dann magst du sehen!" --

Armer Krauskopf, wohin würde dein
Muth dich geführt haben! hätte Soline
nicht in dem Augenblicke dich, sammt Gold-
löckchen, von allen Haselstöcken, und Kern-
beuteln, gemahlten Eseln und ungemahlten

monarchin gereitzt. Statt den Geſang und
das Evangelium zu lernen; war Goldloͤck-
chen den ganzen Morgen auf die Verferti-
gung der kleinen Geſchoͤpfe bedacht gewe-
ſen. Hatte jedes, wie es vollendet war,
gehaͤtſchelt, in den Schlaf gebracht, und es
Krauskoͤpfchen, mit tauſend Kuͤſſen, in Ver-
wahrung gegeben.

Des Alles war dieſer nun eingedenk,
ſprang ſchnell auf eine Bank, und ſchrie
der grimmigen Atropos, da er ſie mit der
moͤrderiſchen Scheere geruͤſtet ſah, entgegen:

»Komm nur wenn du Herz haſt! Ruͤhre
nur eins von Goldloͤckchens Kindern an!
Dann magſt du ſehen!« —

Armer Krauskopf, wohin wuͤrde dein
Muth dich gefuͤhrt haben! haͤtte Soline
nicht in dem Augenblicke dich, ſammt Gold-
loͤckchen, von allen Haſelſtoͤcken, und Kern-
beuteln, gemahlten Eſeln und ungemahlten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0065" n="61"/>
monarchin gereitzt. Statt den Ge&#x017F;ang und<lb/>
das Evangelium zu lernen; war Goldlo&#x0364;ck-<lb/>
chen den ganzen Morgen auf die Verferti-<lb/>
gung der kleinen Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe bedacht gewe-<lb/>
&#x017F;en. Hatte jedes, wie es vollendet war,<lb/>
geha&#x0364;t&#x017F;chelt, in den Schlaf gebracht, und es<lb/>
Krausko&#x0364;pfchen, mit tau&#x017F;end Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, in Ver-<lb/>
wahrung gegeben.</p><lb/>
        <p>Des Alles war die&#x017F;er nun eingedenk,<lb/>
&#x017F;prang &#x017F;chnell auf eine Bank, und &#x017F;chrie<lb/>
der grimmigen Atropos, da er &#x017F;ie mit der<lb/>
mo&#x0364;rderi&#x017F;chen Scheere geru&#x0364;&#x017F;tet &#x017F;ah, entgegen:</p><lb/>
        <p>»Komm nur wenn du Herz ha&#x017F;t! Ru&#x0364;hre<lb/>
nur eins von Goldlo&#x0364;ckchens Kindern an!<lb/>
Dann mag&#x017F;t du &#x017F;ehen!« &#x2014;</p><lb/>
        <p>Armer Krauskopf, wohin wu&#x0364;rde dein<lb/>
Muth dich gefu&#x0364;hrt haben! ha&#x0364;tte Soline<lb/>
nicht in dem Augenblicke dich, &#x017F;ammt Gold-<lb/>
lo&#x0364;ckchen, von allen Ha&#x017F;el&#x017F;to&#x0364;cken, und Kern-<lb/>
beuteln, gemahlten E&#x017F;eln und ungemahlten<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0065] monarchin gereitzt. Statt den Geſang und das Evangelium zu lernen; war Goldloͤck- chen den ganzen Morgen auf die Verferti- gung der kleinen Geſchoͤpfe bedacht gewe- ſen. Hatte jedes, wie es vollendet war, gehaͤtſchelt, in den Schlaf gebracht, und es Krauskoͤpfchen, mit tauſend Kuͤſſen, in Ver- wahrung gegeben. Des Alles war dieſer nun eingedenk, ſprang ſchnell auf eine Bank, und ſchrie der grimmigen Atropos, da er ſie mit der moͤrderiſchen Scheere geruͤſtet ſah, entgegen: »Komm nur wenn du Herz haſt! Ruͤhre nur eins von Goldloͤckchens Kindern an! Dann magſt du ſehen!« — Armer Krauskopf, wohin wuͤrde dein Muth dich gefuͤhrt haben! haͤtte Soline nicht in dem Augenblicke dich, ſammt Gold- loͤckchen, von allen Haſelſtoͤcken, und Kern- beuteln, gemahlten Eſeln und ungemahlten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/65
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/65>, abgerufen am 23.11.2024.