Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

Jetzt öfnete sie die Augen und . . . . .
Wenn das Leben aus solchen Augenblicken
bestände; dann könnten wir den Himmel
entbehren.

Aber die Liebe erscheint dem Sterblichen
nur, als Bürge für die Wirklichkeit eines
höheren Lebens. Dann kehret sie schnell
in das Geisterland zurück und nur ein rei-
nes Herz vermag sie zu einer augenblickli-
chen Rückkehr zu bewegen. So klagen selbst
ihre glücklichsten Lieblinge. Auch Selim
und Zoraide glaubten sich nur Augenblicke
besessen zu haben; als ihre schöne Verbin-
dung auf die peinlichste Art gestört wurde.

Der Genius Grumedan hatte so eben
den Sieg über eine wiederspänstige Schöne
davon getragen, litt noch dazu an einer
Unverdaulichkeit und wolte sich in den nie-
deren Lüften, wo er eigentlich zu Hause ge-
hörte, eine Bewegung machen; als . . . .

Jetzt oͤfnete ſie die Augen und . . . . .
Wenn das Leben aus ſolchen Augenblicken
beſtaͤnde; dann koͤnnten wir den Himmel
entbehren.

Aber die Liebe erſcheint dem Sterblichen
nur, als Buͤrge fuͤr die Wirklichkeit eines
hoͤheren Lebens. Dann kehret ſie ſchnell
in das Geiſterland zuruͤck und nur ein rei-
nes Herz vermag ſie zu einer augenblickli-
chen Ruͤckkehr zu bewegen. So klagen ſelbſt
ihre gluͤcklichſten Lieblinge. Auch Selim
und Zoraïde glaubten ſich nur Augenblicke
beſeſſen zu haben; als ihre ſchoͤne Verbin-
dung auf die peinlichſte Art geſtoͤrt wurde.

Der Genius Grumedan hatte ſo eben
den Sieg uͤber eine wiederſpaͤnſtige Schoͤne
davon getragen, litt noch dazu an einer
Unverdaulichkeit und wolte ſich in den nie-
deren Luͤften, wo er eigentlich zu Hauſe ge-
hoͤrte, eine Bewegung machen; als . . . .

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0032" n="28"/>
        <p>Jetzt o&#x0364;fnete &#x017F;ie die Augen und . . . . .<lb/>
Wenn das Leben aus &#x017F;olchen Augenblicken<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;nde; dann ko&#x0364;nnten wir den Himmel<lb/>
entbehren.</p><lb/>
        <p>Aber die Liebe er&#x017F;cheint dem Sterblichen<lb/>
nur, als Bu&#x0364;rge fu&#x0364;r die Wirklichkeit eines<lb/>
ho&#x0364;heren Lebens. Dann kehret &#x017F;ie &#x017F;chnell<lb/>
in das Gei&#x017F;terland zuru&#x0364;ck und nur ein rei-<lb/>
nes Herz vermag &#x017F;ie zu einer augenblickli-<lb/>
chen Ru&#x0364;ckkehr zu bewegen. So klagen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ihre glu&#x0364;cklich&#x017F;ten Lieblinge. Auch Selim<lb/>
und Zoraïde glaubten &#x017F;ich nur Augenblicke<lb/>
be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en zu haben; als ihre &#x017F;cho&#x0364;ne Verbin-<lb/>
dung auf die peinlich&#x017F;te Art ge&#x017F;to&#x0364;rt wurde.</p><lb/>
        <p>Der Genius Grumedan hatte &#x017F;o eben<lb/>
den Sieg u&#x0364;ber eine wieder&#x017F;pa&#x0364;n&#x017F;tige Scho&#x0364;ne<lb/>
davon getragen, litt noch dazu an einer<lb/>
Unverdaulichkeit und wolte &#x017F;ich in den nie-<lb/>
deren Lu&#x0364;ften, wo er eigentlich zu Hau&#x017F;e ge-<lb/>
ho&#x0364;rte, eine Bewegung machen; als . . . .</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0032] Jetzt oͤfnete ſie die Augen und . . . . . Wenn das Leben aus ſolchen Augenblicken beſtaͤnde; dann koͤnnten wir den Himmel entbehren. Aber die Liebe erſcheint dem Sterblichen nur, als Buͤrge fuͤr die Wirklichkeit eines hoͤheren Lebens. Dann kehret ſie ſchnell in das Geiſterland zuruͤck und nur ein rei- nes Herz vermag ſie zu einer augenblickli- chen Ruͤckkehr zu bewegen. So klagen ſelbſt ihre gluͤcklichſten Lieblinge. Auch Selim und Zoraïde glaubten ſich nur Augenblicke beſeſſen zu haben; als ihre ſchoͤne Verbin- dung auf die peinlichſte Art geſtoͤrt wurde. Der Genius Grumedan hatte ſo eben den Sieg uͤber eine wiederſpaͤnſtige Schoͤne davon getragen, litt noch dazu an einer Unverdaulichkeit und wolte ſich in den nie- deren Luͤften, wo er eigentlich zu Hauſe ge- hoͤrte, eine Bewegung machen; als . . . .

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/32
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/32>, abgerufen am 23.11.2024.