[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.Anfangs hatte Zoraide es nur von ferne Und Selim? -- Ach Selim wollte ver- Anfangs hatte Zoraïde es nur von ferne Und Selim? — Ach Selim wollte ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0028" n="24"/> Anfangs hatte Zoraïde es nur von ferne<lb/> angeblickt; aber ein unwiderſtehliches Et-<lb/> was zog ſie immer naͤher zur Laube.<lb/> Jetzt trat ſie hinein. — Sonderbar! —<lb/> Sie ſah, ſie wußte ja daß es ein Bild war,<lb/> und doch konnte ſie dem Verlangen nicht<lb/> widerſtehen, ihre Hand auf die ſchoͤne<lb/> maͤnnliche Bruſt, an die volle bluͤhende<lb/> Wange zu legen. Dann trat ſie wieder<lb/> zuruͤck, um die ganze herrliche Geſtalt mit<lb/> einem Blicke zu umfaſſen. Welch ein<lb/> flammendes Auge! Welch ein lieblich maje-<lb/> ſtaͤtiſcher Mund! — Zoraïde iſt es moͤg-<lb/> lich? treibt die Natur ſo ſchnell? — Seht!<lb/> ſeht! ihr unentweihter Mund ruht auf dem<lb/> Munde des Bildes.</p><lb/> <p>Und Selim? — Ach Selim wollte ver-<lb/> zweifeln. Ging dann wieder von der<lb/> Verzweiflung zum Entzuͤcken, vom Entzuͤ-<lb/> cken zur Verzweiflung uͤber. Grauſame<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0028]
Anfangs hatte Zoraïde es nur von ferne
angeblickt; aber ein unwiderſtehliches Et-
was zog ſie immer naͤher zur Laube.
Jetzt trat ſie hinein. — Sonderbar! —
Sie ſah, ſie wußte ja daß es ein Bild war,
und doch konnte ſie dem Verlangen nicht
widerſtehen, ihre Hand auf die ſchoͤne
maͤnnliche Bruſt, an die volle bluͤhende
Wange zu legen. Dann trat ſie wieder
zuruͤck, um die ganze herrliche Geſtalt mit
einem Blicke zu umfaſſen. Welch ein
flammendes Auge! Welch ein lieblich maje-
ſtaͤtiſcher Mund! — Zoraïde iſt es moͤg-
lich? treibt die Natur ſo ſchnell? — Seht!
ſeht! ihr unentweihter Mund ruht auf dem
Munde des Bildes.
Und Selim? — Ach Selim wollte ver-
zweifeln. Ging dann wieder von der
Verzweiflung zum Entzuͤcken, vom Entzuͤ-
cken zur Verzweiflung uͤber. Grauſame
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