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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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daß sie in ihrem äußerem Benehmen keine
Veranlassung gegeben, weder Kanzedir zu
beleidigen, noch ihrem Vater, im Fall er
mit Kanzedir einige Absichten haben sollte,
eine gemächliche Aussicht zu verrathen.

Abenza war eins von den weiblichen
Geschöpfen, die ihre Schönheit durch einen
gewissen bezaubernden Reitz geltend zu
machen wissen. Sie wollte nie durch ihre
äußere Form absichtlich gefallen, legte nie
auf dasjenige, was ihren Körper heben
konnte, einen sonderlichen Werth; suchte
nicht durch abgemessene Blicke, Worte, Be-
wegungen und Schritte sich eine Haltung
zu geben, und strebte überhaupt nicht beim
ersten Anblick Bewunderung und ehrfurchts-
volles Wohlgefallen zu erregen. Unbefan-
genheit, edle Nachlässigkeit, munteres We-
sen, liebenswürdiges Schwatzen, schneiden-
der Witz und anständige Offenherzigkeit
waren die Hauptzüge ihres Karakters.

daß ſie in ihrem aͤußerem Benehmen keine
Veranlaſſung gegeben, weder Kanzedir zu
beleidigen, noch ihrem Vater, im Fall er
mit Kanzedir einige Abſichten haben ſollte,
eine gemaͤchliche Ausſicht zu verrathen.

Abenza war eins von den weiblichen
Geſchoͤpfen, die ihre Schoͤnheit durch einen
gewiſſen bezaubernden Reitz geltend zu
machen wiſſen. Sie wollte nie durch ihre
aͤußere Form abſichtlich gefallen, legte nie
auf dasjenige, was ihren Koͤrper heben
konnte, einen ſonderlichen Werth; ſuchte
nicht durch abgemeſſene Blicke, Worte, Be-
wegungen und Schritte ſich eine Haltung
zu geben, und ſtrebte uͤberhaupt nicht beim
erſten Anblick Bewunderung und ehrfurchts-
volles Wohlgefallen zu erregen. Unbefan-
genheit, edle Nachlaͤſſigkeit, munteres We-
ſen, liebenswuͤrdiges Schwatzen, ſchneiden-
der Witz und anſtaͤndige Offenherzigkeit
waren die Hauptzuͤge ihres Karakters.

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[249/0253] daß ſie in ihrem aͤußerem Benehmen keine Veranlaſſung gegeben, weder Kanzedir zu beleidigen, noch ihrem Vater, im Fall er mit Kanzedir einige Abſichten haben ſollte, eine gemaͤchliche Ausſicht zu verrathen. Abenza war eins von den weiblichen Geſchoͤpfen, die ihre Schoͤnheit durch einen gewiſſen bezaubernden Reitz geltend zu machen wiſſen. Sie wollte nie durch ihre aͤußere Form abſichtlich gefallen, legte nie auf dasjenige, was ihren Koͤrper heben konnte, einen ſonderlichen Werth; ſuchte nicht durch abgemeſſene Blicke, Worte, Be- wegungen und Schritte ſich eine Haltung zu geben, und ſtrebte uͤberhaupt nicht beim erſten Anblick Bewunderung und ehrfurchts- volles Wohlgefallen zu erregen. Unbefan- genheit, edle Nachlaͤſſigkeit, munteres We- ſen, liebenswuͤrdiges Schwatzen, ſchneiden- der Witz und anſtaͤndige Offenherzigkeit waren die Hauptzuͤge ihres Karakters.

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/253>, abgerufen am 22.11.2024.