gen Purpurkleide bedeckt; die zarte Ver- schmelzung des Kindlichen und Männlichen in dieser Gestalt gab ihr etwas Auffallen- des, aber auch einen unwiderstehlichen Reiz. Blonde Locken umflossen die heitere Stirne und die blühenden Knabenwangen, und fielen tief auf die Schultern herunter; ein sanft gekräuselter Bart wallte herab auf den Gürtel, an welchem eine goldene Be- telbüchse hing, der fleißig zugesprochen wurde.
Friede sey mit Dir, und Ruhm, o Held! redete die interessante Gestalt den Wande- rer an. Wo Almesira's Zepter herrscht, da bist Du willkommen.
Jch bin dieser edlen Herrscherin schon großen Dank schuldig, erwiederte Takeddin. Kannst Du mir nicht mehr von ihr sagen? Von denjenigen, die wir verehren und lieben, wünschen wir Etwas mehr, als den bloßen Namen zu wissen.
gen Purpurkleide bedeckt; die zarte Ver- ſchmelzung des Kindlichen und Maͤnnlichen in dieſer Geſtalt gab ihr etwas Auffallen- des, aber auch einen unwiderſtehlichen Reiz. Blonde Locken umfloſſen die heitere Stirne und die bluͤhenden Knabenwangen, und fielen tief auf die Schultern herunter; ein ſanft gekraͤuſelter Bart wallte herab auf den Guͤrtel, an welchem eine goldene Be- telbuͤchſe hing, der fleißig zugeſprochen wurde.
Friede ſey mit Dir, und Ruhm, o Held! redete die intereſſante Geſtalt den Wande- rer an. Wo Almeſira's Zepter herrſcht, da biſt Du willkommen.
Jch bin dieſer edlen Herrſcherin ſchon großen Dank ſchuldig, erwiederte Takeddin. Kannſt Du mir nicht mehr von ihr ſagen? Von denjenigen, die wir verehren und lieben, wuͤnſchen wir Etwas mehr, als den bloßen Namen zu wiſſen.
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gen Purpurkleide bedeckt; die zarte Ver-
ſchmelzung des Kindlichen und Maͤnnlichen
in dieſer Geſtalt gab ihr etwas Auffallen-
des, aber auch einen unwiderſtehlichen
Reiz. Blonde Locken umfloſſen die heitere
Stirne und die bluͤhenden Knabenwangen,
und fielen tief auf die Schultern herunter;
ein ſanft gekraͤuſelter Bart wallte herab
auf den Guͤrtel, an welchem eine goldene Be-
telbuͤchſe hing, der fleißig zugeſprochen wurde.
Friede ſey mit Dir, und Ruhm, o Held!
redete die intereſſante Geſtalt den Wande-
rer an. Wo Almeſira's Zepter herrſcht, da
biſt Du willkommen.
Jch bin dieſer edlen Herrſcherin ſchon
großen Dank ſchuldig, erwiederte Takeddin.
Kannſt Du mir nicht mehr von ihr ſagen?
Von denjenigen, die wir verehren und lieben,
wuͤnſchen wir Etwas mehr, als den bloßen
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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/194>, abgerufen am 16.02.2025.
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