dort, an ihrem Gewand, flatterten hin und her durch die ofnen Fenster, und schie- nen das Ende ihres Schlummers kaum er- warten zu können.
Jetzt! jetzt! zuckte der schöne Arm, der Rosenmund bewegte sich zum Lächeln, noch eine Secunde -- und das Himmelauge war geöfnet. Dem Prinzen entfuhr ein Laut des freudigen Erstaunens, und Zoraide sprang schnell von ihrem Lager.
Sie eilte in das Gebüsch, von den Vö- geln begleitet, und schien wärend sie ihnen das Futter streute, nach allen Seiten zu forschen: woher der Laut wohl gekommen seyn mögte? -- Mehr als ein Mahl war der Prinz im Begriff, ihr sichtbar zu wer- den, und ihre Knie zu umfassen. Doch Furcht, und Mistrauen in sich selbst hielten ihn bey jeder ihrer Bewegungen zurück.
Aber jetzt da Zoraide den Stummen Be-
dort, an ihrem Gewand, flatterten hin und her durch die ofnen Fenſter, und ſchie- nen das Ende ihres Schlummers kaum er- warten zu koͤnnen.
Jetzt! jetzt! zuckte der ſchoͤne Arm, der Roſenmund bewegte ſich zum Laͤcheln, noch eine Secunde — und das Himmelauge war geoͤfnet. Dem Prinzen entfuhr ein Laut des freudigen Erſtaunens, und Zoraïde ſprang ſchnell von ihrem Lager.
Sie eilte in das Gebuͤſch, von den Voͤ- geln begleitet, und ſchien waͤrend ſie ihnen das Futter ſtreute, nach allen Seiten zu forſchen: woher der Laut wohl gekommen ſeyn moͤgte? — Mehr als ein Mahl war der Prinz im Begriff, ihr ſichtbar zu wer- den, und ihre Knie zu umfaſſen. Doch Furcht, und Mistrauen in ſich ſelbſt hielten ihn bey jeder ihrer Bewegungen zuruͤck.
Aber jetzt da Zoraïde den Stummen Be-
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dort, an ihrem Gewand, flatterten hin
und her durch die ofnen Fenſter, und ſchie-
nen das Ende ihres Schlummers kaum er-
warten zu koͤnnen.
Jetzt! jetzt! zuckte der ſchoͤne Arm, der
Roſenmund bewegte ſich zum Laͤcheln, noch
eine Secunde — und das Himmelauge war
geoͤfnet. Dem Prinzen entfuhr ein Laut
des freudigen Erſtaunens, und Zoraïde
ſprang ſchnell von ihrem Lager.
Sie eilte in das Gebuͤſch, von den Voͤ-
geln begleitet, und ſchien waͤrend ſie ihnen
das Futter ſtreute, nach allen Seiten zu
forſchen: woher der Laut wohl gekommen
ſeyn moͤgte? — Mehr als ein Mahl war
der Prinz im Begriff, ihr ſichtbar zu wer-
den, und ihre Knie zu umfaſſen. Doch
Furcht, und Mistrauen in ſich ſelbſt hielten
ihn bey jeder ihrer Bewegungen zuruͤck.
Aber jetzt da Zoraïde den Stummen Be-
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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/19>, abgerufen am 25.07.2024.
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