[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.Aber dieses Mal hatte der bescheidne junge Mann geirrt. Der französische Prinz, nachdem er schon einen ganzen Monath lang, zu seinem eignen Erstaunen, allen Nebengalanterien entsagt, und sich allein dem Dienste der Prinzessin gewidmet hatte, fing an die ganze Angelegenheit etwas langweilig zu finden. Zwar suchte die Oberhofmeisterinn ihn auf alle Weise zur Geduld zu ermahnen. Aber eines Morgens, als ihre Andacht kaum zur Hälfte geendigt war, stürzte der Prinz athemlos in ihr Zimmer. "Nein Madame! -- rief er, indem er sich auf das nächste Sopha warf -- Das übersteigt alle meine Vorstellung! das ist um den Verstand zu verlieren!" "Aber mein Gott Monseigneur! was ist denn vorgefallen? -- "Nein Madam! nein es ist alles ver- Aber dieſes Mal hatte der beſcheidne junge Mann geirrt. Der franzoͤſiſche Prinz, nachdem er ſchon einen ganzen Monath lang, zu ſeinem eignen Erſtaunen, allen Nebengalanterien entſagt, und ſich allein dem Dienſte der Prinzeſſin gewidmet hatte, fing an die ganze Angelegenheit etwas langweilig zu finden. Zwar ſuchte die Oberhofmeiſterinn ihn auf alle Weiſe zur Geduld zu ermahnen. Aber eines Morgens, als ihre Andacht kaum zur Haͤlfte geendigt war, ſtuͤrzte der Prinz athemlos in ihr Zimmer. »Nein Madame! — rief er, indem er ſich auf das naͤchſte Sopha warf — Das uͤberſteigt alle meine Vorſtellung! das iſt um den Verſtand zu verlieren!« »Aber mein Gott Monſeigneur! was iſt denn vorgefallen? — »Nein Madam! nein es iſt alles ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KOEN"> <pb facs="#f0137" n="133"/> <p>Aber dieſes Mal hatte der beſcheidne<lb/> junge Mann geirrt. Der franzoͤſiſche Prinz,<lb/> nachdem er ſchon einen ganzen Monath<lb/> lang, zu ſeinem eignen Erſtaunen, allen<lb/> Nebengalanterien entſagt, und ſich allein<lb/> dem Dienſte der Prinzeſſin gewidmet hatte,<lb/> fing an die ganze Angelegenheit etwas<lb/> langweilig zu finden.</p><lb/> <p>Zwar ſuchte die Oberhofmeiſterinn ihn<lb/> auf alle Weiſe zur Geduld zu ermahnen.<lb/> Aber eines Morgens, als ihre Andacht<lb/> kaum zur Haͤlfte geendigt war, ſtuͤrzte der<lb/> Prinz athemlos in ihr Zimmer.</p><lb/> <p>»Nein Madame! — rief er, indem er<lb/> ſich auf das naͤchſte Sopha warf — Das<lb/> uͤberſteigt alle meine Vorſtellung! das iſt<lb/> um den Verſtand zu verlieren!«</p><lb/> <p>»Aber mein Gott Monſeigneur! was iſt<lb/> denn vorgefallen? —</p><lb/> <p>»Nein Madam! nein es iſt alles ver-<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [133/0137]
Aber dieſes Mal hatte der beſcheidne
junge Mann geirrt. Der franzoͤſiſche Prinz,
nachdem er ſchon einen ganzen Monath
lang, zu ſeinem eignen Erſtaunen, allen
Nebengalanterien entſagt, und ſich allein
dem Dienſte der Prinzeſſin gewidmet hatte,
fing an die ganze Angelegenheit etwas
langweilig zu finden.
Zwar ſuchte die Oberhofmeiſterinn ihn
auf alle Weiſe zur Geduld zu ermahnen.
Aber eines Morgens, als ihre Andacht
kaum zur Haͤlfte geendigt war, ſtuͤrzte der
Prinz athemlos in ihr Zimmer.
»Nein Madame! — rief er, indem er
ſich auf das naͤchſte Sopha warf — Das
uͤberſteigt alle meine Vorſtellung! das iſt
um den Verſtand zu verlieren!«
»Aber mein Gott Monſeigneur! was iſt
denn vorgefallen? —
»Nein Madam! nein es iſt alles ver-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |