[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.
einigen seiner Vertrauten dem Altar nä- herte. Er trug dem Gotte in wenigen Worten sein Anliegen vor, und bekam un- ter sechs Blitzen und sieben Donnerschlägen -- der zu dem siebenten Donnerschlage ge- hörige Blitz wurde in der Eile vergessen -- folgende Antwort: "Die Prinzessin wird sich nur dann in den Stand der heiligen Ehe begeben; wenn sie einen Mann wider ihren Willen lieben wird." "Hm! hm! -- sagte der König, in- dem er in den Wagen stieg -- Ein wahrer Orakelspruch! -- Nun, das soll mich ver- langen! -- Aber was wollte der Gott mit seinem Donner? -- Hat man die Opfer nicht ordentlich besorgt? "Allerdings! Jhro Majestät -- erwie- derte der Hofmarschall -- Aber nach den Urkunden des königlichen Hauses, haben H 2
einigen ſeiner Vertrauten dem Altar naͤ- herte. Er trug dem Gotte in wenigen Worten ſein Anliegen vor, und bekam un- ter ſechs Blitzen und ſieben Donnerſchlaͤgen — der zu dem ſiebenten Donnerſchlage ge- hoͤrige Blitz wurde in der Eile vergeſſen — folgende Antwort: »Die Prinzeſſin wird ſich nur dann in den Stand der heiligen Ehe begeben; wenn ſie einen Mann wider ihren Willen lieben wird.« »Hm! hm! — ſagte der Koͤnig, in- dem er in den Wagen ſtieg — Ein wahrer Orakelſpruch! — Nun, das ſoll mich ver- langen! — Aber was wollte der Gott mit ſeinem Donner? — Hat man die Opfer nicht ordentlich beſorgt? »Allerdings! Jhro Majeſtaͤt — erwie- derte der Hofmarſchall — Aber nach den Urkunden des koͤniglichen Hauſes, haben H 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KOEN"> <p><pb facs="#f0119" n="115"/> einigen ſeiner Vertrauten dem Altar naͤ-<lb/> herte. Er trug dem Gotte in wenigen<lb/> Worten ſein Anliegen vor, und bekam un-<lb/> ter ſechs Blitzen und ſieben Donnerſchlaͤgen<lb/> — der zu dem ſiebenten Donnerſchlage ge-<lb/> hoͤrige Blitz wurde in der Eile vergeſſen —<lb/> folgende Antwort:</p><lb/> <p>»<hi rendition="#g">Die Prinzeſſin wird ſich nur<lb/> dann in den Stand der heiligen<lb/> Ehe begeben; wenn ſie einen Mann<lb/> wider ihren Willen lieben wird</hi>.«</p><lb/> <p>»Hm! hm! — ſagte der Koͤnig, in-<lb/> dem er in den Wagen ſtieg — Ein wahrer<lb/> Orakelſpruch! — Nun, das ſoll mich ver-<lb/> langen! — Aber was wollte der Gott mit<lb/> ſeinem Donner? — Hat man die Opfer<lb/> nicht ordentlich beſorgt?</p><lb/> <p>»Allerdings! Jhro Majeſtaͤt — erwie-<lb/> derte der Hofmarſchall — Aber nach den<lb/> Urkunden des koͤniglichen Hauſes, haben<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H 2</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [115/0119]
einigen ſeiner Vertrauten dem Altar naͤ-
herte. Er trug dem Gotte in wenigen
Worten ſein Anliegen vor, und bekam un-
ter ſechs Blitzen und ſieben Donnerſchlaͤgen
— der zu dem ſiebenten Donnerſchlage ge-
hoͤrige Blitz wurde in der Eile vergeſſen —
folgende Antwort:
»Die Prinzeſſin wird ſich nur
dann in den Stand der heiligen
Ehe begeben; wenn ſie einen Mann
wider ihren Willen lieben wird.«
»Hm! hm! — ſagte der Koͤnig, in-
dem er in den Wagen ſtieg — Ein wahrer
Orakelſpruch! — Nun, das ſoll mich ver-
langen! — Aber was wollte der Gott mit
ſeinem Donner? — Hat man die Opfer
nicht ordentlich beſorgt?
»Allerdings! Jhro Majeſtaͤt — erwie-
derte der Hofmarſchall — Aber nach den
Urkunden des koͤniglichen Hauſes, haben
H 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/119 |
Zitationshilfe: | [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/119>, abgerufen am 25.07.2024. |