Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826.langgewohnten Formen der ersteren, auf einmal mit denen der letzteren vertauschen, so verschieden dieselben auch nach ihrem Wesen, und ihren Arten sind. Was ist die Folge davon? Wir werden es augenblicklich sehn. Fangen wir mit dem Materiellen an. Die neuen wissenschaftlichen Fächer, die der junge Mann studiren soll, sind ihm höchstens encyclopädisch, oder dem Namen nach, ja häufig gar nicht bekannt. Er hört nun zum Anfang, wenigstens drei bis vier Collegien, wovon immer eines schwerer als das andere ist. In seinem ganzen Ideenkreise findet er durchaus keine, an die er die neuen anzuknüpfen vermag. Alles erscheint ihm daher fremdartig, unverständlich, und räthselhaft; alles verwirrt und betäubt ihm. Er erliegt unter den scientifischen Massen, die er in sich aufnehmen soll; er befindet sich, wie in einem geistigen Labyrinthe, worin er weder vor, noch rückwärts kann, er ist von einer stygischen Finsterniß umgeben, in die kein einziger leitender Lichtstrahl dringt. Dies sind die Schwierigkeiten, womit der junge Studirende, in materieller Hinsicht zu kämpfen hat. Noch größer sind aber die in formeller zu nennen; sie erfordern daher doppelte Aufmerksamkeit. Der wissenschaftliche Vortrag auf Gymnasien, pflegt im Allgemeinen sehr faßlich zu seyn. Warum? Weil er nicht gehalten zu werden braucht, sich dem Discurse nähert, langgewohnten Formen der ersteren, auf einmal mit denen der letzteren vertauschen, so verschieden dieselben auch nach ihrem Wesen, und ihren Arten sind. Was ist die Folge davon? Wir werden es augenblicklich sehn. Fangen wir mit dem Materiellen an. Die neuen wissenschaftlichen Fächer, die der junge Mann studiren soll, sind ihm höchstens encyclopädisch, oder dem Namen nach, ja häufig gar nicht bekannt. Er hört nun zum Anfang, wenigstens drei bis vier Collegien, wovon immer eines schwerer als das andere ist. In seinem ganzen Ideenkreise findet er durchaus keine, an die er die neuen anzuknüpfen vermag. Alles erscheint ihm daher fremdartig, unverständlich, und räthselhaft; alles verwirrt und betäubt ihm. Er erliegt unter den scientifischen Massen, die er in sich aufnehmen soll; er befindet sich, wie in einem geistigen Labyrinthe, worin er weder vor, noch rückwärts kann, er ist von einer stygischen Finsterniß umgeben, in die kein einziger leitender Lichtstrahl dringt. Dies sind die Schwierigkeiten, womit der junge Studirende, in materieller Hinsicht zu kämpfen hat. Noch größer sind aber die in formeller zu nennen; sie erfordern daher doppelte Aufmerksamkeit. Der wissenschaftliche Vortrag auf Gymnasien, pflegt im Allgemeinen sehr faßlich zu seyn. Warum? Weil er nicht gehalten zu werden braucht, sich dem Discurse nähert, <TEI> <text> <body> <div> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0008" n="4"/> langgewohnten Formen der ersteren, auf einmal mit denen der letzteren vertauschen, so verschieden dieselben auch nach ihrem Wesen, und ihren Arten sind. Was ist die Folge davon? Wir werden es augenblicklich sehn. Fangen wir mit dem <hi rendition="#g">Materiellen</hi> an.</p><lb/> <p>Die neuen wissenschaftlichen Fächer, die der junge Mann studiren soll, sind ihm höchstens encyclopädisch, oder dem Namen nach, ja häufig gar nicht bekannt. Er hört nun zum Anfang, wenigstens drei bis vier Collegien, wovon immer eines schwerer als das andere ist. In seinem ganzen Ideenkreise findet er durchaus keine, an die er die neuen anzuknüpfen vermag. Alles erscheint ihm daher fremdartig, unverständlich, und räthselhaft; alles verwirrt und betäubt ihm. Er erliegt unter den scientifischen Massen, die er in sich aufnehmen soll; er befindet sich, wie in einem geistigen Labyrinthe, worin er weder vor, noch rückwärts kann, er ist von einer stygischen Finsterniß umgeben, in die kein einziger leitender Lichtstrahl dringt.</p><lb/> <p>Dies sind die Schwierigkeiten, womit der junge Studirende, in materieller Hinsicht zu kämpfen hat. Noch größer sind aber die in <hi rendition="#g">formeller</hi> zu nennen; sie erfordern daher doppelte Aufmerksamkeit. Der wissenschaftliche Vortrag auf Gymnasien, pflegt im Allgemeinen sehr faßlich zu seyn. Warum? Weil er nicht gehalten zu werden braucht, sich dem Discurse nähert,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0008]
langgewohnten Formen der ersteren, auf einmal mit denen der letzteren vertauschen, so verschieden dieselben auch nach ihrem Wesen, und ihren Arten sind. Was ist die Folge davon? Wir werden es augenblicklich sehn. Fangen wir mit dem Materiellen an.
Die neuen wissenschaftlichen Fächer, die der junge Mann studiren soll, sind ihm höchstens encyclopädisch, oder dem Namen nach, ja häufig gar nicht bekannt. Er hört nun zum Anfang, wenigstens drei bis vier Collegien, wovon immer eines schwerer als das andere ist. In seinem ganzen Ideenkreise findet er durchaus keine, an die er die neuen anzuknüpfen vermag. Alles erscheint ihm daher fremdartig, unverständlich, und räthselhaft; alles verwirrt und betäubt ihm. Er erliegt unter den scientifischen Massen, die er in sich aufnehmen soll; er befindet sich, wie in einem geistigen Labyrinthe, worin er weder vor, noch rückwärts kann, er ist von einer stygischen Finsterniß umgeben, in die kein einziger leitender Lichtstrahl dringt.
Dies sind die Schwierigkeiten, womit der junge Studirende, in materieller Hinsicht zu kämpfen hat. Noch größer sind aber die in formeller zu nennen; sie erfordern daher doppelte Aufmerksamkeit. Der wissenschaftliche Vortrag auf Gymnasien, pflegt im Allgemeinen sehr faßlich zu seyn. Warum? Weil er nicht gehalten zu werden braucht, sich dem Discurse nähert,
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Zitationshilfe: | Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826/8>, abgerufen am 07.07.2024. |