Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826.§. 2. Beyspiel. Wir kommen nun zu den besonderen Schulen, die man in neueren Zeiten für die einzelnen Theile der Staatswirthschaft errichtet hat. Allen diesen Schulen geht die allgemeine, nur auf einer Universität mögliche Bildung, und den meisten derselben eine gründliche Erlernung der Hülfs- und Vorbereitungswissenschaften ab. Schon Rüdinger, und, später L. W. Medicus, und Andere, waren der Meinung, daß Landwirtschaftsschulen unnöthig seyen, weil der theoretische Unterricht auf Akademien sehr gut gegeben, und Practiker doch nur bei Practikern gebildet werden könnten. Wenn man aber auch annehmen will, daß sich mit solchen Schulen practische Anschauung verbinden läßt, so ist doch soviel gewiß, daß der allgemeine theoretische Unterricht derselben, fast nie jenem auf Universitäten gleich kommen kann, und nicht selten der Vortheil, welcher aus der Verbindung der Theorie mit der Praxis hervorgeht, durch die unvermeidliche, in den Localitätsverhältnissen gegründete Einseitigkeit der letzteren, wieder aufgehoben wird. Am wenigsten scheinen Ackerbauschulen in gut bebauten Ländern, und in solchen Gegenden nöthig zu seyn, in welchen die Bevölkerung, und die Theilung des Grundvermögens so weit gediehen sind, daß man selten große Landgüter antrifft, und daher die, zwischen Arbeitern und Eigenthümern stehende Mittelsperson des Wirthschaftsverwalters, welche man in Ackerbauschulen bilden könnte, unnöthig geworden ist. Uebrigens haben jene Institute noch mehr für sich, die, wie zu Mögelin und Tieffurt, den practischen Unterricht in der Schule, mit Universitätsvorträgen verbinden. Den Forstschulen stehen weniger Hindernisse entgegen, als den Ackerbauschulen, und man hat deren auch häufig errichtet. Doch ließe sich vielleicht der Ausweg treffen, daß man den theoretischen und practischen Unterricht ganz trennte, ersteren auf der Universität, und letzteren durch Oberförster, die in jeder, sich durch Holzart und Bewirtschaftung auszeichnenden Gegend, eigends dazu aufgestellt werden müßten, ertheilen ließ. Bergwerksschulen sind dagegen zu billigen, weil §. 2. Beyspiel. Wir kommen nun zu den besonderen Schulen, die man in neueren Zeiten für die einzelnen Theile der Staatswirthschaft errichtet hat. Allen diesen Schulen geht die allgemeine, nur auf einer Universität mögliche Bildung, und den meisten derselben eine gründliche Erlernung der Hülfs- und Vorbereitungswissenschaften ab. Schon Rüdinger, und, später L. W. Medicus, und Andere, waren der Meinung, daß Landwirtschaftsschulen unnöthig seyen, weil der theoretische Unterricht auf Akademien sehr gut gegeben, und Practiker doch nur bei Practikern gebildet werden könnten. Wenn man aber auch annehmen will, daß sich mit solchen Schulen practische Anschauung verbinden läßt, so ist doch soviel gewiß, daß der allgemeine theoretische Unterricht derselben, fast nie jenem auf Universitäten gleich kommen kann, und nicht selten der Vortheil, welcher aus der Verbindung der Theorie mit der Praxis hervorgeht, durch die unvermeidliche, in den Localitätsverhältnissen gegründete Einseitigkeit der letzteren, wieder aufgehoben wird. Am wenigsten scheinen Ackerbauschulen in gut bebauten Ländern, und in solchen Gegenden nöthig zu seyn, in welchen die Bevölkerung, und die Theilung des Grundvermögens so weit gediehen sind, daß man selten große Landgüter antrifft, und daher die, zwischen Arbeitern und Eigenthümern stehende Mittelsperson des Wirthschaftsverwalters, welche man in Ackerbauschulen bilden könnte, unnöthig geworden ist. Uebrigens haben jene Institute noch mehr für sich, die, wie zu Mögelin und Tieffurt, den practischen Unterricht in der Schule, mit Universitätsvorträgen verbinden. Den Forstschulen stehen weniger Hindernisse entgegen, als den Ackerbauschulen, und man hat deren auch häufig errichtet. Doch ließe sich vielleicht der Ausweg treffen, daß man den theoretischen und practischen Unterricht ganz trennte, ersteren auf der Universität, und letzteren durch Oberförster, die in jeder, sich durch Holzart und Bewirtschaftung auszeichnenden Gegend, eigends dazu aufgestellt werden müßten, ertheilen ließ. 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Wenn man aber auch annehmen will, daß sich mit solchen Schulen practische Anschauung verbinden läßt, so ist doch soviel gewiß, daß der allgemeine theoretische Unterricht derselben, fast nie jenem auf Universitäten gleich kommen kann, und nicht selten der Vortheil, welcher aus der Verbindung der Theorie mit der Praxis hervorgeht, durch die unvermeidliche, in den Localitätsverhältnissen gegründete Einseitigkeit der letzteren, wieder aufgehoben wird.</p><lb/> <p>Am wenigsten scheinen Ackerbauschulen in gut bebauten Ländern, und in solchen Gegenden nöthig zu seyn, in welchen die Bevölkerung, und die Theilung des Grundvermögens so weit gediehen sind, daß man selten große Landgüter antrifft, und daher die, zwischen Arbeitern und Eigenthümern stehende Mittelsperson des Wirthschaftsverwalters, welche man in Ackerbauschulen bilden könnte, unnöthig geworden ist. Uebrigens haben jene Institute noch mehr für sich, die, wie zu Mögelin und Tieffurt, den practischen Unterricht in der Schule, mit Universitätsvorträgen verbinden. Den Forstschulen stehen weniger Hindernisse entgegen, als den Ackerbauschulen, und man hat deren auch häufig errichtet. Doch ließe sich vielleicht der Ausweg treffen, daß man den theoretischen und practischen Unterricht ganz trennte, ersteren auf der Universität, und letzteren durch Oberförster, die in jeder, sich durch Holzart und Bewirtschaftung auszeichnenden Gegend, eigends dazu aufgestellt werden müßten, ertheilen ließ. Bergwerksschulen sind dagegen zu billigen, weil<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0060]
§. 2.
Beyspiel.
Wir kommen nun zu den besonderen Schulen, die man in neueren Zeiten für die einzelnen Theile der Staatswirthschaft errichtet hat. Allen diesen Schulen geht die allgemeine, nur auf einer Universität mögliche Bildung, und den meisten derselben eine gründliche Erlernung der Hülfs- und Vorbereitungswissenschaften ab. Schon Rüdinger, und, später L. W. Medicus, und Andere, waren der Meinung, daß Landwirtschaftsschulen unnöthig seyen, weil der theoretische Unterricht auf Akademien sehr gut gegeben, und Practiker doch nur bei Practikern gebildet werden könnten. Wenn man aber auch annehmen will, daß sich mit solchen Schulen practische Anschauung verbinden läßt, so ist doch soviel gewiß, daß der allgemeine theoretische Unterricht derselben, fast nie jenem auf Universitäten gleich kommen kann, und nicht selten der Vortheil, welcher aus der Verbindung der Theorie mit der Praxis hervorgeht, durch die unvermeidliche, in den Localitätsverhältnissen gegründete Einseitigkeit der letzteren, wieder aufgehoben wird.
Am wenigsten scheinen Ackerbauschulen in gut bebauten Ländern, und in solchen Gegenden nöthig zu seyn, in welchen die Bevölkerung, und die Theilung des Grundvermögens so weit gediehen sind, daß man selten große Landgüter antrifft, und daher die, zwischen Arbeitern und Eigenthümern stehende Mittelsperson des Wirthschaftsverwalters, welche man in Ackerbauschulen bilden könnte, unnöthig geworden ist. Uebrigens haben jene Institute noch mehr für sich, die, wie zu Mögelin und Tieffurt, den practischen Unterricht in der Schule, mit Universitätsvorträgen verbinden. Den Forstschulen stehen weniger Hindernisse entgegen, als den Ackerbauschulen, und man hat deren auch häufig errichtet. Doch ließe sich vielleicht der Ausweg treffen, daß man den theoretischen und practischen Unterricht ganz trennte, ersteren auf der Universität, und letzteren durch Oberförster, die in jeder, sich durch Holzart und Bewirtschaftung auszeichnenden Gegend, eigends dazu aufgestellt werden müßten, ertheilen ließ. Bergwerksschulen sind dagegen zu billigen, weil
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Zitationshilfe: | Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826/60>, abgerufen am 16.02.2025. |