Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826.gar nicht anwenden läßt. Dies gilt von den meisten, wo nicht von allen Fächern der theologischen, juristischen, und medicinischen Facultät. Dagegen sind es die meisten Fächer der philosophischen, wo er eben so passend, als erfreulich, und von entschiedener Wirkung ist. Wenn hier der kalte, schläfrige, einförmige, und trockene Lesevortrag, den Zuhörer langeweilt, ermüdet, abstößt, ja häufig narkotisch auf denselben wirkt; so ergreift ihn dagegen der freie, seelenvolle, lebendige, und aufregende Vortrag außerordentlich, so daß er davon, im eigentliche Sinne begeistert und elektrisirt wird. Indessen, kann auch die Art und der Ton eines Lesevortrages sehr verschieden, und also bald mehr, bald weniger von Wirkung seyn. Uebrigens geschieht es häufig, daß Docenten den Lesevortrag selbst dann anwenden, wenn sie sogar ein Handbuch, Compendium, u. s. w. zu Grunde zu legen gewöhnt sind. Wenn also ein solcher Docent den Paragraphen aus dem gedruckten Buche abgelesen hat, legt er dieses weg, nimmt sein Heft zur Hand, und ließt nun auch die Erläuterungen, Zusätze u. s. w. daraus ab. Die Ursache hiervon ist bei den einen Aengstlichkeit, bei den andern zu große Bequemlichkeit. Wie sich nämlich ein Docent im ersten Jahre gewöhnt, so bleibt er sein Lebelang. - Der Zuhörer hat bey den Lesevorträgen, sowohl im Allgemeinen, als im Besonderen, dasselbe zu beobachten, was in Ansehung des Auffassens der Hauptidee, dem Nachfolgen, u. s. w. bereits oben, bey dem freien Vortrage gesagt worden ist. Zum Ueberflusse indessen, theilen wir auch hier, ein kurzes Beyspiel mit. gar nicht anwenden läßt. Dies gilt von den meisten, wo nicht von allen Fächern der theologischen, juristischen, und medicinischen Facultät. Dagegen sind es die meisten Fächer der philosophischen, wo er eben so passend, als erfreulich, und von entschiedener Wirkung ist. Wenn hier der kalte, schläfrige, einförmige, und trockene Lesevortrag, den Zuhörer langeweilt, ermüdet, abstößt, ja häufig narkotisch auf denselben wirkt; so ergreift ihn dagegen der freie, seelenvolle, lebendige, und aufregende Vortrag außerordentlich, so daß er davon, im eigentliche Sinne begeistert und elektrisirt wird. Indessen, kann auch die Art und der Ton eines Lesevortrages sehr verschieden, und also bald mehr, bald weniger von Wirkung seyn. Uebrigens geschieht es häufig, daß Docenten den Lesevortrag selbst dann anwenden, wenn sie sogar ein Handbuch, Compendium, u. s. w. zu Grunde zu legen gewöhnt sind. Wenn also ein solcher Docent den Paragraphen aus dem gedruckten Buche abgelesen hat, legt er dieses weg, nimmt sein Heft zur Hand, und ließt nun auch die Erläuterungen, Zusätze u. s. w. daraus ab. Die Ursache hiervon ist bei den einen Aengstlichkeit, bei den andern zu große Bequemlichkeit. Wie sich nämlich ein Docent im ersten Jahre gewöhnt, so bleibt er sein Lebelang. – Der Zuhörer hat bey den Lesevorträgen, sowohl im Allgemeinen, als im Besonderen, dasselbe zu beobachten, was in Ansehung des Auffassens der Hauptidee, dem Nachfolgen, u. s. w. bereits oben, bey dem freien Vortrage gesagt worden ist. Zum Ueberflusse indessen, theilen wir auch hier, ein kurzes Beyspiel mit. <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0059" n="55"/> gar nicht anwenden läßt. Dies gilt von den meisten, wo nicht von allen Fächern der <hi rendition="#g">theologischen</hi>, <hi rendition="#g">juristischen</hi>, und <hi rendition="#g">medicinischen</hi> Facultät. Dagegen sind es die meisten Fächer der philosophischen, wo er eben so passend, als erfreulich, und von entschiedener Wirkung ist. Wenn hier der kalte, schläfrige, einförmige, und trockene Lesevortrag, den Zuhörer langeweilt, ermüdet, abstößt, ja häufig narkotisch auf denselben wirkt; so ergreift ihn dagegen der freie, seelenvolle, lebendige, und aufregende Vortrag außerordentlich, so daß er davon, im eigentliche Sinne begeistert und elektrisirt wird. Indessen, kann auch die Art und der Ton eines Lesevortrages sehr verschieden, und also bald mehr, bald weniger von Wirkung seyn.</p><lb/> <p>Uebrigens geschieht es häufig, daß Docenten den Lesevortrag selbst dann anwenden, wenn sie sogar ein Handbuch, Compendium, u. s. w. zu Grunde zu legen gewöhnt sind. Wenn also ein solcher Docent den Paragraphen aus dem gedruckten Buche abgelesen hat, legt er dieses weg, nimmt sein Heft zur Hand, und ließt nun auch die Erläuterungen, Zusätze u. s. w. daraus ab. Die Ursache hiervon ist bei den einen Aengstlichkeit, bei den andern zu große Bequemlichkeit. Wie sich nämlich ein Docent im ersten Jahre gewöhnt, so bleibt er sein Lebelang. – Der Zuhörer hat bey den Lesevorträgen, sowohl im Allgemeinen, als im Besonderen, dasselbe zu beobachten, was in Ansehung des Auffassens der Hauptidee, dem Nachfolgen, u. s. w. bereits oben, bey dem freien Vortrage gesagt worden ist. Zum Ueberflusse indessen, theilen wir auch hier, ein kurzes Beyspiel mit.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0059]
gar nicht anwenden läßt. Dies gilt von den meisten, wo nicht von allen Fächern der theologischen, juristischen, und medicinischen Facultät. Dagegen sind es die meisten Fächer der philosophischen, wo er eben so passend, als erfreulich, und von entschiedener Wirkung ist. Wenn hier der kalte, schläfrige, einförmige, und trockene Lesevortrag, den Zuhörer langeweilt, ermüdet, abstößt, ja häufig narkotisch auf denselben wirkt; so ergreift ihn dagegen der freie, seelenvolle, lebendige, und aufregende Vortrag außerordentlich, so daß er davon, im eigentliche Sinne begeistert und elektrisirt wird. Indessen, kann auch die Art und der Ton eines Lesevortrages sehr verschieden, und also bald mehr, bald weniger von Wirkung seyn.
Uebrigens geschieht es häufig, daß Docenten den Lesevortrag selbst dann anwenden, wenn sie sogar ein Handbuch, Compendium, u. s. w. zu Grunde zu legen gewöhnt sind. Wenn also ein solcher Docent den Paragraphen aus dem gedruckten Buche abgelesen hat, legt er dieses weg, nimmt sein Heft zur Hand, und ließt nun auch die Erläuterungen, Zusätze u. s. w. daraus ab. Die Ursache hiervon ist bei den einen Aengstlichkeit, bei den andern zu große Bequemlichkeit. Wie sich nämlich ein Docent im ersten Jahre gewöhnt, so bleibt er sein Lebelang. – Der Zuhörer hat bey den Lesevorträgen, sowohl im Allgemeinen, als im Besonderen, dasselbe zu beobachten, was in Ansehung des Auffassens der Hauptidee, dem Nachfolgen, u. s. w. bereits oben, bey dem freien Vortrage gesagt worden ist. Zum Ueberflusse indessen, theilen wir auch hier, ein kurzes Beyspiel mit.
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Zitationshilfe: | Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826/59>, abgerufen am 16.02.2025. |