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Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826.

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Befehl verbrannt worden; man versichert, daß auch eine Menge vorräthigen Goldes, den Soldaten preisgegeben ward. In großer Eile, und in noch größerer Stille, langte Napoleon in Wilna an; hatte im Posthause eine Unterredung mit seinem Minister Maret, und setzte darauf in einem sehr schlechten Schlitten, seine Reise nach Deutschland fort.

Von diesem Augenblicke an wurde der Rückzug der Franzosen, im eigentlichen Sinne eine militärische Hasenjagd, die aber wegen des damit verbundenen Elendes, in hohem Grade tragisch war. In langen Reihen, mit untergeschlagenen Armen, mit tiefverhüllten Gesichtern, zogen nun Offiziere und Gemeine, in gleich traurigem Zustande hinter einander her. Die meisten waren ohne Schuhwerk, und hatten die Füße mit Lumpen, oder mit Stücken vonTornistern, und alten Hüten umwunden, so gut es möglich war. Dabey hatten fast Alle theils alte Säcke, theils zerrissene Matten, theils Weiberröcke, theils Schafhäute übergehängt, nur um etwas gegen die Kälte geschützt zu seyn. Glücklich, wer ein Stück von einem Pelze erbeutet hatte, doch dieser Wohlthat hatten sich nur Wenige zu erfreuen. Die Uniformen waren fast durchaus so beschmutzt und zerrissen, daß Gemeine und Offiziere, beynahe sammt und sonders, wie ein Haufen Bettler aussahen.

So zogen sie fort, gewöhnlich von neun Uhr Morgens, wo es Tag zu werden anfing, bis Nachmittags drey Uhr, wo die Dämmerung einbrach. Von den Paar Hunderten, die sich etwa zusammenhielten, blieben den Tag über gewiß an 70-80 vor Ermüdung zurück. Wer todt hinfiel, ward sogleich von den Nächstmarschirenden, seiner Lumpen, und seiner Baarschaft beraubt. Die meisten lebten von Pferdefleisch, das von den Aesern abgeschnitten wor-

Befehl verbrannt worden; man versichert, daß auch eine Menge vorräthigen Goldes, den Soldaten preisgegeben ward. In großer Eile, und in noch größerer Stille, langte Napoleon in Wilna an; hatte im Posthause eine Unterredung mit seinem Minister Maret, und setzte darauf in einem sehr schlechten Schlitten, seine Reise nach Deutschland fort.

Von diesem Augenblicke an wurde der Rückzug der Franzosen, im eigentlichen Sinne eine militärische Hasenjagd, die aber wegen des damit verbundenen Elendes, in hohem Grade tragisch war. In langen Reihen, mit untergeschlagenen Armen, mit tiefverhüllten Gesichtern, zogen nun Offiziere und Gemeine, in gleich traurigem Zustande hinter einander her. Die meisten waren ohne Schuhwerk, und hatten die Füße mit Lumpen, oder mit Stücken vonTornistern, und alten Hüten umwunden, so gut es möglich war. Dabey hatten fast Alle theils alte Säcke, theils zerrissene Matten, theils Weiberröcke, theils Schafhäute übergehängt, nur um etwas gegen die Kälte geschützt zu seyn. Glücklich, wer ein Stück von einem Pelze erbeutet hatte, doch dieser Wohlthat hatten sich nur Wenige zu erfreuen. Die Uniformen waren fast durchaus so beschmutzt und zerrissen, daß Gemeine und Offiziere, beynahe sammt und sonders, wie ein Haufen Bettler aussahen.

So zogen sie fort, gewöhnlich von neun Uhr Morgens, wo es Tag zu werden anfing, bis Nachmittags drey Uhr, wo die Dämmerung einbrach. Von den Paar Hunderten, die sich etwa zusammenhielten, blieben den Tag über gewiß an 70–80 vor Ermüdung zurück. Wer todt hinfiel, ward sogleich von den Nächstmarschirenden, seiner Lumpen, und seiner Baarschaft beraubt. Die meisten lebten von Pferdefleisch, das von den Aesern abgeschnitten wor-

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[25/0029] Befehl verbrannt worden; man versichert, daß auch eine Menge vorräthigen Goldes, den Soldaten preisgegeben ward. In großer Eile, und in noch größerer Stille, langte Napoleon in Wilna an; hatte im Posthause eine Unterredung mit seinem Minister Maret, und setzte darauf in einem sehr schlechten Schlitten, seine Reise nach Deutschland fort. Von diesem Augenblicke an wurde der Rückzug der Franzosen, im eigentlichen Sinne eine militärische Hasenjagd, die aber wegen des damit verbundenen Elendes, in hohem Grade tragisch war. In langen Reihen, mit untergeschlagenen Armen, mit tiefverhüllten Gesichtern, zogen nun Offiziere und Gemeine, in gleich traurigem Zustande hinter einander her. Die meisten waren ohne Schuhwerk, und hatten die Füße mit Lumpen, oder mit Stücken vonTornistern, und alten Hüten umwunden, so gut es möglich war. Dabey hatten fast Alle theils alte Säcke, theils zerrissene Matten, theils Weiberröcke, theils Schafhäute übergehängt, nur um etwas gegen die Kälte geschützt zu seyn. Glücklich, wer ein Stück von einem Pelze erbeutet hatte, doch dieser Wohlthat hatten sich nur Wenige zu erfreuen. Die Uniformen waren fast durchaus so beschmutzt und zerrissen, daß Gemeine und Offiziere, beynahe sammt und sonders, wie ein Haufen Bettler aussahen. So zogen sie fort, gewöhnlich von neun Uhr Morgens, wo es Tag zu werden anfing, bis Nachmittags drey Uhr, wo die Dämmerung einbrach. Von den Paar Hunderten, die sich etwa zusammenhielten, blieben den Tag über gewiß an 70–80 vor Ermüdung zurück. Wer todt hinfiel, ward sogleich von den Nächstmarschirenden, seiner Lumpen, und seiner Baarschaft beraubt. Die meisten lebten von Pferdefleisch, das von den Aesern abgeschnitten wor-

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Nach dem Digitalisat (urn:nbn:de:bvb:12-bsb10447485-2; Signatur H. lit. u. 102m) der Bayerischen Staatsbibliothek München und dem vom Münchener Digitalisierungszentrum am 14.6.2017 bereitgestellten [OCR-]Volltext transkribiert [bzw. korrigiert] von Jörn Bohr. Stand: 15.11.2017. Die Beispiele sind im Original in einer kleineren Type als der Haupttext gedruckt. Auf eine Wiedergabe dieses typographischen Wechsels wurde bei der Transkription verzichtet. Sperrdruck im Original und Antiquasatz (für Fremdworte) wurde gleichermaßen als Sperrdruck ausgezeichnet.




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Zitationshilfe: Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826/29>, abgerufen am 23.11.2024.