Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826.einer höheren Politik erhielten das Uebergewicht, und die Befreiung von Europa sollte besiegelt seyn. Das Frühjahr 1812 sah nun Napoleon, mit einem auserlesenen Heere von 500,000 Mann, der Blüthe so vieler Reiche, über den Niemen ziehen. Neue ungeheure Plane der Weltherrschaft, und sein unaufhaltsames Schicksal trieben ihn, wie auf den Fittigen des Windes fort. In wildem Wahnsinn träumte er schon von Rußlands Unterjochung, und einer endlich zu begründenden Universalmonarchie. Zitternd harrten die Völker des Ausganges; sie fühlten, daß ihre Freiheit an die Unabhängigkeit von Rußland geknüpft war. In der That, wenn die Vergangenheit der Spiegel der Zukunft ist, was würde die Folge von Rußlands Besiegung gewesen seyn? Unstreitig eine gänzliche Umgestaltung des Nordens überhaupt, die Vernichtung von Preußen und Oesterreich, die Vereinigung von Deutschland und der Schweiz, mit Frankreich, die Eroberung von Spanien, Portugall, und der Türkey, die Unterjochung Englands, und damit die Universalmonarchie. Ein schimpflicher Friede hätte Rußland seiner sämmtlichen Küstenländer, seiner reichsten, vorliegenden Provinzen beraubt, und es gleichsam in die Steppen Asiens zurückgedrängt. Die gemachten Eroberungen würden theils zur Bildung eines neuen Reiches, theils zur Vergrößerung von Polen und Schweden benutzt worden seyn. Drei große französische Vasallen-Staaten, hätten dann Frankreichs Einfluß im Norden fixirt, und Dännemark keine Wahl gelassen, als die der Vernichtung, oder der Unterwürfigkeit. Aus dem Mittelpunkte dieser neuen Schöpfung, hätte ein einziger Blitzstrahl Preußen zerschmettert; während Oesterreich auf allen Seiten angegriffen, eine leichte Beute des Siegers geworden wäre, der eine zehnfache einer höheren Politik erhielten das Uebergewicht, und die Befreiung von Europa sollte besiegelt seyn. Das Frühjahr 1812 sah nun Napoleon, mit einem auserlesenen Heere von 500,000 Mann, der Blüthe so vieler Reiche, über den Niemen ziehen. Neue ungeheure Plane der Weltherrschaft, und sein unaufhaltsames Schicksal trieben ihn, wie auf den Fittigen des Windes fort. In wildem Wahnsinn träumte er schon von Rußlands Unterjochung, und einer endlich zu begründenden Universalmonarchie. Zitternd harrten die Völker des Ausganges; sie fühlten, daß ihre Freiheit an die Unabhängigkeit von Rußland geknüpft war. In der That, wenn die Vergangenheit der Spiegel der Zukunft ist, was würde die Folge von Rußlands Besiegung gewesen seyn? Unstreitig eine gänzliche Umgestaltung des Nordens überhaupt, die Vernichtung von Preußen und Oesterreich, die Vereinigung von Deutschland und der Schweiz, mit Frankreich, die Eroberung von Spanien, Portugall, und der Türkey, die Unterjochung Englands, und damit die Universalmonarchie. Ein schimpflicher Friede hätte Rußland seiner sämmtlichen Küstenländer, seiner reichsten, vorliegenden Provinzen beraubt, und es gleichsam in die Steppen Asiens zurückgedrängt. Die gemachten Eroberungen würden theils zur Bildung eines neuen Reiches, theils zur Vergrößerung von Polen und Schweden benutzt worden seyn. Drei große französische Vasallen-Staaten, hätten dann Frankreichs Einfluß im Norden fixirt, und Dännemark keine Wahl gelassen, als die der Vernichtung, oder der Unterwürfigkeit. Aus dem Mittelpunkte dieser neuen Schöpfung, hätte ein einziger Blitzstrahl Preußen zerschmettert; während Oesterreich auf allen Seiten angegriffen, eine leichte Beute des Siegers geworden wäre, der eine zehnfache <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0019" n="15"/> einer höheren Politik erhielten das Uebergewicht, und die Befreiung von Europa sollte besiegelt seyn.</p><lb/> <p>Das Frühjahr 1812 sah nun <hi rendition="#g">Napoleon</hi>, mit einem auserlesenen Heere von 500,000 Mann, der Blüthe so vieler Reiche, über den Niemen ziehen. Neue ungeheure Plane der Weltherrschaft, und sein unaufhaltsames Schicksal trieben ihn, wie auf den Fittigen des Windes fort. In wildem Wahnsinn träumte er schon von Rußlands Unterjochung, und einer endlich zu begründenden Universalmonarchie. Zitternd harrten die Völker des Ausganges; sie fühlten, daß ihre Freiheit an die Unabhängigkeit von Rußland geknüpft war. In der That, wenn die Vergangenheit der Spiegel der Zukunft ist, was würde die Folge von Rußlands Besiegung gewesen seyn? Unstreitig eine gänzliche Umgestaltung des Nordens überhaupt, die Vernichtung von Preußen und Oesterreich, die Vereinigung von Deutschland und der Schweiz, mit Frankreich, die Eroberung von Spanien, Portugall, und der Türkey, die Unterjochung Englands, und damit die Universalmonarchie. Ein schimpflicher Friede hätte Rußland seiner sämmtlichen Küstenländer, seiner reichsten, vorliegenden Provinzen beraubt, und es gleichsam in die Steppen Asiens zurückgedrängt. Die gemachten Eroberungen würden theils zur Bildung eines neuen Reiches, theils zur Vergrößerung von Polen und Schweden benutzt worden seyn. Drei große französische Vasallen-Staaten, hätten dann Frankreichs Einfluß im Norden fixirt, und Dännemark keine Wahl gelassen, als die der Vernichtung, oder der Unterwürfigkeit. Aus dem Mittelpunkte dieser neuen Schöpfung, hätte ein einziger Blitzstrahl Preußen zerschmettert; während Oesterreich auf allen Seiten angegriffen, eine leichte Beute des Siegers geworden wäre, der eine zehnfache<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0019]
einer höheren Politik erhielten das Uebergewicht, und die Befreiung von Europa sollte besiegelt seyn.
Das Frühjahr 1812 sah nun Napoleon, mit einem auserlesenen Heere von 500,000 Mann, der Blüthe so vieler Reiche, über den Niemen ziehen. Neue ungeheure Plane der Weltherrschaft, und sein unaufhaltsames Schicksal trieben ihn, wie auf den Fittigen des Windes fort. In wildem Wahnsinn träumte er schon von Rußlands Unterjochung, und einer endlich zu begründenden Universalmonarchie. Zitternd harrten die Völker des Ausganges; sie fühlten, daß ihre Freiheit an die Unabhängigkeit von Rußland geknüpft war. In der That, wenn die Vergangenheit der Spiegel der Zukunft ist, was würde die Folge von Rußlands Besiegung gewesen seyn? Unstreitig eine gänzliche Umgestaltung des Nordens überhaupt, die Vernichtung von Preußen und Oesterreich, die Vereinigung von Deutschland und der Schweiz, mit Frankreich, die Eroberung von Spanien, Portugall, und der Türkey, die Unterjochung Englands, und damit die Universalmonarchie. Ein schimpflicher Friede hätte Rußland seiner sämmtlichen Küstenländer, seiner reichsten, vorliegenden Provinzen beraubt, und es gleichsam in die Steppen Asiens zurückgedrängt. Die gemachten Eroberungen würden theils zur Bildung eines neuen Reiches, theils zur Vergrößerung von Polen und Schweden benutzt worden seyn. Drei große französische Vasallen-Staaten, hätten dann Frankreichs Einfluß im Norden fixirt, und Dännemark keine Wahl gelassen, als die der Vernichtung, oder der Unterwürfigkeit. Aus dem Mittelpunkte dieser neuen Schöpfung, hätte ein einziger Blitzstrahl Preußen zerschmettert; während Oesterreich auf allen Seiten angegriffen, eine leichte Beute des Siegers geworden wäre, der eine zehnfache
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Zitationshilfe: | Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826/19>, abgerufen am 07.07.2024. |