Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

Febr.) war die Akte von Frankreichs Uebermacht. Oesterreich ward durch neue Abtretungen bedeutend geschwächt, vom Rheine wie aus der Lombardey entfernt, und Deutschland seiner letzten Festungen aufs schimpflichste beraubt. Der Friede von Amiens (1802. 27 März) war die natürliche Folge davon. England fühlte die Folgen eines so kostbaren, zehnjährigen Kampfes, und erblickte dennoch nirgends die Elemente einer neuen Coalition. So gab es, mit wenigen Ausnahmen, alle seine bedeutendem Eroberungen zurück, und erkannte überdem die neue Ordnung der Dinge in Italien an.

Schon während dieser Unterhandlungen nemlich, hatte der erste Consul große Veränderungen daselbst gemacht. Das von Oesterreich abgetretene Toscana, war ein spanisches Filialreich geworden, während die; in marinarischer Hinsicht, so wichtige Insel Elba, an Frankreich fiel. Eine Consulta der cisalpinischen Republick hatte sich, auf Buonapartes Befehl, zu Lyon versammelt, und ihn, nach seiner Vorschrift, zum Dictator einer neuen italiänischen Republick ernannt. Aehnliche Organisationen, mit gleichem Despotismus geboten, banden nun, im Laufe des Jahres 1802 Genua und Lucca, Holland und die Schweiz, an das französische System. Neapel ward durch Furcht, Spanien durch Intriguen gelähmt; Deutschland durch die Folgen des Entschädigungsplanes, theils an Frankreich gefesselt, theils durch höhere Verhältnisse neutralisiert. So sah sich der erste Consul, am Ende 1802 mit ganz Europa in Frieden, und von allen europäischen Mächten anerkannt. Doch für ihn war dieser Friede nur ein Waffenstillstand. Eben so gab er Frankreich zwar die Ruhe wieder, aber er benuzte sie blos zu der Entwickelung der innern Kraft. Recapituliren wir das Gesagte,

Febr.) war die Akte von Frankreichs Uebermacht. Oesterreich ward durch neue Abtretungen bedeutend geschwächt, vom Rheine wie aus der Lombardey entfernt, und Deutschland seiner letzten Festungen aufs schimpflichste beraubt. Der Friede von Amiens (1802. 27 März) war die natürliche Folge davon. England fühlte die Folgen eines so kostbaren, zehnjährigen Kampfes, und erblickte dennoch nirgends die Elemente einer neuen Coalition. So gab es, mit wenigen Ausnahmen, alle seine bedeutendem Eroberungen zurück, und erkannte überdem die neue Ordnung der Dinge in Italien an.

Schon während dieser Unterhandlungen nemlich, hatte der erste Consul große Veränderungen daselbst gemacht. Das von Oesterreich abgetretene Toscana, war ein spanisches Filialreich geworden, während die; in marinarischer Hinsicht, so wichtige Insel Elba, an Frankreich fiel. Eine Consulta der cisalpinischen Republick hatte sich, auf Buonapartes Befehl, zu Lyon versammelt, und ihn, nach seiner Vorschrift, zum Dictator einer neuen italiänischen Republick ernannt. Aehnliche Organisationen, mit gleichem Despotismus geboten, banden nun, im Laufe des Jahres 1802 Genua und Lucca, Holland und die Schweiz, an das französische System. Neapel ward durch Furcht, Spanien durch Intriguen gelähmt; Deutschland durch die Folgen des Entschädigungsplanes, theils an Frankreich gefesselt, theils durch höhere Verhältnisse neutralisiert. So sah sich der erste Consul, am Ende 1802 mit ganz Europa in Frieden, und von allen europäischen Mächten anerkannt. Doch für ihn war dieser Friede nur ein Waffenstillstand. Eben so gab er Frankreich zwar die Ruhe wieder, aber er benuzte sie blos zu der Entwickelung der innern Kraft. Recapituliren wir das Gesagte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <div>
              <div>
                <p><pb facs="#f0015" n="11"/>
Febr.) war die Akte von Frankreichs Uebermacht. Oesterreich ward durch neue Abtretungen bedeutend geschwächt, vom Rheine wie aus der Lombardey entfernt, und Deutschland seiner letzten Festungen aufs schimpflichste beraubt. Der Friede von <hi rendition="#g">Amiens</hi> (1802. 27 März) war die natürliche Folge davon. England fühlte die Folgen eines so kostbaren, zehnjährigen Kampfes, und erblickte dennoch nirgends die Elemente einer neuen Coalition. So gab es, mit wenigen Ausnahmen, alle seine bedeutendem Eroberungen zurück, und erkannte überdem die neue Ordnung der Dinge in Italien an.</p><lb/>
                <p>Schon während dieser Unterhandlungen nemlich, hatte der erste Consul große Veränderungen daselbst gemacht. Das von Oesterreich abgetretene Toscana, war ein spanisches Filialreich geworden, während die; in marinarischer Hinsicht, so wichtige Insel Elba, an Frankreich fiel. Eine Consulta der cisalpinischen Republick hatte sich, auf Buonapartes Befehl, zu Lyon versammelt, und ihn, nach seiner Vorschrift, zum Dictator einer neuen italiänischen Republick ernannt. Aehnliche Organisationen, mit gleichem Despotismus geboten, banden nun, im Laufe des Jahres 1802 Genua und Lucca, Holland und die Schweiz, an das französische System. Neapel ward durch Furcht, Spanien durch Intriguen gelähmt; Deutschland durch die Folgen des Entschädigungsplanes, theils an Frankreich gefesselt, theils durch höhere Verhältnisse neutralisiert. So sah sich der erste Consul, am Ende 1802 mit ganz Europa in Frieden, und von allen europäischen Mächten anerkannt. Doch für ihn war dieser Friede nur ein Waffenstillstand. Eben so gab er Frankreich zwar die Ruhe wieder, aber er benuzte sie blos zu der Entwickelung der innern Kraft. Recapituliren wir das Gesagte,<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0015] Febr.) war die Akte von Frankreichs Uebermacht. Oesterreich ward durch neue Abtretungen bedeutend geschwächt, vom Rheine wie aus der Lombardey entfernt, und Deutschland seiner letzten Festungen aufs schimpflichste beraubt. Der Friede von Amiens (1802. 27 März) war die natürliche Folge davon. England fühlte die Folgen eines so kostbaren, zehnjährigen Kampfes, und erblickte dennoch nirgends die Elemente einer neuen Coalition. So gab es, mit wenigen Ausnahmen, alle seine bedeutendem Eroberungen zurück, und erkannte überdem die neue Ordnung der Dinge in Italien an. Schon während dieser Unterhandlungen nemlich, hatte der erste Consul große Veränderungen daselbst gemacht. Das von Oesterreich abgetretene Toscana, war ein spanisches Filialreich geworden, während die; in marinarischer Hinsicht, so wichtige Insel Elba, an Frankreich fiel. Eine Consulta der cisalpinischen Republick hatte sich, auf Buonapartes Befehl, zu Lyon versammelt, und ihn, nach seiner Vorschrift, zum Dictator einer neuen italiänischen Republick ernannt. Aehnliche Organisationen, mit gleichem Despotismus geboten, banden nun, im Laufe des Jahres 1802 Genua und Lucca, Holland und die Schweiz, an das französische System. Neapel ward durch Furcht, Spanien durch Intriguen gelähmt; Deutschland durch die Folgen des Entschädigungsplanes, theils an Frankreich gefesselt, theils durch höhere Verhältnisse neutralisiert. So sah sich der erste Consul, am Ende 1802 mit ganz Europa in Frieden, und von allen europäischen Mächten anerkannt. Doch für ihn war dieser Friede nur ein Waffenstillstand. Eben so gab er Frankreich zwar die Ruhe wieder, aber er benuzte sie blos zu der Entwickelung der innern Kraft. Recapituliren wir das Gesagte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Jörn Bohr: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-21T19:45:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-11-21T19:45:39Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Nach dem Digitalisat (urn:nbn:de:bvb:12-bsb10447485-2; Signatur H. lit. u. 102m) der Bayerischen Staatsbibliothek München und dem vom Münchener Digitalisierungszentrum am 14.6.2017 bereitgestellten [OCR-]Volltext transkribiert [bzw. korrigiert] von Jörn Bohr. Stand: 15.11.2017. Die Beispiele sind im Original in einer kleineren Type als der Haupttext gedruckt. Auf eine Wiedergabe dieses typographischen Wechsels wurde bei der Transkription verzichtet. Sperrdruck im Original und Antiquasatz (für Fremdworte) wurde gleichermaßen als Sperrdruck ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826/15
Zitationshilfe: Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826/15>, abgerufen am 24.11.2024.