Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Eine selige Veränderung Worauf die Christen harren und die darinn zu suchende Beste Veränderung. Braunschweig, 1720.

Bild:
<< vorherige Seite

nen auch gleichsam folgendes zugeruffen: Ite Domini, celebrate exequias, tale funus non semper videbitis.

Die Herrn belieben jezt zur Leiche mit zu gehen, Sie werden Mann und Frau zugleich begraben sehen: Ein Casus, welcher traun nicht oft pflegt zu geschehen.

Und wer ist unter Ihnen / der nicht wissen sollte / was in diesen Tagen und in diesem Hause sich begeben? Wem ist unbekant / welcher gestalt nicht nur die weyland Hoch-Edle, Hoch-Ehr- und Tugend-Belobte Frau Margaretha Hilcken, gebohrne von Kalm, sondern (ach! ach! daß ichs sagen muß) auch ihr in die 30. Jahre hochgeschäzt- und hertzlich-geliebter Eh-Herr / der weyland Hoch-Wol-Ehrwürdige, Hoch-Edle und Hochgelahrte Herr Matthaeus Hilcke, vornehmer ICtus, wie auch des Hoch-Fürstlichen Stiftes St. Blasii hieselbst wolgewürdigter Canonicus, Vice-Dominus und Thesaurarius, dem unersättlichen Menschen-Fraße herhalten müssen? Ein Casus, sag ich /

Ein Casus, welcher traun nicht oft pflegt zu geschehen.

Zwar sind nicht beyde zugleich / sondern 11. Tage nach einander gestorben / so sind auch nicht beyde zugleich / sondern einer nach dem andern / beerdiget; Heute aber soll beyden zugleich eine öffentliche Gedächtnis-Predigt / und jetzund soll von meiner Wenigkeit beyden zugleich eine Parentation gehalten werden.

Ubermorgen sinds 3. Wochen / da mir der wolselige Herr Vice-Dominus, in diesem Zimmer auf seinem Lehn-Stuhl sitzend / anbefohl / daß ich seiner selig-verstorbe-

nen auch gleichsam folgendes zugeruffen: Ite Domini, celebrate exequias, tale funus non semper videbitis.

Die Herrn belieben jezt zur Leiche mit zu gehen, Sie werden Mann und Frau zugleich begraben sehen: Ein Casus, welcher traun nicht oft pflegt zu geschehen.

Und wer ist unter Ihnen / der nicht wissen sollte / was in diesen Tagen und in diesem Hause sich begeben? Wem ist unbekant / welcher gestalt nicht nur die weyland Hoch-Edle, Hoch-Ehr- und Tugend-Belobte Frau Margaretha Hilcken, gebohrne von Kalm, sondern (ach! ach! daß ichs sagen muß) auch ihr in die 30. Jahre hochgeschäzt- und hertzlich-geliebter Eh-Herr / der weyland Hoch-Wol-Ehrwürdige, Hoch-Edle und Hochgelahrte Herr Matthaeus Hilcke, vornehmer ICtus, wie auch des Hoch-Fürstlichen Stiftes St. Blasii hieselbst wolgewürdigter Canonicus, Vice-Dominus und Thesaurarius, dem unersättlichen Menschen-Fraße herhalten müssen? Ein Casus, sag ich /

Ein Casus, welcher traun nicht oft pflegt zu geschehen.

Zwar sind nicht beyde zugleich / sondern 11. Tage nach einander gestorben / so sind auch nicht beyde zugleich / sondern einer nach dem andern / beerdiget; Heute aber soll beyden zugleich eine öffentliche Gedächtnis-Predigt / und jetzund soll von meiner Wenigkeit beyden zugleich eine Parentation gehalten werden.

Ubermorgen sinds 3. Wochen / da mir der wolselige Herr Vice-Dominus, in diesem Zimmer auf seinem Lehn-Stuhl sitzend / anbefohl / daß ich seiner selig-verstorbe-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0047" n="43"/>
nen auch
                     gleichsam folgendes zugeruffen: Ite Domini, celebrate exequias, tale funus non
                     semper videbitis.</p>
        <l>Die Herrn belieben jezt zur Leiche mit zu gehen, Sie werden Mann und Frau
                     zugleich begraben sehen: Ein Casus, welcher traun nicht oft pflegt zu
                     geschehen.</l>
        <p>Und wer ist unter Ihnen / der nicht wissen sollte / was in diesen Tagen und in
                     diesem Hause sich begeben? Wem ist unbekant / welcher gestalt nicht nur die
                     weyland Hoch-Edle, Hoch-Ehr- und Tugend-Belobte Frau Margaretha Hilcken,
                     gebohrne von Kalm, sondern (ach! ach! daß ichs sagen muß) auch ihr in die 30.
                     Jahre hochgeschäzt- und hertzlich-geliebter Eh-Herr / der weyland
                     Hoch-Wol-Ehrwürdige, Hoch-Edle und Hochgelahrte Herr Matthaeus Hilcke, vornehmer
                     ICtus, wie auch des Hoch-Fürstlichen Stiftes St. Blasii hieselbst wolgewürdigter
                     Canonicus, Vice-Dominus und Thesaurarius, dem unersättlichen Menschen-Fraße
                     herhalten müssen? Ein Casus, sag ich /</p>
        <l>Ein Casus, welcher traun nicht oft pflegt zu geschehen.</l>
        <p>Zwar sind nicht beyde zugleich / sondern 11. Tage nach einander gestorben / so
                     sind auch nicht beyde zugleich / sondern einer nach dem andern / beerdiget;
                     Heute aber soll beyden zugleich eine öffentliche Gedächtnis-Predigt / und
                     jetzund soll von meiner Wenigkeit beyden zugleich eine Parentation gehalten
                     werden.</p>
        <p>Ubermorgen sinds 3. Wochen / da mir der wolselige Herr Vice-Dominus, in diesem
                     Zimmer auf seinem Lehn-Stuhl sitzend / anbefohl / daß ich seiner
                             selig-verstorbe-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0047] nen auch gleichsam folgendes zugeruffen: Ite Domini, celebrate exequias, tale funus non semper videbitis. Die Herrn belieben jezt zur Leiche mit zu gehen, Sie werden Mann und Frau zugleich begraben sehen: Ein Casus, welcher traun nicht oft pflegt zu geschehen. Und wer ist unter Ihnen / der nicht wissen sollte / was in diesen Tagen und in diesem Hause sich begeben? Wem ist unbekant / welcher gestalt nicht nur die weyland Hoch-Edle, Hoch-Ehr- und Tugend-Belobte Frau Margaretha Hilcken, gebohrne von Kalm, sondern (ach! ach! daß ichs sagen muß) auch ihr in die 30. Jahre hochgeschäzt- und hertzlich-geliebter Eh-Herr / der weyland Hoch-Wol-Ehrwürdige, Hoch-Edle und Hochgelahrte Herr Matthaeus Hilcke, vornehmer ICtus, wie auch des Hoch-Fürstlichen Stiftes St. Blasii hieselbst wolgewürdigter Canonicus, Vice-Dominus und Thesaurarius, dem unersättlichen Menschen-Fraße herhalten müssen? Ein Casus, sag ich / Ein Casus, welcher traun nicht oft pflegt zu geschehen. Zwar sind nicht beyde zugleich / sondern 11. Tage nach einander gestorben / so sind auch nicht beyde zugleich / sondern einer nach dem andern / beerdiget; Heute aber soll beyden zugleich eine öffentliche Gedächtnis-Predigt / und jetzund soll von meiner Wenigkeit beyden zugleich eine Parentation gehalten werden. Ubermorgen sinds 3. Wochen / da mir der wolselige Herr Vice-Dominus, in diesem Zimmer auf seinem Lehn-Stuhl sitzend / anbefohl / daß ich seiner selig-verstorbe-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_veraenderung_1720
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_veraenderung_1720/47
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Eine selige Veränderung Worauf die Christen harren und die darinn zu suchende Beste Veränderung. Braunschweig, 1720, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_veraenderung_1720/47>, abgerufen am 23.11.2024.