Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706.ich Beyfall von der Warheit und allen denen finden werde / welche jemahls die Gnade gehabt / bey Ihr. Durchl. um und an zu seyn. Ich setze dieses noch hinzu / daß es dem hochseeligsten Fürsten mit allen diesen ein rechter Ernst gewesen / und weil Er dabey die Schwachheit und Fehler wahrgenommen / mit Paulo lieber sterben / als länger sündigen wollen / und also diesen Wunsch gethan: Ich elender Mensch / wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Niemand deute den Wunsch dieses Hohen in der Welt auf Uberdruß des mühseligen Lebens; Nein / sein Leben liebte Er als eine Wolthat GOttes; um Erhaltung des Lebens war keine Artzney zu bitter / keines Brauchens zu viel / und bey dem Gebrauch unterliesse Er nimmer GOtt um den Seegen anzuruffen. Ja es zeugete von Seiner Gelassenheit / da Er einen Tag vor Seinen seeligen Ende den Gesang: HErr wie du wilt / so schicks mit mir im Leben und im Sterben etc. von selbsten anfienge / und mit brünstiger Andacht betete. Niemand deute diesen Sterbens-Wunsch auf Ungedult. Ach nein! darum seufftzete Er / und liesse andere seufftzen / Psalm. LXXIII 23. 24.daß Er biß ans Ende sagen mögte: Dennoch bleib ich stets / O GOtt / an dir / denn du hältest mich bey meiner rechten Hand. Du leitest mich nach deinem Raht / und nimst mich endlich mit Ehren an. Als ich auch in den letzten Tagen zur Beständigkeit in solcher Gedult Ihn anmahnete / war dieß die Antwort: Ach mein Creutz ist zwar schwer / mein Leyden währet lange / wenn ich aber dagegen halte das Gute / so ich bereits von meinem GOtt in so reicher Maasse genossen / und noch zu hoffen habe / kan ich meines Leydens bald vergessen; Und wie offte hat der Hochseelige Fürst seine Gelassenheit gegen Dero Durchl. Hn. Brüder / gegen die Durchl. Princeßin in so herrlichen Bezeugungen spüren lassen? Ach / sagte Er einstens / Ebr. IV, 15.wir haben einen Hohenpriester / der Mitleyden haben kan mit unserer Schwachheit. GOTT hilfft mit tragen / und so lang der mit trägt / ist alles erträglich. Das ist ein Matth. XI, 28.schöner Spruch: Kommt her zu mir alle die ihr mühseelig und beladen seyd / ich wil euch erquicken. Er hielte ich Beyfall von der Warheit und allen denen finden werde / welche jemahls die Gnade gehabt / bey Ihr. Durchl. um und an zu seyn. Ich setze dieses noch hinzu / daß es dem hochseeligsten Fürsten mit allen diesen ein rechter Ernst gewesen / und weil Er dabey die Schwachheit und Fehler wahrgenommen / mit Paulo lieber sterben / als länger sündigen wollen / und also diesen Wunsch gethan: Ich elender Mensch / wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Niemand deute den Wunsch dieses Hohen in der Welt auf Uberdruß des mühseligen Lebens; Nein / sein Leben liebte Er als eine Wolthat GOttes; um Erhaltung des Lebens war keine Artzney zu bitter / keines Brauchens zu viel / und bey dem Gebrauch unterliesse Er nimmer GOtt um den Seegen anzuruffen. Ja es zeugete von Seiner Gelassenheit / da Er einen Tag vor Seinen seeligen Ende den Gesang: HErr wie du wilt / so schicks mit mir im Leben und im Sterben etc. von selbsten anfienge / und mit brünstiger Andacht betete. Niemand deute diesen Sterbens-Wunsch auf Ungedult. Ach nein! darum seufftzete Er / und liesse andere seufftzen / Psalm. LXXIII 23. 24.daß Er biß ans Ende sagen mögte: Dennoch bleib ich stets / O GOtt / an dir / denn du hältest mich bey meiner rechten Hand. Du leitest mich nach deinem Raht / und nimst mich endlich mit Ehren an. Als ich auch in den letzten Tagen zur Beständigkeit in solcher Gedult Ihn anmahnete / war dieß die Antwort: Ach mein Creutz ist zwar schwer / mein Leyden währet lange / wenn ich aber dagegen halte das Gute / so ich bereits von meinem GOtt in so reicher Maasse genossen / und noch zu hoffen habe / kan ich meines Leydens bald vergessen; Und wie offte hat der Hochseelige Fürst seine Gelassenheit gegen Dero Durchl. Hn. Brüder / gegen die Durchl. Princeßin in so herrlichen Bezeugungen spüren lassen? Ach / sagte Er einstens / Ebr. IV, 15.wir haben einen Hohenpriester / der Mitleyden haben kan mit unserer Schwachheit. GOTT hilfft mit tragen / und so lang der mit trägt / ist alles erträglich. Das ist ein Matth. XI, 28.schöner Spruch: Kommt her zu mir alle die ihr mühseelig und beladen seyd / ich wil euch erquicken. Er hielte <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0026" n="22"/> ich Beyfall von der Warheit und allen denen finden werde / welche jemahls die Gnade gehabt / bey Ihr. Durchl. um und an zu seyn. Ich setze dieses noch hinzu / daß es dem hochseeligsten Fürsten mit allen diesen ein rechter Ernst gewesen / und weil Er dabey die Schwachheit und Fehler wahrgenommen / mit Paulo lieber sterben / als länger sündigen wollen / und also diesen Wunsch gethan: Ich elender Mensch / wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?</p> <p>Niemand deute den Wunsch dieses Hohen in der Welt auf Uberdruß des mühseligen Lebens; Nein / sein Leben liebte Er als eine Wolthat GOttes; um Erhaltung des Lebens war keine Artzney zu bitter / keines Brauchens zu viel / und bey dem Gebrauch unterliesse Er nimmer GOtt um den Seegen anzuruffen. Ja es zeugete von Seiner Gelassenheit / da Er einen Tag vor Seinen seeligen Ende den Gesang: HErr wie du wilt / so schicks mit mir im Leben und im Sterben etc. von selbsten anfienge / und mit brünstiger Andacht betete.</p> <p>Niemand deute diesen Sterbens-Wunsch auf Ungedult. 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ich Beyfall von der Warheit und allen denen finden werde / welche jemahls die Gnade gehabt / bey Ihr. Durchl. um und an zu seyn. Ich setze dieses noch hinzu / daß es dem hochseeligsten Fürsten mit allen diesen ein rechter Ernst gewesen / und weil Er dabey die Schwachheit und Fehler wahrgenommen / mit Paulo lieber sterben / als länger sündigen wollen / und also diesen Wunsch gethan: Ich elender Mensch / wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?
Niemand deute den Wunsch dieses Hohen in der Welt auf Uberdruß des mühseligen Lebens; Nein / sein Leben liebte Er als eine Wolthat GOttes; um Erhaltung des Lebens war keine Artzney zu bitter / keines Brauchens zu viel / und bey dem Gebrauch unterliesse Er nimmer GOtt um den Seegen anzuruffen. Ja es zeugete von Seiner Gelassenheit / da Er einen Tag vor Seinen seeligen Ende den Gesang: HErr wie du wilt / so schicks mit mir im Leben und im Sterben etc. von selbsten anfienge / und mit brünstiger Andacht betete.
Niemand deute diesen Sterbens-Wunsch auf Ungedult. Ach nein! darum seufftzete Er / und liesse andere seufftzen / daß Er biß ans Ende sagen mögte: Dennoch bleib ich stets / O GOtt / an dir / denn du hältest mich bey meiner rechten Hand. Du leitest mich nach deinem Raht / und nimst mich endlich mit Ehren an. Als ich auch in den letzten Tagen zur Beständigkeit in solcher Gedult Ihn anmahnete / war dieß die Antwort: Ach mein Creutz ist zwar schwer / mein Leyden währet lange / wenn ich aber dagegen halte das Gute / so ich bereits von meinem GOtt in so reicher Maasse genossen / und noch zu hoffen habe / kan ich meines Leydens bald vergessen; Und wie offte hat der Hochseelige Fürst seine Gelassenheit gegen Dero Durchl. Hn. Brüder / gegen die Durchl. Princeßin in so herrlichen Bezeugungen spüren lassen? Ach / sagte Er einstens / wir haben einen Hohenpriester / der Mitleyden haben kan mit unserer Schwachheit. GOTT hilfft mit tragen / und so lang der mit trägt / ist alles erträglich. Das ist ein schöner Spruch: Kommt her zu mir alle die ihr mühseelig und beladen seyd / ich wil euch erquicken. Er hielte
Psalm. LXXIII 23. 24.
Ebr. IV, 15.
Matth. XI, 28.
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_sterbewunsch_1707/26>, abgerufen am 28.07.2024. |