Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706.

Bild:
<< vorherige Seite

beständiger Vergnügen haben; da sich daran so viel Hinderniß funden / gestunde Er gerne / daß Er auch bey dem grösten Glück der Welt unglücklich wäre / und daher kam der Wunsch: Ich elender Mensch / wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?

Des theuren Fürsten ernstlicher Vorsatz war ja schon von vielen Jahren her in dem Christenthum nicht laulicht / sondern recht fromm zu seyn; Und so war es Ihm ein rechter Eckel die Heucheley der Menschen wahrzunehmen / und daß viele sprechen von der wahren Frömmigkeit anzuhören / aber doch die geringsten Früchte nicht zu sehen. Sein Wunsch war hingegen / eine rechte Erkäntniß von GOTT und dessen Willen aus seinem heiligen Worte zu haben / diß war der Zweck des so fleißigen unermüdeten Bibel-lesens / der Reden aus GOttes Wort und vom Christenthum / des Lesens anderer geistreicher Bücher; und gewiß / Sein Erkäntniß war lebendig und so groß / daß mancher grosser Lehrer dadurch sollen schamroth gemachet werden; Sie war lebendig durch den Glauben / die guten Wercke zeugeten davon; Sein Beten und Seufftzen war ja unabläßlich / war eyfrig / so daß Er wol eher es beseufftzet / daß das Beten zuweilen nicht so brünstig seyn wolte / als Er es gerne hätte / sich aber dabey bald aufgerichtet mit der Zusage Pauli: Daß der kindliche Geist dennoch in uns schreye AbbaGal. IV, 6. Rom. IIX, 26. lieber Vater / ja daß dieser Geist uns vertrete mit unaus sprechlichen Seufftzen. Sein Gottesdienst war gewiß ein recht Exempel; Seine Demuht und Leutseligkeit keiner zu vergleichen / als der / welche diesem Hoch-Fürstl. Hause erb und eigen ist; Seine Liebe zu GOtt als dem höchsten Gut recht feurig. Nicht ohne Vergnügen meines Hertzens erinnere ich mich des Vergnügens / so der gottselige Herr ehemahls bey einem geistreichen Buch / der Vergnügende GOtt genandt / gegen mir bezeuget.

Die Liebe zu dem Nechsten war so hertzlich / daß Sein embsiges Bemühen gewesen / es dahin zu bringen / jederman nach Vermögen wol / und niemanden Leyd zu thun. Aus dieser Liebe kam Sanfftmuht / hertzliches Erbarmen / Friedfertigkeit / und eine ungemeine Güte gegen jederman. Ich flattire und schmeichele nicht / sondern rede das / wovon

beständiger Vergnügen haben; da sich daran so viel Hinderniß funden / gestunde Er gerne / daß Er auch bey dem grösten Glück der Welt unglücklich wäre / und daher kam der Wunsch: Ich elender Mensch / wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?

Des theuren Fürsten ernstlicher Vorsatz war ja schon von vielen Jahren her in dem Christenthum nicht laulicht / sondern recht fromm zu seyn; Und so war es Ihm ein rechter Eckel die Heucheley der Menschen wahrzunehmen / und daß viele sprechen von der wahren Frömmigkeit anzuhören / aber doch die geringsten Früchte nicht zu sehen. Sein Wunsch war hingegen / eine rechte Erkäntniß von GOTT und dessen Willen aus seinem heiligen Worte zu haben / diß war der Zweck des so fleißigen unermüdeten Bibel-lesens / der Reden aus GOttes Wort und vom Christenthum / des Lesens anderer geistreicher Bücher; und gewiß / Sein Erkäntniß war lebendig und so groß / daß mancher grosser Lehrer dadurch sollen schamroth gemachet werden; Sie war lebendig durch den Glauben / die guten Wercke zeugeten davon; Sein Beten und Seufftzen war ja unabläßlich / war eyfrig / so daß Er wol eher es beseufftzet / daß das Beten zuweilen nicht so brünstig seyn wolte / als Er es gerne hätte / sich aber dabey bald aufgerichtet mit der Zusage Pauli: Daß der kindliche Geist dennoch in uns schreye AbbaGal. IV, 6. Rom. IIX, 26. lieber Vater / ja daß dieser Geist uns vertrete mit unaus sprechlichen Seufftzen. Sein Gottesdienst war gewiß ein recht Exempel; Seine Demuht und Leutseligkeit keiner zu vergleichen / als der / welche diesem Hoch-Fürstl. Hause erb und eigen ist; Seine Liebe zu GOtt als dem höchsten Gut recht feurig. Nicht ohne Vergnügen meines Hertzens erinnere ich mich des Vergnügens / so der gottselige Herr ehemahls bey einem geistreichen Buch / der Vergnügende GOtt genandt / gegen mir bezeuget.

Die Liebe zu dem Nechsten war so hertzlich / daß Sein embsiges Bemühen gewesen / es dahin zu bringen / jederman nach Vermögen wol / und niemanden Leyd zu thun. Aus dieser Liebe kam Sanfftmuht / hertzliches Erbarmen / Friedfertigkeit / und eine ungemeine Güte gegen jederman. Ich flattire und schmeichele nicht / sondern rede das / wovon

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0025" n="21"/>
beständiger Vergnügen                      haben; da sich daran so viel Hinderniß funden / gestunde Er gerne / daß Er auch                      bey dem grösten Glück der Welt unglücklich wäre / und daher kam der Wunsch: Ich                      elender Mensch / wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?</p>
        <p>Des theuren Fürsten ernstlicher Vorsatz war ja schon von vielen Jahren her in dem                      Christenthum nicht laulicht / sondern recht fromm zu seyn; Und so war es Ihm ein                      rechter Eckel die Heucheley der Menschen wahrzunehmen / und daß viele sprechen                      von der wahren Frömmigkeit anzuhören / aber doch die geringsten Früchte nicht zu                      sehen. Sein Wunsch war hingegen / eine rechte Erkäntniß von GOTT und dessen                      Willen aus seinem heiligen Worte zu haben / diß war der Zweck des so fleißigen                      unermüdeten Bibel-lesens / der Reden aus GOttes Wort und vom Christenthum / des                      Lesens anderer geistreicher Bücher; und gewiß / Sein Erkäntniß war lebendig und                      so groß / daß mancher grosser Lehrer dadurch sollen schamroth gemachet werden;                      Sie war lebendig durch den Glauben / die guten Wercke zeugeten davon; Sein Beten                      und Seufftzen war ja unabläßlich / war eyfrig / so daß Er wol eher es                      beseufftzet / daß das Beten zuweilen nicht so brünstig seyn wolte / als Er es                      gerne hätte / sich aber dabey bald aufgerichtet mit der Zusage Pauli: Daß der                      kindliche Geist dennoch in uns schreye Abba<note place="right">Gal. IV,                          6. Rom. IIX, 26.</note> lieber Vater / ja daß dieser Geist uns vertrete mit                      unaus sprechlichen Seufftzen. Sein Gottesdienst war gewiß ein recht Exempel;                      Seine Demuht und Leutseligkeit keiner zu vergleichen / als der / welche diesem                      Hoch-Fürstl. Hause erb und eigen ist; Seine Liebe zu GOtt als dem höchsten Gut                      recht feurig. Nicht ohne Vergnügen meines Hertzens erinnere ich mich des                      Vergnügens / so der gottselige Herr ehemahls bey einem geistreichen Buch / der                      Vergnügende GOtt genandt / gegen mir bezeuget.</p>
        <p>Die Liebe zu dem Nechsten war so hertzlich / daß Sein embsiges Bemühen gewesen /                      es dahin zu bringen / jederman nach Vermögen wol / und niemanden Leyd zu thun.                      Aus dieser Liebe kam Sanfftmuht / hertzliches Erbarmen / Friedfertigkeit / und                      eine ungemeine Güte gegen jederman. Ich flattire und schmeichele nicht / sondern                      rede das / wovon
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0025] beständiger Vergnügen haben; da sich daran so viel Hinderniß funden / gestunde Er gerne / daß Er auch bey dem grösten Glück der Welt unglücklich wäre / und daher kam der Wunsch: Ich elender Mensch / wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Des theuren Fürsten ernstlicher Vorsatz war ja schon von vielen Jahren her in dem Christenthum nicht laulicht / sondern recht fromm zu seyn; Und so war es Ihm ein rechter Eckel die Heucheley der Menschen wahrzunehmen / und daß viele sprechen von der wahren Frömmigkeit anzuhören / aber doch die geringsten Früchte nicht zu sehen. Sein Wunsch war hingegen / eine rechte Erkäntniß von GOTT und dessen Willen aus seinem heiligen Worte zu haben / diß war der Zweck des so fleißigen unermüdeten Bibel-lesens / der Reden aus GOttes Wort und vom Christenthum / des Lesens anderer geistreicher Bücher; und gewiß / Sein Erkäntniß war lebendig und so groß / daß mancher grosser Lehrer dadurch sollen schamroth gemachet werden; Sie war lebendig durch den Glauben / die guten Wercke zeugeten davon; Sein Beten und Seufftzen war ja unabläßlich / war eyfrig / so daß Er wol eher es beseufftzet / daß das Beten zuweilen nicht so brünstig seyn wolte / als Er es gerne hätte / sich aber dabey bald aufgerichtet mit der Zusage Pauli: Daß der kindliche Geist dennoch in uns schreye Abba lieber Vater / ja daß dieser Geist uns vertrete mit unaus sprechlichen Seufftzen. Sein Gottesdienst war gewiß ein recht Exempel; Seine Demuht und Leutseligkeit keiner zu vergleichen / als der / welche diesem Hoch-Fürstl. Hause erb und eigen ist; Seine Liebe zu GOtt als dem höchsten Gut recht feurig. Nicht ohne Vergnügen meines Hertzens erinnere ich mich des Vergnügens / so der gottselige Herr ehemahls bey einem geistreichen Buch / der Vergnügende GOtt genandt / gegen mir bezeuget. Gal. IV, 6. Rom. IIX, 26. Die Liebe zu dem Nechsten war so hertzlich / daß Sein embsiges Bemühen gewesen / es dahin zu bringen / jederman nach Vermögen wol / und niemanden Leyd zu thun. Aus dieser Liebe kam Sanfftmuht / hertzliches Erbarmen / Friedfertigkeit / und eine ungemeine Güte gegen jederman. Ich flattire und schmeichele nicht / sondern rede das / wovon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_sterbewunsch_1707
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_sterbewunsch_1707/25
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_sterbewunsch_1707/25>, abgerufen am 11.12.2024.