Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706.späte ist! wenn nur nicht unsere gar zu grosse Sicherheit uns verstockt und gar zu hart machte? Wenn der sichere / wenn der wollüstige Sünder / welchen die Eitelkeit dieser Welt gantz eingeschläffert hat / dem Tode nahe kommt / gewiß es kommt mir nicht anders vor / als wenn einen Gefangenen träumet / er lebe in der grösten Herrligkeit / wenn er aber erwacht / so siehet er sich in Ketten und Banden; Versichert / das Wesen dieser Welt ist nichts anders / als ein solcher Traum / den der Sünder hat in seinen Sünden-Schlaff / O wenn ihn der Tod nun aufwecket aus diesem Schlaff / wie wird er erschrecken vor den Banden / damit ihn Satan gefesselt hat? Euch aber / die ihr beyzeiten den Sünden-Schlaff aus den Augen gewischet / und den Himmel mit Ernst gesuchet / euch muß der Tod ein angenehmer Bote seyn: Ihr habt mit Paulo Lust gehabt an dem Gesetze GOttes / so werdet ihr auch mit ihm Lust haben abzuscheiden und bey Christo zu seyn. Die Leute welche nichts eigenes haben / und uicht wissen wo sie hin sollen / wollen nicht gerne das gemietete Hauß verlassen / wer aber was Eigenes weiß / verlässet gern das Gemietete; Unbußfertige haben keine Hoffnung zu jenem Bau / den GOtt erbauet / darum kömmts ihnen sauer an die zerbrechliche Hütte zu verlassen. Wir aber nicht also; Wir haben hier keine bleibende Städte / der Himmel aber ist unser Eigenthum; So gehen wir denn mit Lust aus der gemieteten Hütten / damit wir desto eher kommen zu unsern Eigenthum / desto eher kommen zu Christo JEsu / desto eher kommen zu der Crone / zu dem Vater / zu der Menge der Auserwehlten. Nun M. A. wir haben Pauli Sterbens-Wunsch erwogen / ihn auch zu unserer Erbauung uns / GOtt gebe fruchtbarlich zu Nutze gemacht. Es ist noch übrig diesen Wunsch auch anzusehen / als den Wunsch eines Hohen in der Welt / des Weyland Durchlauchtigsten Fürsten und Herren / Herrn Ferdinand Christian / Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Es ist leicht zu gedencken / was dieser theure Fürst vor ein Hertz und vor Gedancken gehabt / da Er diese Worte Pauli zu seinen Leichen-Spruch erwehlet. Ich werde nicht irren wenn ich sage / Er späte ist! wenn nur nicht unsere gar zu grosse Sicherheit uns verstockt und gar zu hart machte? Wenn der sichere / wenn der wollüstige Sünder / welchen die Eitelkeit dieser Welt gantz eingeschläffert hat / dem Tode nahe kommt / gewiß es kommt mir nicht anders vor / als wenn einen Gefangenen träumet / er lebe in der grösten Herrligkeit / wenn er aber erwacht / so siehet er sich in Ketten und Banden; Versichert / das Wesen dieser Welt ist nichts anders / als ein solcher Traum / den der Sünder hat in seinen Sünden-Schlaff / O wenn ihn der Tod nun aufwecket aus diesem Schlaff / wie wird er erschrecken vor den Banden / damit ihn Satan gefesselt hat? Euch aber / die ihr beyzeiten den Sünden-Schlaff aus den Augen gewischet / und den Himmel mit Ernst gesuchet / euch muß der Tod ein angenehmer Bote seyn: Ihr habt mit Paulo Lust gehabt an dem Gesetze GOttes / so werdet ihr auch mit ihm Lust haben abzuscheiden und bey Christo zu seyn. Die Leute welche nichts eigenes haben / und uicht wissen wo sie hin sollen / wollen nicht gerne das gemietete Hauß verlassen / wer aber was Eigenes weiß / verlässet gern das Gemietete; Unbußfertige haben keine Hoffnung zu jenem Bau / den GOtt erbauet / darum kömmts ihnen sauer an die zerbrechliche Hütte zu verlassen. Wir aber nicht also; Wir haben hier keine bleibende Städte / der Himmel aber ist unser Eigenthum; So gehen wir denn mit Lust aus der gemieteten Hütten / damit wir desto eher kommen zu unsern Eigenthum / desto eher kommen zu Christo JEsu / desto eher kommen zu der Crone / zu dem Vater / zu der Menge der Auserwehlten. Nun M. A. wir haben Pauli Sterbens-Wunsch erwogen / ihn auch zu unserer Erbauung uns / GOtt gebe fruchtbarlich zu Nutze gemacht. Es ist noch übrig diesen Wunsch auch anzusehen / als den Wunsch eines Hohen in der Welt / des Weyland Durchlauchtigsten Fürsten und Herren / Herrn Ferdinand Christian / Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Es ist leicht zu gedencken / was dieser theure Fürst vor ein Hertz und vor Gedancken gehabt / da Er diese Worte Pauli zu seinen Leichen-Spruch erwehlet. Ich werde nicht irren wenn ich sage / Er <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0023" n="19"/> späte ist! wenn nur nicht unsere gar zu grosse Sicherheit uns verstockt und gar zu hart machte? Wenn der sichere / wenn der wollüstige Sünder / welchen die Eitelkeit dieser Welt gantz eingeschläffert hat / dem Tode nahe kommt / gewiß es kommt mir nicht anders vor / als wenn einen Gefangenen träumet / er lebe in der grösten Herrligkeit / wenn er aber erwacht / so siehet er sich in Ketten und Banden; Versichert / das Wesen dieser Welt ist nichts anders / als ein solcher Traum / den der Sünder hat in seinen Sünden-Schlaff / O wenn ihn der Tod nun aufwecket aus diesem Schlaff / wie wird er erschrecken vor den Banden / damit ihn Satan gefesselt hat? Euch aber / die ihr beyzeiten den Sünden-Schlaff aus den Augen gewischet / und den Himmel mit Ernst gesuchet / euch muß der Tod ein angenehmer Bote seyn: Ihr habt mit Paulo Lust gehabt an dem Gesetze GOttes / so werdet ihr auch mit ihm Lust haben abzuscheiden und bey Christo zu seyn. Die Leute welche nichts eigenes haben / und uicht wissen wo sie hin sollen / wollen nicht gerne das gemietete Hauß verlassen / wer aber was Eigenes weiß / verlässet gern das Gemietete; Unbußfertige haben keine Hoffnung zu jenem Bau / den GOtt erbauet / darum kömmts ihnen sauer an die zerbrechliche Hütte zu verlassen. Wir aber nicht also; Wir haben hier keine bleibende Städte / der Himmel aber ist unser Eigenthum; So gehen wir denn mit Lust aus der gemieteten Hütten / damit wir desto eher kommen zu unsern Eigenthum / desto eher kommen zu Christo JEsu / desto eher kommen zu der Crone / zu dem Vater / zu der Menge der Auserwehlten.</p> <p>Nun M. 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späte ist! wenn nur nicht unsere gar zu grosse Sicherheit uns verstockt und gar zu hart machte? Wenn der sichere / wenn der wollüstige Sünder / welchen die Eitelkeit dieser Welt gantz eingeschläffert hat / dem Tode nahe kommt / gewiß es kommt mir nicht anders vor / als wenn einen Gefangenen träumet / er lebe in der grösten Herrligkeit / wenn er aber erwacht / so siehet er sich in Ketten und Banden; Versichert / das Wesen dieser Welt ist nichts anders / als ein solcher Traum / den der Sünder hat in seinen Sünden-Schlaff / O wenn ihn der Tod nun aufwecket aus diesem Schlaff / wie wird er erschrecken vor den Banden / damit ihn Satan gefesselt hat? Euch aber / die ihr beyzeiten den Sünden-Schlaff aus den Augen gewischet / und den Himmel mit Ernst gesuchet / euch muß der Tod ein angenehmer Bote seyn: Ihr habt mit Paulo Lust gehabt an dem Gesetze GOttes / so werdet ihr auch mit ihm Lust haben abzuscheiden und bey Christo zu seyn. Die Leute welche nichts eigenes haben / und uicht wissen wo sie hin sollen / wollen nicht gerne das gemietete Hauß verlassen / wer aber was Eigenes weiß / verlässet gern das Gemietete; Unbußfertige haben keine Hoffnung zu jenem Bau / den GOtt erbauet / darum kömmts ihnen sauer an die zerbrechliche Hütte zu verlassen. Wir aber nicht also; Wir haben hier keine bleibende Städte / der Himmel aber ist unser Eigenthum; So gehen wir denn mit Lust aus der gemieteten Hütten / damit wir desto eher kommen zu unsern Eigenthum / desto eher kommen zu Christo JEsu / desto eher kommen zu der Crone / zu dem Vater / zu der Menge der Auserwehlten.
Nun M. A. wir haben Pauli Sterbens-Wunsch erwogen / ihn auch zu unserer Erbauung uns / GOtt gebe fruchtbarlich zu Nutze gemacht. Es ist noch übrig diesen Wunsch auch anzusehen / als den Wunsch eines Hohen in der Welt / des Weyland Durchlauchtigsten Fürsten und Herren / Herrn Ferdinand Christian / Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Es ist leicht zu gedencken / was dieser theure Fürst vor ein Hertz und vor Gedancken gehabt / da Er diese Worte Pauli zu seinen Leichen-Spruch erwehlet. Ich werde nicht irren wenn ich sage / Er
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_sterbewunsch_1707/23>, abgerufen am 16.02.2025. |